Moin Tom,
bitte lass uns hier um unsere Sache diskutieren, nicht um persönliche Differenzen (ich weiß, ich vergesse das auch manchmal).
Was Hersteller zum Gebrauch neuer Medis schreiben, hat häufig keine Begründung in der Sache, sondern in den diversen Zulassungsverfahren. So kann z.B. ein neues Zuckermittel nur unter besonderen Bedingungen - dazu zählt die Unbedenklichkeit aus X Nummern Anwendungsjahren - als Erstmedikation zugelassen werden, und deswegen werden Byetta und Victoza grundsätzlich zusammen mit der traditionellen Erstmedikation Metformin eben als Zweitmedikation verordnet und so auch vom Hersteller angegeben. -
Und überall dort, wo Ausgabe-Verstärker für eigenes Insulin verordnet werden können, kann stattdessen auch Insulin gespritzt werden, denn das eigene hat nach Art und Weise die selbe Wirkung wie das gespritzte. Dass Insulin häufig ausgeschlossen wird, liegt einzig an den Zulassungsverfahren.
Dass Ärzte immer vorab klären, ob ein Mittel überhaupt wirken könnte oder ob es nicht vielleicht mehr schadet als nützt, ist ein frommer Wunsch. Wenn dem so wäre, würde wegen der damit vermehrten Ausgabe von intaktem Proinsulin ein großer Teil der Insulin-Ausgabe-Verstärker nicht verordnet. Und was die Ergründung der Wirkmöglichkeiten angeht, so ist die einfachste für den Arzt machbare die Verordnung: Wenn es bei Dir wirkt, besteht bei Dir die Wirkmöglichkeit, z.B. ausreichend Beta-Zellen, wenn nicht, dann eben nicht. Dann verordnet er halt das nächste aus dem Therapieplan.
Und die Betazellreste sind in der Tat ungerecht verteilt. Da gibt es Leute, die schon 5 Jahre nach der Diagnose nicht mehr auf Ausgabe-Verstärker reagieren und spritzen müssen, also keinen verwertbaren Rest mehr zu haben scheinen, und solche Typ2, die noch nach 10 Jahren auf Insulin das mehrere Tage weglassen können, ohne in ne Keto zu kommen. Also muss noch Insulin produziert werden. Das kannst Du ohne jeden C-Peptid-Test sagen. Zudem werden die Beta-Zellen nicht für's Leben ausgegeben, sondern für einen Beta-Zell-Lebenszyklus von X Nummern Wochen. Dann wird die alte entsorgt und ne neue übernimmt ihren Part. Beim Typ2 ist unbehandelt das Verhältnis von Neubildung zu Entsorgung negativ: Immer weniger werden neu gebildet. Niemand weiß bis heute, warum. Viele Erfahrungen deuten darauf hin, dass die langfristige Entlastung der Beta-Zellen das Verhältnis wieder verbessern kann. Wie weit, ist bisher völlig unbekannt, weil fachoffiziell erst seit Byetta überhaupt denkbar.
Trotzdem nimmt mit zunehmenden Jahren nach Diagnose die Wahrscheinlichkeit rapide ab, dass sich noch ausreichend Betas für die erfolgreiche Verwendung von Byetta und Victoza mobilisieren lassen. Und in sofern ist die Aussage völlig zutreffend, dass die Medis mit größerer Aussicht auf Erfolg näher am Behandlungsbeginn eingesetzt werden können.
Bisdann, Jürgen
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