Ich bin seit über zwanzig Jahren ihr Unterstützer. Ich helfe ihr, wo ich kann - ich sehe ihre Zerrissenheit und ihr Elend. Ich bin bis heute der Meinung, dass die Gesamtheit ihrer Eigenschaften einzigartig ist. Ich liebe sie dafür. Aber an den Brüchen scheitere ich, ich kann sie nicht ändern, ich kann ihr nicht dabei helfen, sie zu ändern, aber wenn es um die Brüche in ihrer Persönlichkeit geht, dann stehe ich im Weg rum als der Trottel, der auch noch Aufmerksamkeit haben will.
Weißt du, was sie zum Thema Paartherapie sagt? "Ich habe keine Zeit für Ringelpiez mit Anfassen". Als es ihr gesundheitlich richttig dreckig ging, da hat ihr Arzt ihr verordnet, eine Verhaltenstherapie zu machen. Den Therapeuten hat sie nicht ernstgenommen. Verschwendete Zeit.
Mit der Hochzeit wollte sie niemand was zeigen. Sie war in der Schule in der Tanzgruppe. Sie war mit Abstand die beste, athletischste, beweglichste und gleichzeitig die musikalischste Tänzerin in der Gruppe - und stand deshalb schnell vorne in der Mitte bei den Auftritten. Das wollte sie so gründlich nicht, dass sie mit dem Tanzen aufgehört hat. Es geht ihr dabei einzig und allein darum, ihrem eigenen Wunschbild zu entsprechen. Die Frau, die's draufhat.
Das ist auch alles gut und schön. Sie darf ihre Prioritäten so setzen. Sie darf der Meinung sein, dass das Aufgeben ihres Berufes ein persönliches Scheitern wäre und deshalb der Pension als kranke bittere Frau entgegenschuften. Der minimalst-Pension übrigens. Aber sie macht mir seit vielen Jahren klar, dass sie mich dazu nicht braucht. Ich mag gerne mit jemandem zusammensein, der mich gut brauchen kann.
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