heute stelle ich mal einen Beitrag ein, der es ein wenig in sich hat:
Wie die meisten vielleicht schon wissen, stammt meine 12-jährige Tochter aus 1. Ehe. Sie wird jeden Sonntag vom leiblichen Vater abgeholt und verbringt diese Zeit mit ihm, seiner aktuellen Freundin und der Familie (Mutter = Oma des Kindes, teils auch Bruder = Onkel des Kindes nebst Lebensgefährtin). Gestern kam sie also wie üblich um 18 Uhr vom Vater zurück und war total von der Rolle: Der Lebensgefährte der "anderen Oma" war am vergangenen Donnerstag an Leberkrebs verstorben. Zu diesem Zeitpunkt unerwartet.
Keiner der Erwachsenen hatte es für nötig befunden, das Kind über die Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu informieren (er wohnte wenige Minuten fußläufig von uns entfernt). Die Nachricht wurde ihr im fahrenden Auto vom Vater am Steuer nach hinten auf die Rückbank mitgeteilt. So war das auch schon beim Tod ihres eigentlichen Opas. Dieser Sterbefall ist bereits 4 Jahren her.
Sie kannte den "neuen Opa" über mehrere Jahre. Sie hatte den "neuen Opa" akzeptiert und war auch mehrfach mit ihm, Oma, Vater und Freundin in Urlaub gefahren. Jetzt sagt sie, dass sie das alles überhaupt nicht begreifen kann. Nicht die Form, wie ihr die Nachricht überbracht wurde, nicht die Nachricht selbst ("ich sehe ihn noch vor mir und kann mir gar nicht vorstellen, dass er nicht mehr da sein soll") und schon gar nicht, dass sie sich nicht hat verabschieden können.
Nicht einmal zur Beisetzung wird sie gehen können, denn es gab einen Familienkrach mit der Tochter des Verstorbenen, die meiner gewesenen Schwiegermama die Schuld am doch recht schnellen Tod des Vaters gibt (was weder das Kind noch ich so recht nachvollziehen können). Heute wird die Beisetzung stattfinden, wo genau und wann genau wissen wir nicht.
Mein Kind wollte erst gar nicht (weil sie fürchtet, unkonzentriert und weinerlich zu sein, wenn sie einer auf's WE anspricht), aber nun ist sie doch in die Schule gegangen. Gestern haben wir natürlich noch lange über ihre Gedanken und Gefühle gesprochen, haben das von mir schon einmal erwähnte Buch "Wo ist Mia?" (Thema Tod und Trauer) nochmals gelesen und ausgiebig gekuschelt. Heute Früh ging es ihr auch schon wesentlich besser als noch gestern Abend. Die äußerlichen Tränen waren getrocknet...
Ich könnte wiedermal den Vater erwürgen. Wann wird dieser Kerl endlich lernen, auf die Psyche dieses Kindes Rücksicht zu nehmen? Für das Kind besteht sicher noch einige Tage Verarbeitungsbedarf. Sie hat gemeint, sie wolle auch gar nicht mit ihrem Vater oder gar ihrer Oma über das Thema reden. Aber es schmerzt sie natürlich, wie mit dem Tod des Opas umgegangen wird und wurde. Die Erinnerungen an den verstorbenen "richtigen Opa" sind plötzlich wieder ganz lebendig...
Ich habe eigentlich das Bedürfnis, dem Vater des Kindes an den Hals zu gehen, weiß aber, dass das weder mir, noch ihm, noch dem Kind etwas bringt. Also schweige ich und mache mir Sorgen bzw. traure mit dem Kind. Und hoffe, dass das Kind trotzdem einen Weg findet, dieses Ereignis zu verdauen. Ich werde helfen, so gut ich kann. Es wäre mir lieber, wenn der Vater sich ebenfalls Gedanken machen würde. Für meine Tochter wäre das sicher gut.
Traurige Grüße
Anke
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