meine Frau war mal leidenschaftliche Profisportlerin; sie hat den Profisport aber dann aufgegeben, weil sich langfristig daraus keine ökonomische Perspektive ergeben hat. Dies ist über zehn Jahre her und sie war seit dieser Zeit nur mäßig sportlich aktiv. Seit ca. 1 Jahr wendet sie sich verstärkt wieder sportlichen Aktivitäten (insb. Ausdauersport) zu. Inzwischen trainiert sie jeden Tag nach der Arbeit ca. 3 Stunden. An den Wochenenden trainiert sie ganztags bzw. tritt bei Wettbewerben an. Überlastungserscheinungen an Gelenken und Sehnen ignoriert sie. Von Arztbesuchen hält sich nichts (da diese meist nur Ruhe verordnen würden). Ihre Diät (weitgehender Verzicht auf Kohlenhydrate) wird gelegentlich unterbrochen von Fressattacken, wobei sie sich sehr schlecht fühlt.
Auch unsere Ehe leidet darunter. Vor einem halben Jahr hat sie den gemeinsamen Urlaub nach wenigen Tagen abgebrochen, weil sie den Eindruck hatte, dort keine akzeptablen Bedingungen für ihren Sport zu finden. Sie findet mich nicht mehr attraktiv, weil ich ihre sportlichen Ambitionen nicht teilen könne (ich bin ebenfalls sportlich, aber weniger auf Leistung fixiert). Außersportliche Aktivitäten finden kaum mehr statt - weder mit mir, noch mit anderen Personen. In Gesprächen reagiert sie extrem gereizt. Sie sagt von sich selbst, dass sie Sport glücklich mache, dennoch sei sie psychisch sehr erschöpft. Vor allem deshalb, weil sie sich rücksichtslos benimmt und deswegen ein schlechtes Gewissen habe. Trotz des schlechten Gewissens möchte sie ihr Verhalten nicht ändern, weil ihr ihre sportlichen Ziele wichtiger sind.
Einer Therapie steht sie kritisch gegenüber, weil ihr dadurch wertvolle Trainingszeit verloren geht.
Ich weiß nicht mehr, wie ich mit ihr weiter umgehen soll.
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