derzeit schlage ich mich mit einer mietrechtlichen Klage herum. Gottseidank habe ich inzwischen eine neue Bleibe gefunden und ziehe in den nächsten Wochen um. Die Klage jedoch muss parallel erwidert werden. Wegen der nervigen Wohnsituation in meinen letzten Monaten schreibe ich nicht, sie ist jedoch der Anlass für einen (für mich) interessanten Kontakt, der sich dadurch ergeben hat. Und nun überlege ich, wie ich den ausweiten könnte, denn den Umständen geschuldet sind die Mittel und Wege ja leider sehr begrenzt.
Es geht um den Anwalt, der mich vor Gericht vertritt. Den finde ich halt interessant und ich würde den sehr gerne näher kennenlernen. Nun ist es so, dass coronabedingt alles nur telefonisch und per Mail stattfindet. Man sieht sich nicht und so sind all die Feinheiten, die in einer persönlichen Begegnung gut möglich sind – auch wenn sie zunächst geschäftlich ist – fast komplett unterbunden. Mimik, Gestik, Augenkontakt, Lächeln, Sekunden, die das alles vielleicht länger dauert, die Signale ermöglichen. Geht alles nicht.
Außerdem weiß ich null über seine Lebensumstände, ob der vielleicht gebunden ist, glücklich und mit einem halben Dutzend Kindern. Vielleicht ist er aber auch Single, ist ja alles offen. Ich kenne ihn nicht weiter.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich ihn schon vier, fünf Mal gesehen habe im Mieterverein (er mich aber nicht). Mich hat da bisher ein anderer beraten, aber diesen, ich nenne ihn mal Herrn A, habe ich beim Warten im Wartezimmer ab und zu erspäht, wie er in Schlabberjeans über den Gang schlurfte. Ich fand den immer sympathisch. Aber das waren Vor-Corona-Zeiten und da hatte ich diverse und genügend Kontaktmöglichkeiten im Leben, und Ausgleich, so dass ich ihm nicht „nachstieg“.
Jetzt bin ich wie viele in quasi Selbstisolation und da springen die Bedürfnisse leichtentzündlich auf alles Mögliche und Unmögliche an. Es gibt wenig Ausgleich, wenig direkten Kontakt mit Artgenossen, geschweigedenn körperlich.
Nun bin ich zufällig mit meinem Fall bei Herrn A gelandet, er vertritt und berät mich nun, und ich muss sagen, dass mir schon allein das die Angelegenheit mit meinen bekloppten Vermietern versüßt. Auf einmal freue mich über eine Mail in dieser juristischen Auseinandersetzung, eine Mail von Herrn A.
Meine Güte, wie kurz vorm Verdursten muss man sein, dass man sich über eine Anwaltsmail freut. Aber so ist es in der Coronawüste, und in der gibt es allemal Schlimmeres.
So, und wie nun komme ich an den heran? Möglichst ohne Gesichtsverlust, ohne dass es (allzu) peinlich wird?
Er wird keinen blassen Schimmer haben von den Blüten, die mein Interesse an ihm unterdessen treibt. Klar, habe ich den sofort gegoogelt, nachdem er mich als Fall übernommen hat und bin auch auf 4 oder 5 nette Fotos von ihm gestoßen. Nachdem er mich einmal (geschäftlich) von seinem Handy angerufen hat, habe ich gleich seine Nummer gespeichert und kann nun immer seine Profilbilder (dies sind keine Fotos von ihm) bei Whatsapp und Telegram bewundern. Allesamt total sympathisch. Wir würden uns sicher gut verstehen. Tendiere ich schon zum Stalken?
Dreimal haben wir also telefoniert, geschäftlich, wobei das auch immer einen Hauch Persönliches hatte – wie viele geschäftliche Kontakte. Diverse Mails geschrieben, auch alles geschäftlich. Auf einmal (und seit dem immer) beendete er eine Mail mit „LG“, was mich tagelang in Hochstimmung versetzte – bis zu unserem letzten Telefonat (vor dem ich mich fühlte wie vor einem Date, aufgeregt, in freudiger Erwartung), weil danach klar war, dass wir nun bis Anfang des Jahres kaum Kontakt haben werden. Mir ist das alles total bewusst. Ich weiß, dass meine Reaktion und Freude übertrieben ist. Ich kenne den überhaupt nicht. Nur kann ich dagegen wenig tun, es liegt an der Isolation. Ich kann es mir nur klarmachen.
Mit einem Kumpel habe ich schon ein paar Varianten durchgespielt, wie ich den Kontakt mit Herrn A elegant in einen Flirt verwandeln könnte. Aber weil es eben ein Geschäftskontakt ist und er ja nicht weiß, dass ich ihn schon ein paarmal gesehen habe und wie er menschlich (auf mich) wirkt, kommt mir das alles unpassend bis peinlich vor. Ich kann ihm ja nicht auf einmal bei Whatsapp schreiben. Seine Geschäftsemails kann die ganze Kanzlei mitlesen. Normalerweise fragt man seinen Anwalt nicht, ob er mal Lust hat, einen Kaffee trinken zu gehen. Oder? Und selbst das geht in den kommenden Wochen nicht. Oder ist das alles viel einfacher als es mir gerade erscheint?
Ich mag es halt lieber, wenn sich eins aus dem anderen ergibt, ohne dass man dazu viel nachhelfen muss. Aber wegen der Umstände wird unser Kontakt ohne Nachhelfen vermutlich im Sande verlaufen. Ich glaube, ich würde ihm schon gefallen. Aber er wird im Moment keinen visuellen Eindruck von mir haben.
Auf jeden Fall, dachte ich mir, sollte ich erstmal unseren geschäftlichen Anlass, die Klage, professionell erledigen und erst danach Versuche starten. Allerdings werde ich danach wahrscheinlich kaum noch einen Kontakt zu ihm und dem Mieterverein haben, wenn das alles erledigt ist. Es gilt also den richtigen Moment abzupassen und nicht verstreichen zu lassen. Und da habe ich „Angst“ vor. Ich bin nicht so die Flirtqueen, wenig schlagfertig und spontan. Muss mir das alles am besten vorher zurechtlegen.
Habt ihr Ideen, wie ich den möglichst unpeinlich angraben kann?
Vielen Dank schon mal fürs Lesen und für eure Ideen!
Liebe Grüße
KimKimy
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