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  • RE: Kalle, weil du es bist


    bist du sicher ? so hätte ich das nie von mir aus geschrieben......aber ich hab noch fachbücher dazu...da kann ich ja später mal reinschauen......

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    • RE: wahrnehmung


      Die Feststellung, dass die von mir erlebte Welt des Ich, meines Körpers und des Raumes um mich herum ein Konstrukt des Gehirns ist, führt zu der vieldiskutierten Frage: Wie kommt die Welt wieder nach draußen? Die Antwort hierauf lautet: Sie kommt nicht nach draußen, sie verlässt das Gehirn gar nicht. Das Arbeitszimmer, in dem ich mich gerade befinde, der Schreibtisch und die Kaffeetasse vor mir werden ja nur als »draußen« in Bezug auf meinen Körper und mein Ich erlebt. Diese beiden sind aber ebenfalls Konstrukte, nur ist es so, dass mit der Konstruktion meines Körpers auch der zwingende Eindruck erzeugt wird, dieser Körper sei von der Welt umgeben nnH stehe in deren Mittelpunkt. Und schließlich wird [...] ein Ich erzeugt, das das Gefühl hat, in diesem Körper zu stecken, und dadurch wird es erlebnismäßig zum Zentrum der Welt.

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      • RE: Ach juliane


        du übertreibst.....

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        • RE: wahrnehmung


          dito:

          <http://www.m-ww.de/foren/read.html?num=16&id=37734&thread=37547>

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          • RE: wahrnehmung


            Privatbemerkung am Rande: Immer wieder schön zu sehen, was die rechtschreibreformierten Texte aus den Inhalten machen.
            Reformdeutsch (aus dem letzten Abschnitt): ... wir müssen uns im Klaren sein... - da les ich fatale Anklänge an "ein Bier und ein Klaren"... und der wäre in dem Falle wohl eher hinderlich...
            J.

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            • RE: wahrnehmung


              ich mag reformen überhaupt nicht, und bin ein konservativer

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              • RE: Ach juliane


                eingentlich nicht ? ne erlich, wen jemand für mich redet oder standig anderst aufnehmt, als das was ich sage, das heisst immer recht und links vertehen will, dann wurde ich durschdrehen, aber eingentlich nicht wirklich durschdrehen, den ich wurde die flucht noch vorne bevorzugen bevor ich meine eingene identität von mir in frage gestelt wird.
                Kennst du es wen du etwas sagst und du dann das drehen und wenden kannst wie du willst und eine andere person versucht dich ständig zu überzeugen, das du anderst tickt ?

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                • RE: wahrnehmung


                  Solche Theorien bröckeln gerne, wenn man sich mal die Hand am Bügeleisen verbrennt oder so...
                  J.

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                  • RE: wahrnehmung


                    ich verletze mich aber sehr gern, weil ich dann endlich mal Zuwendung bekomme und ernst genommen werde

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                    • RE: wahrnehmung


                      Von wehm? von dir ?

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                      • RE: wahrnehmung


                        Das glaub ich dir gern. Verbrochen haben das (die Fassung, meine ich), woraus du zitiert hast, andere. Das Konservative hat leider - nicht für mich, aber für viele, auch hier im Forum - einen ganz schlechten Ruf.
                        J.

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                        • RE: wahrnehmung


                          juliane...du bist ein as !!! ( oder wie schreibt man das jetzt) das ist kein vorwurf an die intelligenzia hier...aber wegen dem klaren fehlt mir auch gerade irgendwie der angelpunkt, als solches.....und du hast schon recht mit dem bügeleisen, den bäumen usw.....

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                          • RE: wahrnehmung


                            Sehe ich nicht so, nicht mal in den forum, es gibt hier viele konservativen, aber sie sind flexible, dann ?was sprischt dagegen ?

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                            • RE: wahrnehmung


                              Noch so'n Ding, das gerade schwer angesagt ist: der Borderlineismus. Vor ein paar Jahren noch waren's die multiplen Persönlichkeiten... Man kommt gar nicht mehr nach, so schnell dreht sich die Welt.
                              J.

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                              • RE: Ach juliane


                                sicher , sicher.... kenn ich das ! aber das hat mit uns ja gar nichts zu tun...ich mache meistens spaß oder verstehe dich auch oft nicht....ich könnte natürlich so tun als ob.....

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                                • inwiefern ?


                                  Meinst Du, jemand fühle Deinen Verbrennungsschmerz mit??
                                  Was bröckelt da an Theorie? Gerade Dein körperliches Empfinden wird wohl kaum nach aussen gelangen und mitgefühlt werden.

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                                  • RE: wahrnehmung + kalle


                                    Kalle, you made my day! Schon mit dem ersten Satz...
                                    Überglücklich usw.
                                    J.

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                                    • RE: wahrnehmung


                                      Ich denke oft das die leute zu viel infos haben und das jeder das irgentwie auf seine art dann umzetz, heute es ist deprie weill man mal weint, dann es ist isterisch weil man mal schreit... und so weiter.

                                      Kommentar


                                      • RE: wahrnehmung


                                        und ich wollte gerade sagen...natürlich verletzt sie sich selbst, das ist jetzt total schick.....wahrscheinlich wieder zu provokant....aber im fernsehen hört man jetrzt oft sowas.....irgend eine prominente macht das doch......war es uschi glas....nein.......

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                                        • RE: Ach juliane


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                                          Aber das du mich nicht versteht, liegt es an der rechtschreibung ?

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                                          • RE: info


                                            Vielleicht ist ein Problem hier, daß die Leute eben "info" haben und nicht mal "Information", geschweige denn "Wissen"... wie war das noch mal mit der integrierten Persönlichkeit?
                                            J.

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                                            • RE: wahrnehmung


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                                              • Neugier als Verpflichtung


                                                das Bewährte bewahren und vorsichig Neues integrieren :

                                                Neugier als Verpflichtung

                                                Warum der Mensch unentwegt weiterforschen muss.

                                                Neugier, das Verlangen, Verborgenes aufzudecken, ist angeboren. Sie dient dem Weiterleben, weil sie Wissen schafft, mit dem Entwicklungen vorausgesagt und Verhaltensstrategien optimiert werden können.
                                                Weil Unentdecktes nicht voraus gewusst werden kann, muss Neugier ungerichtet sein. So kommt es, dass sie nicht nur brauchbare Erklärungen liefert, sondern fortwährend unsere Erfah¬rungshorizonte weitet, den Schichten vorgefundener Wirklichkeit neue hinzufügt und dadurch die Komplexität der Bedingungen erhöht, die zu klären sie sich anschickt.
                                                Die Frage, ob uns diese Differenzierung von Erfahrungs- und Wissensräumen gut tut, ist obsolet, seit wir begonnen haben, vorsätzlich in unsere Lebensbedingungen einzugreifen und die evolutionären Mechanismen zu beeinflussen, die uns einst ohne unser bewusstes Zutun hervorgebracht haben.
                                                Seit diesem Sündenfall entscheiden wir über unsere Zukunft mit und tragen Verantwortung.
                                                Wir sind verpflichtet, uns über die angestrebte Conditio humana zu verständigen und das Wißbare zu wissen zu trachten, also neugierig zu bleiben.
                                                Wissenschaft, die professionalisierte Suche nach unserer Herkunft, nach Ordnungsprinzipien und Weltmodellen, durchläuft charakteristische Phasen.
                                                Der spielerische Umgang mit Vorgefundenem, die Suche nach Überraschungen, oft auch die angstdurchsetzte Lust am Fremden, führen zur Entdeckung neuer Phänomene.
                                                Ruhe, zumindest vorübergehend, kehrt erst zurück, wenn es gelungen ist, das Neue in das Gefüge von Bekanntem einzuordnen.
                                                Dem entspricht die Überzeugung, möglicherweise ein Vorurteil, dass die Welt kohärent sei und alle Dinge irgendwie miteinander in sinnvoller Weise zusammen hingen.
                                                Es beginnt ein kombinatorisches Spiel, dem Lösen eines Puzzles nicht unähnlich.
                                                Woher aber weiß das forschende Gehirn, welche Lösungen tatsächlich Lösungen sind?
                                                Was meinen wir, wenn wir sagen, eine Erklärung treffe zu, eine Gesetzmäßigkeit sei gültig?
                                                Am Ende dieses Jahrtausends, etwa 300 Jahre nach Beginn der Aufklärung, haben die Wissenschaften, auch die so genannten exakten, zu der ihr gebotenen Bescheidenheit zurückgefunden.
                                                Theorien und Modelle werden als Konstrukte begriffen, die zwar gewissen Gesetzen logischen Schließens und bestimmten funktionalen Kriterien genügen müssen, jedoch keinen Anspruch auf absolute Wahrheit, auf im¬merwährende Gültigkeit erheben können.
                                                Entgegen landläufiger Ansicht ist dies in den exakten Wissenschaften nicht anders als in den Geisteswissenschaften. Freilich nimmt die Unerlässlichkeit der Beweisführung zu, je mehr unabhängige Beobachtungen herangezogen und je erschöpfender Voraussagen formuliert werden können, und diese Bedingungen sind bei einfachen, reproduzierbaren Phänomenen mehr gegeben als bei historischen. Da die Geisteswissenschaften in aller Regel mit letzteren sich befassen, wiegt hier naturgemäß die argumentative Validierung mehr als die experimentelle.
                                                Aber auch Naturwissenschaften wenden sich vermehrt komplexen, nichtreproduzierbaren Prozessen zu. Die Stimmigkeit von Theorien über die Evolution, die Entstehung des Kosmos oder die Individualentwicklung kann nur in begrenztem Umfang durch gezielte Experimente verifiziert werden.
                                                Auch hier bleibt oft nur der Rekurs auf die Plausibilität.
                                                Besteht Übereinkunft darüber, wie das Gewinnen von Erkenntnis vor sich geht, sollte es ein leichtes sein, sich über die Erfüllung der Rahmenbedingungen zu verständigen.
                                                Zunächst bedarf es einer arbeitsteiligen Gesellschaft, die es sich leisten kann, einen Teil ihrer erwirtschafteten Güter für die Gewinnung von Erkenntnis einzusetzen. Ist diese Voraussetzung erfüllt, was für die wohlhabende Bundesrepublik fraglos zutrifft, stellt sich die bedeutsamere Frage, ob Konsens darüber besteht, dass Erkenntnis erstrebenswert und das Wissen wollen Verpflichtung ist.

                                                Diese Übereinkunft fällt unserer Gesellschaft zunehmend schwer.

                                                Obgleich in Deutschland immer noch vergleichsweise hohe Summen für die Grundlagenforschung bereitgestellt werden, setzt sich immer mehr die Überzeugung durch, die »Neugierdisziplinen« seien nur dann sozial tragbar, wenn sie einen deutlichen Anwendungsbezug erkennen lassen, wenn sie Standortvorteile verheißen: Kunstszene als Trumpf im Wettbewerb um Investoren, Wissenschaft als Innovationspotential für Märkte.
                                                Dahinter verbergen sich zwei richtige Einsichten und ein fataler Fehlschluss.
                                                Um unsere Zukunft vorzubereiten, müssen wir soviel wie möglich über unsere Lebensbedingungen in Erfahrung bringen, und dieses Wissen kann nur durch Forschung erworben werden. Richtig ist auch, dass neue Erkenntnisse zu neuen Technologien und damit zu marktwirtschaftlichen Wettbewerbsvorteilen führen. Unzutreffend ist jedoch die Vermutung, solches Wissen könne am besten durch Konzentration auf zweck- und anwendungsorientierte Forschung in naturwissenschaftlichen Disziplinen erlangt werden.
                                                Wer versucht, Kreativität auf diese Weise zu funktionalisieren, verkennt ihr Wesen und richtet sie zugrunde.
                                                Es gab Zeiten, da waren die Wissenschaften eins und empfanden sich mit den Künsten den gleichen Fragen verpflichtet; die unselige Aufspaltung in Geistes- und Naturwissenschaften, an die wir uns gewöhnt haben, als entspräche sie einem Naturgesetz, wäre noch für Leibniz oder Kant unvorstellbar gewesen.
                                                Wenn wir die Verpflichtung ernst nehmen, Entscheidungen über unsere Zukunft nach bestem Wissen und Gewissen zu fällen, dann dürfen wir uns nicht auf Wissen beschränken, das von den Naturwissenschaften erschlossen wird.
                                                Wir müssen in gleichem Maße auf jenes Wissen zurückgreifen, das sich im Laufe der kulturhistorischen Entwicklung angesammelt hat. Dieses Wissen wird, seit sich die Disziplinen getrennt haben, vornehmlich von den Geisteswissenschaften erschlossen und aktualisiert.
                                                Hinzu kommt, dass es den Geisteswissenschaften mehr als den Naturwissenschaften eignet, Grundlagen für das zweite Kriterium verantwortlicher Entscheidungen zu schaffen - für das Gewissen.
                                                Ein weiterer Grund für die Gleichbewertung der »Neugierdisziplinen« ist, dass Paradigmenwechsel - nur diese sind wirklich erkenntnisträchtig, weil sie Sichtweisen zu ändern vermögen - selten von einer wissenschaftlichen Disziplin allein vorbereitet werden.
                                                Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass große Entwicklungsschübe sich immer in allen kulturellen Bereichen nahezu synchron ereignet haben. Damit Unvorstellbares gedacht oder Beobachtbares in neuen Bezügen gesehen werden kann, bedarf es der geistesgeschichtlichen Vorbereitung.
                                                Die Formulierung der heliozentrischen Theorie setzte eine tief greifende Veränderung im Selbstverständnis der Menschen im ausklingenden Mittelalter voraus. Beobachtungen, die diese neue Sicht der Welt gerechtfertigt hätten, lagen schon in der Antike vor.
                                                Die Umsetzung von Wissen in brauchbare Erzeugnisse wird oft mehr von wissenschaftsfernen Randbedingungen als von der Ver¬fügbarkeit des Gewussten bestimmt.
                                                Nicht Erkenntnisse suchen nach Anwendung, sondern die sich wandelnden Bedürfnisse der Menschen und die Märkte. Die für heutige Entwicklungen maßgeblichen Entdeckungen liegen meist einige Dekaden zurück und sind weltweit zugänglich.
                                                Folglich trifft die Annahme nur begrenzt zu, das Innovationspotential der deutschen Industrie würde direkt von der Leistungsfähigkeit unserer nationalen wissenschaftlichen Institutionen bestimmt und von deren Bereitschaft, anwendungsorientiert zu forschen.
                                                Wie wäre es, wenn die Industrie »knowledge-hunters« beschäftigte, die das Wißbare zu erfassen trachten, anstatt selber kostspielige Forschungsabteilungen zu unterhalten?
                                                Eine klare Trennung zwischen Forschung und Entwicklung würde nicht nur die Motivation erhöhen, bereits verfügbares Wissen zu erschließen, sie würde auch zur Optimierung der Ressourcenverteilung beitragen, da den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen besser entsprochen werden könnte.
                                                Die Unbestimmbarkeit des Erkenntnisprozesses und das damit verbundene Unvermögen, den Bedarf an Infrastruktur langfristig zu prognostizieren, bedingen, dass Forschungsinstitu¬tionen ein erhebliches Maß an Autonomie eingeräumt werden muss, damit sie sich effizient strukturieren können.
                                                Das verbietet die Übernahme von Haushaltsregeln und Organisationsstrukturen, wie sie in forschungsfernen Institutionen üblich sind. Dieses von Wissenschaftlern immer wieder verteidigte Postulat der Autonomie erzeugt Argwohn und trägt zur Polarisierung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft bei.
                                                Das Misstrauen ließe sich erheblich mindern, wenn es der Wissenschaft gelänge, glaubhaft darzustellen, dass Au¬tonomie durchaus mit Effizienzkontrolle zu vereinbaren ist. Für Fachkollegen, aber nur für sie, ist es ein leichtes, die Qualität wissenschaftlicher Arbeit zu beurteilen. Würde das, zugegeben sehr aufwendige, Evaluierungsverfahren der Deutschen Forschungsgemeinschaft in allen Bereichen der Forschungsförderung angewandt, könnten viele durch Misstrauen motivierte Regularien schlicht entfallen.
                                                Wissenschaft wird zuallererst von Individuen und nicht von Institutionen getragen. Damit rückt die Frage ins Zentrum, ob die Eltern, die Schulen und Universitäten in der Bundesrepublik darauf eingestellt sind, junge Menschen zu wissenschaftlicher Arbeit zu motivieren und sie so auszubilden, dass sie zum Erkenntnisgewinn beitragen können. Neugierde muss ins Erwachsenenalter hinübergerettet werden, der Mut muss gefördert werden,
                                                Vertrautes zu bezweifeln, die Verpflichtung muss wachsen, Entscheidungen durch Wissen abzusichern, unkonventionelle Begabungen müssen sich entfalten können.
                                                Die Universitäten sollten junge Menschen weiterbilden, bis diese zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit fähig sind.
                                                So jedenfalls sieht es die Promotionsordnung vor.
                                                Dass die Hochschulen unseres Landes diesen Auftrag in den meisten Bereichen schon seit vielen Jahren nicht mehr erfüllen können, ist offenkundig. Seit 1977 hat die Zahl der Erstsemester um 77 Prozent zugenommen, die Zahl der Abschlüsse um 20 Prozent, die Zahl der Studienplätze, berechnet über die Fläche von Hörsälen und Labors, um 11 Prozent und die Zahl der Dozentenstellen um ganze 7 Prozent.
                                                Die Gründe für diese Katastrophe sind bis zum Überdruss analysiert und dargelegt worden.
                                                Allein, es fehlen Mut und Wille zur Therapie.
                                                Hier haben wir ein weiteres Symptom des schleichenden Wertewandels in unserem Gemeinwesen, der zunehmenden Funktionalisierung kultureller Institutionen.
                                                Viel wäre gewonnen, erlaubte man den Universitäten, den unterschiedlichen Begabungen und Neigungen der Studierwilligen mit differenzierten Curricula gerecht zu werden.
                                                Es widerspricht jeder Vernunft, das Abitur als Eingangsprüfung für die Hochschulen auszugeben, die Kriterien dafür aber ohne Beteiligung der Universitäten festzulegen und dann kaum Möglichkeiten einzuräumen, den sehr unterschiedlichen Qualifikationen der Studienanfänger Rechnung zu tragen.
                                                Eine weitere Schwachstelle der Nachwuchsförderung, die jedoch nicht allein den Universitäten zugeschrieben werden kann, sondern unsere gesamte Gesellschaft angeht, ist die unfasslich geringe Zahl lehrender und forschender Frauen.
                                                Sind unter den Hochschulabsolventen Frauen und Männer noch etwa gleich verteilt, verzerrt sich im weiteren Verlauf der akademischen Lautbahn die Verteilung zuungunsten der Frauen in krasser Weise.
                                                In den Rängen der Professoren finden sich kaum mehr als 5 Prozent Frauen. Deutschland liegt hinsichtlich der Repräsentanz von Frauen in wissenschaftlichen Laufbahnen an vorletzter Stelle.
                                                Nur Japan macht uns den letzten Platz streitig.
                                                Die moralischen Implikationen dieses Missstandes wiegen schwer genug. Ihre politische Reklamation vermochte jedoch wenig zu bewegen. Vielleicht erweist sich ein profitorientiertes Argument als das wirksamere.
                                                Eine Gesellschaft, die auf Grund von Vorurteilen und sozialen Bedingungen die Hälfte ihres akademischen Nach¬wuchses wenige Jahre nach Beendigung des Studiums aus Forschung und Lehre nahezu gänzlich eliminiert, also ihre Auswahl auf 50 Prozent der Population beschränkt, betreibt eine gewaltige Verschwendung von Begabung und Kreativität.
                                                Oft wird entgegnet, Frauen seien für diese Laufbahn weniger geeignet und hätten außerdem andere Prioritäten.
                                                Ersteres ist schlichtweg falsch, der Hinweis auf andere Prioritäten aber ist ernst zu nehmen.
                                                Man muss sich fragen, was es ist, das 95 Prozent der Frauen zur Aufgabe und Resignation zwingt.
                                                Anlass zur Sorge ist schließlich die Befindlichkeit unserer kollektiven Neugier selbst. Wir erfahren in unserem dicht besiedelten, hoch industrialisierten Land die Veränderungen der Lebensbedingungen durch menschliche Eingriffe besonders stark.
                                                Weil Angenehmes schnell zur Gewohnheit und selbstverständlich wird - gute Nachrichten sind keine Nachrichten -, überwiegen in unserer Wahrnehmung die bedrohlichen Aspekte der Zivilisation.
                                                Als Hauptverursacher der Veränderungen unserer Lebenswelt gelten, zu Recht, die Naturwissenschaften, und so erhält Erkenntnis einen schlechten Beigeschmack, wir reden von Wissenschaftsfeindlichkeit.
                                                Besonders nachdenklich stimmt dabei, dass die Neugierdisziplinen selbst an dieser Polarisierung mitwirken.
                                                Despektierliche Auslassungen von Kollegen aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen über die lebensferne Kälte naturwissenschaftlicher Erkenntnis sind keineswegs seltener als die arrogante Geringschätzung geisteswissenschaftlicher Diskurse durch die Naturwissenschaften.
                                                Noch tiefer und folgenreicher wird die Akzeptanz des Forschens durch eine schleichende Veränderung unseres Naturbegriffs beeinträchtigt. Wir setzen immer häufiger voraus, dass natürlich sei, was vom Menschen unberührt ist.
                                                Doch Kultur, Zivilisation, Wissen¬schaft und auch Werkzeuge sind die Folge eines evolutiven Prozesses, der genauso natürlich ist wie die Evolution selbst.
                                                Eine Schimpansin, die eine Stange als Werkzeug benutzt, um sich eine Banane zu angeln, verwendet kein unnatürliches Hilfsmittel, entfernt sich damit nicht von der so genannten Natur. Sie nutzt lediglich Fähigkeiten ihres Gehirns, das seinerseits Ergebnis eines natürlichen evolutiven Prozesses ist.
                                                Die faktisch unhaltbare Trennung in natürliche Phänomene und unnatürliche, vom Menschen erzeugte Artefakte wird dadurch besonders unselig, dass das angeblich Natürliche als gut und Menschenwerk als schlecht erfahren wird.
                                                Diese verführerische Losung macht es sich zu leicht, halten wir es doch für eine kulturelle Errungenschaft des Menschen, dem Faustrecht des Stärkeren, das im Tierreich ungebrochen gilt, Altruismus und Fürsorge entgegengesetzt zu haben.
                                                Besonders bedenklich erscheint diese Verklärung des »Natürlichen« und die daraus erwachsene Skepsis gegenüber menschlicher Neugier vor dem Hintergrund, dass Wissenschaft ein Unterfangen der gesamten Menschheit ist.
                                                Folge unserer Empfindlichkeit ist eine mitunter groteske Überregulierung der Forschung.
                                                Vor allem im biomedizinischen Bereich haben restriktive Gesetze bewirkt, dass wissenschaftliche Arbeit in erheblichem Umfang eingeschränkt oder ins Ausland verlegt wurde.
                                                Das ist nicht nur für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, sondern auch für unsere Volkswirtschaft verhängnisvoll. Moralisch wäre dies vertretbar, wenn wir uns wirk¬lich konsequent verhielten und auch die Früchte dieser von uns nicht gewünschten Forschung zurückwiesen. Dies aber ist nicht der Fall. Obgleich wir in unserem Land die Gentechnologie jahrelang verteufelt haben, versorgen wir unsere Zuckerkranken ohne Beden¬ken mit gentechnisch erzeugtem Insulin.
                                                Und obgleich unsere Gesetze zum Tierschutz dazu geführt haben, dass die pharmazeutische Industrie ihre tierexperimentelle Forschung fast vollständig ins Ausland verlagert hat, behandeln wir unsere Patienten nach wie vor mit Methoden, die auf der Grundlage von Tierversuchen entwickelt wurden.
                                                Hier verhalten wir uns unlauter, müssen uns des morali¬schen »Doublebinding« bezichtigen.
                                                Um Missverständnissen vorzubeugen - es soll hier nicht einem ungebremsten Fortschrittspositivismus das Wort geredet werden.
                                                Natürlich ist es unsere moralische Pflicht, der Janusköpfigkeit von Erkenntnis kritisch zu begegnen und unsere Taten ethischen Setzungen unterzuordnen.
                                                Wissen erzeugt Macht, und Macht muss der Kontrolle durch die Gesellschaft unterworfen werden.
                                                Aber auch hier ist scharf zwischen dem Gewinnen von Erkenntnis und ihrer Anwendung zu unterscheiden. Das Gewinnen von Erkenntnis lässt sich nur schwer reglementieren, um so kritischer aber muss die Anwendung von Erkenntnis evaluiert werden, und das ist nur am konkreten Fall möglich.
                                                Risikoabschätzung kann immer nur eine bestimmte Anwendung meinen, nicht die Erkenntnis selbst.
                                                Vielleicht ist dies der gewichtigste Grund, Forschung und Anwendung nicht nur begrifflich, sondern auch inhaltlich getrennt zu halten.
                                                Wissenschaft muss wieder verstanden werden als das, was sie ursprünglich war - Ausdruck kollektiver Neugier und integraler Bestandteil unserer kulturellen Aktivitäten.
                                                Die unselige Funktionalisierung von Forschung und die daraus entstehende Vermengung von Erkenntnis und Anwendung müssen rückgängig gemacht wer¬den. Dies würde helfen, die natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen wieder als gleichwertige, in idealer Weise komplementäre Partner zu sehen und die Polarisierung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überwinden.
                                                Aufklärung tut Not, gerade in postmodernen Zeiten, und hier sind nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch andere Mitglieder unseres Gemeinwesens in die Pflicht genommen: Eltern, Lehrer, Journalisten, Volksvertreter, kurzum, wir alle.

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                                                • RE: wahrnehmung


                                                  das stimmt schon...hier gibt es echt sehr viele konservative. manchmal kommt es mir wie eine ganze front vor. das flexieble kann ich nicht so recht finden, ausnahmen bestätigen natürlich die regel.....wann geht ihr eigentlich immer so schlafen....?

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                                                    In diesem Sinne: her mit den Quellennachweisen!
                                                    J.

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