Hallo Tired,
Eine Bemerkung in Deiner Antwort hat mich wieder sehr zum Grübeln gebracht.
Ich glaube, ich ticke doch ganz schön schräg!
Im Ernst, ich denke oft, dass ich nicht bin wie andere.
Ich bin einerseits ein sehr nachdenklicher und melancholischer Mensch, andererseits habe ich nie etwas so richtig ernst genommen. Habe mich oft wie ein Kind verhalten.
Eben fiel mir ein, was ich mir am Arbeitsplatz für Eskapaden geleistet habe. Für eine Sache schäme ich mich besonders.
Mein Vater hatte mir nach der Ausbildung einen Aushilfsjob in der Firma besorgt, in der er arbeitete. Leider hatte ich auf die Arbeit wenig Lust. Ich war auch zu sehr mit meinem ersten Freund beschäftigt. Ich arbeitete in einem Großraumbüro und hatte an einem Tag nichts besseres zu tun als ich mich an einen leeren Schreibtisch zu setzen und mit meiner Freundin zu telefonieren.
Haarklein erzählte ich ihr von meinem ersten Sex und diskutierte mit ihr über das Schwangerschaftsrisiko.
Und wunderte mich im nachhinein, warum die Angestellten nicht mehr so freundlich waren und teilweise auch so komisch grinsten.
Als ich später meinen guten Job bei einem bekannten Unternehmen hatte, hatte ich nur meinen Bekannten aus der Türkei im Kopf, mit dem ich damals die Affäre hatte. Er rief oft im Büro an und als Wiener begrüßte er dann die Kolleginnen, die gerade ans Telefon gingen mit "Küss die Hand, gnädige Frau".
Sie lachten sich tot über mich. Peinlich war es mir aber kein bißchen.
Tja, und als ich heute von der ARGE nach Hause ging, dachte ich allerdings voller Scham an ein Erlebnis im Stadtpark, an dem ich vorbei kam.
Ich hatte kurz nach dem Tod meiner lieben Oma einen Bekannten übers Internet. Wir telefonierten jeden Tag und er war in der schweren Zeit der einzige Ansprechpartner für mich.
Ich freute mich total, als er mir vorschlug, mich im Sommer für eine Woche mit seiner Frau zu besuchen.
Ich wollte nichts von ihm, sah das ganze rein freundschaftlich.
An einem Nachmittag wollten wir beide allein in die Stadt, weil seine Frau müde war und bei mir auf der Couch eingeschlafen war.
Unterwegs überkam es uns. Wir küssten uns immer wieder und suchten einen Ort, wo wir allein sein konnten.
Wir landeten im Stadtpark und hatten Sex zwischen den Büschen. Toll war es nicht, da wir immer auf Spaziergänger achten mussten, aber ich wollte endlich mal wieder Liebe und Leidenschaft spüren.
Nicht im Traum dachte ich auf dem Nachhauseweg an seine Frau, sondern war total beschwingt.
Wir gingen noch in eine Bäckerei, weil wir bei mir Kaffee trinken wollten. Ausgerechnet da stand eine ehemalige Lehrerin hinter uns und musterte mich so komisch. Hinterher sah ich, warum. Meine Hose war voller Grasflecken und es hingen auch ein paar Zweigreste dran!
Am nächsten Tag hatten wir noch mal Sex.
Kurz vor der Abreise beichtete er seiner Frau, dass er mit mir geschlafen hatte. Erst da wurde mir bewusst, was ich getan hatte, als sie nur traurig und fassunglos zu mir sagte: Und ich dachte, Du wärst ein Kumpel!
Zu dieser Zeit besuchte ich noch die Selbsthilfegruppe für Trauerbegleitung und erzählte dort ganz freimütig von meinem Besuch und dass der Mann und ich uns näher gekommen waren. Konnte nicht verstehen, warum eine Frau entsetzt fragte, warum ich denn mit ihm geschlafen habe.
Tired, Du denkst jetzt bestimmt wieder, warum ich sowas hier rein schreibe.
Ich habe niemanden zum Reden, und irgendwie gehört es ja auch zum Thema Partnerschaft.
Ich habe viele Fehler gemacht.
Deshalb mache ich mir ja auch soviele Gedanken, ob ich wirklich in der Lage wäre, ein Kind großzuziehen.
Könnte ich ihm wirklich ein Vorbild sein?
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