Weißt du, wie ich damit umgehe? Ich kann mich beileibe nicht mehr so wie früher in echten Kummer und echten Schmerz vertiefen, weil ich Emotionen mitnehme, hinnehme, ihnen aber keine wirklich wichtige Bedeutung mehr gebe. Ich beobachte diese Emotionen und manchmal schreibe ich mit, was sich da alles regt und was sich da alles auftut- wie wenn ich ein Zuseher wäre von einem Spektakel, aber irgendwie ist es wie ein Hologramm, Show in mir. Nichts Wirkliches- eher Ausdruck, Kunst, Performance. Mal total theatralisch, mal irre deprimierend, mal völlig raus aus der Rolle, aber stets zu Ende, wenn ich damit ein Ende mache, mich also auf etwas anderes konzentriere.
Schlecht fühlen gut und schön, aber meine Bettwäsche gehört trotzdem gewaschen, so irgendwie.
Wie wenn das allesamt Feuerzünglein sind und ich bin der Hüter dieses Feuers. Flächenbrände kommen nicht mehr so leicht zustande, weil ich löschen kann. Ich kann grinsen über meine Befindlichkeiten, auch über sehr tragische. Das lernst du auch noch. Wart nur ab. Das ist eine Frage der Beherrschung und Kunstfertigkeit- also Übungssache.
Über den Emotionen stehen, sie überragen, das müssen wir doch alle üben und lernen. Es darf nicht sein, dass sie uns beeinträchtigen und uns das Leben schwer machen.
Ich trau jedenfalls meinen Emotionen nicht. Entscheidungen treffe ich, wenn ich nüchtern bin und klar im Kopf. Das habe ich gelernt, dass Gefühle irrsinnig schlechte Berater sind.
Bin ich sehr verliebt zum Beispiel, dann lasse ich mich leicht über den Tisch ziehen- bin ich schwer beleidigt, dann bin ich nicht selten sehr ungerecht.
Mittig ist gut. Eher heitere Gelassenheit , als zu weit links, oder zu weit rechts, das jedenfalls scheint mir die beste Spur.
Du bist halt noch im Schleuderkurs und deine Mitte findet sich auch, warum nicht? Wir sind nicht lebenslang dramatisch gespurt.
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