Was im Urlaub geschah: In den letzten Urlauben gab es häufig Streit mit meiner Mutter, aber über die Jahre habe ich ihr einige Briefe geschrieben, sie hat sich teilweise gebessert und dieses Jahr sollte alles besser werden.
Der Start verlief gleich holprig als meine Mutter mich morgens um 9 in meiner Wohnung abholt. Die Stimmung ist ausgelassen und aufgekratzt, wie meine Mutter immer ist wenn es auf Reisen geht. Aber nur kurze Zeit später im Auto sage ich meiner Mutter, dass ich zur Zeit eine Diät mache und ein bisschen anders essen werden als Sie. Ich erkläre ihr ruhig und freundlich wie meine Diät aussieht für meine Mutter ist das Thema Essen sehr wichtig und sie ist der Meinung wenn jemand nicht genug isst, muss seine Laune schlecht sein etc. Ich erkläre ihr ruhig, dass Sie mir in den Urlaubstagen bitte nicht andauernd essen anbieten soll, wie sie es sonst immer tut. Weiterhin erkläre ich ihr dass ich zum Frühstück eine Portion Walnüsse essen werde und abends, wenn Sie ihr warmes Essen ist einen kleinen Snack. Das Anbieten von Essen nervt mich sonst auch schon ganz ohne Diät, weil es so total unenspannt ist man hat gerade die 2. Gabel im Mund und schon wird einem was angeboten – der Teller ist doch noch voll. Aber merke wie es mich innerlich schon ziemlich nervt, dass ich mich dafür so erklären und rechtfertige, dass ich einfach bin wer ich zu Hause in meiner Wohnung einfach bin.
Na gut das Thema wird erstmals gelassen und wir sprechen viel über die Stunden und wir freuen uns auf den Urlaub aber gegen Ende wird es mir auch etwas viel. Wir kommen an und jeder verschwindet in seiner eigenen Ferienwohnung.
Das Drama beginnt: Am nächsten Tag beim Frühstück (wir sitzen in ihrem Appartment) bin ich innerlich etwas angespannt: wird sie akzeptieren, dass ich Nüsse zum Frühstück esse? Oder geht das Theater bald los. Irgendwie albern aber ich merke das mich der Gedanke schon stresst bald wieder von ihr bedrängt zu werden. Sie bietet mir natürlich wieder irgendwas zu essen an, ich antworte leicht genervt: Mum lass es doch bitte sein ich habe Dir gestern doch alles erklärt. Wir starten ein paar tägliche Aktivitäten, aber sie bietet mir am Tag nochmals essen an ich sage ihr, dass sie das bitte lassen soll.
Irgendwann gegen Abend fängt Sie dann wieder an auf das Thema mit der Diät zu sprechen zu kommen in einer negativen Art und Weise und ich explodiere: Wenn jemand Dich bittet ihm kein Essen anzubieten und ihn nicht dauernd mit der Diät zu nerven, dann sollte man das respektieren. Es ist respektlos sich so über die Wünsche des anderen Hinwegzusetzten. Ich frage Sie was das soll, nachdem ich ihr auf der Hinfahrt darum gebeten habe nicht ewig "rumzuzerren" an meiner Diät hat sie mir in den ersten 24h 2 mal Essen angeboten und 2mal sich negativ nörgelnd zu meiner Diät geäußert, genau die Art von Nerverei, die ich nicht wollte. Ich frage sie, warum sie so absichtlich Streit provoziert und ob es ihr lieber wäre wenn ich nach Hause fahre. Sie verneint das natürlich, der Abend ist aber gelaufen.
Ich versuche ihr zu erklären wie ich behandelt werden möchte, bei einem Spaziergang am Strand. Ich erkläre ihr so gut ich kann, dass wenn ein Mensch jemanden darum bittet etwas zu lassen dass man dann nur 2 faire Möglichkeiten hat darauf zu reagieren a) zu erklären warum man der Bitte so nicht nachkommen kann und nach einer Alternative zu suchen oder b) zu sagen ja das ist OK dem komme ich nach. Was aber meiner Meinung nach nicht geht ist c) Jaja zu sagen und dann genau das machen was den anderen nervt. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter manchmal etwas schwer von Begriff ist. Sie hat zwar studiert und als Lehrerin gearbeitet (aber eher jüngere Kinder) aber manchmal merke ich das es meiner Mutter nicht so richtig zusammenfassen kann was jemand gesagt hat. Das Gespräch verläuft ruhig und freundlich und geht ziemlich lange weil ich es ihr oft erkläre. Aber ich merke es sträubt sich so ein bisschen was in ihr. Am Ende sagt sie: gut ja ich werde Dir kein Essen mehr anbieten und wir schließen einen neuen Kompromiss: Wir essen zusammen um 20:30. Ich habe da so meine Zweifel, das meine Mutter so spät essen kann aber gut OK, wenn Sie meint.
Die nächsten Tage sind stimmungsmäßig ein bisschen ein Auf- und Ab, sie bietet mir ein paar mal Essen an ich lehne das einigermaßen freundlich ab, Es kommen auch so Sätze wie, ob das nicht ganz schön wenig ist was ich da esse, worauf ich dann sage Sie soll das bitte lassen in genervtem Ton. Das mit dem Essen um 20:30 klappt natürlich nicht, weil meine Mutter nicht so lange warten kann, also komme ich ihr entgegen wir essen so zwischen 6-7 wann sie möchte, ich esse mit Ihr eine Kleinigkeit und esse dann den Rest des gekochten Essens später abends. Für mich ist das an sich eine sehr gute Lösung Ich merke aber wie mich das innerlich stresst, dass meine Mutter mich als 37jährigen Mann immer noch so dazu bringen will es so zu machen wie sie, immer habe ich das Gefühl sie will mich dazu bringen um 6-7 das "große Essen" zu essen. Was soll das?
Was ist so schlimm an meiner Diät? Ich esse doch ihr gekochtes Abendessen nur will ich es eben nicht um 18h essen so wie sie, sondern später um 21h (aus Diätsicht nicht ganz optimal, aber für mich ist das A und O in einer Diät dass ich satt ins Bett gehe). Damit sie nicht alleine Essen muss, esse ich auch um 18h eine Kleinigkeit mit Ihr. Ich finde ich bin unkompliziert und flexibel gehen wir abends in eine Bar trinke ich sogar 1-2 Bier mit (sch… auf die zusätzlichen 400kcal) und esse mein Essen dann eben wenn wir nach Hause kommen, ich mache es mir auch gerne in meinem Appartment warm etc. In keiner Weise dominiert die Diät den Tag ich finde mich super gechillt was das angeht.
Zur Explosion kommt es dann am Sa. Schon beim Frühstück knistert es etwas. Wir haben eine kleine Nickeligkeit über einen Kleinkram, sie kommt mir so auf die "Ich mache doch alles für Dich-Tour", worauf ich ihr erkläre, dass Sie in keiner Weise alles für mich macht. Wir hatten eine Vereinbarung um 20:30 zu essen, die sie wieder mal nicht einhält. Mir geht es überhaupt nicht darum dass wir um 20:30 essen sollen, mir ist das recht mit 6-7, nur möchte ich ihr klarmachen das sie überhaupt nicht alles für mich tut. Meine Mutter bricht auch jede Vereinbarung wenn es ihr nicht mehr in den Kram passt, dafür gibt es 100 Beispiele. Das ist für mich das Gegenteil von "alles tun", um dieses Prinzip geht es mir in keiner Weise verlange ich um 20:30h zu essen. Nur stört es mich halt auch ein Leben lang, das man mit ihr nichts richtig vereinbaren kann. Dafür ist das ein Beispiel von vielen.
Wie auch immer Ihr Freund Martin kommt gleich (ein sehr umgänglicher freundlicher Mensch, den ich sehr schätze) mit der Fähre an, wir holen ihn ab, gute Stimmung Gelächter Spaziergang am Strand – ein guter Tag soweit. Dann plötzlich so gegen 17h als wir zurück auf dem Weg zum Haus sind, kommen wir aufs Thema essen, meine Mutter will essen. Ich sage OK alles klar, dann radele ich kurz zum Fischladen hole mir ein Fischbrötchen und wir essen zusammen.
Meine Mutter bricht daraufhin in Tränen aus und sagt: "Ich kann das nicht so spät zu essen ich kann nicht bis um 20:30h warten das ist zu spät." Ich bin irgendwie total geschockt und weiß nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Ist meine Mutter geistig umnachtet? Will sie mich vor Martin blamieren? Versteht sie nicht mehr wenn ich ihr was erkläre?
Später sind wir für kurze Zeit alleine in ihrem Appartment ich frage sie was der Sch….. sollte. Sie gibt mir ihre Standardausrede wenn sie sich nicht an eine Vereinbarung gehalten hat: "Die Situation war neu, das hatten wir noch nicht jetzt ist ja Martin da, da dachte ich Du isst jetzt auch mit."
Ich merke wie ich mich innerlich 1 Millionen Km von meiner Mutter entferne, nach all den Tagen dem unsinnigen Streit über so eine unsinnige Sch….e von wegen wann ich mein Abendessen esse und jetzt wo ich dachte wir hätten das nach 6 Tagen langsam im Griff, geht das alles wieder von vorne los??
Abends gehen wir was trinken mit Martin ich versuche meine Stimmung wieder auf normal zu bekommen aber es klappt nicht so recht. Auch nach 3 Bier habe ich keine gute Stimmung.
Ich kann nicht mehr am nächsten Morgen nehme ich die Fähre und reise ab.
Eine Sache noch: das Problem, das meine Mutter nicht zuhört, mich immer versucht zu ihren Ansichten zu erziehen und sich nicht an Vereinbarung hält, wenn sie ihr nicht passen und dann sagt das "wäre neu" (billige Ausrede) das habe ich schon mein Leben lang mit ihr, das hat nichts mit dem Alter zu tun – sie ist auch sonst ziemlich fit. Mit dem Alter ist höchstens dazu gekommen, dass Sie manchmal etwas schlecht drauf ist und eventuell, da bin ich mir aber nicht sicher, ihr Gedächtnis schlecht geworden ist.
Was denkt Ihr dazu. Bin ich der undankbare Sohn, der zu wenig Geduld mit seiner alten Mutter hat, oder ist meine Mutter die ewig dominierende Mutter, die auch 20 Jahre nachdem ich ausgezogen bin mich noch erziehen will?
Wie soll das jetzt weitergehen mit meiner Mutter? Ich möchte gerne eine gute Beziehung zu ihr, aber ich schaffe es nicht ihr klarzumachen, dass ich kein Kind mehr bin und ich sie mehr als eine gute Freundin sehen möchte.
PS. Es geht auch nicht wirklich um eine Diät oder Abendessen das ist so der prototypische Konflikt mit meiner Mutter den ich schon 20mal über alles mögliche hatte. Trotz Vereinbarung nervt sie einfach weiter, bis ich die Fassung verliere – Sie kann manche Sachen nicht einfach gut sein lassen.
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