Liebe Elektraa,
ich wünschte, ich hätte deinen buddhistisch-sanftmütigen (Über-)Blick auf die Dinge, denn natürlich macht man sich das meiste Drama selber und natürlich sind diese Beziehungskisten Lappalien in der Weite des Universums ;o).
Ich habe mich gefragt, was meine Lektion aus dieser Sache ist. Welche Erkenntnis habe ich gewonnen? Ich habe verstanden, dass das Timing für diese Liebesgeschichte mit A. einerseits perfekt war (weil der ganze Eustress mein Gesundheitsproblem behoben hat, A. hat meinen Körper so glücklich gemacht, dass sich die Hormonstörung nachhaltig eingepegelt hat), andererseits denkbar schlecht (beide verheiratet, nicht wirklich finanziell unabhängig, er wohl auch stark in sein Familienleben eingebunden). Außerdem haben A. und ich auch ein völlig unterschiedliches Lebenstempo - ich laufe 10 Schritte, während er 1 macht. Manchmal hab ich den "Vorteil", manchmal er, weil ich doch öfter mal wieder zurück muss, aber zuletzt ist der Abstand für ihn offenbar unüberbrückbar geworden bzw. bin ich nicht mehr bereit, so lange zu warten, bis er mir auch nur mal wieder das geringste Interesse an irgendwas zeigt, was uns betrifft. Monatelange Funkstille ist kein Zeichen von innerer Teilnahme. Es ist "ghosting". Wie tötet man einen Geist? Man erlöst ihn. Also lasse ich ihn "frei", entbinde ihn von allen Versprechungen oder selbst auferlegten Verpflichtungen mir gegenüber und er kann anfangen, mich in Ruhe zu vergessen ohne schlechtes Gewissen, das mir gegenüber früher oder später in Abneigung umschlagen würde.
Ich brauche einfach etwas "Organisation" in meinem Leben, ich mag meine Energien nicht sinnlos verstreuen in solchen üblen emotionalen Zuständen. Deshalb der Schlußstrich meinerseits.
Ich gehe in meinem Tempo durch mein Leben, denn ich beherrsche kein anderes, auch wenn ich von Umständen und Menschen in meiner Umgebung immer wieder ausgebremst werde. Ob das "Sturheit" ist oder einfach "vorgegeben" vom Leben? Mein Tempo mag sich zwar im Laufe meines Lebens verändern, aber es muss "meins" sein, d.h. verinnerlicht. Wäre A. derjenige, dessen Tempo ich annehmen sollte, dann hätte er es mir liebevoll vermitteln können, hat er aber nicht. Und selbst dann wäre immer noch nicht sicher, dass sein Tempo jemals dauerhaft meines werden kann...man geht einen Weg zusammen, und dann trennen sich die Wege...
Ich hab A. von Anfang an gesagt, ich brauche kein Drama, es ist mir zu anstrengend, ich hab versucht, Humor und Leichtigkeit in die Sache zu bringen, und es ist mir ab und zu gelungen (d.h. er ist dann darauf eingegangen). "Venus und Adonis" war - meinerseits - als freundlicher, schmeichelhafter Scherz gemeint. Aber insgesamt frag ich mich, ob er überhaupt nen Sinn für Humor hat. Er hat mir den jedenfalls nie deutlich gezeigt. Natürlich war die Beziehung für mich von Anfang an überschattet durch den "Betrug" an V., den ich ja liebe (wenn auch nicht mehr als Ehemann, so doch als besten Freund, für den ich alles mögliche tun würde). Das hat zumindest meine Heiterkeit eingetrübt und sich bestimmt auch auf A. ausgewirkt. Er versicherte mir immer, er selber habe kein Problem mit dem Thema, was ich ziemlich seltsam fand. Er sagte, er und seine Frau lebten wie Bruder und Schwester, also nicht gerade verfeindet, und dann findet er es ok, sie so zu hintergehen? Vielleicht hat er sich mit der Affäre mit mir an ihr gerächt für x Jahre sexlose Ehe? Wer weiß das schon. Aber er war eben auch nicht sehr fröhlich und heiter gestimmt auf dieser Basis. Wenn wir einander gesehen haben, ging "die Sonne auf" für uns, aber ohne einander war der Himmel halt bewölkt.
Wir konnten beide nicht raus aus unserer Haut. Ich lasse den "Geist" A. also frei, damit er Ruhe findet. Hoffentlich findet mein Geist die auch... denn das war die Absicht ... und aktuell ist es noch nicht so /
Lieber Curtis,
ich seh da auch Gemeinsamkeiten... mit V., der als Ehemann (nicht vorher!) auch am zufriedensten zuhause auf seinem Sofa zu sein schien und immer von mir animiert werden musste, mal was "Aufregendes" zusammen zu machen... ich hätte es geliebt, hätte er mich mal mit ner Reise zu meinem Geburtstag etc. überrascht, aber nö. Umgekehrt hab ich es ein paarmal gemacht, und er fand es super, das war auch nicht gespielt. Er ist nur einfach so träge, wenn es ums "Abenteuer" im Leben geht. Das bringt ihm nix. Und das hab ich nicht merken/akzeptieren wollen, und seit der Hochzeit ist es dann mal überdeutlich geworden. Er hat echt kein Problem damit, einfach regungslos im Strom des Lebens zu stehen und den um sich herum fließen zu lassen. Er muss da nicht mitschwimmen, nix ausprobieren. Nicht zu unterschätzen ist auch der Altersunterschied, der sich mittlerweile "negativ" bemerkbar macht - er hat ein anderes (Lebens-)Tempo (! sic!) als ich jetzt...
Du und deine Ehefrau seid auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit unterwegs. Du bist zu schnell/zu viel für sie. (Vielleicht war das im Anfang bei euch auch anders.) Und ich bin zu schnell/zu viel für A. und auch für V. (der ist zu langsam geworden für mich, genauso wie A., aber bei A. wollte ich es nicht glauben - der ist doch in meinem Alter...).
Und meine Entscheidung ist nun offenbar, in meinem Tempo weiterzuziehen, weil ich es nicht anders kann. Weil das Leben mir das vorgibt. Oder irre ich mich? Kann ich doch anders? Sollte ich anders können? Könnte ich die Traurigkeit des Loslassens verhindern und Leichtigkeit hineinbringen? Ich weiß es nicht. Ich habe auch keine Lust, mich an Traurigkeit zu gewöhnen, aber ich finde Loslassen sehr sehr schwer. Gerade in Bezug auf A., den ich wirklich sehr geliebt habe, mit dem ich einzigartige Erfahrungen gemacht habe. Aber A. hat immer verhindert, dass ich ihn kennen lerne, während er gleichzeitig stets behauptete, er wolle sich öffnen, damit ich ihn "lesen könne wie ein Buch". Er blieb das "Buch mit 7 Siegeln", verschwiegen und rätselhaft. Vielleicht hatte er Sorge, nicht genug spannenden Stoff bieten zu können, ein Blankobuch zu sein für mich ;o) Aber ich kann nix dafür, falls er glaubt, er müsse mir den tollen Macker vorspielen, das aber aus welchen Gründen auch immer nicht kann und deshalb lieber gar nichts mehr von sich gibt. Falls er einem "Minderwertigkeitskomplex" erlegen ist, kann ich auch nix tun für ihn. Ich strotze nun auch nicht gerade vor Selbstbewusstsein, aber mit der Zeit weiß man doch, wo die persönlichen Stärken und Schwächen liegen und man kann sich danach richten mit seinen Lebenszielen - z.B. einen Beruf wählen, in dem man Chancen auf Erfolg hat und/oder der einem Erkenntnisgewinn bringt in dem Sinne, das man sich intellektuell weiterentwickelt etc. blabla.
Das Nachsinnen nützt aber auch nichts, ich lasse ihn los, er wird seinen Weg gehen, und wenn der sich nochmal mit meinem kreuzen sollte (sehr unwahrscheinlich), dann werde ich ihn freundlich und fröhlich grüßen. Das ist der Plan! Ja, und was mache ich mit V.? Das Thema ruht jetzt erstmal, denn auch hier stehen ja "irgendwann" getrennte Wege an...
Ich finde es ganz wundervoll, dass du F. jetzt in deinem Leben hast! Es ist wie ein Geschenk, solche liebevolle Gesellschaft zu haben. Nach allem, was du für deine Ehefrau getan hast (auch wenn es ihrer Ansicht nach nicht das war, was sie brauchte) hast du es mMn verdient, aus anderer Quelle was zurück zu erhalten. So ne Art Homöostase der Liebe ;o)
Lieber Golem,
du hast recht, es kam ja auch leider nie dazu, Gemeinsamkeiten zu finden, weil A. so wenig von sich preis gab... vielleicht haben wir tatsächlich einfach keine, außer dem Interesse an Philosophie und Kunst und einer fast unheimlichen Kompatibilität beim Sex. Und gerade bei Philo und Kunst findet man Typen, die hochtrabend, arrogant und selbstwichtig vorgeben, alles zu verstehen, dabei geht es genau darum, dass das unmöglich ist - man sehe und staune und sei offen für Erkenntnis - oder dafür, dass man nicht alles begreift, was man liest/sieht/hört... also ist unsere gemeinsame Interessenbasis potenziell eine "Brutstätte" der hohlen Selbstdarstellung und des Missverständnisses. (Kein Wunder, dass die Kommunikation zwischen A. und mir nicht funktioniert. Mich kann man zwar alles fragen, aber dafür müßte man sein Schweigen brechen...huch...) Beim Sex gab es keine Kommunikationsprobleme. Aber auch nur dort.
So, ich geh mal "arbeiten"! Ich wünsche Euch allen einen super Tag, eine angenehme oder aufregende Walpurgisnacht und macht irgendwas schönes Erfüllendes am 1. Mai )
Herzliche Grüße
Venus
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