Onmeda als lebender Comic. Mit Befremden verfolge ich in meiner kurzen, aber recht intensiven Zeit hier, Sprach- und Umgangskultur erwachsener Menschen und komme immer mehr zu dem Entschluß, daß wir uns zu einer Comic-Gesellschaft entwickeln.
Ähnlich wie es bei diesen eine Konvention der Bildgrammatik gibt, die international verstanden wird, scheint das Internet sich zu einem riesigen Lebendcomic zu entwickeln. Wobei der sprechblasenähnliche Text eine immer weiter untergeordnete Rolle spielt und die Figuren auch hier mehr Wert darauf legen, sich gegenseitig in kindlichen Rollenspielen, Nähe- und Wärmeersatz zu schenken. Teilweise verschwinden erwachsene Persönlichkeitmerkmale vollständig, zugunsten infantiler Verhaltens- und Äußerungsweisen. ("schmoll") Auch ernstzunehmende Emotionen und komplexe menschliche Sachverhalte, werden leichter zu händeln, durch den Regress, auf Kindergartensprache und Plärrniveau ("mal böse guck und das Schüppchen raushol). Schlüssig eigentlich, ausgehend vom Grundgedanken, daß eine virtuelle Hyperaktivität, immer auch eine Flucht vor der Realität und deren verantwortungsvollen Forderungen darstellt, ist dann auch eine sprachliche und geistige Anpassung auf Kleinkindebene.
Ausnahmeauswüchse, erwachsener sprachlicher Qualität, werden demzufolge konsequent (da zu anstrengend zu verstehen) auf pubertär trotzigem Niveau abgelehnt, wie der weise Ratschlag der Eltern - und eine Möglichkeit gesucht, wie in der Schulzeit dem Lehrer einen Streich zu spielen, in dem nasse Tempos an die Wand gepustet werden (wir nahmen damals ein zum Röhrchen umfunktionierten Tintenkiller)
Sowie Schönheitschirurgen Vermögen mit der dem ewigen Jungbrunnen machen, so findet auf solchen Seiten eine infantile Gesellschaft ihren geistigen Ausdruck.
Besondere Brisanz kommt dann der Tatsache zu, daß es sich ja nicht wirklich um Kleinkinder, sondern um Erwachsene handelt, die sich zwar in einer große Krabbelstube verlaufen haben, aber Gefühle und Probleme des normalen Lebens haben, die weit über die Sorge guter Schulnoten hinausgeht.
Nach Bravomanier erhält dann die geneigte Gemeinde, Gelegenheit sich Schmetterlingsgefühle auszutauschen und lebenswichtige Fragen an Dr. Riecke zu stellen. Wie in einer großen Telenovela oder Bildergeschichte darf Anteil und Trost gespendet werden - an erwachsene Menschen, denen es lieber ist auf dem Stand von Vierzehnjährigen zu verharren.
Letzendlich finde ich es auch toll. Ich amüsier mich königlich.
Erschreckend bleibt für mich, das eigentliche Problem von Verblödung (Infantilisierung) und Vereinsamung im großen Stil und die Fähigkeit zu träumerischen Verleugnung von Suchtpotential.
In diesem Sinne...macht mit dem Artikel, was ihr wollt, macht ihr ja eh.
Kommentar