heute wende ich mich mal mit einem ganz anderen Thema hier an das Onmeda-Team. Ich weiß gar nicht wo genau ich anfangen soll aber ich weiß, dass es so wie es im Moment ist nicht weitergehen kann.
Ich habe den Eindruck, dass mein Leben völlig aus den Fugen geraten ist. Im Moment gibt es haufenweise Dinge mit denen ich nicht klarkomme und die mich ständig immer weiter herunterziehen.
Wann es überhaupt anfing, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Vielleicht sollte ich mich noch kurz vorstellen. Ich bin weiblich, 33 Jahre alt, arbeite in Vollzeit und lebe seit 13 Jahren mit meinem Partner zusammen. Kinder haben wir keine.
Ich habe schon früher den Eindruck gehabt wenn irgendwas in meinem Leben nicht so funktioniert wie ich es mir vorgestellt habe, dass ich die ein oder andere depressive Phase hatte. Aber ich habe das nie so wirklich ernst genommen, da ich die Situationen immer gut bewältigt habe und es dann wieder aufwärts ging.
Seit 3 oder 4 Jahren kämpfe ich allerdings mit mir selbst. Ich habe bis zu meinem 22. Lebensjahr immer 50 KG gewogen und dann, ich denke auch durch meinen Partner, auf 95 KG zugenommen. Damals, es war zwischen 2006 und 2007 schaffte ich es auf 75 KG wieder abzunehmen. Ich war stolz, dass es so einfach ging obwohl es dafür fast 1,5 Jahre gebraucht hatte. Doch es hielt nicht lange an und alles war doppelt und dreifach wieder drauf. Mittlerweile habe ich gute 100KG und ich habe tausendmal versucht Gewicht zu verlieren - ohne Erfolg. Ich habe es zu mindestens geschafft das Gewicht zu halten und nicht weiter zuzunehmen. Es gab Phasen, wo ich mich einfach so akzeptiert habe wie ich bin und es kommen aber auch leider wieder die Phasen die mich dann völlig runterziehen. (Bestes Beispiel von letzter Woche Mittwoch: eine ältere Dame sitzt auf einem Platz außen in der U-Bahn. Ich rutsche durch zum Fensterplatz. Die Omi schaut mich an und sagt "Aber ich darf hier noch sitzen bleiben oder?" Völlig perplex auf diese Frage frug ich nur "Ja, warum?" Und die Antwort war niederschmetternd: " Na ich hatte Angst Sie würden mich runterschubsen so breit wie sie sich machen. Ach ich sehe, Sie sind ja so breit") In solchen Situationen habe ich keine Reaktion sondern bin perplex. Erst wenn ich mit mir alleine bin denke ich darüber nach.....und ziehe mich selbst runter. In diesem Fall war ich vor 1 Jahr bei meinem Hausarzt. ich habe ihm erklärt, dass ich mich in einer Zwickmühle befinde. Immer wenn ich versuche Abzunehmen und mich irgendwo einschränken muss gerate ich in ein Tief. Kurz gesagt: Ich esse, weils mir schlecht geht und es geht mir schlecht weil ich esse. Ein Teufelskreis. Er gab mir eine Überweisung zu einer ambulanten Klinik in der Nachbarstadt, die auf psychische Probleme und auf Essstörung (mir wurde das Eating Binge Disorder diagnostiziert sowie eine Depressive Phase) spezialisiert ist. Aus Scham ging ich dort nie hin und dachte mir immer "Ach so schlimm ist das nicht und das schaffe ich schon" Mit fiel auf, solange ich mich nicht mit dem Abnehmen beschäftigen muss gings mir gut. dazu sei noch erwähnt, dass mein Partner auch nicht gerade der schlankeste ist und mich immer so akzeptiert hat wie ich bin. Er würde niemals von mir verlangen abzunehmen. Er hat mich schlank kennengelernt und wir sind sozusagen zusammen dick geworden.
Ein weiterer teil, der mich sehr belastet ist, dass ich das Gefühl habe nichts wirklich hinbekommen zu haben in meinem Leben. Ich bin in einer guten und jungen Familie aufgewachsen. Meine Ma war 20 als sie mich bekommen hat und mit 31 hat sie meine Schwester bekommen. Meine Eltern haben sich sehr früh mit Anfang 20 dazu entschieden ein 2 Familienhaus zu kaufen, wo wir dann mit meinen Großeltern mütterlicherseits unter einem Dach wohnten. Meine Großeltern waren auch immer sehr junggeblieben, da meine Oma erst 38 war als ich zur Welt kam. Da meine Eltern beide Arbeiten gingen wuchs ich sozusagen bei meinen Großeltern aufgewachsen. Aber da wir alle unter einem Dach lebten fand ich das super toll und hatte eine glückliche Kindheit. Erst als ich erwachsen war kamen ein paar Dinge an die Oberfläche die ich bis heute nicht so ganz verarbeiten kann. Mein Opa war früher in der französischen Fremdenlegion. Als er zurückkam war er Alkoholiker. Mittlerweile weiß ich, dass meine Großeltern wohl nie wirklich glücklich waren. Meine Oma musste meinen Opa mit 17 heiraten, da sie von ihm schwanger war (mit meiner Ma). So war das wohl damals. Mein Opa bekam seine Sucht wohl irgendwie in den Griff hat aber wohl nie die Erlebnisse in der Fremdenlegion verarbeitet. Vor ein paar Jahren erkrankte er an Blasenkrebs den er aber erfolgreich besiegte. Trotzdem ist mein Opa heute krank. Er hat eine COPD und dürfte eigentlich nicht mehr rauchen. Raucht aber wie sonst was und trinkt dazu wieder fleißig Alkohol. Er lässt sich nicht belehren und sein Standartspruch ist "Den nächsten Geburtstag werde ich sowieso nicht mehr erleben" Er ist aggressiv und jähzornig geworden. Das eigenartige ist allerdings, dass meine gesamte Familie das bisher zu spüren bekam nur ich nicht. Für mich ist er immer der Opa der er schon immer war. Nie hat er mir gegenüber irgendwas erwähnt oder gezeigt. Aber ich weiß, dass meine Oma unter der ganzen Sache ganz fürchterlich leidet. Der Gedanke, dass meine Oma wohl nie richtig glücklich war und die ganze Geschichte die hinter meinem Opa steht macht mich so fertig. Ich hatte bis ich erwachsen war nie den Eindruck, dass da irgendwas im Argen liegen könnte. Alles hatte den Anschein einer perfekten Familie......aber das wird es wohl nie so wirklich gewesen sein. Das belastet mich sehr. Früher war ich immer einmal in der Woche bei meinen Eltern & Großeltern. heute klappt das arbeitstechnisch kaum noch, da ich Mo-Fr. von 07:00-18:00 Uhr aus dem Haus bin. Und irgendwie bin ich froh darüber. ich höre immer wieder von meiner Schwester, was zu Hause los ist (Opa hat schon wieder getrunken" oder sowas) und ich kapseln mich davon ab indem ich sie nur noch sehr selten besuche. Ich will mich irgendwo davor verstecken, so als wenn ich die Wahrheit nicht sehen will sondern dass was ich erlebt habe soll meine Realität bleiben. Mittlerweile sind sie beide Mitte/Ende 70 und der Gedanke, dass einer von Ihnen in naher Zukunft sterben könnte macht das alles noch schlimmer. Dazu kommt, dass meine Schwester so eine Art Glückskind ist. Wir sind 11 Jahre auseinander was ich eigentlich sehr schade finde. Sie ist mittlerweile 22 aber immer noch meine kleine Schwester. ich war immer stolz darauf, dass sie mit allen Sorgen und Problemen zu mir kam. Aber mittlerweile ist sie verheiratet und hat einen 2-jährigen Sohn. Sie ist durch ihren Mann bestens versorgt, hat eine tolle Wohnung und ja es ist bei ihr alles perfekt. Ich beneide sie für ihr Glück. Irgendwo hatte ich mir immer Kinder gewünscht, eine Hochzeit mit allem drum und dran.....aber es scheiterte immer an finanziellen Dingen. Wir kommen zu zweit so gerade eben über die Runden und so hat es mich irgendwie sehr belastet, als meine Schwester geheiratet hat. Noch schwerer fiel es mir, dass sie schwanger war. Meine Eltern haben sich immer Enkelkinder gewünscht. Und wie so manch andere Eltern darauf gedrängt und immer wieder bei uns nachgehakt. Als der kleine da war, ging das natürlich sofort durch die ganze Familie und alles drehte sich um Schwester und ihre kleine Familie. Ich fühlte mich so ausgeschlossen, denn aus meiner Familie wurde damals bei Taufe und kirchlicher Hochzeit immer wieder gefragt was denn mit uns wäre. Wieso wir nicht heiraten wollen oder Kinder und es fielen Sprüche wie "Tja muss die kleine Schwester der großen wohl alles vormachen was?" Ich belächle sowas ja immer aber wenn ich genauer darüber nachdenke belastet es mich sehr. Ich habe lange damit gekämpft. Es belastet mich doch sehr, dass ich sozusagen der Außenseiter bin, der mit 33 immer noch nicht fest im Leben steht. Mittlerweile habe ich Kinderplanung abgeschlossen - auch wenn ich weiß, dass ich es später mal sicher bereuen werde.
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