"Ich mlchte Ihnen jedoch zu Bedenken geben, dass Menschen, welche nicht aus therapeutischer Sicht her die Welt betrachten auch noch gewisse Werte und Wünsche haben was eine Beziehung betrifft."
Hallo Ella,
natürlich bedeutet die Klientel, die therapeutischen Rat sucht, eine gewisse Selektion. Trotzdem erfährt man als Therapeut in seiner Rolle als ein etwas distanziertes Neutrum erstaunlich viele Details, Intimitäten und manchmal auch etwas abwegige Gedanken, die die Betreffenden noch nie jemanden - auch ihrem vertrauten Partner nicht - anvertraut haben. In Lauf der Jahre ergibt sich dann schon ein Bild, das einen statistischen Querschnitt darstellt. Dabei sind die Paare, die mit einer altruistischen Grundhaltung, viel Autonomie, großem Respekt und Achtung gegenüber dem Partner die stabilsten und die Paare mit einem symbiotischen Beziehungsmodell die labilsten Beziehungen. Dazwischen gibt es viele Mischformen, die sich z.T. gut arrangiert haben.
Insgesamt ist auch richtig, dass feste Beziehungsformen wie die Ehe für die allermeisten Menschen einen notwendigen Rahmen bieten, der als gesellschaftliche Zelle unbedingt notwendig ist. Wichtig dabei ist jedoch, dass dieser Rahmen nicht die jeweilige Persönlichkeit einengt und dazu verführt, sich an den Rahmen passiv anzulehnen und das Bemühen um den Anderen einzuschränken oder im Lauf der Jahre ganz zu lassen.
Und noch etwas zu Pakistan: Natürlich war das provokant, das aber bewusst.
Ich habe schon mehrfach über das antiquierte Frauenbild des wilhelminischen Zeitalters geschrieben. Sehe ich doch - auch meiner Praxis - , dass immer noch Männer ihre Frauen einengen, überwachen, auf eine reine Hausfrauenrolle reduzieren, aber permanente sexuelle Verfügbarkeit fordern, wenn ihnen danach ist.
Damit sollte Schluss sein. Da darf man verbal sicher auch mal drastisch sein.
Ich danke Ihnen, Ella, für die Anregung und die Gelegenheit, sich etwas ausführlicher auszutauschen.
Beste Grüße
B. R.
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