Hallo Natureboy,
wenn ich Deinen neuerlichen Beitrag so durchlese, entdecke ich mal wieder eine ganze Reihe von Parallelen:
Auch meine Frau ist eher für Meeresurlaub, ich dagegen mag beides gern und liebe auch die Berge; meine Frau bekommt da recht bald klaustrophobische Zustände... Vor vielen Jahren waren wir zwei Jahre am nördlichen Gardasee, beim zweiten Mal sogar mit vorherhiger Überfahrt übers Timmelsjoch. So erhebend und phantastisch das für uns alle und auch für sie war, gerade auch mitten im Juni auf dem Gletscher im Schnee zu stehen

Anfangs hat mich das auch ziemlich gestört.
Aber mittlerweile akzeptiere ich den Unterschied. Im Augenblick sind wir gerade den zweiten Tag auf Ostsee-Urlaub in Wismar, und es ist ok. Wenn ich irgendwann mal Neuschwanstein oder Liechtenstein besuchen will, mache ich das eben allein oder nehme nur Sohnemann mit. Oder meine Frau kommt dann spontan doch mit, ganz, wie sie will oder nicht.
Ich habe gerade im Kollegenkreis, aber auch bei ein zwei Freunden, Leute, bei denen jeder der beiden Partner auch mal eine Woche im Jahr Urlaub nur für sich oder mit Freunden macht. Anfangs kam mir das etwas befremdlich vor - warum ist man dann zusammen?
Fakt ist aber, daß sich wahrscheinlich in den ersten Jahren einer Beziehung viele Menschen auch verbiegen, um es dem anderen unbedingt recht zu machen.
Ob das richtig ist...?
Für ich spricht mittlerweile nichts mehr gegen den gemeinsamen Urlaub an der See, auch, wenn ich lieber mal etwas anderes machen möchte.
Glücklicherweise finden meine Frau und ich aber immer insofern einen Kompromiß, als wir nach längstens 2x am gleichen Urlaubsort was anderes sehen möchten/müssen. Die letzten zwei Jahre waren wir beide Male in Koserow auf Usedom, dieses Jahr ist es Wismar, vielleicht sogar noch mit einem Abstecher nach Kopenhagen zum Ende hin. Nächstes Jahr dann vielleicht eine Norwegen-Rundreise, die wir beide gerne machen möchten, oder Strandurlaub auf Bornholm - zwar auch Ostsee, aber doch auch was anderes.
Vielleicht können Du und Deine Frau euch mal austauschen, worauf es jedem von euch eigentlich ganz genau ankommt. Und vielleicht findet ihr dann auch einen Kompromiß, mit dem beide zufrieden leben können

Auch ansonsten kann ich Dir aber nur zustimmen - in den vergangenen Jahren ist mein Leben alles andere als einfacher geworden, und ich habe auch immer wieder eine Menge Angst vor Veränderungen.
Das fing auch jetzt schon wieder mit dem Urlaub an: Obwohl ich Wismar kenne, weil meine Schwiegereltern dort wohnen, war mir auf der Fahrt und den halben ersten Urlaubstag extrem mulmig bis leicht ängstich zumute... Gestern Morgen wache ich um vier fünf Uhr das erste Mal auf mit Angst im Bauch... sie vergeht dann zwar nach ein zwei Stunden, aber ich war den ganzen Tag so lustlos und bin es auch heute noch irgendwo... ätzend... ich vermisse meinen früheren Elan und meine Unternehmensfreude.
Aber zur Zeit bremsen mich eben auch viele Sorgen und Gedanken, auch allgemeiner und globaler Natur (Zukunft, Arbeit, Umwelt, Ernährungsgewohnheiten, Konsumgesellschaft, CO2, Tier- und Artenschutz, Überbevölkerung...) immer wieder aus. Dabei weiß ich, daß ich garantiert mehr für meine Umwelt tue als andere - wenn ich heute Morgen auf dem Weg zum Bäcker am Straßenrand sehe, wie viele Ar***löcher ihren Müll zwischen die Bäume werfen *aaargh*!, könnte mir die Galle hochgehen! Ich werfe noch nichtmal ein Bonbonpapierchen auf die Straße oder nen Kaugummi, geschweige denn größeren Müll. Aber offenbar gibt es Menschen... das ist unfaßbar. Naja, ich verzettele mich gerade...

Auf jeden Fall, ja: Es geht mir zwar im Großen und Ganzen viel besser als es mir schonmal ging, und es könnte mir schlechter gehen. Aber ich krieg meine Gedanken, mein schlechtes Gewissen, meine Sorgen und meine Ängste auch nur schlecht gebändigt. Dabei könnte das Leben wirklich so leicht und einfach sein, gerade, weil ich mich durchaus für einen ziemlich bewußten und achtsamen Menschen halte. Wäre also nichts einfacher, als daß ich mich einfach zurücklehne und mit den Dingen gehe, atme und lebe - nur alles mal wieder leichter gesagt als getan... *seufz*
Stattdessen wünsche ich mir immer wieder, ich wäre schon 70 oder 80 und dürfte mein Leben gelebt haben und die Augen schließen. Dann wieder weiß ich aber, daß es auch bessere Phasen gibt, eigentlich ziemlich viele, und daß ich froh bin, am Leben zu sein und all das erleben zu dürfen, was ich erlebe.
Echt ein schwer zu beschreibender Stimmungszustand...
Erkältung habe ich seit heute Nacht übrigens auch wieder, Halsschmerzen und leichtes Kopfdrücken. War vor zwei Wochen schonmal richtig fett, letzte Woche auch mal wieder Anzeichen, und heute dann wieder.
Ruhe.
Frieden.
Format C: für die Gedanken, Sorgen und Ängste

BTW:
Getrennte Schlafzimmer haben meine Frau und ich auch schon seit Jahren: Ich schlafe schlecht, wenn sie abends vor dem Einschlafen noch Licht anhat um zu lesen. Sie wiederum wird wach, wenn ich nachts schonmal nen leichten Allergieschub bekomme und mir ne Viertelstunde lang die Nase läuft.
Ja, auch nicht schön, hab ich auch immer wieder meine Probleme mit, immer noch. Andererseits ist auch das bei vielen Paaren so und nicht unbedingt etwas schlechtes.
Manchmal frage ich mich auch, ob meine Frau und ich uns auseinandergelebt haben. Dann aber wieder weiß ich, daß diese Unterschiede schon immer da gewesen sind - aber früher gab es, glaube ich, mehr Zeit für Freiheiten und ich habe alles etwas lockerer gesehen. Je weniger Zeit ich habe bzw. zu haben glaube (Job, Kind, Familie), umso mehr achte ich dann auch darauf, was in der übrigen Zeit für mich rauskommt.
Klar könnte ich über Trennung nachdenken, wir könnten die Scheidung einreichen, ich "suche" mir eine neue Partnerin, die die Berge lieber mag, meine PC-Spielerei besser akzeptiert, Spaß am Fahrrad fahren und geocachen hat... Und dann? ...hat sie womöglich bis ganz sicher andere "Macken" und Eigenarten, die mir früher oder später nicht mehr gefallen und mich erneut an allem zweifeln lassen. Natürlich könnte ich auch richtig "Glück" haben, vielleicht... aber auch dann die Frage, zu welchem Preis? Vorher richtig Ehekrach, Streitigkeiten, Haushaltsaufteilung und -auflösung, ein weiteres Kind auf dieser Welt, dessen Eltern sich getrennt haben.
Alles keine einfachen Entscheidungen... genau genommen weiß ich nicht, was besser ist. Mein Herz verspührt da durchaus mehr oder minder starke Sehnsüchte und Wünsche. Aber damit allein ist es ja nicht getan. Und ich wäre da nicht der erste und einzige, der aus einer grundlegend falsch motivierten Unzufriedenheit heraus zuviel über Bord wirft, inklusive dessen, was eigentlich gut ist / war.
40 Jahre noch


Dir gute Besserung, und laß Dich nicht unterkriegen, ok?

LG,
Alex
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