ich versuche, die Geschichte kurz zu fassen, was nicht so einfach ist... Wer Paartanz liebt, kann es vielleicht verstehen, wie großartig es ist, einen festen Tanzpartner gefunden zu haben, mit dem es ganz besonders gut funktioniert. Die letzten 2 Jahre habe ich es als enormes Glück empfunden, denjenigen für mich gewonnen zu haben, mit dem das Tanzen mit Abstand für mich am allerschönsten war. Und wir trafen uns teilweise mehrmals die Woche. Da er verheiratet ist, war für mich von Anfang an klar, dass es sich nur auf das Tanzen beschränken sollte.
Nun hatte ich mich, obwohl er gar nicht so mein Typ ist, leider doch ein wenig in ihn verliebt, man kommt sich beim Tanzen ja doch sehr nah. Ich bin schon länger Single, und es war einfach immer traumhaft schön und berauschend, wenn wir stundenlang miteinander tanzten, was ihm genauso ging.
Fast zeitgleich spürte ich, dass auch bei ihm gefühlsmäßig etwas passiert war.
Es ging dann auch von ihm aus, aber ich mochte mich, weil es einfach zu schön war, dann auch nicht wirklich dagegen wehren und auf einmal standen wir bei einer Trainingsstunde engumschlungen da und küssten uns. Mehr passierte nicht, ich beendete das schnell wieder, weil ich mich nicht auf einen verheirateten Mann einlassen möchte. Jedoch passierte dass dann wiederholt und intensiver. Auf keinen Fall wollte ich eine Affäre mit ihm beginnen, aber ich machte mir schon ein wenig Hoffnung, dass er vielleicht unglücklich verheiratet ist, und wir doch eine ernsthafte Chance hätten. Nicht nur im Tanz, dachte ich, würden wir gut zusammen passen, sondern auch sonst was Interessen, Werte etc. betrifft.
Dann fragte er mich jedoch beim vierten oder fünften Mal, als ich die Zärtlichkeiten gerade wieder beendet hatte, und natürlich im Raum stand, was jetzt sei, ob es denn ok für mich sei, dass wir das auf das Tanzen beschränken. Obwohl ich damit gerechnet hatte wegen seines Eherings, war es doch eine Enttäuschung. Und weil ich aber damit gerechnet hatte, reagierte ich auch prompt, indem ich ihm sagte, dass wir das dann aber auch auf das TANZEN beschränken sollten. Küssen und Schmusen würden eindeutig nicht dazu gehören.
Zögernd stimmte er dem zu. Erstmals sprachen wir dann auch über seine Ehe, ich fragte ihn, ob er denn nicht glücklich sei. Er sagte, im Prinzip doch, es sei halt wie eine sehr gute Freundschaft. Seit 20 Jahren sind die beiden zusammen und haben eine fast erwachsene Tochter. Er ist Mitte 50. Die Erotik würde in seiner Ehe fehlen – irgendwas fehle halt immer, sagte er. Bevor er das jetzt mit mir erlebt hatte, war ihm jedoch gar nicht bewusst, dass ihm das fehlt. Und ihm war so etwas noch nie passiert, was ich ihm auch glaube.
Ich musste diesen Bruch natürlich erstmal verdauen und wir trafen uns auch noch mal gesondert, um die Situation zu besprechen. Wir kamen überein, dass wir uns das Tanzen auf jeden Fall erhalten wollten, was auch ein paarmal prima funktionierte, ohne diese Übergänge ins Zärtliche. Einmal allerdings kam es doch wieder zum Knutschen, was ich aber völlig ok fand. Wie jedes Mal war ich es, die es beendete und er nahm es humorvoll und etwas sehnsüchtig hin. Es war schön, dass wir auch darüber lachen konnten, und schön, dass ich wusste, dass er mich weiterhin etwas mehr als nur mag.
Seit wenigen Wochen ist die Situation nun aber leider gekippt und ziemlich eklig für mich geworden, und um das alles zu sortieren und möglichst hilfreiche Gedanken, Impulse, am besten Erklärungen von euch und Ihnen zu bekommen, schreibe ich hier.
Nach der erneuten Knutscherei entschied ich mich, doch einen Schlussstrich zu ziehen, mich etwas zu distanzieren und wirklich nur beim Tanzen zu bleiben, allerdings kam es nicht mehr zu einer solchen Gelegenheit.
Er hatte mich an unserem letzten Abend noch nach einer Verabredung zu einer Tanzveranstaltung am folgenden Samstag gefragt, die hatte ich jedoch abgelehnt, weil mir das zu spät war. Er war vorher zum Essen verabredet gewesen. Ich wünschte ihm noch einen tollen Abend, erhielt aber keine Antwort, was mich schon enorm wunderte. Sonst hatte er immer nett reagiert und mir auch etwas Schönes gewünscht.
Dann war es so, dass ich unser nächstes Trainingstreffen ein paar Stunden vorher absagen musste, weil ich mich nicht gut fühlte. Ich schrieb ihm das und fügte noch humorvoll hinzu, „zuviel getanzt die Tage“. Wieder erhielt ich keine Antwort – sonst hatte er mir immer gute Besserung gewünscht.
Seine Antwort erhielt ich dann Tage später: Er würde nächstes Mal mit XY tanzen, weil ihr Tanzpartner nicht kommen könne und er keine Lust habe allein rumzusitzen. Ich fiel aus allen Wolken, war zunächst sehr irritiert und traurig. Und versuchte, ihn telefonisch zu erreichen, worauf er aber erst Stunden später knapp und nur schriftlich reagierte, er könne nicht. Ich wusste auch, dass und warum er diese zwei Tage extrem eingespannt war, hatte aber erwartet, dass er mir wenigstens schreibt, wann wir das klären können. Tat er jedoch nicht, und bis jetzt (5Tage später) erhielt ich keinen Rückruf.
Ich selber hätte ihn niemals so ausgebootet, so behandelt, ihn einfach ersetzt. Ich hätte immer das Gespräch gesucht. Solch ein Verhältnis, in dem man dem anderen quasi absichtlich wehtut, möchte ich auf gar keinen Fall.
Zwei Tage nach seiner Absage erhielt ich eine Mail, dass er nur dieses eine Mal mit XY tanzen würde, er dies nur ihr zuliebe mache, danach gingen unsere Tänze weiter wie immer. Ich solle mir keine Sorgen machen.
Ich war einerseits erleichtert, andererseits war ich mittlerweile richtig wütend, dass der mich einfach wissentlich bestraft, verletzt. Der weiß, dass mir das wehtut, wenn er mich einfach durch eine andere Partnerin ersetzt. Und ich glaube, deswegen hatte er das auch gemacht. Es wäre ja überhaupt kein Problem gewesen, wenn er mir gesagt hätte, du, das war letztes Mal nicht schön allein rumzusitzen. Ist es denn kommendes Mal wieder so unsicher, dann würde ich mich nämlich einmal mit XY verabreden. Das wäre völlig ok gewesen.
Ich schrieb ihm etwas später, dass ich es nicht nett fand, dass er mir da so vorwurfsvoll absagt und wir das dann nicht klären konnten, und schrieb ihm auch, dass sich das wie eine Strafe anfühlte. Aber darauf hat er nicht mehr geantwortet.
Wäre es nur das Ausbooten gewesen und hätten wir das schnell klären können, wäre das alles auch kein großes Problem für mich gewesen. Sowas passiert halt mal. Aber dass er sich einfach gar nicht mehr meldet und es nicht mit mir klären mag, DAS verletzt mich wirklich.
Ich möchte die Situation nicht weiter eskalieren, indem ich meine Verletzung und Wut kommuniziere, aber ich sehe auch nicht ein, ihn so mit Samthandschuhen anzufassen, wenn er überhaupt keine Rücksicht nimmt. Warum soll ICH mir keine Sorgen machen, wenn doch ER mir einfach einen vor den Bug geknallt hat? Durch meine Offenheit und mein auf ihn zugehen, klären wollen, fühle ich mich automatisch in der schwächeren Position, weil er sich entzieht. Und das fühlt sich unglaublich fies an. So fies, dass ich mir gerade gar nicht vorstellen kann, ihm beim Tanzen wieder nah zu sein und ihm zu vertrauen. Aber das wollte ich ja gerade nicht: Das Tanzen und die Vertrautheit mit ihm verlieren.
Ich hatte daran gedacht, eine Tanzbeziehungspause vorzuschlagen. Aber ich habe Angst, dass er sich dann wieder provoziert fühlt und mich noch mehr verletzt, indem er sich z.B. ganz schnell eine neue feste Tanzpartnerin sucht. Ich weiß, dass ich für ihn auch besonders war. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass er sich da einfach jemand anderen sucht, weil er die Pause sonst nicht aushält. Und er ist einer der gefragtesten Tänzer hier. Zwar bin ich auch nicht die Ungefragteste, aber schon zahlenmäßig würde es sehr viel schwieriger für mich sein, einen tollen neuen Tanzpartner zu finden. Man muss noch dazu sagen, dass wir in einer Kleinstadt leben und es außer das Tanzen in unserem Verein nichts so Tolles in erreichbarer Nähe gibt, auf das ich ausweichen könnte. Auch in den Nachbarorten gibt es keinen Ersatz.
Mich nervt, dass offenbar nur ich diejenige bin, die unsere Verbindung gerne retten und schützen möchte, und er sich einfach zurückzieht.
Wahrscheinlich muss ich es loslassen und damit leben, dass es nie mehr so sein wird, wie es war. Aber das ist sehr sehr traurig.
Was mich auch so schockiert, ich hatte ihn als sehr empathischen und interessierten Mann kennengelernt, dem es immer daran gelegen ist, dass es mir gut geht, im Tanz und auch sonst. Wir hatten nie einen Konflikt, erst jetzt. Und nun lerne ich auf einmal eine ganz andere Seite kennen. Dabei habe ich ihm doch gar nichts getan. Ich kann doch nichts dafür, dass er gebunden ist und ich mich dagegen entscheiden musste, mehr zuzulassen, weil ich keine Dreiecksgeschichte möchte und mich vor den damit verbundenen Folgen schützen wollte. Nun werde ich doch geschnitten, und das tut wirklich weh.
Wie hätte ich mich davor schützen können? Wie kann ich mich in Zukunft davor schützen? Und das am besten im Kontakt mit ihm? Oder bleibt mir nichts anderes übrig, als den ganz abzubrechen?
Ich vermute, dass er schon auch möchte, dass wir weiter zusammen tanzen. Aber es tut so weh, dass er mich einfach ausbootet und das nicht mit mir klären möchte. Und nächstes Mal darf ich dann wieder angekrochen kommen und wieder mit ihm tanzen. Und nun muss ich immer damit rechnen, dass ich das gleiche wieder erlebe, dass ich einmal ausfalle und dann gleich zweimal nicht kommen darf. Sonst habe ich mich bei ihm immer gewertschätzt und sicher gefühlt. Auf einmal kommt er mir kalt und grausam vor und wie eine Gefahr. Wie gehe ich damit um?
Puh, es tut schon mal gut, sich das von der Seele zu schreiben. Mein Freunde können dazu nur sagen, dass sie sein Verhalten seltsam finden und ich auf mich aufpassen soll. Was mir auch nicht wirklich weiterhilft.
Schon mal vielen Dank fürs Lesen! Tut mir leid, ich weiß nicht, wo ich hätte kürzen können…
Liebe Grüße
KimKimy
Kommentar