#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Freundschaft zu bester Freundin

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Wort zum Samstag?


    "Wenn ich so in meinem Umfeld schaue,muß ich sagen,daß die Eltern,die Arbeiten gehen,Haushalt machen und Kinder Betreuen 3 mal unausgeglichener sind,als die Mütter,die fast nur für ihre Kiddies da sind."

    Das ist konkret der Satz, der mir Magenschmerzen bereitet. Es sei Dir gegönnt und das ohne jeglichen Neid, dass Du Deinen "Job" als "Familienmanagerin" als sehr befriedigend und überhaupt nicht anstrengend empfindest. Ich weiß nicht, wie Du das machst, und es freut mich für Dich. Ich habe für mich festgestellt, dass ich bei der Ausübung meiner mütterlichen Pflichten teilweise nervlich total fertig war, sei es, weil das Kind nicht so optimal "mitgespielt" hat, sei es, weil mein selbstgestellter Anspruch an meine Mutterrolle mich schlicht überfordert hat. Außerdem habe ich die legitime Vorstellung, dass ich meinen Wissenschatz gewinnbringend vermarkten möchte, sprich, meine in mühseliger Bildungsarbeit erworbene Fachkompetenz in befriedigender Weise (monetär und in Form von Status) einsetzen. Ich weiß daher, dass "Familienmanagerin" im Alleinjob mich nicht glücklich macht. Soweit also dieser Part der Medaille.

    Auf der anderen Seite habe ich nach dem Wiedereinstieg in den Beruf gemerkt, wie durchorganisiert so ein Alleinerzieherinnen-Leben sein muss. Hat mich ebenfalls durchaus Nerven gekostet, und zwar hauptsächlich deshalb, weil Kinderbetreuung in Deutschland halt doch nicht immer so funktioniert, wie sich das berufstätige Eltern so vorstellen und wünschen würden. Ich gebe zu, dass ich nicht unmittelbar begeistert war, von einem Tag auf den anderen von der "Familienmanagerin" im Hauptberuf zur "Teizeit-Familienmanagerin" mit Vollzeitjob zu mutieren. Geht mir übrigens auch heute noch so, obwohl meine Tochter sicher davon profiertiert hat, dass ich eben nicht für jeden Pubs springen konnte (selbst wenn ich das manchmal ganz gern gewollt hätte). Soll jetzt nicht heißen, dass Du das etwa tätest, Nicki!

    Daran hat sich übrigens auch zu der Zeit nichts geändert, als ich dann zu Kind, Haushalt und Beruf auch noch einen Lebensgefährten dazu bekam. Mein Mann ist pflegeleicht, packt sich nicht für's Bügeln und ermöglicht der Familie einen gewissen Standard, den ich allein nicht hätte erreichen können. Alles gut für's Ego und natürlich auch für's Nervenkostüm. Trotzdem explodiere ich gelegentlich oder verfluche mein Schicksal (das ich ja - gemäß meiner hier oft vertretenen "Glaubenslehre" - jederzeit ändern kann, wenn ich wirklich will). Ich denke, das ist typabhängig. Vielleicht werde ich mit 50 ruhiger - das habe ich auch gehofft, als ich noch 20 war...

    Das hat natürlich damit zu tun, dass ich berufstätige Mutter eines derzeit pubertierenden Mädels bin. Aber ich bestreite mal, dass es MIR in irgendeiner Form besser ginge, wenn ich mich den ganzen Tag hauptberuflich um die Familie kümmern würde. Ich hab's probiert. Es hat mir nicht nachhaltig etwas gegeben. Stattdessen hätte ich lieber etwas mehr Unterstützung durch eine variablere, bezahlbare Kinderbetreuung gehabt. Ich würde auch heute gern wieder etwas nervliche Entlastung dadurch erfahren, dass ich bei Schulschwierigkeiten meiner Tochter nicht mitleidig lächelnd erklärt bekomme, das sei aber nun wirklich nicht das Problem der Schule, dass ich keine Zeit (und keine Lust!) hätte, kontinuierlich zu kontrollieren, wie der Lernstand meiner Tochter in den einzelnen Fächern ist und ggf. den Nachhilfelehrer zu spielen.

    Nur mal so: wenn ich denn den erfolgreichen Nachhilfelehrer spielen wollte, dann müsste ich quasi den kompletten Lernstoff der Mittelstufe (und ggf. auch der Oberstufe) am Gymnasium beherrschen, und da möchte ich mal sehen, wer das heute von sich behaupten kann. Ich jedenfalls nicht. Ich kenne die Schulbücher meiner Tochter. Manches verstehe ich auch nicht.

    Ganz davon abgesehen, dass ich mich nicht als Nachhilfelehrer für's eigene Kind eigne (geht übrigens nicht nur mir so): wieso sollten Mütter (oder Väter) die Wunden lecken, die das blöde Schulsystem den Kindern schlägt und gleichzeitig die Peitsche schwingen, damit sie auch ja den Vorgaben entsprechend da durch kommen? Ich sehe da ein Identifikationsproblem, ein Zeitproblem und ein gesellschaftliches Problem, wo zumindest ein Großteil der Lehrer nur sich selbstverwirklichende, rücksichtslose, überforderte Rabeneltern sehen. Ich bin es satt, dass die Ursache für jedes Problem, das ein Kind berufstätiger Eltern irgendwo hat, in der Berufstätigkeit der Mutter gesucht wird. Oder im Umkehrschluss: dass die Rolle der Frau als "Familienmanagerin" in der Familie garantiere, dass allen optimal gedient sei.

    Ist ein sehr umfangreiches Statement geworden. Es liegt nicht an Dir, wenn ich da sehr empfindlich bin und ich habe gehofft, ich hätte einigermaßen neutral geschildert, welche Vorbehalte ich habe. Ja, ich bin da verletzlich, weil ich diese Heuchelei nicht verstehe, die in Politik und Gesellschaft betrieben wird. Gehen geschiedene Mütter hin und suchen sich einen Job, statt den geschiedenen Ehemann "auszunehmen", findet man das gut. Entwickeln sich im Familienbetrieb Problemstellen, weist man mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Rabenmütter, die ja wohl nicht genug Mutter sind, um sich richtig zu kümmern.

    Das geht jetzt nicht an Dich, Nicki, das ist ein Schrei in die Gemeinde: WAS WOLLT IHR DENN EIGENTLICH?, frage ich mich immer. Ich propagiere doch gar nicht, dass man nur glücklich leben kann, wenn man sich neben der Familie hauptberuflich um persönliche Interessen kümmert, ich merke doch im Gegenteil genau, dass man mit jeder Menge Knüppeln zwischen den Beinen leben muss, wenn man das vor hat. Kann man nicht endlich die gesellschaftlichen Aufgaben mal den Gegebenheiten anpassen? Und zwar nicht nur grundgesetzmäßig oder von Rechtswegen sondern vor allem ganz praktisch im wirklichen Leben, in den Köpfen der Menschen. Damit wäre mir persönlich wirklich sehr geholfen - und meiner Familie mit Sicherheit auch.

    Und das alles nur wegen eines einzigen Satzes von Dir, Nicki. Ich stimme Dir zu: Du hast einen wunden Punkt getroffen und es kostet mich auch (fast) gar keine Überwindung, das zuzugeben. Entschuldige, wenn das jetzt wie eine einzige Anklage klingt, denn Du hast natürlich gar nicht die Absicht gehabt, mir oder irgendwem sonst weh zu tun. Das weiß ich doch.

    Und das Witzige dabei ist, dass jetzt wahrscheilich Vero kommt und mir den Spiegel vorhält mit meinen Jubelorgien über mein tolles Leben. Im Prinzip ist es das ja auch, ein tolles Leben, das ich habe. Meine Mutter konnte das noch nicht zu ihrer Generation. Und vielleicht wird meine Tochter sich einmal noch viel freier entscheiden können, als ich es kann, wie sie leben und arbeiten möchte. Das wäre schön.

    Viele Grüße
    Anke

    Kommentar



    • RE: Wort zum Samstag?


      dass jetzt wahrscheilich Vero kommt und mir den Spiegel vorhält mit meinen Jubelorgien über mein tolles Leben.

      ..............ne tut sie nicht, den es ist zu lang zu lesen :-)))

      Kommentar


      • Wort zum Samstag


        naja, schon lang, aber es lohnt sich.
        das hast du sehr, sehr gut gemacht anke, denn es fehlt nichts, was zu diesem thema gesagt (und gehört) werden sollte.

        Kommentar


        • Danke! Freut mich! o.w.T.


          .

          Kommentar



          • dito - owt


            :-)

            Kommentar

            Lädt...
            X