Nee, so ganz vorbei ist das sicher nicht. Es ist aber eben wahrscheinlich auch kein so einfach zu beschreibendes Thema: Global dürfte es vielen ähnlich gehen, im Detail spielen dann aber für den Einzelnen sicher verschiedene Aspekte und eben der individuelle Werdegang eine Rolle.
Und je mehr ich darüber nachdenke (ja, ich denke viel darüber nach ), umso mehr gelange ich zu der Überzeugung, daß ich mein Detailproblem eigentlich schon lange eingegrenzt habe:
- Verlust- und Verlassensängste
- Ein paar entsprechend prägende Kindheitserlebnisse; hatte ich ja auch ansatzweise schonmal geschildert, glaube ich.
- Während des Studiums Stabilisierung, Festigung, „die bisher schönste Zeit“, eigentlich alles perfekt, Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen, etc.
- Dann nach und nach die ersten einschneidenderen Verlusterfahrungen, aber eben doch recht komprimiert innerhalb von wenigen Jahren
- Quasi eine Glorifizierung der „schöneren“ Vergangenheit: Bewertung von Gegenwart und Zukunft an diesem Maßstab
- Wehmut darüber, was vorüber ist – anstatt genießend davon zu zehren
- Befürchtungen in Bezug auf das, was in der Zukunft zwangsläufig alles noch in der Art geschehen wird, jetzt, wo es mit den ersten Verlusten angefangen hat. Dabei habe ich manchmal wirklich echte Blitzlichter davon, wie ich älter und älter werde und mehr und mehr Verluste erleide und „alleiner“ werde.
- Zusätzlich hier und da Langeweile und Unlust in Bezug auf Dinge und Tätigkeiten, die ich schon dutzend- und hundertfach durchgeführt habe. Wobei ich mir hier nicht sicher bin, ob das Teil der Ursache oder eher ne Folgeerscheinung ist.
=> Unterm Strich wahrscheinlich ne „klassische“ Midlife-Crisis mit ausgeprägten depressiven Phasen, in der jüngste Kindheits- und frühe Jugenderfahrungen plötzlich nochmal hoch- und überkochen. Gepaart sicher auch mit einem latent schlechten Gewissen bzgl. einiger Dinge, in denen ich vielleicht etwas hätte anders oder scheinbar besser machen können (oder auch nicht) und es nicht getan habe.
Viel anders kann ich es mir ehrlich gesagt kaum erklären, egal, wie oft ich es im Kopf hin- und herwälze. Ich wüßte echt nicht, was da sonst noch schlimmes in mir schlummern sollte…
Wenn ich jetzt wie gesagt nur heraushätte, wie ich das eingerenkt bekomme… muß ja nicht von heute auf morgen sein, das habe ich mittlerweile gelernt, jibbet eh praktisch nicht.
Aber wie mache ich meinem Unterbewußtsein klar, daß ich keine Verlust, Verlassens- und Einsamkeitsängste zu haben brauche: Die Kindheit und Jugend ist vorüber, die Zeit danach war toll, die Gegenwart ist es unterm Strich auch – ich steh ja nun wirklich nicht mal ansatzweise allein da. Und klar wird mir die Zukunft weitere Verluste bringen, aber doch nicht morgen oder übermorgen, sondern im Laufe von Jahrzehnten. Und selbst dann ist ja nicht gesagt, daß ich „am Ende“ wirklich der Letzte und quasi allein bin – irgendjemand, der zu mir hält, wird mich immer überleben und für mich da sein.
Wie bekomme ich diese rationale Sichtweise meinem besorgten Unterbewußtsein klargemacht…? Woran klammere ich mich da genau…? Das raff ich irgendwie noch nicht.
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