ich habe mich vor einiger Zeit in diesem Forum schon einmal zu Wort gemeldet. Für alle, die mein Problem noch nicht kennen: Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet, ein 14-jähriges Kind. Bin berufstätig, Haus und alles, was man sich wünscht. War im September vergangenen Jahres zu einem Lehrgang, sah den Mann, der mir gegenüber saß, er sah mich und es war geschehen. Der Lehrgang war vorüber, wir hielten Kontakt und die Liebe wurde immer größer, er ist ebenfalls verheiratet mit einer Frau, die Alkoholikerin ist und ihn ständig überallhin verfolgt, ständig kontrolliert, was er tut und er wird von ihr tyrannisiert und traktiert. Wir leben jedoch ca. 160 km auseinander. Wir sahen uns jeden Monat ein bis zweimal, ich fuhr ständig zu ihm, erkrankte seelisch an dieser Beziehung, weil ich ständig Sehnsucht nach diesem Mann hatte, weinte abends, nahm an Gewicht rapide ab. Die Frau meines Freundes ist arbeitslos und hat kaum Aussicht auf Arbeit. Selbst dafür macht sie ihren Mann verantwortlich, er würde sich nicht genügend kümmern. Diese Beziehung zu beenden würde für ihn bedeuten, dass er für sie zahlen muss und auch den Hauskredit noch alleine zu tragen hätte. Er hat, so bemerkte ich das bei jedem Treffen, panische Angst, von jemandem erkannt zu werden, fragte sich ständig, was er wohl seiner Frau erzählen sollte, war also oftmals nicht bei der Sache. Ich hatte immer Verständnis für ihn, fuhr wieder und wieder zu ihm. Er traute es sich nicht einmal zu, in meine Richtung zu fahren, es könnte ja etwas passieren und seine Frau könnte es erfahren. Ich entwickelte schon langsam eine Hass-Liebe und "vergaß" meinen Lippenstift in seinem Auto. Seine Frau fand ihn auch, wie geplant, aber er erklärte ihr sofort, es wäre ein Valentinstagsgeschenk für sie. Sie glaubte das. Ich war durch seine Feigheit, Unentschlossenheit und da er ständig bei unserem seltenen Zusammensein oftmals nicht bei der Sache war, schon ziemlich wütend und dachte darüber nach, wie ich es seiner Frau beibringen könnte, dass ihr Mann nicht treu ist. Es war irgendwie eine Art Rache von mir, innerlich so verletzt zu werden. Seit dem Weihnachtsfest habe ich bemerkt, dass er sich mir gegenüber sehr rar machte und mir auch nicht mehr solch liebevolle Worte sagen konnte. Ich fragte in der vergangenen Woche per Mail an, wie es denn eigentlich noch mit unserer Beziehung bestellt ist. Jetzt ist auch noch die Mutter seiner Frau gestorben und nun fühlt er sich noch mehr verantwortlich für seine Frau. Er schrieb mir auf meine Mail folgende Zeilen, über die ich nun nachdenke und Meinungen benötige, soll ich mit diesem Mann Schluss machen oder ihm eine Chance geben:
"Inhaltlich hast du Recht, wenn du dich nach unserer Beziehung fragst, ob diese noch Bestand hat oder nicht. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten massige Vorkommnisse verkraften müssen, welche sich ohne Absicht zum Nachteil unserer Beziehung gestaltet haben.Es ist auch richtig, dass ich dich dabei vernachlässigt habe, da ich schon nicht mehr wusste, wie ich mit den neuen Situationen fertig werden sollte. Ich möchte die Beziehung nicht beenden. Ich fand und finde dies eine schöne Bereicherung meines Lebens. Ich weiß aber nicht, wie ich alle entstandenen Umstände gleichzeitig bewältigen kann. Ich kann auf der einen Seite nicht alle Beziehungen abbrechen ohne innerlich zerrissen zu werden, auf der anderen Seite möchte ich keine beteiligte Person los lassen. Zur Zeit macht meine Frau eine schwere Zeit durch und ich kann sie z.Zt. menschlich nicht enttäuschen. Das trifft auch auf deine Person zu. Es ist kein Mitleid, sondern Angst, einen Menschen enttäuscht zu haen, obwohl ich erkenne, dass ich nicht alles haben kann. Ich weiß wirklich n icht, wie ich mich derzeit verhalten soll. Ich möchte auch nicht Schuld am Unglück deiner Person oder meiner Frau sein. Ich habe momentan Schuldgefühle dir gegenüber und wenn ich ehrlich bin, auch meiner Frau. Ich weiß nicht, wie ich alle Gegebenheiten derzeit unter einen Hut bringen soll. Ich habe gefühlsbedingte Probleme des Abschaltens von meiner Familie und gefühlsbedingte Probleme, dir gerecht zu werden. Momentan habe ich den Eidnruck, dass ich dir nicht alles geben kann, was du dir wünschen würdest. Ich kann nur sagen, dass sich etwas bei mir verändert hat, was nicht gut für unsere Beziehung ist. Es ist nicht hur die Entfernung zu uns beiden, sondern auch der Nebeneffekt, dass ich mich tatsächlich nicht mehr frei handelnd geben kann. Ich bin zwischen einer Tatsache (die Familie) und dir in meiner Entscheidung nicht einen Meter weitergekommen. Ich habe da eben Gewissenskonflikte, die mich seelisch nicht zur Ruhe kommen lassen. Die begründet dann wieder meine möglicherweise sichtbare Zwiespältigkeit im Denken und Handeln. Ich komme einfach aus dem Sog des Unentschlossenen nicht raus. Wir haben uns ja schon reichlich über die Folgen einer Trennung meiner Person zu meiner Familie unterhalten. Ich bin somit nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Es ist ein hartes Los, eine Beziehung zu beenden, die nur durch widrige Umstände beendet werden sollte. Ich würde dies so nicht wollen. Ich denke eher an ein gegenseitiges zurückhaltendes Miteinander, so dass wir uns wieder sammeln können und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich möchte weder Streit noch böse Worte, dafür ist bzw. war die Zeit zu schön. Ich habe, wie gesagt, so viel um die Ohren, dass ich kaum zum Luftholen komme und mich meiner Seelsorgereigentschaft gegenüber meiner Familie und Verwandten widmen werde bzw. muss. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Du hast für mich so viel getan und gewagt und nun bin ich an meine Grenze des Machbaren gelangt, ohne dies beenflussen zu können. Momentan sind es die von außen eindringenden Ereignisse, die unsere Beziehung in Frage stellen. Meine Gefühle zu dir haben sich innerlich nicht geändert. Ggf. habe ich dich nicht bis zur Vollendung lieb gewonnen, da ich mich mehr mit mir selbst und meinen Problemen beschäftigt habe."
Ihr habt den Brief gelesen. Soll ich diese "Beziehung" weiterführen und auf diesen Mann warten oder sofort beenden. Ich weiß es nicht, wie hättet ihr entschieden?
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