wie die meisten von euch sicher wissen habe ich in meinem Umfeld immer mal wieder mit dem Thema, paranoide Schizophrenie zu tun.
Jeder der das Kennt weiß auch sicher wie zermürbend es ist, jene die es erwischt hat auszuhalten und dabei keine Chance zu haben die paranoiden Vorstellungen zu entschärfen, es ist bei aller Bemühung keine Richtigstellung möglich.
Da steht man oft fassungslos vor jemanden der die irrwitzigsten Dinge behauptet, dem es offensichtlich psychisch mies geht und der eigentlich selber merken müsste dass etwas nicht stimmt, aber trotzdem darauf beharrt kerngesund zu sein, während alle anderen spinnen.
Das ist der Punkt der wohl am unverständlichsten und damit auch am aufreibendsten ist, zumindest für mich.
Man kann es einfach nicht fassen, dass der andere es nicht erfassen kann.
Ich habe aber immer geglaubt, dass wenn man zumindest weiß dass diese Erkrankung gehäuft in der Familie vorkommt, man auch besser gewappnet ist und sich in Behandlung begeben würde. wenn von Außen jemand sagt dass da wohl etwas aus den Fugen geraten ist.
Das scheint aber wieder zu viel gesunden Menschenverstand voraus zu setzen.
Ich habe mich vor einigen Tagen mit einer alten Freundin unterhalten, deren Mann erkrankte an einer hochgradigen paranoiden Schizophrenie (ich fand ihn allerdings schon vorher etwas merkwürdig, ähnlich wie bei meinem Bruder), sie meinte es wäre von einem Tag auf den anderen passiert.
Er ist längst verstorben, die beiden haben aber zwei Töchter.
Die eine Tochter hatte immer Angst auch daran zu erkranken, sie war also sozusagen darauf vorbereitet und hielt es selber für gut möglich.
Bei ihr ist dann im exakt gleichen Alter, wie bei ihrem Vater damals, diese Krankheit ausgebrochen, wohl auch von einem Tag auf den anderen und noch schlimmer als beim Vater.
Was dabei meinen Verstand übersteigt ist, dass sie von dem Tag an nicht mehr an eine Schizophrenie glaubte, von einem Tag auf den anderen waren alle anderen krank und sie selber auf keinen Fall.
Sicher gehört das zum Krankheitsbild, aber verstehen kann ich das Unvermögen des Erkennens, trotz vorherigem Glauben daran erkranken zu können, nicht.
Da endet mein Horizont.
Mir drängen sich da zwei Fragen auf.
Einmal
Ist es denn generell so, dass es keine Rolle spielt ob man auf eine mögliche Erkrankung vorbereitet ist, so dass all dies mit der Erkrankung verschwindet?
Oder wäre das eher die Ausnahme und Menschen die wissen dass eine Erkrankung möglich ist, haben (Erfahrungsgemäß?) die besseren Karten sich auch in Behandlung zu begeben?
Und die andere Frage.
Ist es tatsächlich so dass eine paranoide Schizophrenie von einem Tag auf den anderen ausbrechen kann, ohne Vorboten?
Ich habe bei den Leuten die diese Krankheit haben und die ich länger kenne/kannte, eigentlich immer das Gefühl gehabt dass da was nicht stimmt, gerade in Sachen Paranoia und zwanghaftem Verhalten, lange bevor klar war dass es eine Psychose ist.
Das Gefühl hatte ich auch im Bezug auf den Vater, dass er halt merkwürdig ist.
Mich verwundert etwas dass so eine Krankheit über Nacht ausbrechen kann, da ich selber eben den Eindruck habe dass ganz spezielle Verhaltens und Denkweisen schon Jahre zuvor da gewesen sind.
Geht das, von heute auf morgen, oder fällt es nur nicht auf dass sich da was anbahnt weil man durch die Nähe nicht registriert was andere als merkwürdig empfinden würden (vor allem in Sachen Paranoia) und es dann nur so wahrgenommen wird als käme es aus heiterem Himmel?
Das eine Psychose plötzlich und ohne Vorboten auftreten kann ist klar, bei einer paranoiden Schizophrenie habe ich aber eher den Eindruck dass es durchaus Anzeichen gibt, diese nur nicht als solche erkannt werden, sondern noch als Macken und Eigenheiten durchgehen?
Kommentar