Ich brauche mal einen Rat. Es geht um das leidige Thema Sex in der Beziehung/Ehe. Es fällt mir schwer darüber so zu schreiben, dass es vielleicht klar ist, wo das Problem liegt, ich versuche es einfach mal und hoffe, ihr versteht mich.
Ich bin seit mittlerweile 6 Jahren mit meiner Frau verheiratet, wir sind beide Mitte 30 und haben zwei Kinder von 2 und 6 Jahren. Ich würde unser Sexleben als normal bezeichnen, wir haben ungefähr 3-5 Mal Sex im Monat, ich hätte gerne mehr, aber im Prinzip kann ich damit leben.
Mein Problem ist, dass mir Sex oder vor allem Intimität sehr wichtig ist. Körperliche Nähe bedeutet mir sehr viel. Kuscheln, am liebsten nackt um den anderen wirklich zu spüren ist mir sehr wichtig (das natürlich nur abends im Schlafzimmer ). Auch mal dem anderen ohne Gegenleistung körperliche Lust zu verschaffen ist für mich ein wünschenswerter Zustand. Es gibt immer mal Situationen, da ist man zu erschöpft, hat aber trotzdem auch Lust an der Lust und kann es genießen, sich dem anderen hinzugeben ohne das Wissen, dass der andere für seine Freudenspende etwas als Gegenleistung erwartet.
Aber genau hier kommt das Problem. Meine Frau ist da einfach anders eingestellt. Körperliche Nähe in Form von Kuscheln genießt sie sehr, aber am liebsten ist sie dabei angezogen. Nacktheit ist für sie immer verbunden mit Erotik und dem Ziel, dass es auf Sex rausläuft. Das Streicheln ihrer Brüste oder ihres Schambereichs kann sie in diesem Kontext nicht genießen, es ist für sie dann glaube ich eher mit Druck verbunden, Lust empfinden zu müssen und sexbereit zu sein. Es ist schon so, dass ich beim gemeinsamen Kuscheln schnell erregt bin, wenn es an die körperlichen Punkte geht, die mit Erotik zusammenhängen, aber für mich bedeutet ein steifer Penis nicht gleich, dass ich Sex haben will.
Wir reden immer wieder mal darüber, sie weiß, wie ich darüber denke und es ist auch keinesfalls so, dass sie sich in der Vergangenheit nicht verändert hätte, was dieses Thema angeht. Als wir zusammen kamen, war Sex ein sehr schwieriges Thema, aufgrund ihrer vorherigen Beziehungen. Sie war sehr eifersüchtig, das hat sich mittlerweile fast gänzlich gelegt. Schon recht früh habe ich ihr gegenüber den Wunsch geäußert, dass ich gerne auch mal mit ihr zusammen einen Porno schauen würde, das war ein absolutes No-Go. Vor einiger Zeit haben wir noch mal darüber gesprochen und sie meinte, dass sie sich das mittlerweile vorstellen könnte und vor einigen Wochen haben wir uns dann tatsächlich zusammen einen angeschaut und es war absolut kein Problem für sie, sie konnte es sogar genießen.
Auch was den Sex an sich angeht, denke ich, dass wir durchaus keinen Standartsex haben. Wir probieren viele Stellungen aus, haben auch gelegentlich mal ein Sextoy, das wir einbauen, also da geht schon einiges. Wenn ich Lust habe und sie nicht, sagt sie mir, dass ich mich aber gerne selbst befriedigen kann, was ich immer auch mal mache.
Was auch für mich so ein Thema ist, für mich gibt es keinerlei Tabus beim Sex. Ich bin extrem neugierig und probiere gerne Neues aus. Was ich total gerne mal ausprobieren würde ist Analsex. Gar nicht, weil ich das irgendwie antörnend finde sie auf diese Art zu nehmen, sondern einfach, weil ich wissen will, wie es sich anfühlt. Ob es mir gefällt, weiß ich nicht. Kann durchaus sein, dass ich es überhaupt nicht mag. Auch darüber haben wir gesprochen, für sie ist der Anus aber eine No-Go-Area. Eigentlich habe ich damit kein Problem, was mich dabei nur stört ist, dass wir es nie ausprobiert haben. Klar, ich könnte einfach warten, im Prinzip war es bei den Pornos ja auch so, vielleicht ändert sie ihre Meinung noch, wer weiß. Ich glaube was mich irgendwie stört ist, dass ich mir über Sex viele Gedanken mache. Ich stelle mir viele Dinge vor, da bin ich wohl schon sehr ein Mann. Sie denkt so gut wie nie über Sex nach. Sagt sie jedenfalls. Ich habe einfach die Gedanken, dass sich nichts ändert, wenn man nicht drüber nachdenkt. Ihr ist Sex schon wichtig, im Sinne, dass dadurch eine körperliche Bindung erzielt wird, die die Beziehung stärkt.
Momentan ist ihr Leben aber auch sehr anstregend, unsere Kinder machen viel Arbeit, sie ist den ganzen Tag zu Hause und muss sich um sie kümmern, klar, dass sie währenddessen nicht unbedingt die Muße hat an Sex zu denken und abends dann einfach fertig ist und dadurch auch keine Lust hat.
Ich glaube, was meine wirkliche Sorge ist, ob ich mir viel zu viele Gedanken um eine Sache mache, die eigentlich gar keine große Bedeutung hat. Ums mal klarzustellen, unsere Beziehung ist absolut in Ordnung, wir verbringen viel Zeit zusammen, nehmen uns auch gemeinsame Zeit und genießen diese. Wir reden viel und sprechen Probleme auch an, alles was oben steht, haben wir schon besprochen, ich frage mich einfach, will ich zu schnell zu viel. Und ist es überhaupt wichtig. Wenn man sich so umhört, gibt es die Gruppe von Therapeuten, die ein sagen, dass ein erfülltes Sexleben der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung ist. Dann gibt es eine andere Gruppe die sagt, dass Sex völlig überbewertet ist und eine glückliche Beziehung auch ohne Sex auskommt. In meinen Augen liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo dazwischen. Trotzdem bin ich gerade sehr unzufrieden, wenn ich so nachdenke gar nicht unbedingt mit meiner Frau, denn sie hat wirklich viel um die Ohren grad, ich glaube ich bin eher unzufrieden mit mir, dass ich dem Sex so eine Wichtigkeit einräume, die er vielleicht gar nicht hat. Ich habe einfach Angst, dass ich mich und dadurch auch unsere Beziehung mit etwas belaste, das es überhaupt nicht wert ist.
Entschuldigt bitte, ich hoffe ich habe nicht zu konfus geschrieben und ihr blickt durch, ich würde mich sehr freuen, die ein oder andere Einschätzung zu hören.
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