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Aggressiv, ist das normal?

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  • Aggressiv, ist das normal?

    Ich wieder mal. Ist diese Aggressivität bei Demenzkranken normal?
    Er hat extreme Stimmungsschwankungen und ist teilweise richtig gemein zu mir. Liegt es an mir? Ich kann mit seiner Vergesslichkeit manchmal nicht umgehen. Wo kann man denn Hilfe bekommen?

    LG Erika


  • Re: Aggressiv, ist das normal?


    Hallo Erika,
    nimm es nicht persönlich, ich weis es ist schwer. Aber du kannst dich nicht kaputt machen. Hilfe gibt es bei Angehörigenberatungen von Demenzkranken. Auch sollte über eine geeignete Medikamentierung mit einem Neurologen oder in einer Gedächtnissprechstunde gesprochen werden. Viell. solltest du auch mal über Tagespflege nachdenken, dass du für dich mal kleine Freiräume hast. Halt durch und Grüße Annalena

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    • Re: Aggressiv, ist das normal?


      Danke Annalena,
      er nimmt seit 14 Tagen ebixa. diese auf und abs zehren an den Nerven. er wird mit der ganzen Krankheit nicht fertig. Ich meine den schlaganfall(links komplett gelähmt)und jetzt fängt es rechts auch an. mangelnde Durchblutung. Er ist auch nur am Frieren. Selbst wenn schon fast 30 Grad im Wohnzimmer sind. Er kann nichts mehr alleine. Und die Physio gibt sich so eine Mühe und man sieht keine Fortschritte. Und dann die Demenz. Er will nicht weg von daheim. Er ist doch auch erst 52. Und wir haben einen kleinen Sohn(5),

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      • Re: Aggressiv, ist das normal?


        Liebe Erika, ich kann mich sehr gut in ihre Lage versetzen und spüre doch diese Hilflosigkeit, die ich ihnen entgegenbringe. Man sucht nach Strohhalmen der Hilfe aber es gibt sie nicht. Sie müssen stark sein, oft über ihre eigenen Kräfte hinaus.
        Sie werden sicherlich nicht um eine Heimeinweisung umhinkommen, sie müssen an sich denken, an ihr gemeinsames Kind, denn auch das fordert sein Recht. Ich weiss in was für eine unsagbar schweren Situation sie stecken, es ist eine der schwersten ihres Lebens....mein Mann wollte von zu haus auch nicht weg aber wer will das schon. Letztendlich entscheidet die Krankheit über ihre Entscheidung und nicht sie, denn sie hatten sich ein Leben mit ihrem Mann vorgestellt, wie ich aber alles kam anders....mein Mann war 63 jahre als er in ein Pflegeheim kam (vorriges Jahr), die Krankheit selbst, zeichnete sich vor 10 Jahren schon ab, schleichend, für uns nichts ahnend was dahinter steckt....
        Erfreuen sie sich an ihrem Kind, es braucht sie!
        liebe Grüße
        Arielle

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        • Re: Aggressiv, ist das normal?


          Sehr geehrte Erika,

          der Umgang mit an Demenz erkrankten Patienten ist nicht leicht, insbesondere, wenn sie Verhaltensweisen an den Tag legen, die man vorher nicht von ihnen kannte. Leider treten diese, und dazu gehören auch Reizbarkeit und Aggressivität, bei verschiedenen Demenz-Erkrankungen häufig auf. Die eigene Hilflosigkeit der Krankheit und dem schleichenden Fortschreiten gegenüber macht das ganze nicht einfacher. Sollten die Verhaltensauffälligkeiten sich nicht durch nicht-medikamentöse Maßnahmen (siehe auch unter www.alzheimerforum.de oder www.deutschealzheimer.de) auf ein erträgliches Maß (für beide Seiten, denn im Zweifelsfall leidet auch Ihr Ehemann darunter) reduzieren lassen, wäre über eine medikamentöse Behandlung nachzudenken. Auch sollte geklärt werden, ob zumindest ein Teil auf das Konto einer begleitenden Depression geht, die therapiert werden könnte.

          Mit freundlichen Grüssen,

          Spruth

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          • Re: Aggressiv, ist das normal?


            auch mein mann ist regelmässig aggressiv. ich weiss es und kann trotzdem nicht wegstecken. es kommt immer, wenn ermerkt, dass er bei aussagen, die nicht stimmen nicht mehr aus kann oder generell er seinen willen nicht durchsetzen kann. böse worte oder flucht aus dem zimmer sind dann die folgen. es ist wie bei einem unartigen kind, trotzig und bockig. das beim eigenen mann zu erleben, der ausschaut wie früher ist psychoterror. selbsthilfegruppen kenne ich noch nicht, weil seine starke demenz wie ein holzhammer jetzt erst kam. viel glück! auch mein mann bekam ebixa, ist jetzt aber wegen selbstgefährdung/demenz in der klinik psychiatrie von amts wegen. ist ja gut dass man sich nicht geniert...

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            • Re: Aggressiv, ist das normal?


              Guten Tag Erika und Gruss an Alle!
              Habe alle Beiträge durchlesen müssen da ich neu sm Laptop und im Forum bin.
              Eine Bekannte von mir ist Alzheimer -Betroffene und sehr agressiv und geradezu bösartig. Um Sympathien zu gewinnen kann sie sich ausserordentlich liebenswürdig geben. Das ist ein grosses Problem für uns alle. Meine Freundin, welche die Betroffene im gleichen Haushalt betreut ist total am Boden. Die Betroffene wurde gestern vom Hausarzt für 3 Wochen in eine Klinik eingewiesen, damit meine Freundin zum Aufschnaufen und Erhohlen kommt. wie ich aus Euren Berichten lese kommt diese Agressivität doch öfter vor.
              Könnten Medikamente helfen?
              Wie reagiert das Pflegepersonal, wenn die Medi verweigert werden?
              Danke fürs Zuhören ( oder Zulesen?)
              Sirius

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              • Re: Aggressiv, ist das normal?


                Hallo,

                aggressives Verhalten in ganz verschiedenen Formen ist leider bei sehr vielen Dementen immer wieder zu beobachten.
                Sieht man sich die Situation aber von ihrer Warte aus an, ist es vermutlich nur zu verständlich.
                Ich bin der festen Überzeugen, dass sie sehr wohl merken, dass etwas total schief läuft und sich viele ihrer Aggressionen eigentlich gegen sich selber richten.
                Außerdem wissen wir in der Regel ja nie, in welcher Zeit ihres Lebens mit den dazugehörigen Problemen sie sich gerade aufhalten.
                Validation hilft oft sehr im Umgang mit ihnen.
                Und die Aggression nie perönlich nehmen - sie als Person sind mit Sicherheit nicht gemeint.
                Das Thema Medikamente:
                Es ist manchmal richtig schwierig, diese zu verabreichen. Das wichtigste ist - wie im gesamten Umgang - viel Geduld! Werden die Med. zum Abendessen nicht genommen, kann es ein halbe h später schon ohne Probleme gehen.

                In diesem Sinne viel Kraft für die Zukunft
                Wildrose

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                • Re: Aggressiv, ist das normal?


                  Guten Tag Wildrose, habe Dank für deine Antwort!

                  Aggressivität und Bösartigkeit spüre ich als zwei ganz verschiedene Emotionen. Bei meiner Bekannten als Betroffene mit Alzheimer-Demenz tritt die Bösartigkeit gezielt und bewusst gegen bestimmte Personnen an. Ich bin z.B. momentan ganz unten durch bei ihr,weil ich eine falsche Handlung berichtigte. Mit Wutanfällen tut sie kund, dass man der Letzte sei! Aggressiv verhält sie sich so:
                  Keine Generika, das sie nur Mist
                  wegen ihrer Inkontinenz keine Einlagen, das mag sie nicht. Aber zwei mal im Tag frische Wäsche und Kleider wechseln!
                  Alles wird wütend verneint mit Vorwürfen noch und noch.
                  Ist da wirklich die Alzheimer-Demenz der Grund allein für dieses Verhalten?
                  Bin dankbar für jede Mitteilung
                  und grüsse alle
                  Sirius

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                  • Re: Aggressiv, ist das normal?


                    Hallo Sirius,

                    Zitat:"...eine falsche Handlung berichtigt habe...."
                    Ganz klar, dass dies ein aggressives Verhalten nach sich zieht. Für mich gehören Bösartigkeiten auch zur Aggressivität, ebenso wie jemanden nicht zu beachten eine Form von Aggressivität ist.
                    Klar ist auch, dass sich die vorhandenen Wesenzüge mit zunehmender Demenz verstärken, da sich die Kranken eben nicht mehr im Griff haben. Vermutlich ließ sich ihre Bekannte noch nie gerne sagen was sie zu tun hat....
                    Und die Einsicht, dass sie Einlagen benötigt fehlt ihr vermutlich komplett.
                    Sie werden sicherlich noch viel Geduld und Verständnis brauchen.

                    Lieben Gruß
                    Wildrose

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                    • Re: Aggressiv, ist das normal?


                      Guten Abend Windrose

                      Zitat:..Vermutlich liess sich ihre Bekannte noch nie gerne sagen was sie zu tun hat...
                      Genau so ist es! Windrose, ich bin so froh über diese Feststellung. Sie steht da wie ein
                      Wegweiser zu...viel Geduld und Verständnis brauchen. Das konnte ich nicht so sehr bis jetzt.
                      Vielen vielen Dank, Windrose und die besten Grüsse!
                      Sirius

                      Kommentar


                      • Re: Aggressiv, ist das normal?


                        Hallo Wildrose,

                        Sie deuten da etwas m.E. Wichtiges an, da sie das „biographische Selbst“ ansprechen („Vermutlich ließ sich ihre Bekannte noch nie gerne sagen was sie zu tun hat....“). Ich denke auch, das es persönliche Wesensmerkmale gibt, die, früh verankert, zu einer Verhaltensgrundlage werden können. Diese Verankerungen müssen entwicklungsneurobiologisch begriffen werden, d.h. z.B. überspitzt formuliert, der alte Spruch „hatte eine problematische Kindheit oder Jugend“ ist sehr viel wahrer, als allgemein anerkannt. Es gibt bestimmte Verhaltensmuster, die tief und uns kaum bewusst in Bereiche des Gehirns „absinken“ und dort „festverdrahtet schlummern“ bis sie u.a. durch Krankheit oder Krisen wieder aktiviert werden. Aber es muss gar nicht so problematisch sein. So kommt es z.B. bei Ehestreitigkeiten immer wieder vor, dass plötzlich „olle Kamellen“ aufgetischt werden. Gerhard ROTH umschrieb derlei anlässlich eines Vortrages vor Psychotherapeuten einmal mit den Worten: „Die Amygdala vergisst nie“. Dieser, auch Mandelkern genannte Bereich befindet sich in großer Nähe eines Gebildes, das Hippocampus genannt wird und der Ort für das Kurzzeitgedächtnis und v.a. der Organisation des Gehirns ist. Und just im Hippocampus treiben viele Demenzen schon früh ihr Unwesen. Daher darf vermutet werden, dass die normalen Interaktionen zwischen diesen tiefen Hirnteilen, deren eigentliches Treiben uns nicht bewusst ist (wir werden immer nur mit den Resultaten diesen vor einem bewussten Gewahrwerden ablaufenden Vorgänge konfrontiert) bei einer Demenz zunehmend gestört sind. Die Amygdala ist zuständig für unterschwellige Geruchswahrnehmung und v.a. ein Gefahrenwarnsystem, also ein Furchtauslöser. Es ist leicht einsehbar, dass dieses Teil uns überleben ließ, weil es schnelle Reaktionen anstößt ohne den zeitraubenden Umweg der Überlegung. Man kann ja nicht lange überlegen wenn ein Säbelzahntiger aus dem Gebüsch kommt. Die bewusste Verarbeitung erfolgt erst später und hat evolutionsbiologisch den Sinn, nicht jedes verdächtige Gebüschwackeln oder Geräusch gleich als Gefahr zu interpretieren – sonst wären wir permanent auf der Flucht oder am kämpfen. Man lernt so auch, dass man künftig die eine Gegend zu meiden und die andere zu bevorzugen hat. Ein anderer – von mehreren beteiligten – Teilen ist v.a. für uns arme Männer charakteristisch. Es ist ein kleiner Kern in einem Bereich, der Hypothalamus genannt wird und Nucleus präopticus medialis genannt wird (Frauen haben den nicht). Dieser Kern (es ist eine „Testosteronhochburg“) ist sowohl für Sexualität als stark an für Aggressionen beteiligt (der Mann vor einigen Millionen Jahren musste auf vieles fast simultan aufpassen: Verteidigung, Angriff, Fortpflanzung - und das hat praktisch die Entwicklung dieses Kerns begünstig - weswegen wir ihn immer noch haben, denn die ihn nicht hatten, blieben auf der Strecke).

                        Wenn nun das alles mehr und mehr durch neurodegenerative Krankheiten gestört wird, aus dem Takt kommt, dann kann es natürlich auch vorkommen, dass vormals friedliche Menschen wieder zu argwöhnischen und gewaltbereiten Individuen werden. Es ist ja in uns nur das, was irgendwann einmal unter ganz anderen Umständen einen Sinn für das Überleben der Person und seiner Art gemacht hat. Das ist übrigens ein Grundproblem für uns Menschen überhaupt – wie seinerzeit u.a. Konrad LORENZ, Hoimar von DITFURTH et al. schon richtig erkannten. Aggression ist ja alles andere als ein „Privileg“ cerebral erkrankter Menschen – es ist heute eine Geißel der Menschheit an sich.

                        Wir haben also alle ein aggressives Potential von unseren Urahnen geerbt, mit dem wir allerdings v.a. mittels kultureller Evolution zu leben gelernt haben, denn wir besitzen auch eine höhere Kontrollstruktur in unseren Köpfen, gleich oberhalb unserer Augen. Es ist der sog. Orbitofrontale Cortex, dessen Beschädigung oder Zerstörung uns rücksichtslos machen kann. Offensichtlich ist es aber auch möglich, an sich gesunde OFCs dermaßen „softwaremäßig“ (durch Gehirnwäsche) zu deformieren, dass an sich gesunde Menschen Verkehrsflugzeuge entführen und damit zur höheren Ehre ihrer Gottheit Hochhäuser zerstören und Artgenossen ermorden.

                        Unser Gehirn ist überwiegend nichts anderes als eine „Körperverwaltungs- und Überlebensmaschine“. Weshalb wir Qualia, also materiell nicht darstellbare Phänomene „produzieren“ wie bewusste Gedanken, usw. – es ginge auch ohne diese – kann nur ansatzweise über die Entwicklung der Sprachzentren angedeutet werden. Was Bewusstsein (dieses Konglomerat aus Bewusstseinszuständen) letztlich ist, weiß derzeit trotz vieler Hypothese noch keiner genau zu sagen. Hier streiten sich Identisten (das Gehirn produziere das Bewusstsein), Epiphänomenalisten (das Bewusstsein sei ein Begleitprodukt neuronalen Geschehens) und Dualisten (Bewusstsein an sich ist eine Eigenschaft der unserer Vernunft übersteigenden Welt, die erst nach und nach mit der Entwicklung des Lebens den Subjekten mit der Zunahme ihrer Komplexität zugänglich wird) mit unterschiedlichen Argumenten. Allgemein ist heute der Identismus vorherrschend, wenngleich prominente Hirnforscher wie Wolf SINGER diese Sicht immer auch mit einem epistemischen caveat, also einer erkenntnistheoretischen Warnung versehen und Gerhard ROTH zugibt, über das Gehirn an sich keine letztgültige Aussage machen zu können, da wir es ja bei der Untersuchung von Gehirnen auch immer mit einem Hirnkonstrukt zu tun haben. DITFURTH (von Haus aus habilitierter Psychiater) hatte die identistische und epiphänomenalistische Sicht mehrmals schon vor 25 Jahren mit m.E. guten Argumenten kritisiert – er war ein sehr eleganter Dualist, der seine Ansicht auf evolutionsbiologischer Grundlage vertrat und kein simpler Cartesianer, verwarf auch die Ansichten des bekannten Dualisten ECCLES.

                        Entschuldigen Sie bitte diese Abschweifung in philosophische Gefilde, aber wer sich – auch als Laie wie ich - tiefer mit Erkrankungen des Gehirns beschäftigt, den können m.E. derartige Problemfelder nicht ganz gleichgültig sein. Zurück zum Thema „Aggressionen bei Demenzerkrankungen“:

                        Wir können leider nicht vorhersagen, wie sich ein Mensch im Verlauf einer neurodegenerativer Erkrankung wie AD verhalten wird. Ich bin zwar der Auffassung, dass früher erworbene Grundhaltungen lange beibehalten werden, muss aber auch auf Durchbrüche „primitiven Verhaltens“ hinweisen. Auch lange unterdrückte Reaktionen („Aufgestautes“) könnten sich explosionsartig entladen weil die Kontrollinstanzen infolge der Krankheit versagen. Ich weiß z.B. nicht, was mein Vater alles im Krieg erlebt hat und was davon vielleicht wieder zum Vorschein kommen könnte. Die Menschen sind verschieden du ihre Krankheiten verlaufen nur innerhalb eines gewissen Rahmens stereotyp. Innerhalb dieses Rahmens variiert das Verhalten. Es kann ja auch gar nicht anders sein, denn Variation ist eine Grundbedingung allen Lebens ohne die eine Evolution nie hätte stattfinden können.

                        Und dann ist da natürlich auch dieser Zusammenbruch der Orientierung, der zu panischen und aggressiven Reaktionen führen kann. Insbesondere der drohenden Persönlichkeitszusammenbruch, der vmtl. gefühlte sich anbahnende Identitätsverslust kann möglicherweise durchaus zunächst als Ärgernis über fortschreitendes eigene Unvermögen und später als Todesfurcht erlebt werden. Das mobilisiert natürlich ein Abwehrverhalten. Ich denke an einen Vergleich mit einem um sich schlagenden ertrinkenden Nichtschwimmer. Vielleicht ist andererseits aber auch eine Todessehnsucht möglich, ein nicht mehr artikulierbares „Lasst mich doch endlich alle in Ruhe“.

                        Was kann man dagegen tun? Anfangs kann man es mit Validation versuchen. Man kann auch versuchen, der Krankheit positive Aspekte abzugewinnen indem man dem Kranken z.B. Musik, die er oft und gerne hörte, vorspielt. So kann es möglich sein, dass er diese Musik wieder so ähnlich hört, wie beim erstenmal. Vielleicht versuchen, das nicht mehr Erkannte als neu und frisch zu präsentieren – eine positive Grundhaltung zu allem Neuen ist hier hilfreich. Früher oder später werden es dann Medikamente sein, weil ohne diesen Eingriff in die Mikroprozesse des Gehirns keine Beruhigung und kein Wohlbefinden mehr möglich ist.

                        Überhaupt bin ich der Meinung, ab einem bestimmten Punkt den Menschen ein maximales Glück per Chemie zu verschaffen. Zu tun gibt es für den Kranken nichts mehr, soll er doch für den Rest seines Lebens völlig angstfrei und very happy sein – soweit das möglich ist. Die Körperempfindungen kann man weitestgehend abstellen, so dass es egal ist, ob da Sonden und dergl. angebracht werden müssen. Für mich selber würde ich – falls einmal in eine solche Lage geratend – empfehlen, entweder die Amygdala z.T. zu zerstören und/oder einen Cocktail von Opiaten oder ähnlichem, nachfolgend vielleicht mit DMT und schließlich Ketamin zu verabreichen. Damit wird das verbliebene Hirnkonstrukt von allen sensorischen und motorischen Funktionen entkoppelt (ähnlich einem Nahtoderlebnis), ist glücklich und zufrieden. Irgendwann bricht dann auch das zusammen und das Mysterium des Todes enträtselt sich.

                        Ich werde noch einen Thread über „Einfühlungsarbeit“ verfassen und dann in dieser schlaflosen Nacht noch etwas lesen bevor ich dann bald wieder meine Eltern aufsuche.

                        Gruss
                        Egon-Martin

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                        • Re: Aggressiv, ist das normal?


                          hallo, egonmartin, ihre beiträge faszinieren mich. ihre art galgenhumor entspricht auch meiner denkweise, denn es ist eine/meine möglichkeit mit diesem unfassbaren wahnsinn umzugehen. mir liegt kein weinen oder jammern, ich versuche auch mir wissen anzulesen, um mich mit der gedankenwelt der dm auseinandersetzen zu können und dann mit der ständig stärker werdenden aggressivität fertig zu werden. bei meinem mann wird die demenz momentan in der klinik festgestellt, aber ich habe schon monate/jahre vorher gesagt, dass etwas gravierendes nicht mehr stimmt. zuletzt war jeder satz, jedes handeln von meinem mann nur noch aggressiv- leugnen oder widerworte, ua rindviech, seid ja alle nur noch blöd,weiss doch ich nicht usw. wie will man jemanden unterhalten, der schon seit ewigkeiten kein interesse an nichts hat. ist doch mir egal. ich bin verzweifelt und keiner verstand, warum. ohne vorwarnung kamen sexuelle angriffe; ablehnung wurde mit schimpfwörtern und zugeschlagenen türen quittiert und das ganze ohne freundlichkeiten- nehmen und gehen. was kommt wieder aus dem unterbewusstsein? noch mehr wut? wird sich mein mann in ein ungezogenes kind verwandeln oder habe ich nächste woche ein messer im kreuz? ist mein leben mit anfang 50 abgehakt? grüsse an alle malima55

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                          • Re: Aggressiv, ist das normal?


                            Hallo,

                            Sehr viel interressantes Wissen - danke(an EgonMartin)!
                            Meiner Meinung nach ist die Biographiearbeit eines der wichtigsten Dinge im Umgang mit Dementen überhaupt.
                            Bei vielen Betreuungskonzepten für Demente liegt hier auch ein Schwerpunkt. Man nehme nur das "psychobiografische Pflegemodell" nach Böhm oder auch die "Mäutik (erlebnisorientierte Pflege)" von Cora van der Kooij.

                            Lieben Gruß

                            Kommentar


                            • Re: Aggressiv, ist das normal?


                              Hallo,
                              @sirius, wäre es möglich einen eigenen Beitrag zu schreiben? Es ist jetzt schon das zweitemal das jemand seine Fragen in mein Therad stellt. Ich find es nicht sehr schön.

                              Kommentar


                              • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                @ erika: Bin neu hier und scheinbar ist es anders als in andern
                                Foren. Werde mich erkundigen wie ich mich über dieses Thema äussern oder Fragen stellen kann. ohne einen faupas zu begehen Weiss nur nicht wer mir das verständlich erklären soll
                                Es entschuldigt sich: Sirius

                                Kommentar


                                • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                  Ich glaube das das bei fortschreitender Erkrankung so ist.Bei Meinem Mann ist das so,das sich die Aggressionen meistens gegen sich selbst richten.Er wird dann sehr laut und schimpft vor sich hin.Manchmal habe ich das Gefühl er benimmt sich wie ein Kind.Bei Martin darf nichts aus der Bahn laufen.So bald was daneben läuft wie es üblich ist wird er unruhig und aggressiv.Ich bin froh das er sie nicht gegen mich richtet.Es ist so schon schwer genug Vielleicht ist eine Einstellung mit Medikamenten möglich.Ich wünsche Ihnen viel Kraft.Gruß Marie

                                  Kommentar


                                  • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                    Danke an Marie!
                                    Weiss nicht, ob die Antwort mir gilt. Stimmt
                                    aber genau, wie auch du beobachtest hast:
                                    Die kleinste Veränderung kann einen Wutausbruch hervorrufen, eine Abweichung im Tagesablauf die
                                    uns gar nicht bewusst wird. Für den Betroffenen aber wie ein rotes Tuch wirkt. Es wurden mir schon viele Fragen beantwortet, auch für deine Bestätigung danke ich.
                                    Es grüsst dich
                                    Sirius

                                    Kommentar


                                    • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                      Liebe Sirius,die Antwort galt dir.Danke für deine Rückantwort.Mein Mann leidet an Hirnatrophie und wir haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen.Auch das was Wildrose sagt stimmt.Wenn sie uns schon nicht beachten ist das eine Form von Aggression.Ich wünsche Dir viel Kraft Gruß Marie

                                      Kommentar


                                      • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                        Liebe Erika,ich kann sie so gut verstehen.Mir geht es ganz genauso.Wie schafft man es damit zu leben?Ich denke wir als Angehörige haben nur die Chance damit umzugehen,wenn wir die Krankheit annehmen.Es ist schwer den Menschen so zu sehen wie er sich verändert,den man doch lieb.Meine Aggressionen gegenüber meinen Mann nehmen auch zu.Ich mach jetzt Therapie um meine Emotionen gegenüber meinen Mann in den Griff zu bekommen.Denn es kann nicht sein das wir uns gegenseitig zerfleischen.Wir sind noch sehr jung und wenn wir zusammen bleiben möchten denke liegt es auch an mir das ich an mir arbeite.Sicher leicht gesagt,aber ich versuche es wenigstens.Das heißt nicht das es mir leicht fällt.Immer wieder fühle ich mich total überfordert.Und ich denke auch das wir auch etwas egoistisch sein dürfen.Für mich ist das im Moment der Weg.Wie weit ich ihn schaffe weiß ich nicht.Ich wünsche Ihnen das sie auch ihren persönlichen Weg finden.Es grüßt sie Marie

                                        Kommentar


                                        • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                          Hallo Marie,
                                          ich bin im Moment einfach nur kaputt und enttäuscht. Er ist so eckelhaft, ich halte das nicht mehr aus. Ich bin 24 Stunden am Tag für Ihn da und mache ALLES! für ihn. Er kann ja, bedingt durch die Lähmung und diverser anderer Krankheiten gar nichts mehr, nichts mehr allein machen. Ich merk das ich mich ihm gegenüber sehr verändert habe. Ich bin 36 und fühle mich nicht mehr als Frau. Und unsere Kinder(5,15,17) verkraften es auch nicht mehr. Ich hasse ihn im Moment nur noch. WAS SOLL ICH TUN? BITTE HELFT MIR!

                                          LG Erika

                                          Kommentar


                                          • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                            Hallo Erika,

                                            ich kann Sie nur auf den Beitrag von Dr. Spruth in diesem Thread verweisen: Medikamente, Abklären einer evtl. Depression.

                                            Es geht natürlich auf Dauer nicht, jeden Tag 24 h im Dienst für einen noch so geliebten erkrankten Angehörigen da zu sein. Das schafft kein Mensch ohne selber krank zu werden. Scheuen Sie bitte ggf. nicht, den sozialpsychiatrischen Dienst zu verständigen, denn diese Belastung, die Ihnen die Krankheit Ihres Gatten auferlegt, gefährdet Sie immer mehr. Daher ist m.E. auch in diesem Fall von eine Gefährdung zu sprechen und nicht immer erst bei Handgreiflichkeiten odeer ähnlichem.

                                            Ob jemand etwas dafür kann oder - wie in diesem Fall - nicht, verändert ja nicht die Wirkung der Gefährdung. Gleichnis: Ob ein betrunkener Autofahrer, ein leichtsinniger Fahranfänger oder jemand, der am Steuer gerade einen Herzinfarkt erlitt, mich anfährt, ist für meine gebrochenen Knochen und inneren Verletzungen egal.

                                            Es ist kein Egoismus, sich selber zu schützen.

                                            Gruss
                                            Egon-Martin

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                                            • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                              Liebe Erika, ich kann mit ihrer Verzweiflung mitfühlen, war ich doch in ähnlicher Situation. Man sucht nach dem rettenden Strohhalm, den es nicht gibt. Ich habe meinen Mann solange gepflegt, bis meine Kraft und meine Nerven sowie die meiner Tochter am Ende waren. Ich hätte nie gedacht, dass man Nerven fühlen kann aber in diesen gegebenen Ausnahmesituationen, die dann alltäglich werden, kann man es. Im Nachhinein weiss ich nicht mehr, wie ich diese Zeit überstanden habe. Es wird auch bei ihnen einen Zeitpunkt geben, der sie vor die Wahl stellt, Pflegeheim oder Selbstzerstörung. Diese Entscheidung treffen letztendlich nicht sie, sondern seine Krankheit macht ein Weiterleben auf diese Weise unmöglich. Ich höre ihre Hilfeschreie, kann ihnen aber nur mit meinem Rat aus eigener Erfahrung helfen. Mein Mann ist seit einem Jahr in einem Pflegeheim, diesen Monat hole ich ihn wieder zurück....Alzheimer im Endstadium seiner Erkrankung.
                                              liebe Grüße
                                              Arielle

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                                              • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                                Hallo erika37,
                                                bitte holen Sie sich Unterstützung. Ich bin in Ihrem Fall nicht so ganz im Bilde, wie der Stand ist, aber ich nehme an Pflegestufe haben Sie noch nicht beantragt? Vielleicht sind Sie einfach momentan extrem überbeansprucht und zu müde, und die Aussicht auf wenigstens ein paar Stunden Ruhe die Woche hilft schon etwas weiter. Aber mehr ist es wohl die Aussicht, die SIe sich geben, nämlich dass es nicht absehbar ist, bis Sie wieder einigermaßen selber leben können. Die Suche nach einem Heimplatz, auch wenn es nicht zu dieser Entscheidung kommt kann auch sehr wichtig sein, so dass Sie wenigstens wissen, wenn es gar nicht mehr geht, dann gibt es wenigstens dort einen Platz. Sind Sie in Kontakt zu einer Alzheimer-Gruppe? Das wäre sehr zu empfehlen, zumindest telefonisch. Was sagt der Neurologe? Nehmen Sie jegliche Aggressivität nicht persönlich! Sie müssen sich, wie schon oft hier im Forum erwähnt, vorstellen, dass diese Emotionen rein vom Gehirn gesteuert werden, ein biochemischer Prozess, er kann nichts dafür. Wie kann man Sie unterstützen, Nummern raussuchen etc.? Sie können gerne an "Flieder" eine PN (Private Nachricht) schreiben
                                                Viele Grüße, FLieder

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                                                • Re: Aggressiv, ist das normal?


                                                  Hallo,

                                                  er hat seit zwei Jahren Pflegestufe 2. die Demenz ist schlaganfall und alkoholbedingt. Eine Entzugstherapie wurde begonnen aber nach einer Woche vom dortigen Neurologen und Psychater abgebrochen, wegen seines schlechten Allgemeinzustandes. Er hat eine schwere Herzschwäche(Defiträger) und Niereninsuffiezens im 3Stadium. Leber funktioniert nicht mehr(weigert sich das Hepa Merz 3000) zu nehmen. Ich möchte aber dazu sagen, das ich ihn nicht misshandele. Wenn er aggresiv wird, gehe ich aus der Situation raus. Hassen war vielleicht auch unglücklich gewählt. Es gibt Momente, da ist er so lieb und dann wieder total bösartig. Und das macht mich fertig. Er will ja nicht ins Pflegeheim. Er will einfach nur sterben. Sagt mir immer wieder ich soll ihm helfen dabei. Aber ich kann nicht, ich will mich nicht strafbar machen. Meine Kinder brauchen mich. Ich verstehe ihn wirklich, wenn du von einer Minute auf die andere von 100 auf Null gefahren wirst, das muß schlimm sein. Ich habe einfach nur Angst den Schritt in Richtung Pflegeheim zu gehen.

                                                  LG Erika

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