ich bin in diesem Forum gelandet, weil ich mich für die Anästhesie interessiere. Wie du in einem deiner Beiträge geschrieben hast, hat diese Disziplin für den Aussenstehenden etwas "magisches" an sich.
Zu diesem Interesse beigetragen haben sicher einige Vollnarkosen, die ich als Kind erleben "durfte", wie auch der Umstand, daß die Hintergründe der Narkosen nicht ernsthafter Natur waren und ich hinterher glücklicherweise auch keinerlei Beschwerden, was Übelkeit oder Shivering angeht, hatte.
Die letzte Vollnarkose hatte ich mit 12, was auch schon über 20 Jahre her ist.
Geblieben ist ein Interesse, mich mit dem Thema nebenher zu beschäftigen, aus einer Neugierde heraus, was mit einem so ist, wenn man in Narkose ist und was abläuft, wovon man nichts mitkriegt. Und wie das ganze gesteuert wird und welche Medikamente verwendet werden, und, und, und...
Das Internet macht es einem ja jetzt leicht,an entsprechende Informationen zu kommen.
Auf der anderen Seite möchte ich hier auch etwas zur Angstreduzierung beitragen. Ich muss ja sagen, daß ich die Narkoseeinleitung meistens als ziemlich aufregend, fast schon faszinierend empfunden habe und sich beim Aufwachen die Erleichterung darüber immer mit dem Bedauern mischte, daß es "schon" vorbei war.
Im Endeffekt bin ich der Meinung, daß wenn man einen leichteren Eingriff vor sich hat, irgendwas elektives oder prophylaktisches, man sich auch nicht wegen der Narkose ängstigen oder in Panik verfallen muss. Eine Vollnarkose zu haben ist ein etwas schräges Erlebnis und ausserdem ungefährlicher als man denkt.
Gemeinhin wird ja der Vergleich gezogen, daß die Fahrt ins Krankehaus gefährlicher ist, als die Narkose. Den Vergleich finde ich nicht schlecht, besser, als irgendwelche Zahlen aufzubieten, wie gefährlich eine Narkose nun ist. Der Durchschnittsmensch hat keine Vergleichszahlen, mit denen er sie ins Verhältnis setzen kann. Ok, hab mal gelesen, daß die einjährige Teilnahme am Strassenverkehr in Deutschland 20 mal gefährlicher ist, als eine Durchschnittsnarkose am Durchschnittspatienten. Der Vergleich mag zwar hinken, aber er stellt die Dimensionen des Risikos dar.
Also ich denke, daß man im Alltag oft weitaus höhere Risiken bedenkenlos eingeht als eine Vollnarkose mit sich bringt.
Die Ängste, die die Patienten einer Narkose entgegenbringt, sind wohl eben neben der zugrundeliegendenn OP auch darin begründet, daß man sie eben nicht im vertrauten, gewohnten Umfeld erlebt, sondern im OP oder zumindest im Einleitungsraum mit den maskierten Gestalten drum rum und den unbekannten medizinischen Geräten. So glaub ich dir auch, daß es für dich einen großen Unterschied gemacht hat, deine OP vor dem Studium mit dem Eingriff im Studium zu vergleichen, beim zweiten Eingriff hattest du
erstens schon eine Vollnarkose erlebt
zweitens fand sie in einem vertrauten Umfeld statt.
Wie lange haben deine OPs eigentlich gedauert?
Das Argument, daß man bei einer Narkose die Kontrolle über alles abgibt, kann ich auch nur zum Teil gelten lassen, denn auch im Strassenverkehr hat man nie alles, vor allem nicht die anderen Verkehrsteilnehmer im Griff.
So, jetzt habe ich genug philosophiert. Zeit um mal Pause zu machen, und dir die Zwischenfrage zu stellen, ob diese Ausführungen deine Fragen beantworten. Sicher sind neue Fragen aufgekommen, sicher willst du manches genauer wissen. Du bist herzlich eingeladen, nachzufragen, ich antworte dir gerne, wie du auch auf meine Fragen eingegangen bist.
viele Grüsse
Siegfried
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