Ich bin 35 Jahre alt, männlich, 176 cm groß und wiege ca. 75 kg. Ernsthafte Erkrankungen hatte ich bisher keine.
Seit ca. einem halben Jahr habe ich ungewöhnliche, besorgniserregende Symptome:
Nachts wache ich nach ca. 4 Stunden auf und mein Herz pocht wie verrückt. Meistens habe ich - jedenfalls vor dem Aufwachen - auch merkwürdige Träume (früher habe ich so gut wie nie geträumt). Die Symptome haben letztes Jahr im Herbst angefangen, sie treten täglich bzw. jede Nacht auf, sind also chronisch. Das alles ging los, nachdem ich einen starken Kaffee getrunken habe. Seitdem hat es nicht mehr aufgehört. Der Kaffee war sozusagen der Auslöser. Eigentlich vertrage ich kein Koffein, habe aber - aus Dummheit oder infolge psychischer Abhängigkeit - trotzdem immer wieder Kaffee, schwarzen oder grünen Tee getrunken. Danach ging es jedes Mal ein/zwei Tage lang dreckig - trotzdem habe ich keine Lehren daraus gezogen.
Ich war zunächst bei einer Internistin. Sie hat bei mir einen niedrigen Blutdruck gemessen: 100 zu 60. Es wurde auch ein EKG gemacht: alle Werte waren völlig normal. Die Ärztin verschrieb mir Magnesium und Vitamine. Das Magnesium half zunächst gegen das Kribbeln und ich konnte eine Nacht durchschlafen.
Jetzt war ich bei einem Psychiater, der bei mir eine Angst- bzw. Panikstörung diagnostiziert und mir Cipralex und ein Schlafmittel verschrieben hat. Cipralex erhöht die Serotonin-Konzentration im Gehirn und wirkt so beruhigend. Ich habe es allerdings wegen den Nebenwirkungen nach zwei Tagen aber wieder abgesetzt. Ich war davon tagsüber dauernd schläfrig und mein Kopf fühlte sich so an, als ob er in einem Schraubstock steckt, sodass ich auch meiner Arbeit nicht nachgehen konnte. Außerdem sind als häufige (1 von 100) Nebenwirkung Magen-Darm-Blutungen aufgeführt und ich habe sowieso schon ein Reizdarmsyndrom. Und da hab ich zu mir gesagt: "Nein, danke!" Darauf kann ich verzichten.
Herzklopfen, Schlafprobleme und Kopfschmerzen sind ja nun nichts Ungewöhnliches, wenn man Kaffee getrunken hat (und diesen nicht verträgt). Darüber klagen auch andere Menschen. Nur ist das bei mir nun ein Dauerzustand geworden, obwohl ich Kaffee und überhaupt Koffein nicht mehr anrühre, seitdem das alles angefangen hat. Hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer, doch die Einsicht kommt oft zu spät. Auch Schokolade rühre ich nicht mehr an, denn die verstärkt die Symptome ebenfalls, wahrscheinlich weil im Kakao auch ein, wenn auch sehr geriner, Anteil an Koffein ist. Und natürlich lasse ich auch die Finger vom Alkohol! Alkohol - auch in geringen Mengen, es reicht schon ein Glas Wein oder ein Bier - verschlimmert ebenfalls meine Symptome.
Herzklopfen, schwere Beine, das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden, und ein angespanntes Gefühl im Solar Plexus hatte ich schon früher mal. Da war ich 17 und nahm Roaccutan. Nur zur Info: Roaccutan ist der Handelsname eines Medikaments gegen Akne. Der Wirkstoff heißt Isotretinoin. Das Arzneimittel ist berüchtigt für seine schweren Nebenwirkungen, die praktisch alle Organe im menschlichen Körper betreffen können, also Nervensystem, Herz, Magen-Darm-Trakt, Haut, Augen, usw. - einfach alles. Man kann natürlich nicht sicher wissen, ob es einen Zusammenhang gibt, es ist aber nicht auszuschließen. In einem Forum habe ich von einer jungen Frau gelesen, die während einer Roaccutan-Behandlung Herzrasen und psychische Probleme bekommen hat. Natürlich bedeutet ein zeitlicher Zusammenhang noch nicht, dass das Arzneimittel die Ursache ist. Aber es ist natürlich verdächtig. Meine oben genannten Symptome verschwanden damals wieder. Aber mit 19 habe ich dann ein Reizdarmsyndrom bekommen. Mein Hautarzt meinte dann hinterher, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war: "Ja, man kann von Roaccutan ein Reizdarmsyndrom bekommen." Warum auch nicht? Das ist logisch: Wenn laut Beipackzettel eine Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn möglich sind, dann doch erst recht ein Reizdarm als mildere Darmerkrankung.
Im Frühjahr 2019 habe ich wieder Roaccutan genommen, weil ich Spät-Akne bekommen hatte. Und welch Zufall: Ich bekam nächtliches Herzklopfen. Als sich dann auch noch mein Reizdarmsyndrom verschlimmert hat (was leider auch bis heute anhält), habe ich die Roaccutan-Kapseln in den Müll geworfen und mir geschworen, dieses Zeug nie wieder zu schlucken. Das Herzpochen verschwand wieder.
Meine Vermutung als Laie ist, dass bei mir irgendwas mit dem vegetativen Nervensystem nicht stimmt. Koffein regt ja die Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin, Cortisol) in den Nebennieren an, was wiederum den Herzschlag verstärkt. Dasselbe passiert - auf natürlichem Wege - wenn ein Mensch in Gefahr ist, angegriffen wird etc. ("Fight or Flight" Reaktion). Mit Koffein wird diese Stressreaktion künstlich erzeugt. Und dieser Mechanismus könnte bei mir aus dem Gleichgewicht geraten sein. Vielleicht schütten die Nebennieren weiterhin unkontrolliert Stresshormone aus, die die beschriebenen Symptome verursachen. Oder die Nerven spielen einfach verrückt. Ich weiß es nicht. Aber irgendeinen Grund muss es geben. Der Psychiater hat sich einfach nur meine Symptome angehört und gleich Cipralex verschrieben. Hätte er mich nicht vorher richtig untersuchen müssen? Es muss doch möglich sein, z.B. anhand von Blutwerten den Hormonhaushalt zu ermitteln und zu schauen, ob die Organe, insbesondere die Nebennieren normal funktionieren. Vielleicht stimmt ja auch was mit den Schilddrüsen nicht. So etwas kann doch immer eine Reihe von Ursachen haben.
Hat jemand Ideen oder Tipps? Ich dachte schon an Homöopathie, Yoga, Meditieren und Ausdauersport (der ja auf natürlichem Wege für mehr Serotonin sorgt).
Ich bin für jede Antwort dankbar!
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