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(Ein)Schlafprobleme

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  • (Ein)Schlafprobleme

    Moin zusammen

    Und die nächste bescheidene Nacht hinter mir… es hört mal wieder nicht auf. Ist jetzt schon die Dritte in Folge.

    Gestern Abend ging dann auch erst gar nix mehr, trotz positiver Mantras und Affirmationen am Nachmittag, Probestunde Kampfsport von 19:30-21:00 und Einschlaf-Meditation, als ich um Viertel vor zehn ins Bett bin. Mehr als leichtes Wegdämmern war nicht, „pling“ war ich wieder wach. Selbst 12mg Atosil brachten nach ner Dreiviertelstunde nicht den gewünschten Erfolg, und so bin ich um halb zwölf heulend zu meiner Frau gekrochen, die mich dann auch wieder in den Arm genommen, getröstet und aufgebaut hat. Danach ging’s dann halbwegs und ich konnte bald schlafen, ohne weitere Medis und ohne Meditation.

    Fakt ist aber:

    Wenn ich mich tagsüber nicht so soll oder gar schlecht fühle, geht das halbwegs. Das ist nicht schön, mitunter auch richtig besch***en. Aber trotzdem bekomme ich das mittlerweile halbwegs verpackt, irgendwie. Ich weiß, daß früher oder später wieder bessere Tage kommen und es vorübergehen wird.

    Nachts nicht schlafen zu können, weil meine Gedanken und der Geist nicht zur Ruhe kommen, macht mich allerdings echt fertig. Da hilft – derzeit zumindest – auch noch keine Meditation, keine Entspannungsübung, kein Ruhig-Atmen… Es ist schlicht ne Glücksfrage, ob ich nach ner Stunde dann doch einschlafe oder nicht. Oder erst nach zwei, drei oder vier Stunden, oder ob ich dann alle ein bis zwei Stunden wachwerde. Dabei ist mein Schlaf selbst in den letzten Jahren immer noch so ein bißchen ein Fixpunkt für mich gewesen, auf den ich mich verlassen konnte: Ich schlafe gern, ich schlafe gut (bzw. habe gut geschlafen), und ich brauche meine 7-9 Stunden.

    Daß das jetzt nicht mehr funktioniert, ich mich noch nicht einmal mehr darauf verlassen kann, macht mir Angst. Besonders schlimm eben abends, wenn ich im Bett liege und mich hin- und herwälze, die Gedanken trotz Baldriparan / Atosil nicht zur Ruhe kommen, und dann irgendwann die Panik Überhand nimmt, ich würde „nie wieder“ nachts vernünftig schlafen können. Aber auch jetzt, im wachen Zustand während ich das hier schreibe, ist diese Sorge latent im Hintergrund.


    Ich weiß:
    Daran werde ich nicht sterben – wenn ich richtig müde und k.o. bin, holt sich mein Körper schon den Schlaf. Klar.

    Nur daß ich als voll berufstätiger Familienvater ja nun schon gucken muß, daß ich den üblichen Tagesrhythmus halbwegs einhalte: Es nutzt mich nix, wenn mein Körper den ausgefallenen Schlaf im Laufe des Vormittages nachholen möchte und mir im Büro der Kopf auf die Tastatur fällt. „Schlimm“ genug, daß ich ja eben meine Viertel- bis halbe Stunde Mittagsschläfchen brauche. Die reicht aber natürlich auch nicht aus, um mich komplett über Wasser zu halten. Komme ich gegen sechs nach Hause, bin ich meistens durchaus müde (und unlustig) genug, daß ich mich eventuell für 1-2 Stunden schlafen legen könnte. Nur ist da erstens eigentlich noch Familien- und Sohnemann-Zeit, zweitens wäre ich dann nachts erst recht wach. Lege ich mich also Zuhause nicht hin, sondern hoffe darauf, daß die Müdigkeit bis um neun oder zehn noch zunimmt, bin ich bis dahin meistens wieder so wach und aufgedreht / überdreht, daß an Schlaf erstmal nicht zu denken ist.

    Sicher wird das kein Dauerzustand werden. Ich hatte im März 1-2 Nächte dieser Art, im April 2-3, dazwischen immer ein paar Wochen Ruhe, in denen ich teils richtig gut geschlafen habe. Es wird dieses Mal ähnlich sein.

    Trotzdem hatte ich das in den letzten ein bis zwei Jahren nicht mehr so gehäuft, und daß das jetzt Anfang/Mitte Mai schon wieder losgeht, nachdem ich maximal zwei Wochen Ruhe hatte, macht mir echt ziemlichen Bammel…


    Ich will mein Leben nicht der Depri und den Ängsten überlassen – ich will dagegen angehen, ich will es akzeptieren und annehmen, ich will, daß es besser wird, und ich will es eigentlich auch ohne die Fluoxetin schaffen (Absetzen ist jetzt viereinhalb Wochen her).

    Aber dafür brauche ich auch die Kraft – und die fehlt mir teilweise spürbar, wenn ich nicht mehr vernünftig schlafen kann… Mit ner vernünftigen Portion guten Nachtschlafs sehe ich die Dinge tagsüber nicht ganz so negativ bzw. sogar positiv und etwas zuversichtlicher.


    Wie geht ihr denn bzw. seid ihr mit Schlafproblemen umgegangen, während das „normale“ Leben tagsüber eben nicht stillsteht? Habt ihr noch ein paar „geheime“ Tipps?
    Und wenn ihr sie losgeworden seid, wie seid ihr sie losgeworden - hat sich das von selbst irgendwann wieder gelegt? Oder konntet / mußtet ihr dem irgendwie nachhelfen?



    Bin wie üblich für jeden Rat und Beruhigung dankbar

    LG, Alex



    PS: Ich packe das hier mal extra in einen separaten Thread wegen des Fokus auf Schlafprobleme.


  • Re: (Ein)Schlafprobleme

    Sorry für die kleine Schrift - extern geschrieben und beim Reinkopieren vergessen, umzuformatieren

    Kommentar


    • Re: (Ein)Schlafprobleme

      Hi Alex,
      ist nicht zu klein geschrieben.;-)

      Ich bin da momentan auch etwas ratlos.
      Früher hats am besten geholfen wenn ich dem möglichst wenig Beachtung geschenkt habe, auch wenn es den Tag beeinflusste.
      Das Negative am Tag mag vielleicht auch daher kommen, weil du tagsüber dem verlorenen Schlaf hinterher hängst?

      Mittlerweile ist es aber auch so das schon einige Monate (oder sinds schon Jahre:-)), immense Probleme habe und nachts etwas die Krise kriege.
      Ich glaube man muss dahin kommen das es einem irgendwo egal ist, weils wieder vorüber gehen wird.

      Nach der Arbeit solltest du dich nicht hin legen, da klappts noch weniger in der Nacht, aber schau das du ein, zwei Stunden vorm Schlafen gehen runter kommst.
      Keine Spiele am PC, nichts was den Kreislauf pusht, möglichst viel Entspannung.

      Kommentar


      • Re: (Ein)Schlafprobleme

        Das Negative am Tag mag vielleicht auch daher kommen, weil du tagsüber dem verlorenen Schlaf hinterher hängst?
        Das spielt garantiert mit rein, keine Frage.
        (Extremen) Schlafmangel konnte ich noch nie gut ab...

        Ich glaube man muss dahin kommen das es einem irgendwo egal ist, weils wieder vorüber gehen wird.
        Ja, das schrieb VSV ja in dem anderen Thread auch schon. Und im Prinzip weiß ich das ja auch von mir bisher.
        Das Problem ist auch hier wieder ein Zuviel an Wissen: Ich habe mittlerweile eben auch Erfahrungsberichte von Menschen mit sehr lange anhaltenden Schlafstörungen gelesen, und durch die aktuell kurzfristige Wiederkehr meiner Schlafprobleme alle 2-3 Wochen bin ich da wohl auch ziemlich verunsichert.
        Das sind so die Momente, wo ich wünschte, ich wüßte manche Dinge nicht...

        Vor allem kann man das ja nun auch schlecht irgendwie durch nen Arzt abklären lassen (wie meine Befürchtungen bzgl. einer Hiatushernie damals während meiner Gastritis) und geht bei einem Negativ-Befund erleichtert nach Hause. Hier zeigt es einzig die Zeit, und außer, mir selbst Mut, Zuversicht und Sicherheit zuzusprechen, gibt es keine Sicherheiten.
        Denke aber schon auch, daß ist gerade mal wieder ein Streßschub, der längstens in ein paar Tagen wieder vorüber ist.

        Heute über Tag geht es mir sogar verhältnismäßig gut.
        Ich hab seit Anfang April ne Stimmungs-Tagebuch-App auf meinem Smartphone, da kann ich mit ein paar Klicks meine Stimmung in fünf Stufen erfassen (mies, schlecht, ok, gut und super) zusammen mit den Aktivitäten, die ich an dem Tag unternommen habe. Die Liste der Aktivitäten ist auch noch persönlich erweiterbar, was die App super komfortabel und praktikabel macht.
        Auf jeden Fall bin ich mit "ok" in die letzten Tage gestartet, so auch heute. Gestern war dabei ein "ok"-Tag, der etwas kipplig tendierte - mal Richtung "schlecht", mal Richtung "gut".
        Heute ist als "ok"-Tag gestartet, hat sich aber seit 13/14 Uhr herum doch merklich zu "gut" hin verbessert. Trotz leicht merklicher Streßsymptome wie ein leises Ohrenklingeln...
        Dabei stand mir direkt mit dem Wachwerden der Sinn erstmal gar nicht nach Aufstehen


        Ich denke, das ist so ein bißchen das, was mich an den Schlafstörungen mit frustriert:

        Ich lebe meine Depri/Angststörung ja im Grunde wirklich schon seit 1-2 Jahren nach dem Motto, daß ich niemals ohnmächtig bin und immer aktiv sein kann, wenn ich mich dazu entschließe. Mitunter langsamer zwar als ohne, aber immerhin eben nicht bettlägerig oder den ganzen Tag dumpf auf der Couch sitzend...
        Und da bin ich mächtig stolz drauf

        Den Schlafstörungen hingegen fühle ich mich in der Tat doch irgendwie hilflos ausgeliefert.
        Ich kann mich aktiv entscheiden, aufzustehen oder liegenzubleiben; ich kann mich aktiv entscheiden, einkaufen zu gehen oder nicht; arbeiten zu gehen oder nicht; usw.
        Aber ich kann mich noch so sehr aktiv entscheiden, (ein)Schlafen zu wollen - hier funktioniert es nicht, wenn der Geist nicht mitspielt. Entweder ich schlafe ein - oder eben nicht. Da ist mein Part extrem passiv, und das stört und frustriert mich.

        Oder übersehe ich in der Logik etwas?

        Nach der Arbeit solltest du dich nicht hin legen, da klappts noch weniger in der Nacht, aber schau das du ein, zwei Stunden vorm Schlafen gehen runter kommst.
        Keine Spiele am PC, nichts was den Kreislauf pusht, möglichst viel Entspannung.
        Jepp, da arbeite ich grad mal wieder dran.
        Da muß ich vor allem wohl meine Wahrnehmung noch etwas schärfen:
        In guten Phasen ist es relativ egal, wie ich meinen Abend gestalte. Klar - bis zur letzten Minute vor dem PC ist auch da nicht optimal. Aber wenn das doch mal passiert, stecke ich das weg und schlafe trotzdem recht zügig ein.
        Das Problem ist, daß ich die stressigeren Phasen mit Schlafstörung erst bemerke, wenn sie bereits eingetreten sind. Und es wird noch etwas schwieriger, wenn das Ausmaß zu Beginn noch nicht so dramatisch ist.

        Aber da muß ich eventuell wirklich grundsätzlich was dran ändern.

        Ein Freund hat mir vorhin auch noch nen Kindle Reader empfohlen, weil der ohne echtes Licht funktioniert im Gegensatz zu meiner Handy-App. Und echtes (blaues) Licht hindert die Melatonin-Ausschüttung.
        Nicht, daß ich aktuell übermäßig viel lesen würde - hatten wir ja auch schonmal.
        Aber das ein oder andere Buch reizt mich schon. Und bevor ich das jetzt irgendwann mit dem Handy versuche und mich wundere, warum ich danach nicht einschlafen kann , besser gleich nen richtigen Reader.
        (Ja - ich weiß - man könnte auch nach nem klassischen Buch aus Papier greifen )

        Ansonsten werde ich es auch mal wieder mehr mit nem Entspannungstee abends versuchen.
        Mache ich durchaus immer mal wieder, aber nicht unbedingt regelmäßig.

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        • Re: (Ein)Schlafprobleme

          Oder übersehe ich in der Logik etwas?
          Vielleicht deine Neigung alles gerne unter Kontrolle zu haben.:-)
          Da ist es besonders schwer so etwas zu akzeptieren, aber was man gerade nicht ändern kann..........

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          • Re: (Ein)Schlafprobleme

            Hallo Alex,

            wenn ich mich recht erinnere, glaube ich gelesen zu haben, dass du das Citalopram erst vor einiger Zeit abgesetzt hast. Möglicherweise spielt der Absetzvorgang (Entzug) auch noch eine gewisse Rolle. Es dauert danach immer noch eine Weile, bei dem einen kürzer, bei dem anderen länger, bis das Zentralnervensystem sein inneres Gleichgewicht wiedergefunden hat.

            Es müssten dann aber in aller Regel Symptome sein, die dir von früher in dieser Form nicht bekannt waren. Gehören die Schlafstörungen dazu?


            Wenn ich damit falsch liege, möge Herr Dr. Riecke mich gern berichtigen. Ich will dir keinen falschen Floh ins Ohr setzen.

            Trotz allem, ein gutes Nächtle,

            VSV



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            • Re: (Ein)Schlafprobleme

              Guten Morgen VSV

              ja, grundsätzlich richtig: Ist jetzt knapp fünf Wochen her, daß ich mein Fluoxetin abgesetzt habe. (Citalopram war nur Ende 2013/Anfang 2014 - seit Sommer 2014 war es Fluoxetin).

              Ich hatte das Absetzen des Fluoxetin auch schon ein bißchen mit im Verdacht. Andererseits glaube ich aus folgenden Gründen nicht so recht daran:

              1. Die erste schlaflose Nacht dieser Art (und gleichzeitig massiv beängstigend, weil absolut neu für mich) war am 11.11.2013, als der ganze Mist akut ausbrach (sorry, daß ich das noch so genau weiß - aber dieses Erlebnis werde ich wohl nie vergessen ), in der Nacht nach der ersten Citalopram-Einnahme 20 mg, also beim Einschleichen.

              2. Während des Ausschleichens des Citalopram im März und April 2013 hatte ich schlaftechnisch null Probleme.

              3. Im Juli 2014 - drei Monate nach Absetzen des Citalopram - kamen dann wieder Schlafstörungen in den ersten Nächten in der Klinik. Zu der Zeit war ich schon seit fast zwei Wochen auf Fluoxetin 20 mg und wurde dann auf 30 gesteigert. Wurde besser durch die Gabe von Atosil, und nach dreieinhalb Wochen zurück Zuhause hatte ich mit dem (Ein)Schlafen auch erstmal keine Probleme mehr - ganz ohne Atosil dann.

              4. Das Fluoxetin wurde maximal auf 40 mg gesteigert; nach ein paar Monaten bin ich dann aber wieder auf 30 runter. Während der Zeit null Schlafprobleme in dieser Form. Klar - mal besser, mal schlechter geschlafen. Aber nix in dieser drastischen Form.

              5. Seit 2016 habe ich ganz langsam weiter reduziert. Erst monatelang 20 mg, seit Herbst 2016 bis vor fünf Wochen 10 mg. Langsamer geht kaum Und bis März auch da praktisch Null Probleme in der Hinsicht.

              6. Zuguterletzt hatte ich unter 40 mg tagsüber genauso mal schlechte Phasen (tagsüber bzw. vormittags) wie später unter 20 oder 10 mg. Ich kann noch nicht mal richtig sagen, ob es unter 30 oder 40 jetzt wirklich signifikant weniger schlechte Phasen gewesen sind als unter 20 oder 10.
              => Legt die Vermutung nahe, daß das Fluoxetin bei mir evtl. eher Placebo-Effekt gehabt haben könnte. Bzw., wie Tired und Dr. Riecke hier es mal vermuteten, Nocebo-Effekt, weil ich mir eher nur nicht vorstellen konnte, mit 10 mg bzw. ganz ohne auskommen zu können anstatt jetzt wirklich davon überzeugt zu sein, daß das Fluoxetin mir direkt wirklich helfen würde.


              Lange Rede, kurzer Sinn:
              Auszuschließen ist es nicht.
              Aber da der Wirkspiegel schon mit 10 mg über Monate hinweg (und noch dazu während der dunklen Jahreszeit!) sehr niedrig gewesen sein dürfte, glaube ich kaum, daß das endgültige Absetzen jetzt so massive Schlafprobleme hervorrufen sollte... *Kopf-kratz*

              Wissen tue ich es natürlich nicht.
              Aber die Vermutung, daß es am Streß liegt, trifft, glaube ich, eher zu.
              Wobei sich natürlich durchaus die Frage stellt, inwieweit der Null-Pegel jetzt eventuell meine grundsätzliche Streßresistenz wieder verschlechtert hat. Gewisse Parallelen zum Sommer 2014 sind durchaus gegeben...

              Hoffe nur, daß ich mittlerweile genug gelernt habe, um da auch so durchzukommen, das zu überstehen und anschließend insgesamt gestärkt dazustehen.
              Aktuell in diesem Moment bin ich da eigentlich ganz optimistisch
              Allerdings habe ich in der letzten Nacht auch mal wieder vernünftig geschlafen, auch, wenn ich ein paar Mal häufiger kurz wach war als sonst. Aber ansonsten eben gut. Vielleicht war der Bad Heilbrunner Kopf-Frei-Entspannungs-Tee das Wundermittel


              LG,
              Alex

              Kommentar



              • Re: (Ein)Schlafprobleme

                Hallo Alex,

                es freut mich, dass du letzte Nacht wieder besser schlafen konntest. Da kannst da dann auch gern mal wieder eine schlechtere Nacht in Kauf nehmen !!!!!!!!!!!!

                So viel ich weiss, ist Fluoxetin nicht das Antidepressivum, dass besonders schlimme Absetzerscheinungen macht. Von daher glaube ich auch eher nicht, dass die Schlafstörungen damit in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen dürften.

                Es ist schwierig, über die Wirkungsweise der Antidepressiva eine gültige Aussage treffen zu können. Sie wirken bei jedem anders, bei mir haben schon 3,5 m Mirtazipin eine große Wirkung gezeigt, auch nach dem Absetzen. Dazu muss ich sagen, dass ich dieses Medikament aber über einen Zeitraum von sieben Jahren eingenommen habe.
                Gut ist schon einmal, dass du außer den Schlafstörungen keine weiteren Nebenwirkungen verspürst, das ist schon mal die halbe Miete.

                Ich habe mich viel mit dem Absetzen beschäftigt, aus gegebenem Anlass und habe kompetente Hilfe im Antidepressivaforum Deutschland erhalten. Auf der Grundlage einschlägiger Erfahrungswerte geht man davon aus, dass es ratsam ist, Absetzschritte alle vier Wochen vorzunehmen in Höhe von zehn Prozent der ursprünglichen Ausgangsdosis. Da gibt es noch einen großen Nachholbedarf bei niedergelassenen Ärzten.

                Behalte weiter deinen Optimismus,

                VSV





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                • Re: (Ein)Schlafprobleme

                  Hallo Alex,

                  nach ihrer Schilderung und dem langen Kontakt mit Ihnen hier im Forum, scheint mir das Schlafproblem weniger ein Absetzphänomen, sondern eher sozial-reaktiv bedingt zu sein.

                  Sie schreiben ja auch ganz klar, dass Sie Angst oder Befürchtungen vor der Nacht haben. Das verhindert dann natürlich das nötige parasympathische Umschalten, Tagessituationen bleiben quasi im präfrontalen Kortex bestehen, die Gedanken kreisen und nähren und unterstützen den Schlaf verhindernden Mechanismus.

                  Ich empfehle eigentlich ungern direkte medikamentöse Maßnahmen im Forum, aber Sie kommen sicher selbst darauf, dass das Gedankenkarussell durchbrochen werden muss. Das schafft am besten ein sofort wirkendes Benzo (z.B. Tavor 1-2 mg). Da Sie die positive Erfahrung nur zwei bis drei mal brauchen, ist die Suchtpotenz zu vernachlässigen. Dann genügt es, wenn Sie es lediglich im Nachttisch haben.
                  Ein Versuch wäre es auch wert mit Mirtazapin 15 mg.

                  Am allerbesten ist natürlich, wenn das Gedankenkarussell gar nicht erst zu kreisen beginnt.
                  Das wäre zu schaffen, wenn Sie sich regelrecht auf Ihr Bett freuen könnten. "Endlich kann ich mich hinlegen...". Dazu wäre es nötig, dass im Bett etwas Schönes passiert. Das muss nicht immer Sex sein - wie die Formulierung vermuten lässt. Denn Sex mit der eigenen Frau würde ja bedeuten, dass sie als Schlafmittel herhalten müsste ...

                  Nein, etwas Anderes.
                  Ich übe in der Psychotherapie mit der entsprechenden Klientel ein besonderes Imaginieren.
                  Visualisierungen u.a.
                  So gelingt es oft, die Befürchtung vor dem "Bett" umzuwandeln.

                  Überlegen Sie mal, ob das eine Weg für Sie sein könnte...

                  Beste Grüße

                  Dr. Riecke

                  Kommentar


                  • Re: (Ein)Schlafprobleme

                    Hallo VSV, hallo Hr Dr. Riecke,

                    Auf der Grundlage einschlägiger Erfahrungswerte geht man davon aus, dass es ratsam ist, Absetzschritte alle vier Wochen vorzunehmen in Höhe von zehn Prozent der ursprünglichen Ausgangsdosis. Da gibt es noch einen großen Nachholbedarf bei niedergelassenen Ärzten.
                    Nun ja, das langsame Runterdosieren und schließlich Absetzen habe ich eigentlich in kompletter Eigenregie vorgenommen. Mein Psychiater ist zwar informiert, unterstützt das einerseits auch, sagte mir andererseits aber auch immer, ich solle gegebenenfalls auch wieder hochdosieren, falls es nicht ginge.

                    Davon abgesehen wüßte ich kaum, wie man mit den üblichen Tablettendosierungen in 10%-Schritten runtergehen sollte, ohne die Tabletten komplett zu zerbröseln

                    Das schafft am besten ein sofort wirkendes Benzo (z.B. Tavor 1-2 mg). Da Sie die positive Erfahrung nur zwei bis drei mal brauchen, ist die Suchtpotenz zu vernachlässigen.
                    Mein Psychiater hat mir vor zwei Monaten bei meinem letzten Termin Zopiclon 7,5 mg verschrieben, welches ja einen benzo-ähnlichen Wirkstoff enthält.
                    Ich werde es erstmal weiter ohne das Medikament versuchen. Aber für den Fall der Fälle: Welche Dosierungsempfehlung könnten Sie mir hierfür geben?
                    Denn Zopiclon habe ich hier; Tavor müßte ich meinen Psychiater ja erstmal davon überzeugen, es mir zu verschreiben. Ebenso wie Mirtazapin.

                    ch übe in der Psychotherapie mit der entsprechenden Klientel ein besonderes Imaginieren.
                    Visualisierungen u.a.
                    So gelingt es oft, die Befürchtung vor dem "Bett" umzuwandeln.
                    Ja, das wäre im Prinzip auch mein Wunschweg.

                    Ich muß aber gestehen, daß mir mein Optimismus von heute Nachmittag und die gute Stimmung irgendwie seit ein paar Stunden wieder etwas abhanden gekommen sind.
                    Ich fühle mich ziemlich angespannt und unruhig, und das, obwohl es wie gesagt heute Nachmittag schon mal ganz gut ging und das Wochenende vor der Tür steht...

                    Das ist echt ein Mist mit dem Unterbewußtsein und dem ganzen unbewußten Streß...


                    Vielleicht doch wieder die Fluoxetin nehmen...? *Kopf-kratz-überleg-zweifel*
                    Fluoxetin ist ja eher sanft, von daher sind von 10-30 oder auch 40 mg jetzt sicher keine Wunder zu erwarten. Aber Placebo hin, Nocebo her - ich könnte mir schon vorstellen, daß schon 10-20 mg die Spitzen und das extreme Auf und Ab in kurzer Zeit etwas geglättet haben.

                    Oder was denken Sie, wie sind Ihre Erfahrungen mit Ihren Patienten?


                    Und prompt heute Abend ist bei den Nachbarn gegenüber auch noch große Gartenparty... die Musik schallt jetzt schon durch alle Mauern und Wände, und das wird sicher noch ein paar Stunden lang der Fall sein.
                    Drückt mir mal die Daumen

                    Kommentar



                    • Re: (Ein)Schlafprobleme

                      Hallo Alex,

                      da gibt es Tricks mit den Tabletten. Es gibt die Wasserlösmethode, bei Antidepressiva in den Kapseln muss man Kügelchen herausnehmen, zählen , kannst du alles im Antidepressivaforum nachlesen. Eine Pharmazeutin mit viel Erfahrung gibt hier sachkundigen Rat. Es ist etwas kompliziert.

                      Aber das ist ja jetzt nicht dein Problem. Ich drück dir jetzt einfach mal die Daumen, dass du vielleicht noch eine weitere Nacht gut überstehst und wieder Vertrauen gewinnen kannst.

                      Ich hatte heute auch wieder eine Panikattacke vom Feinsten, kopf kratz , ich versuche es mit Humor zu nehmen, geht aber nicht.

                      VSV

                      Kommentar


                      • Re: (Ein)Schlafprobleme

                        "Ja, das wäre im Prinzip auch mein Wunschweg."

                        In meinen Praxisunterlagen habe ich folgendes Beispiel für eine gelungene Visualisierung gefunden:

                        Ein sehr einschlafgestörter Mann um die 40 hatte vor allem berufliche Probleme mit Zukunftsbefürchtungen, die ihn vor allem abends durch den Kopf gingen, wenn er seine familiären Pflichten erledigt hatte und allein schlaflos in seinem Bett lag.
                        Da seine Frau bestens einschlafen konnte und er fast neidisch daneben lag, hatte sie ihm vorgeschlagen, es allein zu versuchen.

                        Das Visualisierungsprogramm: Da er sehr gern reiste und die Reisen (Wohnmobil) auch genau vorbereitete, nahm er sich das Baltikum vor (er war in Teilen schon mal dort gewesen) und plante eine Reise durch die Baltischen Länder, von Tallinn mit der Fähre nach Helsinki und dann nach Norden über Oulu am Nordzipfel der Ostsee über das schwedische Lulea, Östersund, Jönköping via Dänemark zurück nach Deutschland. Er hatte sich die einzelnen Routen ausgesucht und kannte auch landschaftliche Details.

                        Bevor er ins Bett ging, schaute er nochmal auf die Europakarte und nahm sich fest vor "diesmal bis über die Fähre nach Helsinki hinaus" zu kommen. Er freute sich quasi schon aufs Reisen und saß ganz entspannt auf seinem Fahrersitz, aber kam meist nicht über einen bestimmten Ort in Litauen hinaus. Er schlief immer vorher ein.

                        Da ich die Region etwa kannte, fand ich in ihm natürlich einen sehr "gelehrigen" Klienten. Wir konnten uns z.T. über bestimmte Regionen austauschen und auch verstehen, dass allein die Vorstellung, stundenlang durch einsame Wälder zu fahren, kaum einen Menschen - höchstens Rens oder einen Elch - zu treffen, Ruhe vermitteln kann.

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                        • Re: (Ein)Schlafprobleme

                          Moin

                          Die letzten zwei Nächten waren in Ordnung, ich konnte recht gut ein- und durchschlafen.

                          Trotzdem bleibt da eine gewisse Sorge. Denn meistens treten meine Schlafprobleme auf von Sonntag auf Montag bzw. von Feier-/Urlaubs-/Wochenendtag auf Arbeitstag. Oder von Arbeitstag auf Arbeitstag. Sehr selten nur außerhalb von Arbeitstagen bzw. wenn doch, dann, wenn mir irgendwas auf der Seele liegt und Streß macht.

                          Naja - und heute ist eben Sonntag, und morgen ist Montag...

                          Auch im Augenblick, jetzt, geht's mir ein bißchen gemischt: Auf der einen Seite zwar durchaus positiv gut; auf der anderen Seite hab ich schon seit rund ner Stunde wieder so ein unangenehmes Druckgefühl im Bauch und fühle mich hin- und hergerissen zwischen leichter Motivation, etwas zu unternehmen, und leichter Unlust, alles schleifenzulassen, sowie etwas Mulmigkeit.

                          Wahrscheinlich bewerte ich bzw. mein Unterbewußtsein da wieder einiges über:
                          • Meine Füße sind schon seit fünf bis sechs Wochen nicht ganz ok. Der Linke stärker als der Rechte. Wahrscheinlich überanstrengt. Aber für ne "einfach" Muskelverspannung ist es zu dolle, im Gegenteil hat die Fußmassage vor drei Wochen wenig mehr gebracht, außer, daß es währenddessen dann teils richtig weh tat. Mein Bruder und ein Freund meinten schon evtl. Fersensporn, das ginge wieder weg, wenn man die Füße schonte. Naja... nur wie soll ich meine Füße vernünftig schonen...?!? Ich muß darauf den ganzen Tag laufen, ins Büro, Haushalt, etc.
                            Und ich hab meine Spaziergänge schon durchaus etwas zurückgefahren.
                            Termin beim Orthopäden habe ich leider nicht vor dem 01.06. bekommen.
                            Vielleicht fehlen nur ein paar vernünftige, orthopädische Einlagen für meine Schuhe.
                            Ätzend und verunsichernd ist es trotzdem...
                          • Sohnemann ist heute den ganzen Tag auf nem Kindergeburtstag eingeladen; hab ihn da vor ner Stunde abgesetzt (was für ein Zufall, daß meine Stimmung ab da etwas bergab ging...). Und so oft ist das nicht, daß er nen ganzen Tag weg, während wir Zuhause sind. Ist jetzt vielleicht das insgesamt dritte oder vierte Mal seit seiner Geburt. Fühlt sich sehr komisch an, rechte Entspannung will da bei mir noch nicht aufkommen. Noch dazu muß meine Frau in anderthalb Stunden ins Wahllokal als Helferin - da bin ich dann an nem Sonntag Nachmittag komplett allein.

                            Und Alleinsein konnte ich noch nie gut ab.
                            Schon als Kind und Jugendlicher hab ich eigentlich immer lieber gespielt, auch für mich allein, wenn noch andere mit im Raum bzw. mal wenigstens auf der gleichen Etage des Hauses waren. Das hat mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gegeben. So wie jetzt im Dachgeschoss vor dem PC zu sitzen, während meine Frau im Erdgeschoß ihren Sport macht, stört es mich gerade mal wieder. Nicht, daß es mich immer stören würde, das auch nicht. Aber oft genug. Und immer gepaart mit einem mulmigen, unruhigen Bauchgefühl. Hatte ja, glaube ich, auch in einem meiner beiden anderen Threads mal geschrieben, daß ich zu Studentenzeiten auch Semesterferien nur schlecht abkonnte, wenn die meisten Freunde und insb. mein Mitbewohner sich wochenlang nach Hause verabschiedet haben.

                            Tja, und Sohnemann wird ja nun eben auch von Jahr zu Jahr größer und selbständiger. (Glücklicherweise - klammern will ich jetzt auch nicht. Obwohl ich das in der Tat sehr gut kann...)

                            Scheibenhonig
                            Da hab ich wohl auch mehr von meiner Mutter mit auf den Weg bekommen, als gut ist...
                          • Tja, und zuguterletzt eben sicher wieder eine latente Sorge im Hinterkopf wegen dem morgigen (Arbeits-)Montag und der kommenden Nacht...

                          Ich gehe dagegen an - aber es fühlt sich grad mal wieder relativ schwer an...

                          Ich wünschte, ich hätte die kindliche Phantasie unseres Sohnes:
                          Als ich ihm vorgestern Donnerstag Abend eine Zecke vom Oberarm entfernt habe, hatte er zunächst tierische Angst und sträubte sich. Nach ein paar Minuten der Ermutigung ging es dann, ich hab die Zecke entfernen können, ganz ohne Geschrei.
                          Ich hab ihn dann gelobt und ihm gesagt, daß ich super-stolz auf ihn bin, daß er das super gemacht hätte. Er sagte mir dann, er hätte in dem Moment tief ausgeatmet und seine Angst in Mut umgezaubert
                          Wenn das mal nur bei uns Erwachsenen mit solchen Dauerproblemen genauso einfach wäre... *seufz*


                          Ich weiß - ich denke wieder zuviel nach
                          Aber diese Gedanken sind nunmal leider da. Ich wünschte, ich könnte sie wegzaubern oder in schönere Gedanken umzaubern - und zwar nachhaltig auch im Unterbewußtsein

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                          • Re: (Ein)Schlafprobleme

                            Grad eben zehn Minuten heulend auf dem Bett gelegen und vor Traurigkeit, Frust und Zorn aufs die Matraze gehauen... das erste Mal seit Urzeiten tagsüber.

                            Irgendwie brach es plötzlich raus, diese gesamte Angst vor und die Traurigkeit über das Alleinsein, Verlassenwerden, Abgelehntwerden, einfach alles.

                            Rein rational weiß ich natürlich, daß das irgendwo Quatsch ist - ich bin nicht allein. Aber etwas tief drin in mir fühlt so; ich kann nur vermuten, daß es mein inneres Kind ist aufgrund der vielen Umzüge damals; daß mein Vater damals sehr oft und lange auf Dienstreisen war; daß ich als Kind und früher Jugendlicher oft ausgeschlossen und gehänselt wurde; ebenso wie das Wissen, daß auch meine Mutter vor nun sieben Jahren im Prinzip auch an Einsamkeit gestorben ist.
                            Da ist soviel Traurigkeit, Unsicherheit und Angst vor dem Verlassenwerden und Alleinsein in mir... dieses vage Grundgefühl seit zwanzig Jahren in mir ist offenbar wirklich nur die Spitze eines Eisbergs gewesen...
                            Schei***!

                            Daher wahrscheinlich auch die Angst vor dem Versagen - das dürfte vom Leistungsprinzip kommen, das mein Vater uns immer vorgebetet hat. So gesehen dürfte das dann der Part sein, der in den Job mit reinspielt.

                            Ich denke mal, der Kreis schließt sich. Oder hat sich schon lange geschlossen - super-neu sind diese Erkenntnisse ja auch nicht

                            Aber das ist sooo heftig - draußen scheint die wunderschönste Mai-Sonne, und in mir drin ist eben so dermaßen trüb und grau gewesen.

                            Es geht jetzt wieder etwas.
                            Meine Frau hat davon nichts mitbekommen, sie war dabei, vom Sport zu verschnaufen, und da ihr der Nachmittag und Abend im Wahllokal auch nicht wirklich gefallen, wollte / will ich sie damit jetzt nicht belasten. Irgendwie komme ich damit schon klar.

                            Aber ich hab grad mal null Ahnung, wie ich gegen diese (im Prinzip unbegründeten) Ängste und Sorgen am besten vorgehen und mein Urvertrauen wieder herstellen kann. Meine Frau sagt mir, daß sie mich liebt; wir gehen gestern Abend noch zusammen tanzen. Klar zoffen wir uns auch mal, und vor Sohnemanns Geburt war die Zweisamkeit irgendwie einfacher. Aber ich denke schon, daß sie mich liebt.
                            Genauso unser Sohn - er liebt mich abgöttisch, verbringt gerne Zeit mit mir, bringt mich zum Lachen usw.
                            Und ich habe Freunde, durchaus eine ganze Menge gemessen an meiner depressiv-ängstlichen Situation.

                            Wieso also dringt das alles nicht durch und stellt mein Vertrauen mit der Zeit wieder her?
                            Ich versteh's nicht

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                            • Re: (Ein)Schlafprobleme

                              Wieso also dringt das alles nicht durch und stellt mein Vertrauen mit der Zeit wieder her?
                              Ich versteh's nicht
                              Moin Alex,

                              vielleicht kannst du dich einfach nicht damit abfinden nun selber Versorger zu sein, der die Verantwortung trägt und trauerst der zeit als du noch die nummer Eins für deine Frau warst hinterher.

                              Was könnte denn alles schief gehen und welche Folgen wären so schlimm das du daran verzweifeln könntest?
                              Gescheiterte sind nur gescheitert wenn sie ihre Situation nicht akzeptieren können, darin verharren, ansonsten ist in der ärmlichsten Hütte das Glück zu finden, wenn der Besitzer nicht in den vergebenen Chancen fest steckt.

                              Es kann nichts passieren, egal was passiert, deine Befürchtungen bauen auf dem auf was schon lange vorbei ist, nicht auf dem was kommt.

                              Sieh deinen Ausbruch positiv, endlich hast du mal wieder die ganze Schlacke raus gelassen, weg geweint und dadurch gefühlt wo der Hase im Pfeffer liegt, was dich wieder ein Stück weiter bringen wird.
                              Manchmal brauchts die große Verzweiflung und das Heulen, um gefühlsmäßig zum Kern des Problems vordringen zu können und das ist nicht die Zukunft.

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                              • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                Zunächst mal vielen Dank für Deine Antwort

                                vielleicht kannst du dich einfach nicht damit abfinden nun selber Versorger zu sein, der die Verantwortung trägt und trauerst der zeit als du noch die nummer Eins für deine Frau warst hinterher.
                                Ja, da wird was Wahres dran sein.
                                Das Kind in mir wird sich wahrscheinlich irgendwo zurückgesetzt fühlen.
                                Hatte ja auch schon mal geschrieben vor Monaten und Jahren, daß ich meinen Akku im Prinzip immer sehr gut bei meiner Frau aufladen konnte. Während sie umgekehrt eher häufiger mal den Rückzug braucht... paßt wie Ar*** auf Eimer *lol (ich versuche, es mit Humor zu nehmen )

                                Dachte nur echt, ich wäre in den letzten 2-3 Jahren da ein bißchen weitergekommen mit.
                                Aber offenbar hat das Fluoxetin, wenn es denn was bewirkt hat, da einfach nur unterdrückt statt mir bei der Verarbeitung zu helfen.
                                Gut - das mit dem Unterdrücken ist jetzt auch nicht die neueste Erkenntnis - kann man über die meisten Psychopharmaka ja überall nachlesen. Trotzdem - so gut, wie es mir zwischendurch immer wieder geht, bin ich echt davon ausgegangen, daß das Vertrauen sich nach und nach wenigstens ein bißchen regeneriert hat.

                                Es kann nichts passieren, egal was passiert, deine Befürchtungen bauen auf dem auf was schon lange vorbei ist, nicht auf dem was kommt.
                                Ich weiß - aber es kommt scheinbar "unten" nicht an... warum auch immer *Kopf-kratz-grübel*

                                Sieh deinen Ausbruch positiv, endlich hast du mal wieder die ganze Schlacke raus gelassen, weg geweint und dadurch gefühlt wo der Hase im Pfeffer liegt, was dich wieder ein Stück weiter bringen wird.
                                Manchmal brauchts die große Verzweiflung und das Heulen, um gefühlsmäßig zum Kern des Problems vordringen zu können und das ist nicht die Zukunft.
                                Ja, so sehe ich es eigentlich auch. Es hat sogar irgendwie gut getan in dem Moment, den ganzen Druck in den Tränen rauslassen zu können, die Traurigkeit richtig zu spüren und benennen zu können, inklusive ihrer Begründung. Auch, wenn es sicher kein schöner Cocktail war
                                Geht seitdem auch wieder etwas besser.
                                Aber die große tiefe Erleichterung, die ich vor Jahren noch verspürt habe nach so nem Heulanfall (1-2x im Jahr kam das vor), bleibt irgendwie aus, ebenso wie die darauffolgende Entspannung und der Optimismus, daß es jetzt wieder steil aufwärts geht und im Prinzip "nix" war.

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                                • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                  Hallo Alex,

                                  Ich kenne diesen ganzen Seelenzustand zur Genüge. Verlust von Urvertrauen, Verzweiflung, Selbstvorwürfe, Angstzustände, Heulattacken, Überforderungsgefühle.

                                  Ich glaube, es sind nicht die Dinge an sich, die so belastend sind, sondern wie wir sie bewerten, d.h. wie sie unser Unterbewusstsein bewertet, meiner Vorstellung nach. Es ist schwer im Krisenfall dagegen anzukommen. Des weiteren bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob es immer nur die schlimme Kindheit war, oder ob wir manche Einstellung doch auch im späteren Leben hinzuerworben haben. Vielleicht sollte man die Genetik nicht ganz außer Acht lassen.

                                  Im übrigen bin ich ganz bei tired, in dem was sie schreibt.

                                  Ich habe in letzter Zeit einige Beiträge von dir gelesen, ich mage es, wie einfühlsam du schreibst. Und das darf eine alte Frau auch mal sagen.

                                  VSV










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                                  • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                    Hallo VSV,

                                    danke für Deine lieben Worte

                                    Verlust von Urvertrauen, Verzweiflung, Selbstvorwürfe, Angstzustände, Heulattacken, Überforderungsgefühle.
                                    Jepp, das ist im Prinzip die Mischung.
                                    Gerade auch die Selbstvorwürfe bzgl. allem möglichen sind auch bei mir immer so ne Sache: Nüchtern betrachtet, bräuchte ich mir um das meiste eigentlich keine Gedanken zu machen. Aber auch da hat mein Unterbewußtsein irgendwie verinnerlicht, daß mein Handeln nicht ohne Auswirkungen auf andere ist - auch langfristig gesehen. Und dadurch setze ich mich oft genug mit Dingen auseinander, die entweder so nicht zutreffend oder noch überhaupt nicht entschieden sind.
                                    Bspw. eben die Frage, inwieweit meine psychische Labilität soweit nach außen dringt, daß mein Sohn davon zuviel (unterbewußt) wahrnimmt und im schlimmsten Fall auch annimmt... Ganz zu schweigen davon, daß ich ihm eine Prädisposition evtl. vererbt haben könnte.

                                    Ich glaube, es sind nicht die Dinge an sich, die so belastend sind, sondern wie wir sie bewerten, d.h. wie sie unser Unterbewusstsein bewertet, meiner Vorstellung nach. Es ist schwer im Krisenfall dagegen anzukommen.
                                    Ja, sehe ich ganz genauso. Habe ich auch schon in etlichen Büchern gelesen und auf 2 Streßbewältigungsseminaren so gehört, daß eben in der Tat unsere antrainierten Bewertungsmuster das Kernproblem sind. Der Haken ist nur eben, daß diese im Laufe des Lebens so verinnerlicht und automatisiert werden - das läuft neurochemisch innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Irgendwo hatte ich auch mal exakte Zahlen, ich meine, was von 200 oder 300 ms in Erinnerung zu haben. Dagegen braucht das menschliche Bewußtsein, wenn es dahingehend dann wieder etwas trainiert worden ist, doch wenigstens 400 ms, um sich dazwischenzuschalten. Ist also auf jeden Fall langsamer.

                                    Das klingt jetzt im ersten Moment so, als sei man chancenlos. Stimmt aber auch wieder nicht ganz. Denn ohne sich dieser Mechanismen überhaupt bewußt zu sein geschweige denn sein Denken und Reagieren dahingehend wenigstens in Ansätzen geändert zu haben, dauert es noch wesentlich länger. Bzw. bei den ganz "hoffnungslosen" Fällen grätscht das rationale, relativierende und entschärfende Denken nie dazwischen.
                                    Mit etwas Übung kann man somit zwar den ersten Initialschub an negativen Gefühlen und Ängsten erstmal nicht unbedingt verhindern. Man kann ein Ausufern aber unterbinden und hat so die Chance, in mehr oder weniger absehbarer Zeit, die "Psycho-Bombe" wieder zu entschärfen bzw. einzudämmen, bevor es eskaliert.

                                    Deswegen bin ich heute Morgen auch erstmal wieder recht guter Dinge, auch wenn die Nacht ein bißchen unruhig war (Sohnemann hat bei mir geschlafen und sich in der zweiten Nachthälfte doch etwas arg hin- und hergewälzt, dabei dauernd an mich gerempelt Stellt sich in dem Zusammenhang wieder die Frage von oben, ob ich trotz äußerlicher Ruhe doch soviel innere Unruhe "abstrahle", daß es auf ihn wirkt... *Kopf-kratz*)

                                    Des weiteren bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob es immer nur die schlimme Kindheit war, oder ob wir manche Einstellung doch auch im späteren Leben hinzuerworben haben. Vielleicht sollte man die Genetik nicht ganz außer Acht lassen.
                                    Als im landläufigen Sinne "schlimm" würde ich meine Kindheit wirklich nicht bezeichnen. Im Gegenteil denke ich schon, daß ich eine gute und grundsätzlich schöne Kindheit hatte, auch, wenn einige Episoden eben nicht so schön oder gar wirklich zermürbend waren (bspw. das Ausgegrenzt-werden und die Hänseleien in der Schule).

                                    Tatsache ist aber auch, daß man als (kleines) Kind gerade bei so fundamentalen Entscheidungen der Eltern wie beruflich bedingten Umzügen eben absolut kein Mitsprache-Recht hat und sein Unwohlsein hier sogar noch nicht einmal richtig artikulieren kann. Und solche Erfahrungen setzen sich dann fest, erst Recht, wenn man sie mehrmals durchmachen mußte (in meinem Fall bewußt vier Mal + ein Mal unbewußt als Säugling; ohne den echten Auszug dann später in Richtung Uni). Jedesmal gerade Fuß gefaßt, trotz teils widriger Umstände ein paar Freunde gefunden, und dann wieder die Zelte abbrechen und umziehen.
                                    Damals war mir dabei teils nur unwohl. Heute weiß ich, daß das je nach - auch genetischer - Veranlagung alles andere als förderlich ist, um ein gesundes (Ur)Vertrauen zu entwickeln. Dieses ganze Gefasel von manchen, solche Umzüge und neuen Umfelder würden das Selbstbewußtsein und die Flexibilität des Kindes fördern, halte ich daher in den allermeisten Fällen für absoluten Nonsens und Quatsch - um nicht zu sagen sogar schädliche Sichtweisen in Bezug auf das psychische Wohl von Kindern. Denn Kinder brauchen bis zu einem gewissen Alter definitiv nichts mehr als Liebe, Sicherheit und Vertrauen. Regelmäßige "Entwurzelungen" alle 2-4 Jahre sind da in meinen Augen absolut kontraproduktiv.


                                    Ansonsten bin ich eben auch ein Kind meiner Mutter, und die ist an Einsamkeit gestorben.
                                    Ich denke, das setzt mir auch irgendwo zu. Wobei ich mir in der Hinsicht ausnahmsweise mal keine Selbstvorwürfe mache - das konnte ich nicht verhindern, und ich war auch nicht der Richtige dafür, genauso wenig wie meine Brüder.
                                    Aber ich vermute, die Art und Weise, wie es bei ihr zu Ende ging und eben die dahinterstehenden Ursachen, zusammen mit der offensichtlichen Hoffnungs- und Hilflosigkeit in ihrem Fall, dürften meine Psyche schon auch irgendwo geprägt haben... Wenn man von der eigenen Mutter so etwas vorgelebt bekommt, ist das etwas anderes, als wenn es im entfernten Verwandten-, Freundes- oder Bekanntenkreis passierte - Blut ist eben dicker als Wasser.
                                    Denke ich mir.


                                    Mal wieder nur so ein paar Gedanken


                                    "I love my life
                                    I am powerful, I am beautiful, I am free
                                    I love my life,
                                    I am wonderful, I am magical, I am me,
                                    I love my life."
                                    (R. Williams)




                                    LG,
                                    Alex

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                                    • Re: (Ein)Schlafprobleme


                                      Im übrigen bin ich ganz bei tired, in dem was sie schreibt.

                                      Ich habe in letzter Zeit einige Beiträge von dir gelesen, ich mage es, wie einfühlsam du schreibst. Und das darf eine alte Frau auch mal sagen.

                                      VSV
                                      Danke VSV, ich lese deine Beiträge auch gerne.

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                                      • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                        Hallo Alex,

                                        Irgendwie scheinen sich unsere Lebensläufe etwas zu ähneln, was möglcherweise in Bezug auf das Urvertrauen und eine gewisse Labilität eine gewisse Bedeutung hat.
                                        Ich bin das Kind von Heimatvertriebenen aus Schlesien, ich war aber Gott lob noch zu klein, um davon viel mitzubekommen. Bis zum Alter von 16 Jahren habe ich vier verschiedene Schulen besucht und an vier verschiedenen Orten gelebt, bedingt durch häufige Berufswechsel meines Vaters. Später bin ich dann noch drei mal umgezogen.
                                        Meine Kindheit habe ich in meinem geliebten Altbayern verbracht, sie war nicht eigentlich unglücklich, genau wie bei dir, obwohl mein Vater sehr zu Jähzorn neigte und meine Mutter eigentlich nur sich selbst kannte. Das hat sie in ihrem späteren Leben auch niemals aufgegeben.( Sie war zehn Jahre lang dement, wurde über 90 Jahre alt und ich als einziges Kind hatte für sie da zu sein).

                                        Nach dem Krieg hatten wir das große Glück, zunächst bei einer Bauernfamilie "unterzukommen", die mich mit Speis und Trank und auch viel Zuneigung aufs beste bedachte. Ich war sehr unglücklich, als wir von dort fortgezogen sind, es war ein Drama.
                                        Die anderen Umzüge und Schulbesuche habe ich einfach so hingenommen, es scheint irgendwie mein Seelenleben geschwächt zu haben, so stelle ich es mir im Nachhinein vor. Entwurzelung, wenn es so etwas gibt.
                                        Ich bin aber eigentlich kein depressiver Typ und so habe ich meine erste Depression im Alter von 32 Jahren nach der schweren, langen Erkrankung meiner Kinder, pockenschutzimpfungsbedingt bekommen,. Ich fühlte mich vollkommen überfordert dabei, und mein Mann konnte mir da auch keine Hilfe sein, er meinte es von Herzen gut, aber schob mir in allem die alleinige Verantwortung zu, und, ich lebte nicht mehr in Altbayern. Schritt für Schritt gelang es mir, vielleicht auch durch den Wiedereintritt in den Beruf, mein Zutrauen zu mir wieder zu finden, ohne Medikamente. Ich hatte auch für mich die Wut wieder entdeckt, die mir im depressiven Zustand vollkommen gefehlt hatte.

                                        Dieses Mal ist die Messlatte höher angesetzt, das habe ich ja schon erwähnt.

                                        Deine Mutter ist an Einsamkeit gestorben, bist du dir da ganz sicher?

                                        Zu deinem Sohnemann: also ich würde mir da nicht allzu viele Gedanken machen. Das hört sich doch alles recht normal an, für mich.

                                        Und ja, trainieren wir unser Unterbewusstsein, genau da ging es heute im meiner Therapiestunde. Aber irgendwie komme ich mit dieser Thera nicht so zurecht, für sie ist alles mega einfach, wenn es das denn auch nur so wäre!

                                        Uff, ein Roman, ich gelobe Besserung! Wenn du das dreimal liest, kannst du bestimmt gut schlafen.

                                        VSV






































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                                        • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                          Hallo zusammen,

                                          so, meine Nächte haben sich grundsätzlich wieder eingerenkt, ich schlafe jetzt schon seit einigen Tagen wieder gut bis sehr gut

                                          Auch die letzten Tage waren grundsätzlich wieder gut bis sehr gut.

                                          Andererseits macht mir Sohnemann gerade ziemlich Gedanken...:
                                          Er frühstückt seit 1-2 Wochen praktisch gar nichts mehr, obwohl er früher durchaus gern gefrühstückt hat. Samstag lag er flach, hat fast nichts gegessen, sich zweimal übergeben - aber hatte lediglich etwas erhöhte Temperatur, keine Magenschmerzen, auch sonst keine besonderen Symptome. Gestern ging's wieder besser, waren auch im Kino. Heute früh dann hat er wieder kaum was gegessen, wobei meine Frau allerdings meinte, er sei auf dem Weg zur Schule wieder ganz gut drauf gewesen...

                                          Bilde mir zwar ein, seine Zunge sei Samstag Abend etwas belegt gewesen. Trotzdem hab ich Sorge, es könnte was psychosomatisches sein. Nicht unbedingt gleich depressiv. Aber eben doch so ein bißchen psychisch.

                                          Ich hab in zwei Stunden nen Termin beim Kinderarzt mit ihm in der Hoffnung, daß es wirklich nur ein latenter, nicht durchbrechender Infekt ist.

                                          Aber Murks ist das trotzdem...

                                          Frage mich auch schon die ganze Zeit, ob es vielleicht an mir liegt...?!?

                                          Dabei liebe ich ihn über alles, verbringe viel Zeit mit ihm, spielen, Lego bauen, Eis essen, Fahrrad fahren, cachen. Und noch vor ner Woche kamen auch diesbezüglich noch Vorschläge von ihm. Wobei teilweise das Timing blöd ist, wenn man grad Wäsche waschen, aufräumen oder einkaufen gehen muß/will... und manchmal brauche ich eben selbst einfach nur mal ne halbe Stunde für mich, je nach Stimmung, auch klar.

                                          Trotzdem frage ich mich, ob ich ihn vielleicht einmal zu oft vertröstet habe *Kopf-kratz*

                                          Meine Frau war jetzt vier Tage auf einem Seminar (Do-So), so daß ich mit unserem Sohn allein war. Dachte echt, wir haben ne richtig schöne Zeit, bspw. eben auch Donnerstag Abend im Schwimmbad hatten wir richtig Spaß zusammen. Aber der Samstag war zäh wie Kaugummi, der Sonntag schon besser ("Papa, Du kochst das beste Chili der Welt." ) - aber heute Früh beschlich mich schon wieder das Gefühl, daß er zu mir auf Abstand gehen möchte...

                                          Vielleicht interpretiere ich da auch zuviel hinein in das Verhalten eines 6-Jährigen. Dazumal es ja auch noch ne Menge Schule gibt und sonstige Erziehungsarbeit, was ja auch nen gewissen Streß und Druck erzeugt, nicht nur bei uns.

                                          Auf jeden Fall nimmt mich das heute grad mal wieder ziemlich mit... *seufz*
                                          Hab heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Auto ein paar Tränchen verdrückt, weil ich mir so schlecht und hilflos ihm gegenüber vorgekommen bin

                                          Deine Mutter ist an Einsamkeit gestorben, bist du dir da ganz sicher?
                                          Naja... so sicher, wie ich mir da sein kann. Ne pathologisch-klinische Diagnose in der Hinsicht gibt es ja nicht.

                                          Fakt ist:
                                          - Meine Mutter hat sich seit meiner Geburt und der meiner beiden Brüder über ihre Rolle als Mutter definiert. Sie hat unser Wohl auch über das unseres Vaters gestellt, über ihres sowieso. Nachdem der letzte von uns aus dem Haus ist, brach ein sehr großer Teil ihrer Daseinsberechtigung zusammen. Ihre Lieblingsfrage, wenn meine Freundin/Frau und ich nach einem Besuch wieder nach Hause fahren wollten: "Wann sehen wir euch das nächste Mal?"

                                          - Sie hat sich entsprechend auch ziemlich in den Elternbeiräten der Schulen engagiert, in der, auf die ich/wir Kinder am längsten gegangen sind, am meisten. Nachdem wir die Schule alle abgeschlossen hatten, gab's da nicht mehr viel zum Engagieren in ihren Augen.

                                          - Zwei der Umzüge meines Vaters führten uns erst in die Schweiz (da war ich 1-5) und danach in die Nähe von Paris (da war ich 8-19, mit einer halbjährigen Unterbrechung zurück nach Deutschland). Und gerade Paris ist ja nun erwiesenermaßen ne Millionenstadt mit allerlei Kultur etc. Da war auch ihre Bindung am stärksten. Mit dem Rück-Umzug in ein 2.000-Seelen-Dorf am Rande der Eifel ist sie nach eigener, mehrfacher Aussage zu Lebzeiten noch nicht fertig geworden: Zu klein, keine Freunde in der Nähe. Und dann ging nach ein paar Jahren auch noch der Letzte von uns Kindern aus dem Haus...

                                          - Mein Vater ist schon immer sehr bestimmt, dominant und patriarchalisch aufgetreten, auch meiner Mutter gegenüber. Als mein mittlerer Bruder anfing, komplett aus der Reihe zu tanzen und richtigen Bockmist zu bauen, hat mein Vater sich nicht auf die Seite meiner Mutter gestellt, sondern gegen meinen Bruder / ihren Sohn. Das brachte meine Mutter in arge Gewissenskonflikte und zerrüttete die Ehe meiner Eltern gewaltig. Im Zuge dessen hatte mein Vater auch immer weniger Lust auf soziale Kontakte und zog sich auf sein Eigenbrötlertum zurück. Er konnte damit halbwegs umgehen, meine Mutter nicht. Sagte sie auch mehr als einmal, daß sie gerne Besuch hätte und mal wieder ne Party feiern wollte, mein Vater da aber nicht mitspielte. Nach und nach brachen damit fast alle Kontakte ab...

                                          - Sie hat die letzten Jahre als Kassiererin in einem Supermarkt gearbeitet, um wenigstens etwas unter Leute zu kommen und dort wohl auch ein paar gute Kolleginnen gehabt. Aber richtige Freundschaften sind darauf nie geworden.

                                          - Und auch ansonsten hatte sie keine Hobbies, Freizeitaktivitäten oder eben Bekanntschaften außerhalb der eigenen vier Wände in einem (nach dem Auszug von uns Kindern) zu großen Haus mit zuviel Platz. Sie hat früher unheimlich gern und super-gut gekocht - aber nachdem niemand mehr zu Besuch kam, erledigte sich das Hobby dann auch immer weiter...

                                          Und so fing sie immer mehr und mehr das Trinken an. Geraucht hat sie auch viel zu viel und es auch trotz ärztlicher Hinweise nicht nennenswert reduziert.
                                          Am Ende wurde sie mit Nieren- und Leberversagen ins Krankenhaus eingewiesen und ist daran dann schließlich auch gestorben.

                                          Wobei das dauerhafte Zerwürfnis meines Vaters mit unserem Bruder und die ewigen Streitigkeiten sie sicher mit am meisten belastet haben. Allein auch schon deshalb, weil sie mit ihren Sorgen und Gedanken und ihrer Hilflosigkeit da in meinem Vater keine verständnisvolle Unterstützung erhalten hat.
                                          Ich vermute mittlerweile, daß ich mein extremes Harmoniebedürfnis von ihr habe - mein Vater kann auch gut und gern mal ne Woche lang nen Groll schieben und kommt selbst dann nur äußerst widerwillig wieder an...

                                          Deswegen:
                                          Ja, die Gründe sind sicher komplex. Sicher auch komplexer noch, als ich sie hier geschildert habe.

                                          Ich denke aber, "gestorben an Einsamkeit" ist eine recht treffende Kurz-Zusammenfassung...
                                          Wobei Einsamkeit jetzt in jeder erdenklichen Hinsicht gemeint ist: Menschlich, zwischenmenschlich, psychisch, auch körperlich sicher. Da war nirgends eine vertraute Seele, die sie aufgefangen hat bzw. auffangen konnte.


                                          Puuh, auch ein Roman

                                          Nichtsdestoweniger versuche ich mich so gut wie möglich am Inhalt meines neuen Lieblingsliedes zu orientieren:
                                          "I love my life
                                          I am powerful, I am beautiful, I am free
                                          I love my life,
                                          I am wonderful, I am magical, I am me,
                                          I love my life."
                                          (R. Williams)


                                          Irgendwie geht es weiter

                                          LG,
                                          Alex

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                                          • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                            Hi Alex,
                                            das Kinder Phasen haben wo sie nicht richtig essen ist vollkommen normal, bei meinem hatte sich das dann immer mit dem nächsten Wachstumsschub erledigt.
                                            Solange er nicht dramatisch abnimmt und über Tag noch was isst, ist es ok.
                                            Denk da nicht gleich an psychische Sachen, natürlich kann es sein das er auch mit anderen Kindern etwas Stress hat, das gibt sich dann auch wieder von alleine.

                                            Das deine Mutter an Einsamkeit gestorben ist denke ich auch nicht, vielleicht hatte sie psychische Probleme, die aber nichts mit Einsamkeit zu tun haben müssen, sondern schon immer da waren und nur überdeckt wurden.
                                            Übrigens greifen viele psychisch Kranke zu Alkohol und Drogen, Selbstmedikation, so ist meist auch nicht der Alk die Ursache sondern das was damit "behandelt" werden sollte.
                                            Und du weißt ja, in einer Depression fühlt man sich fast immer einsam, da können die Kinder auch rund um die Uhr da sein, es hilft trotzdem nichts, es sei denn man hat dann die Kraft das Kind beim Namen zu nennen und um Hilfe zu fragen.

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                                            • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                              Hallo Alex,

                                              jetzt schieß ich einmal locker aus der Hüfte. Ich glaube, dass dein Sohnemann die Zuwendung bekommt, die er braucht, vielleicht sogar etwas mehr als das, mehr geht nicht.

                                              Mein jüngerer Sohn hatte auch einmal Phasen, in denen er gar nicht essen wollte. Als ich dies in meiner Not einer Bekannten mit vier Kindern erzählte, meinte diese nur, "Pudding geht immer".
                                              Warum das geklappt hat, weiss ich nicht, aber es tat es.

                                              Und ich freu mich für dich, dass sich das mit dem Schlafen wieder eingerenkt hat. Vielleicht waren es doch noch Nachwirkungen vom fluctin, das ja bekanntlich eine sehr lange Halbwertzeit hat. Das ist aber nur eine Vermutung, mehr nicht.

                                              Die Geschichte mit deiner mom ist nachvollziehbar für mich. Ich denke mal, dass sie innerlich vereinsamt ist, so wie tired es schon angedeutet hat. Wahrscheinlich haben die Lebensentwürfe früherer Frauen auch ihren Teil dazu beigetragen. Aber nun ist es nicht mehr zu ändern.

                                              Alles LIebe dir, heute ganz pragmatisch von VSV











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                                              • Re: (Ein)Schlafprobleme

                                                Moin

                                                Zunächst mal danke für eure Antworten.
                                                Und sorry für die "Aufregung" gestern - ich hab da wohl etwas überreagiert
                                                Da es ihm Sonntag scheinbar schon wieder gut genug ging für normale Kost und ich mich gedanklich auf "psychosomatisch" eingeschossen hatte, schien mir das einfachste wohl zu offensichtlich...

                                                Aber laut Kinderarzt hat er definitiv einen Magen-Darm-Infekt, und wir waren Sonntag wohl einfach noch zu früh dran, eben weil ich es falsch eingeschätzt hatte und Sohnemann sich auch so auf das Chili gefreut hatte *g*.

                                                Mal wieder ein Hinweis darauf, daß die Unwissenden selig sind Ohne meine eigene Geschichte wäre ich wahrscheinlich nicht einmal im Traum darauf gekommen, daß es was anderes als MD sein könnte.

                                                Das deine Mutter an Einsamkeit gestorben ist denke ich auch nicht, vielleicht hatte sie psychische Probleme
                                                Nein - im wortwörtlichen Sinne sicher nicht - an Einsamkeit direkt stirbt man nicht, das ist klar.

                                                Und sicher hat auch sie schon gewisse psychische Veranlagungen und Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit mitgebracht, maßgeblich sicherlich die Trennung und Scheidung ihrer eigenen Eltern damals.
                                                Im weiteren dann, als vor etwas mehr als 20 Jahren eben die heftigen Streitigkeiten mit meinem Bruder ausbrachen und eben auch die Krise zwischen ihr und meinem Vater herbeiführte. (Was sicher nichts daran ändert, daß mein Vater auch zuvor schon immer sehr dominant war, keine Frage.)
                                                Aber der Umzug in die "Einsamkeit" dieses Dorfes und der Wegfall aller sozialen Kontakte hat ihr dann wahrscheinlich eben psychisch gesehen "den Rest" gegeben, womöglich gerade auch wegen des Verlusts ihres Vaters damals als Kind (meine Oma hat die drei Kinder behalten). Der Alkoholismus hat auch erst begonnen und Überhand genommen, als wir Kinder nach und nach aus dem Haus sind und eben "kein Ersatz" / Ausgleich für uns da gewesen ist.

                                                Von daher denke ich schon, daß die Kette etwa so aussieht:
                                                1. Glückliche Zeiten im Ausland mit Familie, Kindern, sozialen Kontakten, "Gebraucht-sein"
                                                2. Umzug auf's Land, kleines Dorf, Sich-neu-einleben, hohe Ansprüche an den glücklichen Zeiten gemessen
                                                3. Kinder aus dem Haus; Wegfall sozialer Kontakte; Sehnsucht nach früher (hat sie oft genug gesagt); Angst vor den Streitigkeiten mit meinem Bruder und meinem Vater; auch eine gewisse Angst vor beiden, weil beide sehr körperlich betont auftreten können, wenn sie jähzornig werden; beginnende Angst vor der Vereinsamung, weil sie sich von niemandem verstanden fühlte und keine Unterstützung hatte
                                                4. Einsetzender Alkoholismus, zunehmende Angst, sicher auch Depressionen
                                                5. Hieraus resultierte sicher auch eine weitere, sich verstärkende Vereinsamung und Angst davor - aus dem Teufelskreis ist sie dann nicht mehr richtig rausgekommen, abgesehen von ihrer Arbeit im Supermarkt.


                                                Je mehr ich mich den letzten Jahren seit dem Tod meiner Mutter mit meinem Vater unterhalten habe, umso mehr glaube ich auch, daß er sie nie verstanden hat. Er tut sich heute noch extrem schwer damit zu verstehen, warum es so gekommen ist, "wo sie doch jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, doch einfach nur noch ihr Leben genießen und 'das Spiel nach Hause' bringen mußten" (quasi O-Ton mein Vater).
                                                Er hat nicht verstanden, daß meine Mutter mehr als das brauchte, gerade, nachdem mein einer Bruder so komplett aus der Reihe getanzt ist und wir beiden anderen unser eigenes Leben führten.
                                                Oder er will es sich nicht eingestehen, weil er dann seine Mitschuld daran, wie sich alles in den 20 Jahren entwickelt hat, akzeptieren müßte... kann natürlich auch sein.


                                                Wenn ich sage, sie sei an "Einsamkeit" gestorben, klingt das sicher ein bißchen melodramatisch. Vielleicht trifft es auch "Liebesentzug" besser, gerade auch im Zusammenhang mit der Trennung ihrer eigenen Eltern und dem Auszug ihres Vaters, sowie den späteren direkten Konfrontationen mit meinem Vater/ihrem Mann, von dem sie eigentlich in diesen schweren Zeiten mehr Rückhalt, Mitgefühl und eben Liebe hätte erwarten dürfen bzw. gebraucht hätte.
                                                Letzten Endes geht es im Leben immer um Liebe.
                                                Und Selbstliebe hat sie nie gelernt. Wozu wiederum mein Vater mit manchen seiner "Ratschläge", aber auch echten Vorwürfen bis zu verbal verletztenden Angriffen einiges beigetragen hat. ("Ratschläge" deshalb in Anführungszeichen, weil mein Vater seine Ratschläge immer so extrem nüchtern, sachlich und direkt argumentiert, daß er sein Gegenüber damit öfter eher vor den Kopf stößt anstatt daß es ihm nutzt...).

                                                Keine Ahnung, ob meine Mutter überhaupt je die Gelegenheit hatte oder vorgeschlagen bekommen hat, sich mit solchen Konzepten auseinanderzusetzen. Sie war zwar auch mal eine Zeit lang in therapeutischer Behandlung, viel ist dabei aber glaube ich, nicht herausgekommen. Eher schon könnte ich mir vorstellen, daß sie über einen Bekannten, der Apotheker ist (und mit dem meine Eltern vor 25-30 Jahren auch sehr gut befreundet waren, bis irgendetwas vorgefallen ist, was meinen Vater absolut unversöhnlich gestimmt hatte...), unter der Hand an Psychopharmaka herangekommen ist... Weiß ich aber nicht, nur ne Vermutung.


                                                => Ängste ganz sicher, 100%; ziemlich sicher auch mal Depressionen; die Einsamkeitsgefühle und Ängste verstärkend; ausgelöst durch eine Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Gebraucht-Werden und Verständnis, die nach dem Umzug aus Paris und dem Auszug von uns Kindern nicht mehr gestillt werden konnte.


                                                Tja...
                                                Alles nicht leicht *seufz*

                                                Ich bin heute trotzdem nach wie vor recht guter Stimmung und schließe daher wie die letzten Mal mit meinem neuen Lieblingsrefrain

                                                "I love my life
                                                I am powerful, I am beautiful, I am free
                                                I love my life,
                                                I am wonderful, I am magical, I am me,
                                                I love my life."
                                                (R. Williams)

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