zunächst mal ein paar kurze Worte zu mir, weil ich ja neu im Forum bin und so die Hilfestellung wahrscheinlich auch etwas leichter fällt:
Ich bin 36 Jahre alt, männlich, verheiratet, hab einen 3,5 Jahre alten Sohn, und meine Frau und ich sind beide voll berufstätig, ich als leitender Angestellter im mittleren Management. Ich habe einen ausgeprägten Hang zum Perfektionismus, tue mich schwer, auch mal "nein" zu sagen (obwohl ich es mittlerweile öfter tue, dann aber nicht selten ein schlechtes Gewissen habe), und will es eigentlich immer jedem recht machen. Und bis zur Geburt des Kleinen im Sommer 2010 hatte ich trotz Jobs ne Menge (Frei)Zeit für mich und meine Frau.
Mein Problem:
Ich knabber nun schon seit bestimmt 1,5-2 Jahren massiv mit Streßproblemen und allen ("gemäßigten") Begleiterscheinungen rum.
Angefangen hat es im Frühjahr 2011 mit einer ersten Gastritis und einem kleineren Nervenzusammenbruch, beides verging erstmal wieder, und ich hatte bis Februar 2012 Ruhe.
Seit Februar 2012 nun hab ich meine Gastritis dauerhaft, aber dank Pantoprazol 20mg hab ich sie eigentlich ganz gut erträglich erstmal im Griff.
Trotzdem überkommen mich alle paar Wochen bis Monate kleinere bis größere psychische/nervliche Attacken: Dann fühlt sich mein Brustkorb enger an, mein Herz klopft spürbar stärker, mir wird wirklich mehr oder minder alles zuviel - mitunter selbst Aufstehen und Essen -, und vor allem alles übrige, was eben auch wirklich getan werden "muß" (sich um den Kleinen kümmern, spielen, im Haushalt unterstützen, aber natürlich auch arbeiten gehen, etc.). Manchmal bekomme ich diese Attacken ganz gut von allein wieder in den Griff, manchmal hab ich regelrechte Zusammenbrüche mit Tränen, dicken schwarzen Wolken und absoluter Unlust und Hoffnungslosigkeit. Dann sehe ich auch meist erstmal keinen Ausweg aus alledem, und dann kommt zu dem engen Gefühl im Brustkorb und dem Herzklopfen auch ne leichte Panik hinzu.
Im Augenblick habe ich gerade wieder so ein Phase, genauer seit Montag/Dienstag etwa:
Ich war an beiden Tagen Zuhause wegen einer Erkältung, hatte mich schon am Wochenende davor bescheiden gefühlt.
Am Dienstag ging's mir dann rein von der Erkältung wieder halbwegs - dafür geht's bei mir seit Dienstag psychisch wieder bergab. Davor ging es mir bestimmt 3-4 Monate relativ gut - meine Gastritis geht eben nicht ganz weg, und der ganze Streß ist eben auch da -, aber irgendwie hat alles gut geklappt. Ich hab auch versucht, alles so positiv wie möglich zu sehen.
Aber seit Dienstag etwa klappt das irgendwie plötzlich nicht mehr:
Fast alles ist grau (trotzdem freue ich mich durchaus noch an einigen Dingen, z.B. dem Kleinen, wenn er nicht grad Streß macht ), und selbst meine Hobbies und daran zu denken - Computer-spielen, lesen, Modellbau, Fahrrad-fahren - bereitet mir keine Freude mehr. Schon der Gedanke daran, ne Runde Skyrim zu spielen, löst gedanklich Streß aus, obwohl ich seit 20 Jahren am PC spiele und immer viel Spaß damit hatte.
Hinzu kommt immer mal wieder eine massive innere Unruhe, daß ich am liebsten richtig austitschen und irgendwas zur Befreiung gegen die Wand feuern möchte, das Engegefühl in der Brust, mal ne leichte Panik, und vorgestern und heute Mittag dann auch Tränenausbrüche.
Dabei kann ich noch nicht mal genau sagen, was mich genau stört - mir ist fast alles zuviel, ich sehe aktuell irgendwie nur riesig große "Müssen"-Berge inkl. Essen und mit dem Kleinen spielen.
Kurz: Ich fühl mich grad mal wieder irgendwie wie ein Wrack.
Und daß meine Frau trotz aller Liebe, Fürsorge und Verständnis schwer "begeistert" ist, brauch ich wahrscheinlich nicht extra zu erwähnen...
Ich hab in den letzten Jahren, seitdem ich so mit dem Streß zu kämpfen habe, schon etliches ausprobiert bzw. umgesetzt:
- 1,5 Jahre Yoga (allerdings vor 2 Monaten dann abgebrochen, weil auch das mehr und mehr "Muß" wurde und die Trainingszeit ungünstig verlegt wurde)
- Joggen - aber sehr unregelmäßig; der große Jogger bin ich irgendwie nicht
- diverse Entspannungs- und Atemübungen (dem Yoga sei dank )
- bestimmt ein halbes Dutzend an diversen Ratgebern gelesen zu den Themen Entspannung, Gelassenheit, Streß, Burn-out-Prävention
- Seit Dezember 2012 bin ich auch bei einem Psychotherapeuten. Allerdings ist seit rund 6 Wochen kein Termin mehr möglich gewesen, weil sich der Therapeut auf drei Terminanfragen meinerseits noch nicht wieder zurückgemeldet hat. Und da es mir bis letzte Woche Dienstag verhältnismäßig (sehr) gut ging, hab ich das dann auch erstmal laufen lassen. Aktuell habe ich wieder um Rückruf gebeten.
- Erst gestern Abend habe ich wieder ein längeres Gespräch mit meiner Frau geführt, die mir auch wieder sagte, ich solle nicht alles so eng sehen und sie hätte Verständnis für mich. Daraufhin dachte ich dann auch, es ginge ab jetzt wieder aufwärts... wie schon das ein oder andere Mal in der Vergangenheit...
... und dann kam vor 2-3 Stunden der Nervenzusammenbruch mit Tränen... :/
Es ist so irre schwer (gewesen), sich zusammenzureißen und einfach "nur" zu tun, was zu tun war (und das war eigentlich nicht viel: Ich sollte grad mal den Kleinen in seinen Mittagsschlaf kuscheln...).
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich will aus diesem ganzen Dilemma raus, aber ich weiß nicht wie.
Ich seh den Weg nicht. Manchmal denk ich mir, einzig der Tod brächte die ersehnte Lösung, mein Herz bräuchte nur mal zu Schlagen aufzuhören - aber selbstverständlich will ich das auch nicht: Ich hänge an meinem Leben, es ist das einzige, das ich habe und kenne.
Trotzdem kann das so nicht weitergehen. Noch 30-50 Jahre in einem solchen Zustand erscheint mir wie die Hölle auf Erden.
Ich habe festgestellt, daß ich in den letzten Tagen, wahrscheinlich schon 1-2 Wochen, wieder verstärkt nur in "Problemen" denke. Und mein Job - auf den ich jetzt noch nicht näher eingegangen bin - ist inkl. bescheidenem Chef und schwacher Mitarbeiter alles andere als ein Zuckerschlecken. Manchmal komm ich abends nach Hause und hab kaum noch genug Power, mit dem Kleinen zu spielen, ein Buch zu lesen oder auch nur TV zu gucken - dann schreit alles in mir nach dem Bett.
Aber es wird doch irgendwie eine Möglichkeit geben, daß ich wieder mehr in "Lösungen" denke.
Daß ich mehr "Können" und Spaß an allem mögliche wiederentdecke - statt "Müssen", Pflicht und Frust.
Und ich möchte für meine Familie da sein - aber ich will das auch nicht "müssen" - ich weiß: Das sind jetzt fast Haarspaltereien, aber da sich Streß im Kopf abspielt, versteht ihr vielleicht, was ich meine.
Was bei mir sicher irgendwo auch zu kurz kommt in den letzten Jahren mangels Zeit und Prioritäten, ist Ruhe und echte Entspannung. Auch, weil ich meine freie Zeit dann doch auch gern vor dem PC, dem TV oder dem Basteln verbringe - ich hab eh zuwenig Zeit dafür.
Aber es kann doch nicht sein, daß meine "Akkus" so leer sind, daß ich noch nicht einmal für meine alten, geliebten Hobbies Zeit und Lust habe?!?
Tja - und deswegen hab ich mich heute hier angemeldet und euch mein Problem geschildert.
In der Hoffnung, daß einige unter euch mich besser verstehen als mein direktes Umfeld und vielleicht ein paar praktische Tipps haben, wie ich aus der Nummer (dauerhaft) rauskommen kann.
Und hier schonmal ein dickes Dankeschön an euch alle, die bis hierhin gelesen haben
alex_77
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