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Kraftlos, nicht "Nein" sagen können

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  • Kraftlos, nicht "Nein" sagen können

    Hallo,

    ich bin weiblich, 31 Jahre alt, ledig und Erzieherin. Ich arbeite seit 10 Jahren in einer Kindertagesstätte mit Kindern im Alter von 3-6 (Kindergarten) und meine Hauptätigkeit ist die Arbeit mit Kindern im Alter von 6-10 Jahren (Hort). Ich bin Gruppenleitung und für unsere Leitung übernehme ich im Krankheitsfall oder Urlaub die Abwesenheitsvertretung.

    Mein Problem ist, dass ich schwer abschalten kann und lieber alles selbst mache, statt abzugeben. Es ist auch jedes Jahr so dass ich meinen Urlaub seltens nehme und meist mit 15 Tagen ins neue Jahr gehe.
    Seit den letzten 1,5 - 2 Jahren ist es so das ich mich von den Kollegen immer mehr zurückziehe und auch nicht wirklich mehr lachen kann mit den Kolleginnen.
    Die Arbeit mit den Kindern und Eltern macht mir viel Spaß und Freude und mit denen kann ich viel lachen und scherzen.

    Ich selbst merke auch das ich schneller gereizt bin und es Kolleginnen gibt die mir nichts Recht machen können.
    Ich muss dazu sagen das ich mir gegenüber sehr kritisch bin und an mich selbst hohe Ansprüche habe. Meine Leitung sagt auch das ich mir selbst immer wieder damit im Wege stehe. Und ich mich als Person auch so annehmen muss, wie ich bin.
    Ich kann mit positiver Rückmeldung ganz schlecht umgehen und
    diese annehmen, aber ich kann meinen Mitmenschen Komplimente machen und sie auch loben.

    Es ist schon zwei Mal auf der Arbeit vorgekommen, dass ich vor meiner Leitung weinend zusammegebrochen bin, da ich das Gefühl hatte den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, alles falsch zu machen und es war das Gefühl der Überforderung.

    Ich kann auch ganz schlecht nein sagen, d.h. ich übernehme Vertretungen, lasse anderen den Urlaubsvortritt, übernehme arbeiten, obwohl ich manchmal auch nicht weiß wie ich das schaffen soll, aber es gibt immer einen Weg. Ich bin auch häufig noch länger auf der Arbeit oder auch mal am Wochenende oder nehme mir Arbeit mit nach Hause.

    Wenn ich von der Arbeit komme, dann setze ich mich vor den Fernseher und bin froh zu Hause zu sein.Teilweise stelle ich das Telefon auf lautlos oder gehe erst gar nicht
    ran, weil ich kein Nerv mehr dazu habe. Mir fehlt auch häufig abends die Lust, Kraft und die Motivation etwas zu unternehmen.

    Seit längerem habe ich auch Probleme Einzuschlafen oder ich wache mehrmals in der Nacht auf. Und Sonntags könnte ich den ganzen Tag im Bett bleiben bzw. muss mich zwingen aufzustehen.

    Ich weiß nicht, ob ich das noch lange durchstehen kann, aber auf der anderen Seite sehe ich auch keine andere Lösung, weil ich nicht möchte, das es auf Kosten anderer geht oder andere meine Arbeit zusätzlich übernehmen müssen.

    Was kann ich machen? Was soll ich ändern? Es ist total schwer nein zu sagen!


  • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


    Hallo Ocarlo,

    offenbar definieren Sie sich ausschließlich über Ihre Arbeit, nehmen das Problematische mit nach Hause, so dass sich bereits Ihr Vegetativum dagegen sträubt (Schlaf).

    Was gibt es noch in Ihrem Leben?

    Vielleicht können wir uns über diese Frage Ihrem Anliegen nähern.

    Also: berichten Sie mal.

    Beste Grüße

    Dr. Riecke

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    • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


      Was für mich noch ganz wichtig ist, ist die Familie, d.h. meine Eltern und meine Geschwister. Meine Geschwister sind innerhalb Deutschlands verteilt, bzw. ein Bruder lebt mit seiner Familie in Ungarn. Vielleicht sollte ich noch erwähnen das ich mit 8,5 Monaten von Südkorea nach Deutschland zu meiner Adoptivfamilie gekommen bin. Ich bin das einzige Adoptivkind in der Familie, aber bin gleichberechtigt mit meinen Geschwistern aufgewachsen und ich hätte keine bessere Familie haben können. Jeden Sonntag fahre ich zu meinen Eltern zum Abendessen (mein einer Bruder und Freundin kommen auch) oder sollte so mal Not am Mann sein bin ich jederzeit für meine Familie da!

      Wenn sie Hobbies o.ä. meinen, da muss ich passen. Ich war als Kind bis ins Jugendalter (ca. 10 Jahre) im Schwimmverein und hatte auch an Wettkämpfen usw. teilgenommen.
      Sonst habe ich keine Interessen!!!
      Ich fühle mich auch für meine Familie bzw. speziell für meine Eltern verantwortlich und habe das Gefühl ihnen etwas zurückgeben zu müssen, obwohl sie das gar nicht wollen!

      Aber wenn ich mich mal mit einer Freundin treffe oder mit der Familie da rede ich nicht über meine Arbeit.

      Ich war dieses Jahr zwei Mal über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben, da ich zwei Ops hatte und da wollte ich gar keinen Kontakt zu meiner Arbeitsstelle haben und bin gar nicht ans Telefon gegangen, wenn ich wußte das Kollegen anrufen. Ich wollte nichts hören und habe nur Kontakt aufgenommen zu meiner Arbeitsstelle, um mich weiter krank zumelden und damit habe ich es auch im Telefonat belassen und die Kollegen abgewürgt. Und einige können das nicht nachvollziehen warum ich mich so zurückgezogen habe, während der Zeit.
      Natürlich bin ich auch wieder froh arbeiten gehen zu können, obwohl ich weiß das ich nach kürzester Zeit wieder total genervt und gereizt sein werde.

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      • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


        "..und habe das Gefühl ihnen etwas zurückgeben zu müssen, obwohl sie das gar nicht wollen!"

        Das ist auch ein Teil der besonderen Interpretation Ihrer Lebenssituation (neben der Bedeutung Ihrer Arbeit).
        Ihre Eltern wollen aus völlig plausiblen Grund keine ständige und andere Bereiche verdrängende Dankbarkeit für die Adoption. Sie haben mit Ihrer Existenz das Leben Ihrer Eltern ja auch bereichert. Die Eltern haben Sie unbedingt gewollt, sonst gäbe es diese Adoption nicht.
        Ihre Eltern wären sicher froh, wenn Sie das Leben einer 31jährigen Frau führten.
        Sie haben über Kollegen und Freundinnen berichtet, aber was ist mit Freunden, Liebesbeziehungen?
        Sie stellen nämlich das nötige Äquivalent zur Arbeitswelt dar - manchmal sogar mehr als das.

        Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.

        Beste Grüße

        Dr. Riecke

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        • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


          Wenn ich genau überlege, dann habe ich nicht wirklich feste Freunde. Es gibt 1-2 Kolleginnen mit denen ich mal etwas unternehmen und von einer Kollegin bin ich auch die Patent
          ante von ihrem Kind. Und dann gibt es noch eine "Freundin" mit einer Tocher außerhalb der Arbeit mit der ich mich mal treffe.
          Liebesbeziehungen gibt es gar nicht und gab es auch nicht.
          Da fehlt mir auch der Bezug dazu bzw. gab es mal mit ca. 20 jdm., aber ich fühlte mich nicht wohl und mag es auch nicht berührt zu werden, da verkrampfe ich total. Ich glaube mir fehlt auch der Bezug zu meinem Körper bzw. zu dem ganzen Thema Sexualität, Frau sein - Entwicklung zur Frau usw. Ich bin auch nicht der Mensch der über diese Themen spricht. Ich habe auch nicht das Gefühl das mir etwas fehlt.

          Kommentar


          • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


            "Ich bin auch nicht der Mensch der über diese Themen spricht."

            Um so besser, dass Sie darüber schreiben können.
            Virtuelle Anonymität hat auch Vorteile!

            Mir fällt auf, dass Sie offensichtlich ein Selbstwert-Problem haben. Das Wertgefühlsdefizit betrifft mehrere Bereiche - auch Ihre Identität als Frau, die Selbstakzeptanz, das Körpergefühl etc.

            Nun ist es an Ihnen, zu überlegen, welche Wege Sie beschreiten wollen, um etwas zu ändern.

            Kommentar


            • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


              Vielen Dank für die Antworten!!!

              Welche Wege könnte ich denn beschreiten, um etwas zu ändern?
              Und was sollte ich denn zuerst angehen? Ich kann doch nicht alles auf einmal ändern und irgendwo habe ich auch Angst davor!

              Kommentar



              • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                "Welche Wege könnte ich denn beschreiten, um etwas zu ändern?"

                Verhaltenstherapie und einige Körpertherapie-Methoden könnten Ihnen nützen.
                Man kann sich z.B. über den Hausarzt eine Überweisung holen und zur Therapie anmelden.

                Falls Sie Konkreteres brauchen, bitte Bescheid geben.

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                • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                  Hallo,

                  ich brauchte erst mal ein bißchen Zeit, um über verschiedenes Nachzudenken.

                  Die Begriffe Verhaltenstherapie und Körpertherapie - Methoden machen mir ein wenig Angst.
                  Ich kann mir unter der Körpertherapie-Methoden nichts vorstellen.
                  Ich hatte es auch versucht zu googeln, aber ich bin nicht wirklich schlau daraus geworden.
                  Ich weiß nicht, ob ich mit jdm. der im direkten Kontakt mit mir steht, mich äußern kann.
                  Ich kann mich nicht auf Übungen o.ä. im Rahmen meiner Arbeit und entsprechenden Fortbildungen, z.B.: Traumgeschichten, Wahrnehmungsgeschichten Übungen mit Augen schließen, Vertrauensübungen usw. nicht einlassen. Ich verlasse dann den Raum oder sitze mit geöffneten Augen auf meinem Stuhl, d.h. ich verweigere diese Übungen.

                  Was soll ich dem Hausarzt sagen, warum ich eine Überweisung haben möchte und wofür?

                  Kommentar


                  • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                    "Ich kann mir unter der Körpertherapie-Methoden nichts vorstellen.
                    Ich hatte es auch versucht zu googeln, aber ich bin nicht wirklich schlau daraus geworden."

                    Das ist auch ein sehr weites Gebiet.
                    Am besten ist wohl, dass ich Ihnen ein paar Vorschläge schicke (per Mail: [email protected]), denn das passt nicht zu den Forum-Modalitäten.

                    Kommentar



                    • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                      Guten Abend. Dr. Riecke

                      ich habe mir das Buch bestellt. Ich bin gespannt was mich erwartet.
                      Ich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, das ich mich auf Meditation einlassen kann bzw. um mich herum alles ausblenden oder vergessen kann, aber vielleicht hilft das Buch.
                      Neuen Sachen stehe ich immer erst einmal skeptisch und zurückhaltend gegenüber!

                      Zur Zeit muss ich mich auch mit einigen geundheitl. Dingen auseinandersetzen.

                      Kann die Situation in der ich mich befinde, die Gesundheit so massiv beeinflussen? Ich bin seit Mitte März ca. 4 Monate krankgeschrieben gewesen bis um jetzigen Zeitpunkt ( 2 OP`s)
                      Das kenne ich sonst gar nicht, war vorher nie im Krankenhaus!!!
                      Wäre es da ratsam erst einmal das gesundheitl. in den Griff zu bekommen oder müsste ich beide Baustellen parallel angehen?

                      Danke!!!

                      Kommentar


                      • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                        "Wäre es da ratsam erst einmal das gesundheitl. in den Griff zu bekommen oder müsste ich beide Baustellen parallel angehen?"

                        Es ist möglicherweise nur eine Baustelle, die es zu bearbeiten gilt. Näheres später.

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                        • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                          Guten Abend,

                          ich war diese Woche nach 5 Wochen Krankschreibung wieder arbeiten und ich habe nichts geregelt bekommen. Die einfachsten Sachen habe ich nicht umgesetzt bekommen und ich war total gereizt und genervt. Normalerweise ist es für mich kein Problem sofort wieder einzusteigen und alles zu organisieren und wieder mitten drin zu sein und meine Arbeit zu machen. Aber ich habe z.Zt. das Gefühl das mir eigentlich alles egal ist und wenn wir personell nicht so schlecht besetzt wären, würde ich am liebsten sofort Urlaub einreichen. (Was überhaupt nicht meine Art ist, eher das Gegenteil!!!)
                          Und darüber ärger ich mich sehr und bin auch entsetzt über mich selbst! Das ich diese Haltung habe, das bin nicht ich!!!

                          Kommentar


                          • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                            Sehr geehrter Dr. Riecke,

                            sie haben mir viele Denkanstöße gegeben!!!

                            Vielen Dank, für ihre Hilfe und die Ratschläge!!!

                            ocarlo

                            Kommentar


                            • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                              Das freut mich.

                              Und Dank für die Rückmeldung.

                              Kommentar


                              • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                Ich glaube wir sind allesamt gute Gelegenheitsdarsteller. Je nach Bedarf stellen wir uns zur Verfügung für die verschiedensten Rollen.
                                Ich glaube bei dir steht nun an die alte zu wechseln und eine neue Rolle einzunehmen.
                                Ist die überfleissige, wohlerzogenste, liebreichste Kindergartentante nicht nett gewesen?
                                Bestimmt, für viele bestimmt sogar superb!
                                Und jetzt?
                                Jetzt beobachte die Neue.....dann die nächste, dann die übernächste, dann wieder die alte, dann wieder die, die krank iist, zornig, unerfüllt, dann wechsle in die, die sich aufmüpft, dann bekleide das Amt in aller Würde und Hochachtung vor deinen vielen Talenten je nach Bedarf anders sein zu können das Beste aller Ämter: gar nichts zu sein- ausser einfach nur ufrieden, dass du wieder wohlauf bist.

                                Deine Arbeit ist bestimmt das Beste was dir passieren kann, weil du ja gedanklich voll dabei bist und die Kinder sehr liebst.

                                Diese Arbeit ist ein TEIL deines Daseins.
                                Das wird dir jetzt vor Augen gehalten.
                                Rate mal wie viele Teile ein Leben so beinhalten kann.
                                Ob sich ein Teil gut anfühlt oder nicht- es ist eine Art Muster- keines mussssst du beibehalten auf die Dauer und für immer.
                                Ich würde sogar sagen: keines SOLLST du beibehalten ( du darfst)!
                                Das Leben sorgt dafür, dass nur eines konstant bleibt: das Auf und Ab, der Wechsel der Gezeiten- das Wachsen und Werden, das Tag sein und das Nacht sein- alles im Fluss- wir fließen mit.

                                Ich an deiner Stelle würde alle drum bitten die dich kennen: bitte im Moment keine Aufgaben mehr an mich stellen, meine Hauptaufgabe ist unedingt mein Gleichgewicht wieder zu finden.
                                Du bist auf den besten Weg dazu.
                                Manchmal ist eine Krankschreibung die einzige Rettung, dass du einmal so richtig Schonzeit bekommst.
                                Du musst nichts tun was du nicht wirklich magst.
                                Nicht einmal einen Liebhaber brauchst du.
                                Deine Eltern lieben dich, die Kinder auch, jetzt lieb halt einmal die Tatsache, dass du ein Mensch bist und keine Maschine.
                                Nur Roboter haben keine Schmerzen und ziehen sich nie um um einmal ganz das Gegenteil zu sein, was vorher geübt worden ist an Rollenspiel.
                                Was ist dabei, wenn du noch ein paar Wochen Kranksein dranhängst und in diesen paar Wochen via schöner Bücher, oder Fantasie neue Welten erkundest, wenigstens einmal virtuell.
                                Vielleicht kannst du deiner lieben Kindergartentante schmackhaft machen, dass es auch noch sooooo viele andere tolle Dinge gibt die es zu kosten gäb, zu beriechen, zu erspüren, zu erschmecken, zu erleben.
                                Warum nicht?

                                WARUM nicht...???

                                Kommentar


                                • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                  "keine Aufgaben mehr an mich stellen"
                                  Das geht nicht so einfach, da ich eine Gruppenleitung habe und entsprechend Veratnwortung.

                                  "Krankschreibung die einzige Rettung, dass du einmal so richtig Schonzeit bekommst"
                                  Ich bin ca. 19 Wochen. seit Okt.09 krankgeschrieben gewesen (2 Ops waren dabei) und in den Zeiten der Krankschreibung habe ich mich nicht wohl gefühlt. Es war sogar teilweise eher das Gegenteil.

                                  "ein paar Wochen Kranksein dranhängst"
                                  Ich kenne die personelle Besetzung, Terminplanung usw. bei uns und die Kolleginnen mußten in den letzen Wochen vieles von mir übernehmen und ich habe auch eine Verantwortung meinen Kollegen und meine Team gegenüber und ich weiß wie es denen geht und was sie leisten können.

                                  Ich weiß, dass ich etwas ändern muss und nicht alles bei Seite schieben kann. Mein Körper usw. zeigen es mir in den letzten Tagen ziemlich eindeutig, indem ich massiv am meine Grenzen stoße, wo der Verdrängungsmechanismus auch nicht mehr so funktioniert, leider!

                                  Danke, für die Denkanstöße!!!

                                  Kommentar


                                  • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                    Hallo,

                                    ich habe im Januar mit der Psychotherapie begonnen wg. schweren depressiven Episoden mit psychotischen Symptomen , aber es fällt mir immer noch total schwer über mich zu reden. Es liegt jedoch nicht an der Therapeutin.
                                    Seit Januar bin ich bei der Neurologin/Psychiaterin in Behandlung zur Einstellung der Medikamente.
                                    Ich nehme z.Zt. 2 x am Tag Sertralin 50mg und 1x am Tag Seroquel 600mg.
                                    Mein Problem ist das ich trotz Seroquel weiterhin Schlafprobleme habe, d.h. ich kann nicht einschlafen geschweige den durchschlafen. Mind. einmal die Woche gibt es eine Nacht in der ich gar nicht schlafe. Wenn ich Seroquel um ca. 17.00 Uhr eingenommen habe schlafe ich zwischen 19.00-19.30 Uhr für ca. 4 Std. ein und werde dann immer wieder wach. Das Problem ist das ich mind. 1-2 die Woche bis ca. 19.00 Uhr arbeiten muss.
                                    Seit Mitte Januar bin ich krankgeschrieben, da auf einmal nichts mehr funktionierte. Und meine Ärztin hat z.Zt. Urlaub!!!
                                    Am 15.04.11 habe ich mit der Wiedereingliederung begonnen und soll die ersten zwei Wochen 4 Std. und danach die weiteren zwei Wochen 6 Std. arbeiten und danach wieder die reguläre Arbeitszeit, wenn alles klappt.
                                    Ich weiß aber nicht ob es zu früh ist mit der Wiedereingliederung, bzw. wie merke ich ob es falsch oder richtig ist?
                                    Im Anschluß an die Wiedereingliederung soll eine Reha beantragt werden zum Erhalt der Arbeitskraft. Der Gedanke an eine Reha macht mir Angst!!!

                                    Kommentar


                                    • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                      "Der Gedanke an eine Reha macht mir Angst!!!"

                                      Das ist der gleiche Machanismus wie damals vor Beginn der Psychotherapie.

                                      Und: Ist die Psychotherapie so schlimm geworden, wie Sie befürchtet hatten?

                                      Kommentar


                                      • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                        Hallo Dr. Riecke,

                                        was heißt schlimm?. Wie schon zuvor beschrieben, ist es für mich sehr schwer über mich zu sprechen. Es ist für mich jedesmal ein Kampf mit mir selbst. Ich sitze vor der Therapeutin und weiß nicht was ich erzählen soll. Es ist manchmal sehr anstrengend und ich merke wie verkrampft ich bin. Auf Entspannungsübungen kann ich mich überhaupt nicht einlassen.
                                        Ich denke immer, dass ich etwas falsches sagen könnte oder die Erwartungshaltung nicht erfüllen kann, obwohl sie immer sagt, das ich nichts falsch machen kann und sie keine Erwartungshaltung habe und ich die Zeit so gestalten kann, wie ich es mag!

                                        Muss ich bei der Reha wieder von vorne Beginnen mit der Psychotherapie? Und wie effektiv ist die Unterbrechung der Psychotherapie durch eine Reha?

                                        Mein belastenderes Problem ist wie auch schon zuvor beschrieben die Schlafsituation!!!
                                        Nehme 600 mg. Seroquel und schlafe gegen 19.00-19.30 Uhr ein für ca. 3-4 Std. und dann wache ich immer wieder auf. Mind. eine Nacht in der Woche schlafe ich gar nicht!!!

                                        Kommentar


                                        • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                          Hi,
                                          hast du schon mal versucht so schlafen zu gehen das du maximal 8Std. im Bett bist ehe der Wecker klingelt. Oder musst du so früh raus?
                                          Das Medi kannst du ja deinem Tagesrhythmus anpassen, also so nehmen das du nicht zu früh müde wirst.

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                                          • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                            Hallo Tired,

                                            es ist egal wann ich ins Bett gehe. Alleine bis ich einschlafe kann sich das über Stunden hinziehen und durchschlafen kann ich keine Nacht. Ich arbeite unterschiedlich zwei Tage die Woche muss ich um 7.00 Uhr, ein Tag um 12.15 Uhr, einen Tag um 7.30 Uhr und einen Tag um 8.00 Uhr auf der Arbeit sein.


                                            Das Problem ist, dass wenn ich das Medikament später nehme, dann bin am darauffolgenden Tag tagsüber schlapp.
                                            Wir sind noch immer in der Einstellungsphase der Medikamente, aber ich denke das wir nach ca. 3 Monaten doch endlich die richtige Medikation gefunden haben müssten.

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                                            • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                              .......Ich arbeite unterschiedlich zwei Tage die Woche muss ich um 7.00 Uhr, ein Tag um 12.15 Uhr......

                                              Das reicht schon um den Schlafrhythmus ordentlich aufzumischen.

                                              Mit den Medikamenten ist das so eine Sache, gerade bei Psychopharmaka. Jeder Mensch ist anders, der Biorhythmus, die Verträglichkeit, die Synapsen und was weiß ich nicht alles. Der eine braucht mehr, der andere weniger, beim einen wirkt das Medi nach zwei Wochen, beim anderen erst nach sechs oder gar nicht.
                                              Es ist eine Geduldsprobe und auch nicht einfach bis man eine Medikation hat die genau auf einen passt und wenn es um die Psyche geht gibt es noch viele Geheimnisse und die Schwierigkeit, das Diagnosen oft nur aufgrund der Anamnese gestellt werden können.

                                              Es lohnt sich aber das durchzuziehen und zu "experimentieren" bis etwas wirkt, besonders wichtig ist halt das man möglichst offen zu dem Arzt/Therapeuten ist, weil wie gesagt die Anamnese oft die einzigen Hinweise zur Diagnose liefert.
                                              Zumindest ist das mein Eindruck den ich von der Psychiatrie/Psychotherapie gewonnen habe, Geduld, Geduld, Geduld und von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

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                                              • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                                "weil ich nicht möchte, das es auf Kosten anderer geht oder andere meine Arbeit zusätzlich übernehmen müssen."

                                                Guten Abend!

                                                Ich verstehe Dich sehr gut!

                                                Ein persönlicher und vor allem gut gemeinter Rat:

                                                Prinzipiell ist Deine Einstellung wirklich toll...Aber mir scheint, dass Du Dich so stark für alles und jeden aufopferst, dass Du nicht mehr richtig merkst, wie sehr Dein Körper leidet bzw schon gelitten hat.

                                                Ich, 29 Jahre, habe gleiche Tendenzen. Das Ergebnis dieses Verhaltens hat mich in eine Kombination aus Bourn-out, Depressionen und Angstzuständen getrieben.

                                                Kann Dir nur raten, kürzer zu treten...wenn es erst einmal so weit gekommen ist, ist es schwieriger wieder ein halbwegs normales Leben zu führen als einmal "nein" zu sagen.

                                                Möchte Dir keine Angst eintreiben, aber passe bitte auf Dich auf...

                                                Ich musste lernen, dass es auch ok ist, wenn man "nein" sagt. - und das ist egal auf welchen Bereich man dieses bezieht: Familie, Arbeit...

                                                Beobachte doch einmal Dein Umfeld...viele machen nur das, was ihnen gut tut. Schalten ab, wenn sie den Arbeitsplatz verlassen...

                                                Du bist noch so jung...wir haben noch ein langes Arbeitsleben vor uns... entsprechend müssen wir unsere Arbeitskraft auch erhalten. Und das gelingt nur, wenn wir auf uns achten!!! LG

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                                                • Re: Kraftlos, nicht "Nein" sagen können


                                                  Hallo,

                                                  mir fällt es sehr schwer nur an ich zu denken. Ich habe immer das Gefühl es allen recht machen zu müssen. Ich bin auch kein Mensch der nach Hause kommt und dann einfach abschalten kann. Ich bin ein Mensch der vieles mit nach Hause nimmt. Ich kann mich super gut in die Lage anderer hineinfühlen und denen Hilfe und Ratschläge geben, aber ich kann diese nicht bei mir selbst umsetzen. Ich bin auch kein Mensch der andere Personen mit seinen Sorgen belasten will, da mache ich alles lieber mit mir aus oder fresse es in mich hinein.

                                                  Viele Leute aus meinem näheren Umfeld sagen, dass ich mit mir nicht gut umgehe und sehr streng mit mir bin!!

                                                  Vom Kopf her weiss ich auch das ich unbedingt etwas ändern muss, aber der Bauch sagt was anderes.
                                                  Zur Zeit plagt mich das schlechte Gewissen, da ich in den letzten drei Monaten meine sozialen Kontakte komplett eingestellt habe und jetzt habe ich das Gefühl ich muss es wieder gut machen und habe einer Freundin/Kollegin einen Kuchen gebacken.

                                                  Ich weiss auch das meine Kolleginnen gute Arbeit leisten, aber ich habe sehr hohe Ansprüche an mich und mein Umfeld.
                                                  Ich kann ihnen auf einer Art und Weise auch nicht vertrauen, obwohl wir uns gut verstehen.

                                                  Jetzt während der Wiedereingliederung komme ich mir total überflüssig vor, da ich nichts machen darf ausser mit den Kindern spielen. Da man während der Wiedereingliederung noch krankgeschrieben ist und Krankengeld erhält.
                                                  Und ich bin eigentlich Gruppenleitung und habe die Abwesenheitsvertretung für meine Chefin gemacht, das heißt ich hatte sehr viel Verantwortung und Leitunsfunktionen und jetzt habe ich den Status eines Besuchers.
                                                  Das ist ein komisches Gefühl und ich komme damit überhaupt nicht zurecht. Und wenn man dann täglich zu hören bekommt: "Wir haben dich sowieso erstmal ausgeplant, dann tut das schon weh!!!"

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