eure Posts in einem anderen Beitrag haben mir geholfen meine Situation besser zu verstehen und daran zu arbeiten sie zu verbessern. Daher ist hier ab und an kurz Bezug darauf genommen.
Vorab möchte ich betonen, dass ich nur für mich sprechen kann und so wie ich mich fühle.
Das ist natürlich sehr einseitig.
Euch ist sicher aufgefallen, dass man durch Geschriebenes vieles nicht korrekt vermitteln kann. Man wird oft missverstanden, die Leser müssen interpretieren oder es fehlen relevante Fakten.
Bitte bedenkt das.
Ich bin mit meiner Frau seit über 20 Jahren verheiratet und wir haben zwei tolle Töchter (19, 17).
Wir führen prinzipiell eine gute Ehe. Wir haben die Aufgaben verteilt, wir reden über alles (außer Sex) und ergänzen uns. Eigentlich eine harmonische Ehe.
Das was ich in unzähligen Foren und Berichten gelesen habe, traf auch auf mich und meine Frau zu. Über die Jahre verschwand bei ihr die Libido. Ich musste immer öfter um Sex betteln. Häufig wurde ich abgewiesen. Nie kam die Initiative von ihr. Der Sex wurde immer seltener und wenn, dann war er ohne Vorspiel, schnell und fertig. Für mich ohne jegliche Liebe, wo ich ihr eigentlich so viel geben wollte. Wenn sie merkte, dass meine Küsse verlangender wurden, drehte sie sich weg und schlief neben mir ein während ich wie vor den Kopf gestoßen, abgewiesen, ungeliebt neben ihr lag. Fassungslos neben meiner schnarchenden Frau war ich irgendwann kurz davor durchzudrehen. Da war ich an dem Punkt, wo ich für mich entschieden habe, dass ich so nicht mehr weitermachen kann.
Das war natürlich nicht immer so. Bevor wir die Kinder hatten, hat sie mich öfter nackt empfangen als ich von der Arbeit nach Hause kam. Als sie schwanger war und ich Bedenken hatte, wollte sie unbedingt weiter Sex haben. Natürlich war mir klar, dass die Kinder und der damit einhergehende Stress ein Lustkiller für sie waren. Und so hatte ich auch Verständnis, dass sie nicht immer wollte und kam damit gut klar. Dann kamen die Wechseljahre. Nun sind die meines Erachtens auch rum und die Kinder so alt, dass sie nur noch wenig Arbeit machen und quasi fast immer außer Haus sind. Der Zustand blieb.
Für mich ist eine Ehe eine besondere Art der Partnerschaft. Sie entsteht, wenn sich zwei Menschen über die Maßen lieben. Diese Liebe wird in meinem Fall durch Sex bestätigt. Das soll heißen, dass ich darin meine innige Liebe, meine Leidenschaft, mein Verlangen nach ihr zum Ausdruck bringe und auch empfange. Und das ist der Kernpunkt. Natürlich küssen, streicheln und umarmen wir uns und zeigen auf ganz verschiedene Weise unsere Liebe. Das reicht mir aber nicht. Für mich ist die Liebe, die ich durch Sex zeige und erhalte, elementarer. Wenn ich sie nicht von meiner Frau empfange gehe ich zugrunde, geht die Ehe zugrunde. Sex bedeutet für mich Liebe. Ich kann keinen Sex mit anderen Frauen haben, wenn ich sie nicht liebe. Gelegenheit dazu hatte ich schon öfter und geschmeichelt hat es mich natürlich. Aber auch umgehend klar gemacht, dass es für mich nicht in Frage kommt. Bei VerzweifelterMann79 habe ich das auch so herausgelesen.
Ich habe Verständnis dafür, dass es für andere Paare nicht so sein muss. Man kann sich natürlich lieben und auch glücklich sein ohne Sex, aber sicher nur, wenn beide Partner das können. Ich arbeite daran, schaffe es aber bislang nicht. Mir ist auch klar, dass eine Frau für Sex bereit sein muss. Ich habe mich zurückgehalten und Wochen gewartet und gehofft, dass ihr Verlangen nach mir so groß wird, dass sie die Initiative ergreift. Leider ohne Erfolg.
Ich war der Meinung, dass meine Frau doch sehen muss, dass ich leide, wobei ich um Gotteswillen kein Mitleidssex haben wollte – dem war wohl nicht so.
Als es für mich unerträglich wurde, habe ich ein sehr langes emotionales Gespräch mit ihr geführt. Das stimmt nicht, es war ein Monolog. Sie war sprachlos, wohl vor den Kopf gestoßen. Ich ließ ihr Zeit alles zu verarbeiten. Als sie nach zwei Tagen das Thema immer noch nicht angesprochen hatte, habe ich sie dann gefragt was sie denn denkt und fühlt. Sie bestätigte, dass sie mich noch liebe aber mehr konnte sie nicht dazu sagen. Für mich war das sehr unbefriedigend. Sie schlug Tage vor, an denen wir Sex haben wollten und so haben wir auch ein verlängertes Verwöhn-Wochenende ohne Kinder genutzt um daran zu arbeiten. Am Anfang schien es ganz gut zu klappen, aber nach mehreren Wochen wurde sie immer unbeteiligter. Wir hatten zwar mehr Sex, aber ohne Liebe. Ich versuchte sie zu verwöhnen, ihr Verlangen nach mir zu wecken, aber ohne Erfolg.
In den folgenden schlaflosen Nächten habe ich Berichte und Beiträge in Foren gelesen. Ich merke, dass ich nicht alleine war. Häufig scheint die hormonelle Umstellung starke Probleme zu bereiten. Leider scheint das für viele das Ende der Ehe zu bedeuten. Und die meist vorgeschlagene Lösung einer Geliebten oder gar einer Prostituierten kommt für mich nicht in Frage. In den Schilderungen von VerzweifelterMann79 habe ich mich wiedergefunden. Ich habe versucht die Vorschläge, Hinweise aus den Beiträgen immer auf meine Situation zu übertragen. Versucht zu verstehen, was schief gelaufen sein könnte. Welchen Beitrag ich dazu geleistet habe, dass es soweit gekommen ist und was ich an mir ändern muss.
Auch ich bin im alten Rollenbild gefangen, bei dem ich es als meine Aufgabe ansehe finanziell für die Familie zu sorgen. Ich habe die Karriere nicht gesucht, sondern sie hat sich ergeben. Nachdem ich aber in kürzester Zeit in leitender Position war und mein Gehalt weit über dem lag, was wir benötigen, habe ich Angebote für höhere Positionen abgelehnt.
Ich habe mich aus meiner Sicht gut um die Kinder gekümmert, hab mit ihnen viel unternommen und gespielt, war jedes Jahr über ein Wochenende (ohne meine Frau) mit ihnen zelten. Das war natürlich nur meine Sichtweise. Beim Lesen der Beiträge meine ich aber, dass ich sie vernachlässigt habe. Mir ist das nicht aufgefallen. Vermutlich hat sie so empfunden wie ich mich – abgelehnt und abgewiesen. Sie hatte auch gesundheitlich schlechtere Zeiten durchlebt. Auch hier meine ich mich ausreichend um sie gekümmert zu haben, bin mir aber nicht mehr sicher, da ich wohl auch kein gutes Gespür habe – offensichtlich wir beide.
Ich habe einige aus meiner Sicht wichtige Aussagen immer wieder und wieder durchgelesen und überlegt, wie könnte meine Frau darüber denken und fühlen.
Ein Kernpunkt bei der Aussage von Regenbogenblümchen war, dass für sie lieben bedingungslos geben bedeutet. Das ist bei mir nicht der Fall bzw. trifft nur auf meine Kinder zu. Sie sind mein eigen Fleisch und Blut. Ihnen gebe ich bedingungslos. Nicht jedoch meinem Ehepartner. Ich gebe ihm, weil ich ihn liebe, aber ich erwarte auch Gegenliebe. Bleibt die aus, ist es für mich keine Ehe (=Partnerschaft zweier, die sich lieben) mehr, sondern eine Zweckgemeinschaft. Insofern wäre bei mir hier das Ende der Ehe die Konsequenz.
Im Anschluss habe ich noch einmal das Gespräch mit meiner Frau gesucht und ihr erklärt, dass der aktuelle Zustand mit mehr Sex (aber ohne Liebe) nicht das ist, was ich möchte. Ich wollte wissen, ob sie das Gefühl hat von mir vernachlässigt worden zu sein, ich nicht mehr attraktiv für sie bin oder sie sich gar vor mir ekelt. Sie wünschte sich schon mehr Aufmerksamkeit von mir und gab an, dass sie zu kurz kam, verneinte aber den Rest und meinte nur, dass ihr der Sex nicht mehr viel bedeutet und sie sich nicht bewusst war, wie wichtig er für mich ist.
Ich glaubte aber, dass sie mich immer noch nicht richtig verstanden hatte und wie viele Frauen Sex als reine Lustbefriedigung des Mannes ansehen und es ausreicht, wenn er praktiziert wird. Daher habe ich ihr gezielt einige Berichte von Therapeuten und aus Foren aufgerufen und sie lesen lassen. Sie war sichtlich geschockt und sich nicht im Klaren, dass liebender Sex für viele (auch Frauen) eine elementare Bedeutung hat und wie ernst das Problem für mich war. Wir haben noch länger geredet und ich habe versucht herauszuhören, was sie benötigt. Es scheint ihr aber auch nicht wirklich klar zu sein. Sie erhält seitdem von mir deutlich mehr Aufmerksamkeit. Ich bringe mich mehr ein und versuche sie mehr zu verwöhnen. Mit dem Sex ist es besser geworden und ich glaube, dass wir uns auf einem gutem Weg befinden. Mein größtes Problem ist, dass ich nicht weiß was sie möchte/vermisst und sie es entweder auch nicht weiß oder es nicht richtig ausdrücken kann/will. Sie ist in dieser Hinsicht sehr verschlossen. Vermutlich braucht es jetzt aber einfach nur mehr Zeit.
Mir ist klar, dass das Hauptproblem meine „Einstellung“ zu liebender Sex ist. Es ist aber keine Einstellung. Es ist etwas Elementares, ein Grundbedürfnis, das ich bislang nicht beeinflussen kann und ich mich aber auch nicht für schäme.
Wenn ihr wollt, könnt ihr mir gerne eure Gedanken mitteilen.
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