Moin Michi,
was Du mit Protaphane spritzt, ist in seiner Wirkung verzögertes Human-Insulin. Vielleicht zeigst Du Deiner Beraterin mal eine Seite wie diese?
Die Fixierung Deiner Beraterin auf den morgentlichen Nüchternwert stammt aus dem finsteren Mittelalter der Diabetes-Therapie, also aus der Zeit vor der Selbstmessung. Ok, tatsächlich hat die Selbstmessung erst ab etwa 1993 muntereren Einzug bei uns gehalten. Das Mittelalter ist also noch gar nicht sooo lange her. Vorher war die eierlegende Wollmilchsau der Diagnostik, der morgentliche Nüchternwert als Dreh- und Angelpunkt angesagt, der in einem externen Labor bestimmt wurde. Noch 20 Jahre früher musste man dafür extra ins kranke Haus, weil das ein Labor hatte und es noch keinen Blutholservice der Labore bei den Ärzten wie heute gab.
In einem hat Deine Beraterin Recht: was immer Du mit Deinem BZ machst, erreicht zuletzt nach Tagen bis Wochen auch Deinen morgentlichen Nüchternwert. Das hatte ich Dir mit meinem Beitrag gestern schreiben wollen. Also wenn Dein BZ über den Tag insgesamt niedriger verläuft, wird dann auch der Nüchternwert vielleicht langsam folgen. Das ist also so etwas wie eine mittelbare oder Sekundärwirkung.
ABER die unmittelbare primäre Hauptwirkung Deiner Spritzungen findet in den 8-14 Stunden statt, die jeweils auf die Injektion folgen, und zwar in der Form eines flachen breiten Hügels, wie u.a. hier in der kleinen Grafik links unten schön zu sehen. Eine Spritzung macht einen Hügel. 2 Spritzungen alle 12 Stunden machen 2 recht eigenständige Hügel. 3 Spritzungen alle 8 Stunden machen 3 Hügel, die in einer leichten Wellenform in einander übergehen, bei Typ2 meistens ohne dass die Wirkung zwischendurch auf Null absinkt.
Und nicht Deine Beraterin hat Deinen zu hohen BZ, sondern Du. Und nicht, was Deine Beraterin einmal die Woche sagt, bewegt Deinen BZ, sondern was Du jeden Tag machst. Wenn Du einmal die Woche ein Profil machst, wie das genannt wird, dann ist die Woche wie ein schwarzes Kästchen, aus dem ein Ergebnis raus kommt, von dem KEIN Mensch, auch nicht Deine Beraterin, sagen kann, wie es konkret zustande gekommen ist. Und deswegen kann auch niemand wirklich sagen, wie Du es verändern könntest, wenn Du wolltest. Für mich liest sich so was genau so irre, als würdest Du schreiben, dass Du als Blindekuh von A nach B fahren und dich dann für Bums und Beulen beklagen wolltest.
Wie man (mit mehr oder weniger Insulin, aber) viel besser und wirklich zum Ziel kommt, wenn man sieht, was man macht, hatte ich hier schon mal am Beispiel vom Drucker Frank skizziert.
Daumendrück, Jürgen
Kommentar