seit einiger Zeit "stagniert" der Flow in meinem Leben ganz gewaltig und ich glaube, Ihr/Euer Input könnte mir helfen, meine Situation aus anderen Perspektiven wahrzunehmen. Ich brauche mal "fremde" Eindrücke zu meiner Geschichte, die ich versuche hier kurz zusammenzufassen:
Ich befinde mich in meiner "Lebensmitte", wirke ca. 15 Jahre jünger. Vor 5 Jahren - auf den Tag heute - habe ich meinen Lebenspartner (14 Jahre älter als ich), mit dem ich 12 Jahre zusammen war, geheiratet. Vor 3 Jahren habe ich die Chance bekommen, einen seit Jahren ungeliebten Job mit hoher Abfindung zu verlassen und endlich meinen Traum eines Studienabschlusses zu erfüllen.
Kurze Retrospektive: Aus finanziellen Gründen konnte ich mein 1. Studium nicht abschliessen - ich musste die Hälfte vom BaFÖG zuhause abgeben, fand keine andere Wohnmöglichkeit und auch keine Arbeit in der Provinz, in der ich aufgewachsen bin. Daraufhin habe ich eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin gemacht und fand sofort eine Anstellung, Geld für Auszug etc. haben mir Freunde geliehen und dann hab ich mich quasi finanziell etabliert durch diese Tätigkeit (die ich allerdings nie mit Freude ausübte). Nach einigen Jahren wechselte ich das Bundesland und nun lebe ich endlich in der urbanen Umgebung, die mir zusagt.Doch immer habe ich es meiner (alleinerziehenden) Mutter übel genommen, dass sie mich nicht unterstützen wollte, mich im Grunde für ihr trauriges Leben verantwortlich machte (ich hatte ihre Lebenspläne durchkreuzt, wie sie nicht müde wurde mir meine gesamte Kindheit lang zu versichern.) Nicht nur aus diesem Grunde hatten und haben wir eine stark belastete Beziehung. (Aktuell ist wieder Funkstille, weil sie meinem Mann üble - erfundene - Dinge über mich erzählte, und er das völlig erschüttert an mich weitergab.) Aber das ist nur ein "Nebenschauplatz" im Beziehungschaos meines Lebens und glücklicherweise nun fast 300 km entfernt!
Ich bin also vor drei Jahrern in ausdrücklicher Abstimmung mit meinem Mann (im Bezug auf unsere finanzielle Situation - ich hatte den besser bezahlten Job) glücklich und aufgeregt zurück an die Uni, habe Kunstgeschichte, Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert und dann meinen BA-Abschluß in Medienkulturwissenschaften gemacht und daneben zeitweise im Institutssekretariat der Universität für den geschäftsführenden Prof. gearbeitet. Mittlerweile habe ich das Masterstudium begonnen, die BA-Note steht aber noch aus. (Mein bisheriger Notendurchschnitt war so gut, dass ich den NC auf jeden Fall schaffen werde, deshalb darf ich schonmal vorläufig bei den Mastern "mitspielen" ;o)).
Vor 1 Jahr nun ist mir etwas geschehen, womit ich niemals gerechnet hätte - ein gleichaltriger Kommilitone hat sich in mich verliebt und aus anfänglich reiner Neugier meinerseits (so dachte ich) entwickelte sich eine leidenschaftliche Liebesaffäre. Bis dahin wähnte ich mich glücklich verheiratet, wenn auch nach ca. 17 Jahren ein wenig die Luft raus und Sex mit meinem Mann für mich ok, aber oft irgendwie "mühsam" war. Aber ich habe nicht bewußt "etwas" vermißt! Mein Kommilitone ist leider ebenfalls verheiratet, lebt seit nunmehr 7 Jahren sexlos mit seiner Frau im gemeinsamen (geerbten) Haus zusammen. Wir leben in der gleichen Stadt.
Seit diesem Jahr treibt es mich durch das Leben von Gefühlswelle zu Gefühlswelle. Während ich das anfangs trotz Stress und moralischer Bedenken noch als erfüllend und beglückend erlebt habe und ich daraus Energie für mein Studium und Lebensfreude "für alle" schöpfte, hat sich doch nach einigen Monaten herausgestellt, dass ich mehr und mehr mit alten Verlustängsten konfrontiert werde, die mich lähmen. Und auch A., der Mann, in den ich mich verliebt habe, den ich glaube ich inzwischen tatsächlich liebe, scheint seine Schwierigkeiten zu haben, denn er zieht sich immer wieder wochen- oder sogar monatelang zurück, hat Gesundheitsprobleme und vermutlich auch noch andere. Im Gegensatz zu mir wurde er in seinem Studium immer vor den Klausuren krank (bei mir geschah das oftmals danach), so dass er auch immer noch keinen Abschluss hat. Seit Ende August haben wir uns nicht mehr gesehen, sehr sporadischer Kontakt erfolgt nur über whatsapp und ich muss sagen, das ist keine besonders erfolgreiche Kommunikation. Zudem scheint er dieses Semester zu pausieren, an der Uni sehe ich ihn nicht.
Es ist paradox:einerseits "kenne" ich ihn und weiß, dass wir eine gemeinsame Wahrheit haben, denn ich habe in sein Herz gesehen ("Poesietriggerwarnung" ;o)) - andererseits "kenne" ich ihn im konventionellen Sinne überhaupt nicht, denn über banale Lebensthemen redet er fast nie. Mein angelerntes Mißtrauen hat hier natürlich längst eingesetzt, aber ich "weiß", dass das nicht förderlich ist.
Ich "weiß" intuitiv, dass er eine Beziehung mit mir will. Und genauso weiß ich um die Möglichkeit, dass seine Rückzüge auch das Gegenteil bedeuten könnten. (Fette Diskrepanz zwischen Aussage und Handlung)
Ich habe eigentlich ein erfülltes, buntes Leben, ich habe viele liebe Freunde, körperliche und geistige Herausforderungen bei Sport und Uni und das Studium gibt mir kreativen Input für "meine" Kunst. Das ist alles, was ich im Leben will: Lieben, Lernen (gerne auch Lehren), mich mit Kunst beschäftigen bzw. welche produzieren.
Mein Plan ist eine schrittweise, respektvolle Trennung von meinem Mann, den ich liebe, aber für den ich die erotische Liebe nicht mehr empfinde. Er ist aber mein bester Freund, und wir haben uns immer gegenseitig unterstützt in allen Härtephasen unseres gemeinsamen Lebens, und davon gab und gibt es viele.
Mein Plan ist nicht, dann gleich in die nächste Beziehung zu starten (den Plan könnte ich eh nur alleine machen, s.o....), sondern ich will/muss erstmal zu mir selbst finden - erst ein Atelier/Arbeitsplatz mieten, dann eigene Wohnung... Die Umsetzung ist schwierig genug, denn dazu benötige ich einen Job, der mir die Mietfinanzierung ermöglicht, und außerdem will ich diesen Master-Abschluss. Ich möchte eigentlich auch in meinem Forschungsfeld arbeiten später und nicht in irgendeinem Sekretariat versauern. Ein paar "gute Arbeitsjahre" habe ich ja noch bis zur Rente!
Aktuell bin ich aber völlig freudlos und fühle mich wie kurz vor einer Depression, denn A. hat sich mal wieder zurückgezogen und statt endlich Erfüllung in meinem eigenen Leben zu finden fühle ich mich leer und traurig. Es ist nun bereits die zweite längere Rückzugsphase dieser Art und ich komme damit nicht zurecht, weil er keine "Begründung" liefert. Ich würde mitteilen, dass ich ne Pause brauche, wenn das der Fall ist, er aber nicht. Wir sind da sehr verschieden. Ich weiß nicht, wie es ihm geht, ob er "glücklich" ist mit der Situation, ich weiß eben nichts.
Aber ich weiß, mein Mann ist nicht glücklich mit unserer sexlosen Beziehung seit 1 Jahr, doch er liebt mich auch so... wüßte er um den "Betrug", wäre er allerdings mit Sicherheit extrem enttäuscht und verletzt. Mir würde es nicht helfen, mit ihm darüber zu reden, für mich ist die Begegnung mit A. und diese ekstatische Sexualität ein "Weckruf" gewesen (für Leidenschaft, Lebensfreude und kreative Schübe, zu denen ich fähig bin und die jahrelang "verschüttet" waren), und gleichzeitig ist meine alte gemütliche freundliche (Gefühls-)Welt mit meinem Mann unwiederbringlich zerstört. Das macht mich so traurig, besonders für ihn, denn ich weiß, er möchte mit mir den Rest seines Lebens verbringen. Und ich habe so gar keine Ahnung, wie "der Rest meines Lebens" aussehen wird...
Manchmal frage ich mich, ob es sich "lohnt" weiterzuleben, ich fühle mich kraftlos und ausgelaugt, und dabei ist mir schon klar, dass ich "eigentlich" ein sehr gutes Leben habe. Ich kann es nur nicht schätzen momentan, ich "fühle" es nicht. Ich stecke fest. Mein Geist blockiert beim Lernen. Mein kreativer Fluß ist gehemmt. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, um meine Ziele zu erreichen ob dieser Blockaden. Sind das meine Schuldgefühle und Verlustängste mal wieder? Steh ich mir mit meinem Riesen-Ego vs. "Minderwertigkeitskomplex" selbst im Weg? Ich fühle nichts mehr von meiner sonst ausgeprägten Abenteuerlust und Neugier auf das Leben.
Hat jemand Tipps/Anregungen zur Überwindung oder sonstige Ideen?
Übrigens liegt mein Stimmungstief nicht am Wetter, denn ich liebe den Herbst, und im letzten Herbst war für mich der Himmel immer blau und das Leben wundervoll trotz Regen, Sturm, Dunkelheit (gut, da war ich auch heftigst frisch verliebt)...und es liegt auch nicht an Hormonschwankungen, zumindest nicht laut Blutbild.
Sorry, jetzt habe ich einen "Roman" geschrieben, danke schonmal an alle, die sich bis hierhin durchgekämpft haben.
Herzliche Grüße
"Venus"
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