Im Magazin der Süddeutschen, das immer der Freitagsausgabe beiliegt, wird diesmal über die Zunft der Intellektuellen hergezogen. Ausgerechnet einer der schreibenden Zunft mahnt die Verantwortung und Mitsprache der Intellektuellen im gesellschaftlichen und politischen Geschehen an. Früher, so sagt Johano Strasser (Autor und Politikwissenschafter), waren es die Intellektuellen, die für Werte und Wertmaßstäbe eingestanden haben, sich in die Brust und vor das Volk (dem Volke wie den Experten zum Fraß) schmissen, um mitzureden. Ganz selbstverständlich. Heute, würden sie einfach den vermeintlichen Experten und Politikern das Feld überlassen - und verrieten damit den Demokratiegedanken.
Harte Worte. Ich überlege gerade angesichts der Diskussion um die Ausführungen unseres "Bergwesens", wie wichtig die Einmischung der Größen aus Kultur und Wissenschaft tatsächlich ist. Ist es so, dass sie ihre Relevanz verloren haben? Warum und muss das so bleiben?
Voltaire wurde von dem Machthabern seiner Zeit gefürchtet. Wo sind unsere Intellektuellen in diesen von Hartz-4 gebeutelten Zeiten der Neuorientierung hinsichtlich so vieler Werte? Haben die sich nicht schon längst vom aktuellen Geschehen verabschiedet und sich in ihre Wissenschaft, auf ihr Expertenfeld beschränkt? Warum eigentlich hört man nichts von diesen Vorreitern im Denken? Oder können sie sich - noch weniger als zu Zeiten von Voltaire - gegen die Staatsmächte behaupten, wird ihnen so oder so kein Gehör geschenkt? Oder aber gehört es zum viel zitierten Jammern in Deutschland, dass nun auch nach den Intellektuellen gerufen wird?
Ja, hat wieder nicht viel mit Partnerschaft zu tun. Aber doch mit Co. Denn gerade der gesellschaftlichen Entwicklung verdanken wir ja auch viele Entwicklungen und Veränderungen in der "Keimzelle des Staates", der Familie (die ich jetzt mal als Co. bezeichnen möchte).
Braucht es in dieser Zeit des Umbruchs nun den Ein- und Zuspruch der Intellektuellen oder nicht? Und wer ist das eigentlich, die Intellektuellen in Deutschland, in Europa, in der Welt? Schlagt mich, aber außer einigen wenigen schon älteren Schriftstellern und einigen wenigen schon ziemlich alten Ex-Politikern fällt mir niemand ein, von dem ich mir mal eine ausführliche Kommentierung wünschen würde zu dem, was derzeit in unserer Gesellschaft passiert. Mit Peter Ustinov ist einer der wenigen Schauspieler gestorben, denen ich Großen auf dem Gebiete des Denkens und Fühlens zugetraut habe, der mich sehr beeindruckt hat. Und ich als Nicht-Christin und als Kind eines Sozialdemokraten und Gewerkschafters hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet einen Christdemokraten als erstes vor Augen haben würde, der mir mit seinen raren Kommentierungen zunehmend gut gefällt: Heiner Geisler. (Ich bin Jahrgang 1963, da fällt diese Erkenntnis besonders schwer!)
Wenn wir schon über die schlechte Welt und die Haltlosigkeit eines positiven Blickwinkels auf ihre Entwicklung reden, dann schaun wir doch auch gleich, wer in letzter Zeit alles so schweigt oder - was selten geschieht - auf den Putz haut. Was fällt euch dazu ein?
Grüße
Anke
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