zuerst möchte ich sagen, dass ich es toll finde, dass es ein derartiges Forum gibt, wo man kompetente und freundliche Hilfestellungen zu psychischen Problemen erhalten kann.
Nach längerem, stillen Mitlesen habe ich ( 30 Jahre ) mich dazu entschieden, auch mein Problem an euch heranzutragen, in der Hoffnung, meine Ängste vielleicht ein wenig mindern zu können.
Es wird ein etwas längerer Text werden, aber ich versuche, mich auf das wichtigste zu beschränken.
Im Jahr 2010 wurde mir von meinem Hausarzt aufgrund einer Bronchitis ein bronchienerweiterndes Spray verschrieben. Etwa eine halbe Stunde nach der Anwendung bekam ich starkes Herzrasen. Ich Nachhinein war meine Panik in diesem Moment völlig unbegründet, da Herzrasen wohl eine häufige Nebenwirkung dieses Medikaments ist, was ich in diesem Moment allerdings leider nicht wusste. Ich habe völlig überreagiert, dachte an einen Herzinfarkt oder ähnliches. Nach diesem Erlebnis fing der Angstkreislauf an. Ich war total panisch, bekam schlecht Luft und stellte mich in einer nahegelegenen Uniklinik vor. Es wurden sowohl Lunge, als auch Herz untersucht, beides ohne Auffälligkeiten. Mein nächster Gedanke war, ich hätte mir die Symptome folglich nur eingebildet, wäre vielleicht verrückt. Natürlich habe ich übermäßig viel gegoogelt und mich dann auf Schizophrenie eingeschossen. Ich habe tagelang alle Symptome studiert, mich selbst zwanghaft auf jene kontrolliert und somit immer mehr in die Angst getrieben. Ich suchte mehrfach meinen Hausarzt auf und er erkannte auch recht schnell die Problematik, dass ich eine hypochondrische Angstneurose entwickelt hatte und überwies mich an einen Psychiater.
Natürlich habe ich mich dort auch mehrfach rückversichert, ob ich nicht doch eine Schizophrenie hätte, was er allerdings verneinte und nach meiner Anamnese die Vermutung meines Hausarztes bestätigte und eine hypochondrische Angststörung mit Zwangsgedanken diagnostizierte. Er verschrieb mir ein Medikament ( Darf ich Medikamentennamen nennen? ) und eine Kurzzeittherapie von 25 Stunden. Auch bei dem Therapeuten versicherte ich mich mehrfach, ob ich nicht an einer Schizophrenie erkrankt sein könnte, was auch er verneinte.
Ich weiß heute nicht mehr, wie lange es genau dauerte, aber irgendwann legten sich die Ängste.
Ich nahm das Medikament dennoch weiterhin ein und war die letzten Jahre symptomfrei und es ging mir super. Auch wenn ich an Schizophrenie dachte, konnte ich mich distanzieren und entwickelte keinerlei Ängste mehr. Leider endete diese Zeit vor etwa 6 Wochen.
Bei meiner Partnerin wurden Chlamydien festgestellt, was eine Partnertherapie zurfolge hatte. Ich begann wieder im Internet zu recherchieren und stieß auf allerlei schlimme Auswirkungen, welche eine unbehandelte Chlamydieninfektion haben könnte. Zwar wurde ich auch mitbehandelt, aber ich googelte wieder täglich nach Symptomen einer verschleppten Infektion, von Chlamydien im Knie, worauf ich natürlich Knieschmerzen empfand, bis hin zu einem Befall des Auges. Ohne es zu merken, entwickelte ich von Tag zu Tag wieder eine stärkere innere Unruhe. Ich hatte morgens keine Lust aufzustehen, war froh, abends wieder im Bett zu liegen. Und schleichend stieg wieder die Angst vor Schizophrenie in mir auf und obwohl ich mir damals geschworen habe, mich nicht mehr darauf einzuschießen, fing ich wieder an, Symptome der Schizophrenie zu googeln und mich darauf zu kontrollieren. Dies hat sich wieder zu einem regelrechten Zwang aufgebaut. Ich sprach mit meinem Psychiater über die Ängste und er meinte, es handele sich um einen klassischen Rückfall und ich solle die Dosis meines Medikamentes erhöhen. Er versicherte mir auch mehrfach, ich hätte keine Schizophrenie und würde auch keine entwickeln. Er begründete es damit, dass es wohl das Phänomen in der Psychiatrie gäbe, wenn sich eine Diagnose aus dem Formkreis psychischer Erkrankungen, in meinem Fall die Angststörung mit Zwangsgedanken, konsolidiert hätte, es nicht möglich wäre, eine weitere Krankheit aus diesem Kreis zusätzlich zu entwickeln. Ich bin kein Arzt und maße mir nicht an, seine Aussagen in Frage zu stellen, aber diese Antwort konnte mich nur kurzzeitig beruhigen. Obwohl ich das Medikament nun seit 14 Tagen höher dosiert einnehme, hört das zwanghafte Prüfen auf Symptome nicht auf. Ich prüfe taglich mehrfach, ob ich vielleicht Stimmen höre oder Dinge sehe, die nicht da sind. Auch auf weitere Symptome prüfe ich mich ständig, wie z.B. Paranoia oder sonstiges. Die Angst vor dieser Krankheit begleitet mich 24 Stunden am Tag, mal ist sie schlimmer, mal kann ich mich teilweise ablenken. Was mich nun allerdings sehr verunsichert ist z.b., dass ich eines Abends vor ein paar Tagen auf dem Heimweg von der Arbeit im Augenwinkel ein Schild sah, mich erschreckte, weil ich dachte, es wäre ein Mensch und dann sah, dass es eben nur ein Schild war. Dies ist mir schon ein paar Mal passiert. Ich nehme im Augenwinkel etwas wahr, erschrecke mich, denke es wäre ein Mensch und es stellt sich als, wie im eben genannten Beispiel, beispielsweise als Straßenschild heraus. Ich erkenne den Irrtum innerhalb einer Sekunde, aber dennoch habe ich wahnsinnige Angst, dass dies beispielsweise Vorboten von Halluzinationen oder ähnlichem sind, welche auf eine beginnende Schizophrenie hindeuten könnten. Außerdem frage ich mich, ob die Diagnose meines Psychiaters wirklich richtig ist, weil die Ängste ja nun wieder aufgetaucht sind und die innere Unruhe wirklich stellenweise extrem stark ist. Panikattacken habe und hatte ich allerdings nie.
Ich entschuldige mich dafür, dass der Text nun doch recht lange wurde, aber ich würde mich freuen, wenn ihn jemand lesen und seine Meinung dazu schreiben könnte.
Ich wünsche allen einen schönen Abend und eine gute Woche.
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