Meine Arbeit, die gar nicht meine Arbeit ist.

[blister]

Guten Abend zusammen,

ich bin schon länger hier im Forum unterwegs, aber leider habe ich die Zugangsdaten von meinem ehemaligen Account verloren.
Ich hoffe, dass das die richtige Sektion zu meinem Problem ist und freue mich auf Tips von euch.

Ich bin 29 Jahre alt und war seit ca. zehn Jahren in einem Unternehmen tätig, in der ich Produkt X verkauft habe. Ich war im Vertrieb dort sehr gut, da mir das Verkaufen einfach liegt. Leider hatte ich dort keine Entwicklungsmöglichkeiten, weder Position noch Finanziell und habe vor fast zwei Jahren ein Job gewechelst.

Mein neuer Arbeitgeber hat sein Sortiment bereinigt und unter anderem Produkt X, dass ich seit mehreren Jahren verkaufe aufgenommen. So bin ich auf diese Firma aufmerksam geworden und habe mich dort vorgestellt. Ich wurde dort ohne weiteres sofort angestellt.
Nach wenigen Wochen hat man gemerkt, dass ich durch meine langjährige Erfahrung mit Produkt X einfach mit abstand der beste Verkäufer war und ich auch im Administrativen und Buchhalterischen bereich zusätzlich eine große Stütze bin. Deswegen wurde ich auch gleich befördert und durfte die Abteilung X führen. Ich war im siebten himmel und alles war schön. Parallel musste ich meinen vorgesetzten "einlernen". Der natürlich ein großes Manko an Wissen zu diesem Produkt hatte. Da ich durch meine Erfahrung mit dem Produzent auch leute in der Führungsebene kannte, wurden die ganzen Meetings mit dem Hersteller etc. durch mich geführt, dass scheinbar ein "Konkurrenzgeefühl" an meinem Arbeitgeber geweckt hat.

Die Geschäfte liefen und ich hatte alles im Griff.

Bis eines Tages ein Kollege, der für ein anderes Produkt der Firma, nennen wir es Y gekündigt hat. Umgehend hat sich mein Aufgabengebiet geändert. Da sich mein Vorgesetzter nun mit Produkt X auskennt, wurde ich einfach für Produkt Y zuständig. Gegen mein Willen. Die Alternative wäre, dass ich wieder zum normalen Verkäufer degradiert werde.

Diese Umstellung meines Arbeitsgebietes ist jetzt ca. ein halbes Jahr her. Ich komme nicht damit klar so behandelt worden zu sein. Ich werde damit einfach nicht fertig, mein Ego dreht völlig durch. Ich würde am liebsten jegliche Energie umgehend entziehen und nichtsmehr tun.

In der neuen Abteilung kennt sich keiner aus und ich habe einfach nicht die Motivation mich mit Produkt Y auseinander zusetzen. Ich könnte, wenn ich möchte, aber ich möchte nicht. Ich bin in etwas reingerutscht, dass ich nicht machen wollte und jetzt schalte ich und mein ego komplett auf stur. Meine Leistungen lassen abrupt nach und niemand versteht warum, da ich mich bereits als einer der besten vertriebler etabliert habe. Das führt zurzeit zu einem Kontrollwahn seitens der geschäftsleitung. Umso mehr ich kontrolliert und unter druck gesetzt werde, umso mehr isoliere ich mich und mache noch weniger. Auch wenn da süberhaupt nicht professionell ist.

Ich möchte für dieses Unternehmen nichtmehr arbeiten, aber man findet nicht von jetzt auf gleich einen neuen Job und ich muss irgendwo die Kraft finden damit die restliche Zeit im Unternehmen nicht zur absoluten Qual bleibt. Es ist frustrierend genug dass ich viele Bewerbungen schreibe und nichts daraus wird.

Ich weiß nichtmehr weiter, ich habe auch angst, dass in einer neuen Firma wieder was passieren könnte. Ich überlege schon mit einer selbständigkeit, da ich am leichtesten funktioniere, wenn man mich in ruhe arbeiten lässt. Jedoch fehlt mir hier der mut.

Ihr könnt zwar nichts an diese situation ändern, aber ich brauch hilfe, bevor ich in einem loch falle....

grüße

[blister]

Re: Meine Arbeit, die gar nicht meine Arbeit ist.

Zusätzlich habe ich das Problem, da diese Produkte neu sind und meine Vorgesetzten sich entsprechend nicht damit auskennen es wahnsinnig schwierig ist diese als "Vorgesetzten" wahrzunehmen. Ich hatte bis jetzt immer nur vorgesetzten die einfach eine deutlich bessere kompetenz hatten. Und das ist aktuell nicht der fall.

[Community-Managerin]

Re: Meine Arbeit, die gar nicht meine Arbeit ist.

Hallo blister,

vielen Dank für Ihren Beitrag in unserem Forum.

Ich kann Ihre Frustration gut verstehen, Sie hatten zuvor eine Abteilung in der Sie sich wohgefühlt haben und Ihre Kompetenz und Ihr Wissen geschätzt worden ist. Nun fühlen Sie sich abgeschoben in einen Bereich in dem sich keiner auskennt und auch Ihre Vorgesetzten fachlich nicht die nötige Kometenz haben um Sie zu unterstüzen.

Das könnte aber eigentlich auch eine neue Herausforderung für Sie sein, sich in ein neues Gebiet einzuarbeiten und sich dadurch neues Wissen anzueignen und etwas auf den Weg zu bringen.

Ich vermute, dass Ihnen die Verletzung in Ihren Augen so degradiert worden zu sein noch zu aktuell ist, um die entsprechende Motivation zu finden sich in das neue Gebiet einzuarbeiten.

Sicherlich könnten Sie versuchen einen neuen Arbeitsplatz zu finden, gleichzeitig aber könnten Sie auch versuchen die neue Arbeit anzunehmen und es als Herausforderung zu betrachten, denn wir lernen ja immer weiter im Leben und für Ihre berufliche Entwicklung wäre es vielleicht auch nicht schlecht. Sie müssen einfach abwägen, ob es Punkte im Unternehmen gibt die Sie schätzen, z.B. Kollegen oder anderes oder ob die für Sie gefühlten Nachteile überwiegen.

Gibt es denn vielleicht die Möglichkeit vom Hersteller des Produkts das Sie vertreiben, das entsprechende KnowHow zu bekommen? Häufig werden ja in diesem Bereich auch Schulungen angeboten.

Vielleicht würde Ihnen auch ein berufliches Coaching gut tun, um auszuloten wie Sie besser mit Situatione umgehen können, also Momenten in denen Sie sich stark frustriert fühlen und auch wie Sie Ihren Vorgesetzten Ihr Problem besser schildern können, damit Sie den entsprechenden Support erhalten. Manchmal ist es ganz gut einen objektiven Begleiter zu haben, der noch einmal eine andere Perspektive aufzeigen kann.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen.

Ich wünsche Ihne alles Gute.

Viele Grüße

Victoria

[blister]

Re: Meine Arbeit, die gar nicht meine Arbeit ist.

Guten Tag,

vielen Dank für Ihre Nachricht in meinem Beitrag.

Ich habe direkt nach der "Versetzung" eine kleine Phase gehabt, an der ich das als Herausforderung gesehen habe und der Hersteller bietet auch viele Seminare um eben die nötige Kenntnis zum Produkte erlangen zu können. Ich denke aber, dass die Art und Weise wie das ganze seitens meines Arbeitgeber gehandelt worden ist, in meinem Kopf einen Schalter umgelegt hat. Mein Ego verbietet es mir jegliche Energie und Zeit für diese Firma zu investieren. Was ist wenn diese Abteilung aufgebaut ist, wie ich es in der ersten Abteilung getan habe, werde ich dann wieder nicht gebraucht?

Glücklicherweise habe ich unter anderem auch Dank der erbrachten Leistung in meiner vorherigen Abteilung ein gutes Standing / Ansehen bei meinen Kollegen, dass ich nachwievor sehr Pflege. Auch auf privater Ebene. Ich habe z.B. Essen und Treffen organisiert um mir eben diese Qual auf der Arbeit möglichst zu erleichtern.

Ein berufliches Coaching in diesem Bereich wäre sicherlich grundsätzlich sinnvoll. Unabhängig von der aktuellen Situation, damit habe ich mich noch nicht befasst. Kennen Sie etwa vielleicht Seminare, die besonders eher auf "Persönlichkeitsentwicklung" ausgelegt sind?

Ich bin derzeit gegenüber meine Vorgesetzten extrem distanziert. Er merkt bestimmt das was nicht stimmt, aber ich möchte einfach meine Ruhe. Umso mehr er versucht mir entgegen zu kommen oder unter Druck zu setzen umso mehr distanziere ich mich.

Vielleicht verhalte ich mich wie ein kleines Kind, aber es ist enorm frustrierend. Ich bin quasi in irgendwas reingerutscht wo ich nicht sein möchte. Und in meiner "Abteilungsleiterposition" sollte ich eigentlich auch derjenige sein, der die anderen Kollegen motiviert und mitzieht.

Meinen posten als Abteilungsleiter abzugegeben macht jedoch auch kein Sinn, denn ob unglücklich in einer Abteilung oder unglücklich mit einem besseren Gehalt, wähle ich lieber letzteres insofern mir das nicht entzogen wird.

Grüße

[Community-Managerin]

Re: Meine Arbeit, die gar nicht meine Arbeit ist.

Guten Morgen blister,

vielen Dank für die Rückmeldung.

Erst einmal muss ich schreiben, dass ich es sehr gut finde, dass Sie ganz offen reagieren und scheinbar auch wirklich interessiert sind eine Lösung zu finden.

Leider kann ich Ihnen keinen direkten Tipp zu einem Coach geben, aber ich denke, Sie werden über die Recherche im Netz sicherlich fündig werden. Telefonieren Sie einfach mal die Angebote durch, im Vorfeld kann ein erstes Telefonat schon einmal zeigen ob der Choach passen würde.
Stellen Sie ruhig Fragen an den Choach, zu Methodik und Herangehensweise.

Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie frustriert sind wie Ihre Vorgesetzten mit Ihnen umgegangen sind, aber das scheint mir vielleicht eher ein kommunikatives Problem zu sein. Sie könnten es auch so betrachten, dass die diesen neuen Posten erhalten haben, gerade weil Sie vorher so gute Arbeit geleistet haben und Ihre Vorgesetzen in Ihnen die Person sehen, die es schafft die neue Abteilung aufzubauen.
Und so wie es aussieht, würden Sie dafür ja auch sämtlichen Support vom Hersteller erhalten, also eigentlich super Voraussetzungen.

Nun ist es ja nicht immer so, dass ein Vorgesetzter per se besser kommunizieren könnte und auch das Geschick hat seine Mitarbeiter auch auf emotionaler Ebene richtig aufzufangen.

Es ist interessant, dass Sie schreiben sich vieleicht wie ein kleines Kind zu verhalten, denn das könnte in der Tat ein Ansatz sein, deshalb die Situation genauer zu betrachten. Vielleicht steckt in dieser Situation mit Ihrem Chef in der Tat auch ein Verhaltensmuster das etwas in Ihnen triggert, dass Sie schon einmal als frustrierend und herabsetzend erfahren haben.

Ich denke jedenfalls, dass im beruflichen Leben immer wieder Situationen auftauchen in denen man mit Frustration zu kämpfen hat, sei es die Dinge laufen nicht so gut oder man fühlt sich nicht wertgeschätzt.

Ich finde jedenfalls, Sie bringen die richtige Motivation mit sich um sich selbst zu kümmern und sich weiterzuentwickeln, darum würde ich mich wirklich freuen, wenn Sie ein Coaching weiterbringen würde diesen Konfklikt für sich aufzulösen.

Viele Grüße

Victoria