Hi Geli,
ich habe schon damit gerechnet, dass von irgendeiner Seite dieser Einwand kommt. Ist auch gut so, dass er kommt, denn die Situation ist missverständlich für Außenstehende.
Lisa ist in einer Phase, in der sie ständig zweifelt, was ihre Entscheidungen für das Verhältnis zu anderen bedeuten. An diesem Kind sind von je her sehr viele Erwachsene "interessiert" gewesen, d.h. es sind viele einzeln zu betrachtende Abnabelungsprozesse, die da auf sie zukommen. Es hat angefangen mit dem Hort, in dem sie Erzieherinnen hatte, mit denen sie Tag für Tag seit ihrem 3. Lebensjahr mehr Zeit verbracht hat als mit mir. Es ist ihr nicht einfach gefallen, zu der neuen Selbständigkeit zu stehen, die die weiterführende Schule brachte, aber der weitere Besuch des Horts war einfach im Tagesablauf zu unpraktisch - und sie freute sich letztendlich ja auch, jetzt ganz allein Herr über ihr Tagesgeschehen zu sein, nachdem sie vom Hort abgemeldet war. Sie hat hin und wieder immer noch Lust, nach der Schule einen Abstecher dorthin zu machen. Es tut ihr gut, die alten Vertrauten wiederzusehen. Ich habe und hatte mit der "Konkurrenzsituation", die ich nie so gesehen habe, die aber viele Mütter belastet, kein Problem.
Als nächstes fiel die fixe Größe Übernachtung bei Opa und Oma. Zu Grundschulzeiten hat sie IMMER von Mittwoch auf Donnerstag, gelegentlich sogar nochmals von Donnerstag auf Freitag bei ihnen geschlafen, weil die Schulzeiten (morgendliche Freistunden) und der abendliche Sport (Rock 'n' Roll Verein) so besser mit ihrem Schlafbedürfnis zu kombinieren waren. Mit dem Schulwechsel änderte sich der Stundenplan so gravierend, dass wir ersteinmal sehen mussten, wie sie den neuen Lernrhythmus verpackt. Insbesondere Oma findet es heute noch wenig erfreulich, dass Lisa nur noch Freitag mittags zum Essen erscheint, bis abends bleibt und dann von mir abgeholt wird. Übernachtungen finden immer seltener statt. So ist das, wenn Kinder größer werden. Lisa weiß um die Traurigkeit ihrer Oma und versichert ihr immer wieder, dass sie sie nach wie vor genau so lieb hat wie früher. Im Prinzip weiß Oma das auch...
Und jetzt ist auch irgendwann einmal der Vater dran, steht (aus seiner Sicht jedenfalls) zu befürchten. Die Sonntage mit ihm waren noch nie von besonderem Unterhaltungswert. Inzwischen hat Lisa viele Freunde/Freundinnen, die ausgerechnet sonntags Zeit hätten, wenn sie beim Vater ist. Das geht ihr zunehmend gegen den Strich, aber sie traut sich nicht, die Besuche beim Vater auf 14-täglich herunter zu fahren. Ich verstehe ihre Bedenken sehr gut. Es ist halt nicht einfach, erwachsen zu werden...
Durch meinen Beruf und die Notwendigkeit, mein Kind von vielen anderen Erwachsenen "miterziehen" zu lassen, habe ich meinen eigenen Abnabelungsprozess längst hinter mir. Da habe ich vielen Müttern etwas voraus, glaube ich. Ich hoffe, ich kann meiner Tochter auch weiterhin helfen, ihren Weg zu finden/zu gehen. Für sie selbst ist das sehr schwer, weil sie eben ein sehr sensibles Kind ist. Manchmal sage ich LEIDER. So wie heute...
Liebe Grüße
Anke
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