Mal ein neuer Thread, weil es hier und jetzt gerade weniger darum geht, wie es mir morgens geht
Ich habe am Mittwoch den dritten Coaching-Termin gehabt.
Soweit bin ich da mittlerweile recht zuversichtlich, daß mir das durchaus etwas bringen wird. Die Frage ist nur wann… denn einfach ist der Weg auch nicht grad:
Im Prinzip stellte mich die Coachin aus ihrer Erfahrung heraus vor folgende Wahl:
1. Entweder ich beschließe, „nur“ ein halbwegs angenehmes und schönes Leben haben zu wollen. Dabei könnte mir der psychotherapeutische Weg helfen, meine Sorgen und Ängste im Zaum zu halten. Ich würde sie aber wahrscheinlich nie richtig los, sie würden immer wieder hochkommen.
2. Oder ich beschließe, die Sorgen und Ängste loswerden zu wollen. Dabei müßte ich allerdings eher einen spirituellen Weg einschlagen, bei dem sie mich unterstützen kann. Dadurch gelänge im am Ende zu meinem wahren Ich/Selbst, zu mehr Wahrheit und mehr Gelassenheit. Meine Sorgen und Ängste würden darüber als belanglos enttarnt, so daß sie automatisch weichen würden.
Das alles hängt wohl damit zusammen, daß – wie auch schonmal hier in meinem Thread ein oder zwei von euch geschrieben haben – alle meine Ängste wohl schlußendlich auf die menschliche Urangst des Egos vor dem Tod zurückzuführen sind. Irgendwann im Laufe des Lebens würde den meisten Menschen plötzlich bewußt, daß alles endlich ist und sie irgendwann sterben müßten. Dagegen würde sich allerdings das Ego mit seinem Verstand wehren und versucht eine Lösung für dieses Dilemma zu finden – die es natürlich nicht gibt. Also verstrickt man sich unter Umständen immer mehr da hinein und kommt irgendwann kaum noch heraus.
Die Psychotherapie kann einem wohl dabei helfen, all diese Gedanken und Gefühle zu relativieren und sich immer wieder zu fangen, so daß man ein halbwegs normales Leben führen kann. Aber die eigentliche Ursache – eben die Urangst vor dem Tod – wird man damit wohl nicht los.
Sollte das den Tatsachen entsprechen, trifft das wohl auch auf mich zu: Ich hatte Montag noch einen weiteren Abstimmungs- und Beratungstermin bzgl. einer alternativen Therapie. Und dort meinte die Therapeutin dann nach einer halben Stunde, sie wüßte eigentlich kaum, was sie oder ihre Kollegen mir noch vermitteln könnten – ich hätte bereits zwei Therapien hinter mir, würde das Gelernte auch mehr oder minder erfolgreich anwenden, und sei quasi zum Experten meiner eigenen Krankheit/Störung geworden. Sie hielt einzig noch eine tiefenpsychologische Therapie für grundsätzlich möglich, schien mir aber selbst nicht so überzeugt davon, daß mir das so bald helfen würde. Im Gegenteil meinte sie, daß es durchaus auch die Fälle gibt, wo Leute/Patienten, die sich bereits grundsätzlich wieder gefangen und mit ihrer Situation gelernt hätten, halbwegs umzugehen, im Zuge der Tiefenpsychologie wieder abstürzen könnten… Da wäre mein Werkzeugkoffer inklusive Medikament womöglich die bessere Alternative.
Tja *seufz*, damit sieht’s wohl so aus, als käme für einen weiteren Fortschritt meiner Situation wahrscheinlich nur der spirituelle Weg infrage. Also der „echte“ Weg zu meinem „wirklichen“ Selbst. Und wie ich schon am Mittwoch im Coaching festgestellt habe, ist allein schon das genaue Verständnis der Frage „Wer bin ich eigentlich wirklich?“ gar nicht so einfach zu beantworten. Denn landläufig verstehen die meisten von uns und so auch ich bisher darunter unsere Charaktereigenschaften sowie intellektuellen und handwerklichen Fähigkeiten etc. Die dachte ich eigentlich schon zu kennen, mich also quasi selbst zu kennen. Jetzt mal abgesehen von dem üblichen Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Aber die spirituelle Frage geht noch sehr viel tiefer unter diese Oberfläche.
So, wie ich es bisher von der Coachin verstanden habe, geht es unter anderem darum zu erkennen, daß etwas, was man wahrnimmt, ja voraussetzt, daß da jemand/etwas ist, das wahrnehmen kann! Gemeinhin identifizieren sich die meisten von uns direkt mit ihrer Wahrnehmung – ich habe Schmerzen, mir geht es gut, mir geht es schlecht, usw. Aber das alles ist wohl nur das Ego, die Oberfläche von uns, die eben um ihre Vergänglichkeit und den Tod fürchtet. Dahinter ist unser wahres Selbst, das, was wirklich wahrnimmt und weder Schmerz, noch Gedanke, noch Gefühl ist. Oder all das, aber eben noch viel mehr…
Auf jeden Fall grundsätzlich hochinteressante und spannende Fragen und Themen.
Nur auch nicht so leicht zu beantworten und zu bewältigen, wie andere Dinge, bspw. eine Tabletteneinnahme und die Veränderung von Kognitionen. Das sind wohl Erkenntnisse, die irgendwann kommen, beim einen früher, beim anderen später, bei manchen gar nicht oder erst sehr spät. Man kann nur immer wieder versuchen, sich auf die reine Wahrnehmung zu beschränken und sich selbst und diese zu beobachten – dann kann es früher oder später zu den wesentlichen Erkenntnissen und Erleuchtungen kommen, die unsere Ängste und die Urangst bedeutungslos machen.
Die Coachin hat das mit dem Weg nach Rom verglichen: Es gibt viele Wege nach Rom, aber am Ende landen wir alle in Rom. Der Haken bei diesem Weg hier ist nur, daß es keine sichere Landkarte gibt, auf der man sich seine Strecke aussuchen und sie gehen kann. Rom ist nur ein schwarzer Punkt auf einer weißen Landkarte, und man weiß weder wie weit es dahin ist noch welche Schritte man im einzelnen unternehmen muß.
Da stehe ich nun also…
Das Wissen, das ich bisher erworben habe, ist damit sicher nicht unnütz, außer Frage.
Aber es scheint wohl so, als würde es mich von meinen Ängsten nicht grundsätzlich erlösen können.
Oder doch…? *Kopf-kratz*
Viele Wege führen nach Rom…
Was haltet ihr davon?
LG,
Alex
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