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Heilungsziel und Dauer bei Thr

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  • Heilungsziel und Dauer bei Thr

    Guten Morgen,

    ich erhoffe mir von Ihnen ein Auskunft über den Heilungsverlauf und die Zeitspanne nach der ein angepasstest, aber weitgehend normales Leben geführt werden kann.

    Bei meiner Freundin wurde eine dreistufige Thrombos im rechten Knie diagnostiziert. Meine Freundin ist erst 24 Jahre alt und augenscheinlich ein Springinsfeld.

    Auf eine genetische Vorbelastung wird sie zur Zeit überprüft, sie ist aber wahrscheinlich. Blutarmut wurde festgestellt. Die Antibabypill nahm sie bis jetzt.

    Behandelt wird mit Gerinnungshemmer. Darauf wird sie jetzt auch eingestellt für die kommende Zeit.

    Was heißt Zeit? Ein Jahr? Jahre? Ein Leben lang?

    Gibt es nur diese eine Therapie? Ist die nicht nur einfach erprobt bei älteren Menschen? Ist ein so junger Mensch nicht ein Spezialfall? Was gibt es für Alternativen?

    Die Thrombose ist nach wahrscheinlich 4 Tagen diagnostiziert worden. Nun sind weitere 5 Tage vergangen. Das Bein kann sie nur liegend ertragen, da sie es nicht belasten kann und auch nicht strecken.

    Wann wird das wieder gehen? In welchem Zeitraum, werden sich die umliegenden Blutgefäße weiten und die fehlende Kapazität ersetzen?

    Wie wird die Thrombose ihr und unser Leben verändern? Was wird nicht mehr möglich sein?

    Ich frage Sie so ausführlich, da es nahezu unmöglich ist eine Information vor Ort zu bekommen, da die Ärzte kein Zeit für ein Gespräch haben. Aber das ist ein anderes Thema.

    Ich wäre wirklich, wirklich dankbar für ein paar Informationen.

    mit einem freundlichen Gruß - Henri Herborn


  • RE: Heilungsziel und Dauer bei Thr


    ich werde versuchen, alle Fragen zu beantworten, verweise aber vorsorglich auf meine Beiträge der letzten Woche und die Anfrage von wolfazer, dem ich auch schon eine Menge erklärt habe. Falls dennoch Fragen offen bleiben sollten, einfach noch mal melden BITTE.

    Los geht´s:
    Gerinnungshemmer sind für Menschen jeden Alters die richtige Maßnahme und auch in allen Alterstufen erprobt. Bei Thrombose beginnt man mit Heparin in "therapeutischer Dosis" - das ist je nach Gewicht doppelt bis dreimal so viel wie man zur Vorbeugung als "Bauchspritze" verwendet. Überlappend (also gleichzeitig) beginnt die Behandlung mit Marcumar oder Coumadin (bei uns fast immer Marcumar). Die Wirkung von Marcumar ist erst nach etwa ener Woche so ausgeprägt (Quickwert oder INR messen), dass man das Heparin absetzen kann.

    Diese Behandlung wird etwa 6 Wochen nach reiner Unterschenkelthrombose, 3-6 Monate nach Thrombose bis zum Knie oder bis in den Oberschenkel und 1 Jahr bei Thrombose bis ins Becken durchgeführt. Kommt zur TVT eine Lungenembolie hinzu (egal wo die TVT ist), wird 1 Jahr Marcumar empfohlen.

    Die Dauer der Marcumarisierung wird zum Teil individuell gehandhabt. Hintergrund: Marcumar soll die Gefahr von Lungenembolien durch kleine Gerinnselteile vermindern, die bei den "Reparaturprozessen" des Körpers freigesetzt werden. Wenn man sich also sicher ist, dass diese Reparaturen schneller fertig sind oder umgekehrt erkennen kann, dass es länger dauert, wird man von diesen "Regelwerten" abweichen.

    Die Behandlung der Thrombose besteht aus Gerinnungshemmung, Kompression und gehen!!! Letzter Punkt ist sehr wichtig. Das Blut soll möglichst rasch fließen in den offenen Venen, keinesfalls soll es sich stauen, dazu braucht man Bewegung und Kompression. Hochlegen ist auch ok, sitzen eher nicht so gut.

    Der Körper wird die verschlossenen Venen entweder wieder aufmachen oder Umgehungsvenen zur Verfügung stehen. Die Umgehungsvenen müssen in der Tiefe liegen, auch dazu dient die Kompression und das Gehen gibt dem Körper den notwendigen Anstoß, überhaupt aktiv zu werden. (Mehr dazu bei wolfazer)

    Heute schon zu sagen, wie es später einmal aussehen wird, das kann keiner. Aber den meisten Patienten geht es heute "gut" nach einer TVT, sehr viel besser als früher. Zwar kann nicht jeder auf die Strümpfe verzichten, aber bei den allermeisten ist ein gutes funktionelles Ergebnis zu erzielen - auf deutsch ein Leben ohne wesentliche Einschränkung. Wenn man regelmäßige Kontrolle durchführt, kann fast immer die gefürchtetste Komplikation - das offene Bein - vermieden werden.

    Ende 1. Teil

    Dr. Ive Schaaf

    Kommentar


    • RE: Heilungsziel und Dauer bei Thr


      2. Teil

      Der Strumpf ist nicht schrecklich, sondern ein wichtiger Helfer.

      Zugegeben, in der ersten Zeit "muss" man ihn täglich tragen, aber man sollte immer noch anständig dabei leben. Empfehlungen in der Richtung von Tag und Nacht, auch beim duschen, unbedigt schon im Bett anziehen und dergleichen hab ich noch nie geben müssen. Ich versuche auch - zusammen mit dem Patienten - möglichst bald "strumpffreie Zeiten" zu definieren und vor allem möglichst wenig zu verbieten, was dem Patienten wichtig ist. Schwimmen ist z.B. erlaubt, denn im Wasser ist die Kompression größer als im Strumpf und dazu kommt die Bewegung, also wirklich eine ideale Kombination. Und wenn Sie hinterher am Weiher liegen, müssen Sie auch nicht sofort wieder Strümpfe anziehen. Die Beine in die knallige Sonne ist nicht so gut, aber im Schatten müsste es schon gehen. Man muss auch wegen TVT nicht unbedingt den Urlaub flöten gehen lassen. Wichtig ist, dass der Patient weiß, wie es in seinen Adern so aussieht, was das vor sich geht und selber entscheiden kann, ob er die Hilfe des strumpfes gerade braucht oder nicht. Der Arzt sollte dann von Zeit zu zeit kontrollieren, ob alles im grünen Bereich ist.

      Noch ein Wort zu den "Wann -Fragen": das kann man gerade so kurz nach dem Ereignis nur schlecht sagen, jeder hat eine eigene Heilungskurve. Ich habe heute gerade einen Patientent gesehen, bei dem erst gar nichts vorwärts ging (4 Wochen), dann wurde es langsam besser (4 -6 Wochen) und plötzich war die Schwellneigung (fast) weg, die Beschwerden kamen nicht mehr usw. Wir konnten heute (4 Monate) endlich darüber sprechen, wann man die Kompression lockern kann.

      So blöd das jetzt vielleicht klingt, aber die Zeitkurve ist nicht wichtig, das Endergebnis zählt. In 10 Jahren haben Sie vergessen, ob es 1 oder 2 Wochen weh tat, das Bein 2 oder 3 Wochen bläulich war etc.

      Die Therapie, die jetzt gemacht wird - Marcumar, Kompression, Gehen - ist richtig. Haben Sie Vertrauen, fragen Sie Ihren Arzt (oder mich), wenn Ihnen Zweifel kommen und denken Sie vorwärts. Die TVT ist schon da, ab heute wird es jeden Tag besser.

      Ende Teil 2 - weitere Fragen?

      Dr. Ive Schaaf

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