#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

mea maxima culpa

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • should I stay or should I go now?


    Liebe Leute,

    vielen Dank für die zahlreichen Gedanken, und ich erkenne die zwei konträren Sichtweisen. Ja, er will mit seinen "Zahnschmerzen" niemand um sich haben, und ich muss das akzeptieren. Also muss ich für ihn dasein ohne ihn zu bedrängen, seine Nähe suchen aber ohne die Absicht dahinter erkennen zu lassen. Und dabei auf keinen Fall irgendwelche Gefühle wecken, da ihm das noch mehr weh tun könnte.
    Es geht ja auch gar nicht um eine Liebes-Beziehung, nur einfach um einen einsamen Menschen, der niemand an sich ranlässt. Und ich war ihm nun einmal sehr nahe.

    Wahrscheinlich werde ich mich zu einer Woche Mail- und Anrufpause zwingen und mir was Unverfängliches überlegen. Ich glaube, nächste Woche hat das Fahrrad meines Sohnes einen platten Reifen, und ich kann es selbst nicht reparieren. Oder ich schaffe es einfach nicht, einen neuen Scanner richtig zu installieren etc. Und falls ich ihn dazu überreden kann, mir dabei zu helfen, muss ich versuchen, ihn mit Situationskomik aufzuheitern.

    Ist das richtig so? Keine Tränen, keine ernsthaften Gespräche, Thema Krankheit einfach ignorieren? Und dabei weiß ich noch nicht mal, wann er ins Krankenhaus muss. Er nimmt starke Medikamente, ist ein Schatten seiner selbst, aber die Frage, ob er Schmerzen hat, beantwortet er nicht. Er hat nur was von "in den nächsten Wochen" gesagt, und "das entscheidet sich alles bald". Aber er will niemanden am Krankenbett, deshalb sagt er es nicht.

    lg tacu

    Kommentar



    • RE: should I stay or should I go now?


      "Ist das richtig so? "

      in diesem fall, für diesen mann, vermutlich ja (so weit man so etwas überhaupt zu wissen können glaubt)

      das ist natürlich für dich kein leichter weg

      viel kraft dabei, schon damit du sie ihm (wie indirekt auch immer) vermitteln kannst, wünscht dir

      der arbiter

      Kommentar


      • RE: should I stay or should I go now?


        Lieber Petronius,
        du bist noch immer ein wahrhaft Weiser - was du schreibst zwickt aber trifft auch. Du packst keine Watte auf die Wunde, du brennst sie aus.
        Und ob der Weg für mich leicht ist, steht momentan nicht zur Debatte, jedenfalls nicht die nächsten Wochen. Wenn er die OP übersteht werden die Karten irgendwann eh neu gemischt.

        Was dabei in mir vorgeht, versteht Fee am besten (vielen Dank dafür!). Sie zeigt mir damit, dass ich nicht die einizige Mutterglucke bin, die einen anderen zum Glück zwingen möchte. Würde ich so gerne, wenn ich wüsste wie ...

        tacu

        Kommentar


        • RE: mea maxima culpa


          War nur ein Beispiel, nicht persönlich gemeint

          Um am Beispiel des Zahnschmerzes zu bleiben (ist ja
          eigentlich ziemlich lächerlich im Vergleich zu einem Tumor)

          Selbst der lieb-gemeinte Versuch hilft dann nicht um eine
          Linderung zu bewirken, so sehr ist dann alles beschäftigt
          mit dem Schmerz.

          Da müsste schon sehr ausgefallene Tricks ran, die eine so
          große Ablenkung bewirken. Sonst wirkt's vielleicht störend.

          P.S.:
          Habe gerade versucht mir vorzustellen, wie ich reagieren
          würde, falls mir so eine Diagnose gestellt würde.

          Und: ich kann's nicht sagen, von weiter so bis ausrasten, ich weiß es einfach nicht.

          Kommentar



          • RE: should I stay or should I go now?


            Oder genau das Gegenteil. Direkt mit der Faust aufs Thema.
            Nicht um den heissen Brei herum. Könnte bei solchen Menschen oft wirkungsvoller sein die Schale zu knacken als
            Blabla.
            Aber Du kennst ihn besser ...

            Kommentar


            • RE: should I stay or should I go now?


              Hallo Paul,
              das wenn ich wüsste ... am Wochenende habe ich versucht offen zu reden und bin vor einer Wand gelandet. Das mit der Angst vor Gefühlen trifft auf alle Fälle zu, der Satz "wer wartet, hat Erwartungen" stammt von ihm. Und dass alles andere unwichtig ist und nur noch die Krankheit Prio 1 hat.

              Deshalb werde ich jetzt den Spieß umdrehen und keine Hilfe mehr anbieten, sondern selber um Hilfe bitten - bei Dingen, die er besser kann (Software installieren etc.). Vielleicht lenkt ihn das von den Zahnschmerzen ab, falls ich ihn damit aus dem Schneckenhaus kriege. Ich werde ihn so weit "beschäftigen", wie er es zulässt, dann kriege ich hoffentlich auch mit, wann er ins KKH muss. Und dann, ja dann werde ich vor dem OP stehen, ob er mag oder nicht ;-)

              tacu

              Kommentar


              • RE: mea maxima culpa



                ich habs auch nicht persönlich genommen ;o)


                wille !!!!!!

                dies ist natürlich ein ganz grosser faktor, der wille muss da sein. sonst geht gar nichts. selbst bei so was lächerlichem wie zahnschmerzen nicht. diese tuen auch weh, gar keine frage aber wenn der wille da ist, lässt sich vieles machen.
                sich eine solche erkrankung vorzustellen, ich glaube nicht das dies wirklich geht wenn man selbst noch nie lebendsbedrohlich erkrankt ist, oder einen solchen menschen nicht kennt.
                eine diagnose die das leben verändert......!!!??

                man kann lernen damit umzugehen............mit hilfe ist dies aber leichter.
                aber wie ich schon sagte, das ist meine meinung.

                grüsse, Fee


                Kommentar



                • RE: should I stay or should I go now?



                  ich finde das eine gute idee ;o)

                  viel glück dabei !

                  grüsse, Fee

                  Kommentar


                  • RE: should I stay or should I go now?


                    Hallo tacu,
                    vielleicht keine schlechte Idee.

                    Versuch' es ein bisschen so anzustellen, dass es nicht zu offensichtlich und durchschaubar ist, wenn Du weißt, was ich meine.

                    Liebe Grüße, PZ

                    Kommentar


                    • RE: mea maxima culpa


                      Klar, mit Hilfe geht's meiner Meinung nach auch leichter.

                      Aber was ich sagen will, ist, dass es Leute gibt, die gar keine Hilfe annehmen wollen oder können.

                      LG, PZ

                      Kommentar



                      • RE: should I stay or should I go now?


                        " Ist das richtig so? Keine Tränen, keine ernsthaften Gespräche, Thema
                        Krankheit einfach ignorieren? "

                        Ernsthafte Gespräche schon, aber über seine Krankheit wird er von selbst reden wenn er es einmal kann. Vergiss nicht, eine Diagnose die alles zu zerstören scheint was man von der Zukunft erhoffte, das trifft einen selbst und man kann oft erst nach langer Zeit unbelastet darüber reden, wie viele bei einer zerbrochenen Liebe.
                        Und was richtig ist erweist sich leider erst immer hinterher :-)

                        Wenn einer, besonders ein Mann, starke Medikamente nimmt und nur noch ein Schatten seiner selbst ist wie du sagst, dann ist es so als ob ihm alles genommen wurde was ihn Stolz machte, was ihm Kraft gab, was hin Ehrenhaft erscheinen liess.
                        Zu erkennen, dass man verletzlich, schwach und hilflos dem Schicksal ausgeliefert ist, dass es etwas gibt was man nicht mehr im Griff hat und man nicht mehr stark ist, scheinbar kein Vorbild mehr... nichts mehr Wert, nur noch Last, das trifft Menschen im tiefsten inneren und Männer noch viel stärker, weil sie doch sonst so stark sein sollten.
                        Und sollte einer dann noch Schmerzen haben die ihm den letzten Rest an Würde nehmen und ihn hilflos wie ein kleines Kind machen das starke Zahnschmerzen hat, dann bleibt erstmal nichts mehr von dem was er einmal war. Er zieht sich zurück und will nicht dass andere dieses "Elend" sehen. Es nimmt ihm den letzten Rest an Würde, meint er sicher, wenn du oder andere ihn in einer Situation sehen wo er ganz unten ist, so sehen wie er nicht gesehen werden will.
                        Er ist noch nicht soweit, dass zum Leben auch die absoluten Tiefpunkte gehören.
                        Ich weiss nicht was er hat, aber wenn es eine schwere Diagnose ist dann kann ich ihn gut verstehen.

                        Alles kommt erst wieder wenn er lernt mit der KRankheit zu leben, wenn er es akzeptieren kann und erkennt dass er durch seine Kranheit sogar mehr Ehre hat und mehr Vorbild sein kann als ohne, dass nichts zuende ist solange es nicht wirklich zuende ist, dass es ein Leben danach gibt.
                        Diese Arbeit das zu verarbeiten kann viele Jahre dauern... ist es aber verarbeitet, kann er darüber reden und offen sein Leben leben, mit Partnerin vielleicht.

                        Du kannst seine Freundin bleiben, auch wenn er sich seltsam benimmt. Sollte alles gut gehen wird er erkennen dass er wieder Freunde braucht :-)
                        Aber es wird immer einen wunden Punkt bei ihm geben, den zu verletzen kann gefährlich sein... vor allem wenn du eigentlich davon wusstest.

                        Kommentar


                        • RE: should I stay or should I go now?


                          Hast ne tolle Haltung angenommen. Find ich super wie Du ihn "Austricksen" willst. Das ist sicherlich eine große Herausforderung für Dich.
                          Deinen Humor finde ich auch gut, ohne den gehts nämlich nicht. Wenn mein Freund von seiner Krankheit berichtet, dann ist sein Humor manchmal so schwarz, daß ich nix mehr sagen kann. Aber er sagt dieser Humor hätte ihm das Leben gerettet....

                          Also weiterhin alles Gute, Schnuffi

                          Kommentar


                          • RE: mea maxima culpa



                            können, sie können nicht weil sie glauben eine last zu sein und das ist nicht der fall !
                            man muss versuchen sie davon abzubringen und das wiederum geht nur wenn man diesen menschen kennt und weiß wie man an ihn dran kommt ohne aufdringlich zu wirken, ohne ihm das gefühl zu geben, es nicht alleine zu schaffen, und auch ohne ihn zu behandeln
                            als sei er " krank ".........
                            es ist möglich, sicher nicht von heute auf morgen, eher in kleineren schritten aber es ist möglich.

                            Kommentar


                            • Die Einsamkeit der betroffenen...


                              Du schreibst sehr gut, Überlebende, es scheint nicht lange her zu sein.
                              Ein Bruder eines Freundes hatte eben auch einen Tumor, gutartig, aber genau da wo es ihm den Nerv des Lebens stück für stück abklemmte...
                              Hätte man ihn richtig entfernt, hätte man ihm auch den Hals abschneiden können.

                              Aber ob Tumor oder andere schwere Diagnosen, es ist immer das gleiche: Die traurigkeit in den Augen der anderen zu sehen muntert nicht auf, zu wissen dass man selbst der Grund dafür ist.
                              Man will doch so leben wie früher und nicht nur noch an sein eigenes Schiksal erinnert werden. Und jedes Mitleid zur falschen Zeit nimmt einem ein Stück vom Lebensmut und -glück.

                              Aber was ist eigentlich los? Ein Mensch der einem was bedeutet bleibt auch dieser Mensch, selbst wenn er bald sterben wird. Warum nicht diesen Menschen so behandeln wie man hin liebt oder mag?
                              Er lebt noch und ist noch ansprechbar! Noch ist er da, warum Zeit verlieren? Warum eine Sekunde vergeuden das Leben zu leben das man noch hat?
                              Je unbekümmerter Tacu mit ihm umgeht, desto mehr Freude wird es ihm machen. Die Krankheit ist nicht zu leugnen, aber man kann das beste daraus machen. Erkenne die Möglichkeiten. Solange etwas möglich, tue es!
                              Ich hatte keine Probleme mit Krebskranken ganz normal mit ihnen über ihre Krankheit zu reden und die unangenehmen Begleiterscheinung. Die Chemotherapie z.B. macht nicht gerade eine gute Frisur und die Übelkeit ist ähnlich der einer verheerenden Seekranheit. Die gehören nunmal jetzt dazu, der Mensch ist es aber immer noch wie zuvor, ob gesund und fit oder eben krank und schwach.

                              Diese Einsamkeit von der du sprichst, einen grossen Teil dazu trägt eben der Kranke selbst dazu bei, weil er es nicht zulässt dass andere für ihn da sind. Nicht erkennt dass die Freunde und Angehörige wirklich für einen da sind, nicht nur zum Trost, sondern wegen ihm.
                              Lieber habe ich einen Menschen den ich lieben kann bis zum Ende oder einen der mich liebt bis zum Ende als eine verratene liebe und Unglück das man sich gegenseitig selbst bereitet, weil man nicht weiss was einmal wirklich wichtig im Leben sein könnte.
                              Du wirst es sicher selbst am besten wissen: deine Krankheit hat dir die Augen für wesentliches im Leben geöffnet und vieles anders sehen lassen als es "gesunde" je könnten, stimmt's?

                              Ich hoffe Tacu ist stark genug nicht den kranken in ihm zu sehen sondern einfach den Menschen der er ist. Und ich hoffe er merkt noch dass der Spruch immer noch gilt: Sag niemals nie! Zuende ist erst etwas wenn es wirklich zuende ist, aber nicht vorher. Aufgeben gilt nicht, niemals!

                              Kommentar


                              • normal behandeln


                                " Denkst du wirklich, ein Mensch kann diesen Kampf durchstehen ohne einen
                                einzigen Menschen an seiner Seite? Braucht nicht jeder mal eine Schulter zum
                                Anlehnen? Oder auch einen Menschen zum Anbrüllen, beleidigen, Aggressionen
                                abbauen? "

                                Wenn du es eben so siehst, dass er ein normaler Mensch ist mit allen Schwächen und Stärken und Bedürfnissen, und deine Tröstungs- und Bemutterungsversuche bleiben lässt, dann hilft ihm das sicher am besten.
                                Vielleicht muss er sogar mal lachen wenn du dich über eine Kleinigkeit bei ihm aufregst worüber du dich immer schon aufgeregt hast (je nach Stimmungslage), es ist das normale Leben.
                                Sollte er erkennen dass er bei dir offen sein kann ohne dass du gleich in Mitleid zerfliesst, dass du wegen ihm da bist und nicht nur weil er krank ist, dann kann es sein dass du seine Schale knackst.
                                Aber seine Psyche kenne ich nicht... vielleicht ist er anders als die die ich kannte, und in Erinnerung habe wie sie waren, krank und gesund.
                                Aber eines wird er sicher nicht wollen, dass man ihn vergisst, auch wenn er das jetzt so wollte. Überlebt er die OP, wird er froh sein wenn jemand da ist.

                                Kommentar


                                • RE: Die Einsamkeit der betroffenen...


                                  Hallo Andras,
                                  >Diese Einsamkeit von der du sprichst, einen grossen Teil dazu trägt eben der Kranke selbst dazu bei, weil er es nicht zulässt dass andere für ihn da sind. Nicht erkennt dass die Freunde und Angehörige wirklich für einen da sind, nicht nur zum Trost, sondern wegen ihm.<
                                  Es stimmt schon, viele Krebskranke sind nur schwer in der Lage, Hilfe anzunehmen, manchmal kommt es mir vor, als ob dieser Charakterzug des Funktionieren-Wollens bei Krebskranken typisch ist (ich habe während der Therapien eine ganze Menge Krebsis kennengelernt). Und deshalb hast Du recht, viele von uns begeben uns selbst in diese Einsamkeit - aber nicht, weil wir die Anteilnahme unserer Freunde und Angehörigen nicht erkennen, sondern im Gegenteil: wir erkennen sehr schnell, bei wem diese Anteilnahme echt ist und bei wem sie nur vordergründig ist, während dahinter irgendetwas anderes ist - z.B. das schlechte Gewissen von Leuten, die glauben, sie müssten etwas gutmachen.

                                  > Du wirst es sicher selbst am besten wissen: deine Krankheit hat dir die Augen für wesentliches im Leben geöffnet und vieles anders sehen lassen als es "gesunde" je könnten, stimmt's?<
                                  Ich will nicht den Fehler vieler Schwerkranker machen und in diese "ich bin todkrank und hab deshalb den Durchblick"-Arroganz verfallen, aber natürlich habe ich mich und hat sich meine Sicht verändert. Ob zum Positiven, bleibt abzuwarten. Und ob das, was ich jetzt "Wesentlicheres" sehe, wirklich wesentlicher ist, bezweifle ich manchmal.

                                  > Ich hoffe Tacu ist stark genug nicht den kranken in ihm zu sehen sondern einfach den Menschen der er ist.<
                                  Das ist das Geheimnis, und das ist es, woran die meisten scheitern. Ich hoffe auch, daß Tacu es schafft. Dann kann sie ihrem Ex tatsächlich helfen.

                                  Viele Grüße

                                  Kommentar


                                  • RE: mea maxima culpa


                                    Liebe Tacu,
                                    >Denkst du wirklich, ein Mensch kann diesen Kampf durchstehen ohne einen einzigen Menschen an seiner Seite? Braucht nicht jeder mal eine Schulter zum Anlehnen? Oder auch einen Menschen zum Anbrüllen, beleidigen, Aggressionen abbauen?<
                                    was ich denke, ist eigentlich unerheblich. Jeder von uns hat seinen eigenen Weg, um mit der Krankheit fertigzuwerden und der muß für andere nicht der richtige Weg sein. Manche brauchen keine Hilfe, ich brauchte durchaus jemand, den ich mal anbrüllen, anzicken, anheulen konnte.

                                    >Denkst du, ich soll keinerlei Kontaktversuche mehr unternehmen? Oder soll ich wöchentliche "ich denke an dich" SMS schicken?<
                                    Doch, ich denke schon, daß Du es weiterversuchen kannst. Aber mach Dich auf weitere Ablehnungen gefaßt, solange, bis er irgendwann selbst soweit ist. Das mit der SMS ist keine schlechte Idee, aber schreib nicht sowas, daß klingt schon wieder so nach Betroffenheit, darauf scheint Dein Ex nicht so erpicht zu sein. Wenn überhaupt, wird er eher irgend praktische Hilfen von Dir annehmen.
                                    Viele Grüße
                                    eine Ex-Krebse
                                    (bin fest entschlossen, gesund zu sein)

                                    Kommentar


                                    • RE: Die Einsamkeit der betroffenen...


                                      Ich meinte mit dem anderen Blick etwas anderes, denke ich.
                                      Hast du nicht bemerkt, dass dir Dinge wichtig sind die du früher für selbstverständlich gehalten hast?
                                      Dass du intensiver lebst als zuvor? Dinge in dein Blickfeld geraten die du bisher übersehen hast?
                                      Und überhaupt, dass du alles mit einem anderen Hintergrund siehst den andere nicht verstehen?
                                      Ich meinte nicht die "durchblick-Arroganz". (gibts das?)
                                      Was scheint dir jetzt am Leben anders wesentlich als vor deiner Erkankung? Gibt es da nicht Unterschiede?
                                      Was zählt für dich jetzt im Leben und wie war es vorher?

                                      " Das ist das Geheimnis, und das ist es, woran die meisten scheitern. "

                                      Das ist mein Geheimnis: Ich sehe den Menschen. Nicht nur den kranken, die begehrenswerte Frau, den Freund oder einen Feind.

                                      Kommentar


                                      • Tag zwei ... Danke!


                                        Vielen Dank an alle,
                                        mit Eurer Hilfe habe ich es immerhin geschafft mich zwei Tage nicht zu melden und ihm seine Ruhe zu lassen.
                                        Das werde ich jetzt auch noch bis zum Wochenende durchhalten - und mir dann was möglichst Neutrales einfallen lassen.

                                        Mein schlechtes Gewissen (warum habe ich nicht gemerkt, was mit ihm los ist?) hat sich insofern wieder beruhigt, dass niemand etwas mitbekommen hat und er "die Sache" von Anfang an nur mit sich selbst ausmachen wollte.
                                        Jetzt muss ich ihm irgendwie vermitteln, dass die Tür immer offen ist - was ich für jeden anderen Freund in Not auch tun würde. Unabhängig von allen Streitigkeiten im letzten Jahr hatten wir gute Zeiten und eine Menge Gemeinsamkeiten. Von aufgewärmten Beziehungen halte ich im Allgemeinen gar nichts, aber ich halte eine Freundschaft danach für durchaus möglich.

                                        Er hat sich schon ziemlich verändert und wird sich noch weiter verändern, und ob der neue Mensch und ich noch einen Draht finden, weiß keiner. Aber die schmerzhafte Metamorphose muss er nicht allein durchstehen.
                                        Hoffentlich kriege ich es hin, dass ich ihm wirklich helfen kann.

                                        Liebe Grüße
                                        tacu

                                        Kommentar


                                        • RE: Die Einsamkeit der betroffenen...


                                          Hallo Andras,
                                          Mein Leben hat sich durch die Diagnose äußerlich und innerlich geändert, ganz klar, aber doch nicht so sehr, wie man erwartet. Ich bin nicht plötzlich ein anderer besserer Mensch geworden, nur weil ich eine Zeitlang leiden musste (beachte: Vergangenheit; ich bin fest entschlossen, nie wieder zu erkranken). Aber geändert habe ich mich schon, für andere teils sogar zum Nachteil: ich bin unbequemer, weil ich keine Lust mehr habe auf freundschaftliche Notlügen und weil ich nicht mehr allzeit verständnisvoll, hilfsbereit und funktionstüchtig bin. Will ich auch gar nicht mehr. Ich bin gelassener und duldsamer geworden gegenüber den Mißgeschicken des täglichen Lebens und sorgloser, was Job, Geld etc. betrifft.

                                          Ob ich intensiver lebe? Ja, insofern, als daß ich nicht mehr so viele Dinge in die Zukunft verschiebe. Wer weiß, ob ich noch eine habe?! Also plane ich nicht mehr für irgendwann, sondern weise meinen Plänen eine feste Zeit zu. Ich habe begonnen, Überflüssiges aus meinem Leben zu eliminieren. Keine Zeit mehr für sowas. Zeit ist kostbar geworden. Dafür habe ich wieder begonnen, Neues auszuprobieren. Gibt so vieles, das ich noch nicht kenne... Meine Zukunft ist keine ungeformte, unendliche Weite mehr. Vor der Diagnose dachte ich, man sollte jeden Moment leben, als wäre es der letzte. Heute hätte ich viel lieber wieder diese sorglose Gewißheit, daß es noch ganz viele Momente gibt und daß man nicht jeden auskosten braucht.

                                          Diese Durchblick-Arroganz, die gibt es durchaus, nur zur Veranschaulichung: da sitzt man in trauter Runde, irgendwann erzählt einer von einem Problem, vielleicht Job oder Partnerschaft, und ist darüber sehr unglücklich. Und man ertappt sich bei dem Gedanken: „Deine lächerlichen Probleme möchte ich haben. Du bist gesund, alles andere läßt sich meistern.“ In diesem Zusammenhang sieht man tatsächlich alles mit einem anderen Hintergrund, aber ich finde das nicht positiv. Das zieht sich durch alle Bereiche; viele neigen dazu, jede Auseinandersetzung abzuwürgen mit dem Argument: ich hatte/habe Krebs, ich weiß deshalb viel mehr vom Leben. Das ist arrogant; ich weiß nicht mehr, ich weiß nur anderes, nichts, worum man mich beneiden könnte.

                                          Krebs ist eine traumatische Erfahrung, aber sie macht nicht automatisch einen besseren oder weiseren Menschen aus mir. Drück mir die Daumen, daß ich was gelernt habe aus dem ganzen Mist.

                                          Heute ist wieder ein herrlicher Tag, deshalb geh ich jetzt in die Sonne!
                                          und tschüs..........

                                          Kommentar


                                          • Also doch: Was die Krankheit lehrt..


                                            " Nachteil: ich bin unbequemer, weil ich keine Lust mehr habe auf
                                            freundschaftliche Notlügen und weil ich nicht mehr allzeit verständnisvoll,
                                            hilfsbereit und funktionstüchtig bin. "

                                            Du bist geradlieniger geworden. Und etwas mehr egoistischer.

                                            " Ich bin gelassener und duldsamer geworden gegenüber den Mißgeschicken des täglichen
                                            Lebens und sorgloser, was Job, Geld etc. betrifft. "

                                            Genau sowas meinte ich. Was kümmern dich die kleinen Dinge im Lebens wenn du schon mal richtig Probleme hattest.
                                            Es gibt wichtigers im Leben als all dem nachzurennen dem fast die ganze Welt nachrennt. Dein Leben und deine Gesundheit, weil ohne das ist alles andere nichts.

                                            " Ja, insofern, als daß ich nicht mehr so viele Dinge in die Zukunft verschiebe. Wer weiß, ob ich noch eine habe?! "

                                            Genau. Du willst immer mehr alles gleich haben, nicht mehr warten auf irgendwann. Leben ist endlich. Nächstes Jahr kann alles anders aussehen und unmöglich sein.

                                            " Überflüssiges aus meinem Leben zu eliminieren. Keine Zeit
                                            mehr für sowas. Zeit ist kostbar geworden. "

                                            Das heisst, du bist konsequenter geworden, bewusster für das wesentliche.

                                            " Dafür habe ich wieder begonnen, Neues auszuprobieren. Gibt so vieles, das ich noch nicht kenne... "

                                            Du bist wieder jung geworden. Dein Leben hat wieder neue Energie, du lesbt intensiver und bist wieder hungrig wie in jungen Jahren.

                                            " Meine Zukunft ist keine ungeformte, unendliche Weite mehr. "

                                            Genau, du bist ein grosses Stück mehr erwachsen geworden... und hätte meine Ex etwas von diesem Wissen, sie hätte sicher anders gehandelt.

                                            " Heute hätte ich viel lieber wieder diese sorglose Gewißheit, daß es noch ganz viele Momente gibt und daß man nicht jeden auskosten braucht. "

                                            Diese Unschuld ist dir genommen, sie kommt nicht mehr wieder. Lebe damit. Dafür ist es dein Motor der dich antreibt. Du hast mehr als andere.

                                            " Deine lächerlichen Probleme möchte ich haben. Du bist gesund, alles andere läßt sich meistern. "

                                            Ich sehe das nicht als Arroganz, solange du damit nicht herumprahlst. Es ist eine Erkenntnis, die du hast. Du kannst es für dich behalten und stolz auf dich sein weil du stärker bist.
                                            Du kannst aber auch anderen die nicht mit ihren kleineren Problemen fertig werden eine Stütze sein... Hoffnung geben, weil du es überwunden hast. Ob es Arroganz ist liegt an dir.

                                            " viele neigen dazu, jede Auseinandersetzung abzuwürgen mit dem Argument: ich hatte/habe Krebs, ich weiß deshalb viel mehr vom Leben. "

                                            Das ist wirklich arrogant.

                                            " nichts, worum man mich beneiden könnte. "

                                            Lebst du nicht intensiver? Spürst du nicht viel mehr dein eigenes Leben? Ist dir nicht viel mehr bewusst geworden was Leben bedeutet? Hast du nicht einen Lebenswillen den du bei anderen schon vermisst hattest?
                                            Wenn du siehst wie andere schon innerlich tot und "alt" sind, dann wird dir vielleicht bewusst, dass du jetzt mehr vom Leben hast als zuvor. Nur deine Unbekümmertheit ist weg... diese nicht wissens vom endlichen des Lebens. Es kommt aber teilweise wieder mit den Jahren. Also hast du dann doch nur gewonnen, oder?
                                            Beneide die "gesunden" nicht, sie wissen nicht was sie haben und was sie alles nicht wissen. Viele von ihnen leben in den Tag hinein, du sicher nichtmehr.

                                            " Krebs ist eine traumatische Erfahrung, aber sie macht nicht automatisch einen besseren oder weiseren Menschen aus mir. "

                                            Jede schwere Krankheit die einem die eigenen Grenzen aufzeigt ist eine traumatische Erfahrung, Krebs stellt dich eben vor eine scheinbar unüberwindlich Wand wo es kein weiter mehr zu geben scheint.
                                            Aber was du daraus machst liegt an dir. Willst du daraus lernen oder nicht. Du kannst an dir und deinen Erlebnissen wachsen oder scheitern. Du kannst anderen eine Stütze sein oder sie herunterziehen.
                                            Du kannst froh sein wie es dir geht, es gibt dich noch, andere nicht mehr. Mach was daraus, du kannst wirken.

                                            " Drück mir die Daumen, daß ich was gelernt habe aus dem ganzen Mist. "

                                            Das tue ich, und du hast was gelernt, sonst hättest du hier nicht geschrieben.
                                            Ich weiss nicht wie lange das bei dir her ist, aber lass nicht den Hader und Hass über dein Schiksal siegen, sondern die Erkenntnis was du mehr hast als andere, und was du noch alles tun kannst.

                                            " Heute ist wieder ein herrlicher Tag, deshalb geh ich jetzt in die Sonne! "

                                            Genau! Du hast was gelernt.

                                            Kommentar


                                            • RE: should I stay or should I go now?


                                              ich finde das voll "krass" das du jetzt zu ihm ins krankenhaus willst!
                                              sich sorgen machen und helfen wollen ist ja schön und gut, aber ich finde es total egoistisch von dir, seine wünsche (das allein sein) überhaupt nicht zu repektieren.

                                              Kommentar

                                              Lädt...
                                              X