[quote raffie h.]
auch gibt es viele verhaltens- und gefühltsparallelen die ein gesunder mensch situationsbedingt in einem kurzem zeitraum seines lebens durchmachen kann, die einem ein ähnliches gefühl und verhalten vermitteln können
wenn man als gesunder mensch auf dieser ebene gewisse erfahrungen gemacht hat und nicht gerade auf dem kopf gefallen ist und sich vorstellt wie es ist, so etwas schon immer mit sich rumschleppen zu müssen und erkannt hat, wieso man damals solche sachen durchgemacht hat, was einem ausgebremst hat, was einem in diese sachen getrieben hat, wieso man solange damit nicht umgehen konnte und auf einmal doch, wo bei einem damals der fehler lag und wie man aus der sache wieder rausgekommen ist, dann kann man sehr vieles glaube ich auch verstehen
ein beispiel vielleicht:
wieso es so schwer ist für betroffende die mauer einzureissen und gewisse grenzen zu überschreiten, ist für mich natürlich sehr schwer nachzuvollziehen, aber wenn man selber mal eine mauer aufgebaut hatte, auch wenn sie nicht so groß war und sich darüber bewusst ist wieso man diese mauer aufgebaut hatte, kann man schon gewisse parallelen ziehen die einem zu einem gewissen verständnis helfen
auch weniger erfahrungen auf einem gebiet lassen gleiche erkenntnisse und gefühle zu, weiss jemand der 40 jahre in einem bestimmten job arbeitet wirklich unbedingt mehr als jemand der nur 10 jahre im gleichen job arbeitet, kann man sich in 10 jahren nicht das gleiche wissen aneignen wie in 40 jahren[/quote]
Ich glaube das ist ein zweischneidiges Schwert.
Auch mal ein Beispiel: Von jemanden stirbt ein nahestehender Mensch, er bekommt Depressionen und ist psychisch ziemlich angeschlagen. In dem Moment versteht er es vielleicht etwas, aber er hat den entscheidenden Vorteil das irgendwann die Trauerzeit vorüber ist und es wieder gut geht. Er muss nicht auf Dauer damit leben, die meisten sehen das also nicht als Hoffnungslos wie viele Depressive ihre Krankheit empfinden, die Perspektivlosigkeit fällt weg da Trauer normal ist und man in der Regel weiß das sie vorübergehend ist.
Das ist wiederum der Hasenfuß an der Sache, man macht die Definition von Depressionen an dem Zustand fest den man kennt und der am ähnlichsten erscheint (sagtest du ja auch schon), viele zeigen auch dementsprechend Verständnis, was ja auch ganz nett ist. Dummerweise oder eher glücklicherweise fehlt ihnen die Erfahrung der absoluten Hoffnungslosigkeit und das subjektive Wissen das niemand helfen kann und auch das Wissen das solche Krankheiten manchmal ein Leben lang präsent sind. So kommt der ehemals Trauernde irgendwann zu der Meinung das er für den Depressiven lange genug der Verständnisvolle war, er hat eine angemessene Zeit Verständnis gezeigt und nun is´ auch gut. Er denkt und sagt leider auch, das es ihm als Oma starb ganz genauso ging, aber irgendwann muss man sich halt mal zusammenreißen und sein Leben wieder in die Hand nehmen, statt im ewigen Selbstmitleid zu versinken und überhaupt wäre derjenige ja gerne Krank, weil ihm dann alle Aufmerksamkeit schenken.
Verstehst du wie ich das meine, bis zu einem gewissen Punkt kann es nachvollzogen werden, aber wenn die Krankheit über diesen Punkt hinausgeht werden die Erfahrungen des Gesunden zu Äußerungen führen die dem Kranken schaden können, auch wenn das alles nur gut gemeint ist. Es wird erst als eine Art krank sein anerkannt, aber wenn es zulange dauert ist es sonnenklar das derjenige gar nicht will. Selbst wenn es Fortschritte bei einer Therapie gibt sind die erst einmal so klein das der Gesunde sie nicht wahrnimmt und mit seinen Parolen, das man nur Wollen und sich mehr Mühe geben muss, manchmal sehr viel kaputt macht.
In dem Moment geht der Gesunde über sein Verständnis der Krankheit hinaus, weil er glaubt es zu verstehen. Deshalb steht für mich die Akzeptanz an erster Stelle, verstehen muss das keiner. Solange der Kranke angenommen wird und dadurch seine Freundschaften weiter pflegen kann, bzw. die Bekannten in schlechten Zeiten nicht die Freundschaft aufkündigen ist alles ok, es ist dann sogar ok wenn die Freunde sagen das sie damit nicht umgehen können. Das Problem sind die Erwartungen des Umfeldes, die eben auch an den eigenen Erfahrungen gemessen werden und das kann fatal sein.
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