NICHT EINFACH MIT MEHR MEDIS!
Seit ich die Gebetsmühle max 140-120-100mg/dl 1-2-3 Stunden nach jedem Essen weitersage und weiterschreibe, hängt mir an, dass ich damit schon mal jemanden in eine fürchterliche Hypo gestürzt hätte. Der Jemand hat sich mir gegenüber nie offenbart, und ich kann nur annehmen, dass er seine Bolusdosis einfach erheblich erhöht hat, ohne zu überprüfen, wie gut sie überhaupt passt, und vor allem auch, ohne den weiteren Verlauf zu beobachten. Denn wenn der BZ dann deutlich schneller als auf 120 nach 2 und 100 nach 3 Stunden sinkt, muss man das Sinken natürlich mit z.B. 1 BE bremsen und weiter beobachten und ggf. 1 oder weitere BE nachschieben.
Daher unbedingt Schritt 1: Nichts verändern, spritzen und frühstücken wie gewohnt! Nur zusätzlich genauer überprüfen, wie gut Dosis und Essen zusammen passen. Also wie gewohnt zum Beispiel vor dem Frühstück messen und dann in Halbstundenschritten nach dem Essen, bis der BZ nicht mehr sinkt oder sogar wieder ansteigt. Beim ersten Nichtmehrsinken-Wert ist die Bolus-Wirkung zuende.
Wenn dann der Wert von vor dem Frühstück wieder erreicht ist, hat die Spritzmenge zum Essen gepasst. Wenn der Auslauf-Wert höher ist, als der vor dem Essen, war die Spritzmenge zu klein, und wenn er niedriger ist, als vor dem Essen, war die Spritzmenge größer, als für den Ausgleich erforderlich.
WICHTIG: Das kann zu den verschiedenen Tageszeiten sehr verschieden sein! Also jede Mahlzeit für sich so austesten, wie hier mit dem Frühstücksbeispiel!
Schritt 2: Nur erforderlich, wo Spritz- und Frühstücksmenge nicht zusammen passen. Da mit jeweils 1IE mehr oder weniger pro Frühstück so lange verändern, bis die Mengen zusammen passen. In dieser Zeit ist auch nur noch 2mal Messen erforderlich, wie gewohnt vor dem Frühstück und dann am Wirkauslauf des Insulins.
Schritt 3: Wenn die Spritz- und Futtermengen zusammen passen und etwa 1 Stunde nach dem Essen immer noch eine besonders hohe BZ-Spitze gemessen werden kann, wirkt das Futter schneller als das Insulin. Dann kann man dem Insulin nach und nach einen Vorsprung geben. Das ist der SEA, der Spritz-Ess-Abstand. Dafür wartet man nach dem Spritzen zunehmend mehr Minuten, etwa etwa in 5-Minuten-Schritten, mit dem Essen und schaut, bis die Spitze nach dem Essen absinkt oder/und bis der BZ vor dem Essen zu tief zu sinken droht. Wenn die Spitze nach dem Essen dann noch immer unerwünscht hoch ansteigt, ist das einfach mehr Futter, als der persönliche Insulinumsatz in der Zeit abarbeiten kann. Dann bleibt nur, bei gleicher Spritzmenge die Futtermenge auf z.B. 2 Portionen mit z.B. 1 Stunde Pause dazwischen aufzuteilen. Selbstverständlich gilt auch für die Pause: testen und anpassen, bis es passt.
Selbstverständlich ist das viele Messen nur zum Herausfinden, Ausprobieren und Einrichten notwendig. Das wäre es übrigens auch für die ähnlich optimale Einstellung durch einen Facharzt. Dauert bei einem engagierten Könner unter den Fachärzten (Dok Teupe) übrigens wenigstens 2 Wochen ganztägig und dann immer noch 3-6 Monate, bis man optimal in den eigenen Alltag eingebaut hat, was man dort gelernt hat. Man muss sich also Zeit nehmen. Und natürlich kommt man anschließend mit den durchschittlich 5 Streifen pro Tag bei ICT lang hin, übrigens sehr sicher hypofrei. Denn Hypos sind entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht das Ergebnis niedriger BZ-Verläufe mit kleinen Spitzen. Sondern sie kommen umso häufiger vor, je höhere Spitzen und damit eben auch tiefere Täler man sich leistet.
Bisdann, Jürgen
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