Hallo Tired und Sandra,
ich habe eben mein Leben und das Leben von bestimmten Leuten, die ich kennenlernte, revue passieren lassen.
Dabei ist mir der Gedanke gekommen, dass es einfach Menschen gibt, die von Anfang an nie eine Chance hatten.
Ausgangspunkt war eigentlich, dass ich über eine Bekannte nachdachte, die mir auch nie gut tat und mir auch sehr gestörte Menschen vorstellte.
Einmal nahm sie mich mit zu einem Mann, der geisteskrank war, was ich aber vorher nicht wusste. Auch er (verheiratet) wollte mich für eine schnelle Nummer anmachen, worauf ich mich natürlich nicht einließ. Mir wurde schon beim Betreten der Messie-Wohnung ganz anders. Doch als er beim Essen plötzlich anfing, er sei der König des Mittelmeers, wurde mir ganz unheimlich zumute.
Er wurde ein paar Wochen nach unserem Besuch wieder mal in die Psychiatrie zwangseingeliefert.
Als ich eben mal seinen Namen unter google eingab, erfuhr ich, dass er vor einem Jahr in der psychiatrischen Klinik im Alter von Mitte fünfzig gestorben ist.
Auch bei ihm war von Anfang an alles zum Scheitern verurteilt.
Er war auch ein höchst unerwünschtes Kind, wurde misshandelt.
Er war allerdings intelligent und begann ein Jurastudium. Doch da begann seine Schizophrenie und er musste es abbrechen.
Er fristete sein Leben als Frührentner und heiratete eine ebenfalls schwer gestörte Frau, die er in der Psychiatrie kennenlernte.
Tja, und das war dann vor einem Jahr das Ende eines leidvollen Lebens!
Durch diese Bekannte lernte ich auch eine Frau kennen, deren Leben auch nur von Leid und Elend gezeichnet war.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR wurde sie von ihren Eltern geprügelt, dass ihr Hören und Sehen verging.
Sie ließ sich von einem Taugenichts schwängern und zog als Alleinerziehende in den Westen. Duch falsche Freunde wurde sie alkoholsüchtig und begann, ihren Sohn zu misshandeln und zu vernachlässigen.
Schon als vierjähriger bezeichnete der Junge seine Mutter als "alte Schluckeule".
Und von ihr kamen oft so Äußerungen wie "Ich mache auch bald Schluss".
Der Junge wurde seiner Mutter entzogen und kam bei einer Pflegefamilie unter.
Traurige Schicksale, wo ich wirklich denke, es war alles vorprogrammiert.
Was sollen denn Menschen, die von klein auf nur Gewalt, Ablehnung und Hass erfahren haben, auf dieser Welt?
Was ich mich auch schon so oft gefragt habe, was ich eigentlich auf dieser Welt soll.
Ich möchte nicht in Selbstmitleid verfallen, aber es ist so.
Meine Eltern setzten mich nach der Schule vor die Tür wie einen Hund, egal ob es stürmte oder schneite. Vor dem Abendessen hatte ich nicht nach Hause zu kommen.
Meine Mutter wollte mich in eine Erziehungsanstalt stecken, weil ich einmal im Keller mit einem Mädchen Verstecken gespielt hatte.
Andere Kinder mochten mich nicht.
Jahrelang flüchtete ich mich in den Reitstall. Die Pferde waren meine Spielkameraden. Da war jemand, mit dem ich als Teenager schmusen konnte, auch wenn es nur als Dank für eine Möhre oder einen Apfel war. Ich liebte die Tiere und bürstete und striegelte mein Pflegepferd stundelang bis es fast kein Fell mehr am Leib hatte.
Ich glaube, ohne dieses kleine bißchen Glück hätte ich auch "Schluss machen" wollen.
Vielleicht denkt Ihr jetzt, ich hatte doch meine liebe Oma.
Während meiner Kindheit und Jugend hatte sie wenige Zeit für mich, weil sie arbeitete und auch noch Verwandte bei sich aufgenommen hatte.
Ich will auch nicht sagen, dass ein von Anfang an besch.. Leben sich immer so fortsetzen muss.
Aber wenn zwei negative Faktoren -nämlich Unerwünschtsein und ein labile Persönlichkeitsstruktur- zusammentreffen, dann wird ein "normales" Leben sehr schwierig zu bewerkstelligen sein.
Deswegen kann ich manchmal nur lachen über den Spruch: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Wie denkt Ihr darüber?
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