deshalb Hi, verehrte Susan,
Deine zitierte europäische Studie ist statistisch abgesichert, aber wie du schon sagst, der Unterschied ist doch verdammt gering. Dieser geringe Unterschied heißt ja nichts anderes als dass ein erhöhtes Risiko nicht für jeden besteht.
Daher für mich noch wichtiger: was steckt da kausal dahinter, (bei so geringem Unterschied)?
Nun, schon von früher war ein Schutzeffekt von ballaststoffreicher Kost für die Polypenentstehung, einer Krebsvorstufe im Darm, nachgewiesen worden. Deshalb selbstverständlich nicht Gemüse oder Fleisch, sondern Gemüse und Fleisch.
Aber zurück zum Fleisch:
Eine Studie der amerikanischen Krebsgesellschaft auch aus 2005 führt schon etwas weiter.:
"JAMA. 2005 Jan 12;293(2):233-4.
Meat consumption and risk of colorectal cancer.
Epidemiology and Surveillance Research, American Cancer Society, Atlanta, Ga 30329-4251, USA."
Die Ergebnisse zeigen, dass der negative Effekt von rotem Fleisch nur nachweisbar war, wenn man Körpergewicht (BMI), Rauchen und andere Covarianten nicht berücksichtigt.
Also schlanke Nichtraucher zeigten keinen Effekt.
In eine prospektiven Studie aus Holland bei 108 DD-Tumoren und 537 Vergleichsprobanden:
"Cancer Causes Control. 2002 May;13(4):383-93.
Meat consumption, cigarette smoking, and genetic susceptibility in the etiology of colorectal cancer: results from a Dutch prospective study."
wurde neben dem Rauchen auch noch der Einfluss des Geschlechts und bestimmter genetischer Varianten für den Stoffwechsel heterocyclischer Amine nachgewiesen.
Diese heterocyclischen Amine (HAAs) können sich bei Aktivierung durch entsprechende Enzyme an das DNS der Dickdarmschleimhautzellen heften.
Nun sind wir der Ursache schon einen winzigen Schritt näher.
Eine ähnliche aktuelle prospektive Studie aus USA innerhalb der bek. Nurses' Health Study bestätigt das
"Int J Cancer. 2005 Jul 1;115(4):648-52.
Prospective study of N-acetyltransferase-2 genotypes, meat intake, smoking and risk of colorectal cancer.
Gastrointestinal Unit, Massachusetts General Hospital and Harvard Medical School, Boston, MA 02114, USA. [email protected]"
Innerhalb der normalen (günstigen) genetischen Enzym-Gruppe war ein negativer Einfluss von Rind- Schweine- und Lammfleisch nicht nachweisbar (bei Frauen!).
Woher kommen nun diese heterocyclischen Amine (HAAs)? Mit dem Grillen und Braten hatten wir uns hier im Forum ja schon früher geeinigt. Starke Hitze erzeugt (aus Fleisch und anderen AS-Quellen) diese HAAs.
Die bekannten epidemiologischen Forscher in Hawaii untersuchten nun nicht nur die genetisch ungünstigen Enzymvarianten, sondern auch die Art der Fleischzubereitung:
"Mutat Res. 2002 Sep 30;506-507:205-14.
Well-done red meat, metabolic phenotypes and colorectal cancer in Hawaii.
Etiology Program, Cancer Research Center of Hawaii, University of Hawaii, 1236 Lauhala Street Suite 407, Honolulu, HI 96813, USA."
Und hier zeigte sich bei Rauchern, die den genetisch ungünstigen Enzymtyp besassen und gut durchgebratenes rotes Fleisch (well-done) aßen, ein 8,8-fach erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko gegenüber Rauchern mit genetisch günstigem Enzymtyp die medium- oder englisch-(rare) gebratenes Fleisch bevorzugten.
Also 8,8-fach, das ist schon ein Wort.
Auch diese Arbeit zeigte Geschlechtsunterschiede zugunsten der Frau.
Resümee:
Der Einfluss von rotem Fleisch auf das Dickdarmkrepsrisiko ist für junge (<60 J.) schlanke Nichtraucher nicht vorhanden. Die Kombination von selteneren genetischen Enzymvarianten Rauchen und Übergewicht zeigen ein erhöhtes Risiko, insbesondere bei stärker gebratenem (well-done) oder gegrilltem Fleisch. Frauen haben ein etwas vermindertes Risiko gegenüber Männern über 60J.
Gruss
Paul
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