ich bin 26 und seit über fünf monaten ohne freund. ich hätte meinen letzten freund sehr gerne zurück, doch ich habe vieles probiert und sehe keine hoffnung, dass wir je wieder zusammenkommen. so bleibt mir nichts als über das ende dieser beziehung traurig zu sein und mir zu überlegen, was ich nun tun soll.
ich habe nicht ohne grund gleich im ersten satz mein alter genannt. es ist mir ständig präsent. seit mehreren jahren wünsche ich mir nun einen (ehe-)mann und eine familie. es geht mir nicht unbedingt darum, möglichst rasch einen kinderwunsch zu verwirklichen. ich habe bis jetzt immer in einer familie gelebt, zwei jahre lang hatte ich mir mit meinem ersten freund eine wohnung geteilt (nicht identisch mit dem letzten, waren insgesamt zwei). und ich fühle mich wohl so. ich habe zwar ein paar wenige langjährige freundinnen, welche mir durchaus wichtig sind. doch insgesamt hat mich die erfahrung gelehrt, dass es wenig bringt, sich auf (gleichgeschlechtliche) freunde zu verlassen. nur wenige nehmen die freundschaft so ernst, wie ich es mir wünschen würde. und über kurz oder lang wollen diese frauen ohnehin auch eine sogenannt ernsthafte beziehung...und haben dann kaum noch zeit für was anderes.
da ich also viel wert auf geborgenheit, dauer und verbindlichkeit in beziehungen lege, ist die ehe für mich das nahe liegendste. mit dem vorhin erwähnten ersten freund war ich um die fünf jahre lang zusammen, hauptsächlich, weil ich es so sehr wollte. er hat kaum was für die beziehung getan. es gab sehr viel streit, wir waren in vielem uneins, ich habe mein leben sehr stark nach seinen vorstellungen ausgerichtet, aus lauter angst, er könnte mich definitiv verlassen. es war ein endloses auf und ab. erst als er vor eineinhalb jahren eine andere heiratete, war für mich das mass voll und ich wurde mir für den kontakt zu schade.
seine ehe dauerte nicht mal ein halbes jahr. er hat sich die ganze zeit durch immer mal wieder bei mir gemeldet. über seine alljährlichen geburtstags- und festtagsgrüsse habe ich mich (egal wie danaben er sonst teils lag) stets gefreut und sie auch erwidert.
ansonsten schrieb ich nur hin und wieder was zurück, hauptsächlich, um extremen aktionen von seiner seite vorzubeugen (leider hat er die nummern meiner sämtlichen freunde und verwandten, wenn ich ein gespräch verweigere, belästigt er schon mal die am telefon/via facebook. einmal rief er sogar mitten in der nacht auf unseren festnetzanschluss an, wenn dann meine eltern rangingen, sagte er irgendeinen nonsense, schwieg oder legte auf... ich hätte mich grauenhaft geschämt, wenn sie erfahren hätten, dass das nun dieser tolle typ sein soll).
seit er geschieden ist, meldet er sich häufiger. und, oh wunder, er hat furchtbar viel nachgedacht, furchtbar viel aus seinen erfahrungen gelernt, sich furchtbar stark zum besseren verändert und möchte mich furchtbar gern für sich zurückgewinnen. ich weiss nicht ob und wie viel von dem, was er sagt, ehrlich empfunden ist. im ersten moment hätte ich einfach gesagt: alles schon gehört, ich glaube kein wort.
was mich neben all dem anderen misstrauisch stimmt, ist seine (allem anschein nach) miese lage. er ist weder jünger noch attraktiver geworden, lebt allein, hat keine arbeit und schafft es kaum, mal einen abend ohne bier auszukommen. er sagt auch selbst, dass es ihm schlecht gehe, es klingt ziemlich depressiv. er war schon früher ein problemmensch, aber ich habe ihm diesbezüglich nie vorwürfe gemacht und so gut es ging versucht, für ihn da zu sein (obwohl ich sieben jahre jünger und selber hilfsbedürftig war). alles, was ich damals wollte war, dass er ein bisschen was zum funktionieren der beziehung beiträgt und einer heirat zustimmt.
die beiden dinge bietet er mir nun an. aber wie es so geht, nun scheint mir das irgendwie nicht mehr genug. ein punkt, der bei uns immer und immer wieder zu heftigem streit geführt hatte, war die eifersucht. einerseits war er extrem misstrauisch und unterstellte mir oft untreue, bloss weil ich z.b. einmal nicht sofort ans telefon gegangen bin, abends was mit einer freundin unternehmen wollte, ect. auf der anderen seite musste ich bald feststellen, dass er selber im internet die widerlichten dinge treibt, mit frauen, die ich nicht mal mit handschuhen anfassen wollte, cybersex hat und sich überhaupt wo er kann als single ausgibt.
diese untreue hat mich mehr verletzt, als all die anderen negativen dinge unserer beziehung zusammengenommen (und da gäbe es schon so manches zu erwähnen!). in meinen augen sind diese internetaktivitäten bei ihm in einem krankhaften ausmass vorhanden. ich habe ihm deshalb gesagt, dass er als vorbedingung sämtliche profile, chat-accounts, ect. löschen müsse. ausser seinen schwester, der mutter und frauen, um die er im alltag nicht herumkommt (verkäuferinnen, arbeitskolleginnen, ect.) würde ich keinerlei kontakte zu frauen dulden.
natürlich hat er die bedingung nicht angenommen. er sagte, dass er mir versprechen könne, mich nie zu betrügen und in bezug auf andere frauen ehrlich zu sein, aber so asozial und mönchisch leben, wie ich das verlange, könne er nicht. wir haben das nun ein paar mal diskutiert und werden uns nicht einig. gestern hatte ich die nase voll und sagte, wir sollens lassen und ich wolle nie wieder über dieses thema sprechen. ich hatte aufgrund meiner erfahrungen mit ihm erwartet, dass er erstmal nichts dazu sagen würde würde, bloss um die leidige diskussion demnächst wieder von neuem zu starten. doch stattdessen hat er mir gleich eine längere mail geschrieben - was ich mir von ihm völlig ungewohnt bin. darin erklärt er mir, dass er es ernst meine, nichts als eine harmonische beziehung anstrebe, aber den eindruck bekomme, ich wolle ihn mit meinen übertriebenen forderungen bloss zum besten halten, lache ihn insgeheim aus. ausserdem schreibt er, ein schosshündchen, dass stets tut, wozu ich es dressiert habe, würde ich gar nicht wollen. mit einem mann, der so ultrabrav sei, würde ich nimmer auf dauer glücklich werden.
das ganze macht mich nun doch etwas nachdenklich. ich weiss nicht, wie stark es mir eigentlich um den treue-aspekt geht. ich will lieber heute als morgen heiraten und nur schlecht war mein erster freund natürlich auch nicht. kann schon sein, dass er zur zeit bereit ist, etwas in eine beziehung zu investieren. doch wenn ich jetzt wieder weich werde, es versuche und nach zwei, drei jahren beziehung dahinter kommen muss, dass er trotz versprechungen wieder irgendwelche unsauberen kontakte pflegt, wäre ich ein fall fürs irrenhaus. erstens könnte ich mir die eigene dummheit nicht verzeihen, zweitens wäre ich von einem solchen hass auf ihn erfüllt, dass nichts ausser mord mir in dieser sache befriedigung verschaffen könnte.
Was sagt ihr dazu? Mochte sich überhaupt wer durch den ganzen Text durchkauen? Es ist ein langes Thema, es viel mir sehr schwer, das halbwegs zusammenzufassen.
Gruss
Sonderbar
Kommentar