Dass ich mir überhaupt Gedanken gemacht habe, was ich dem Psychiater erzählen soll, kommt mir inzwischen lächerlich vor, denn so kurz wie ich abgefrühstückt wurde, hätte ich mir das ganze auch sparen können. Mehr als relativ wahrlos ein Rezept auszustellen und mich krank schreiben zu wollen war da nicht. Klar, super, jetzt kann ich einfach so eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekommen und muss nicht mal den sterbenden Schwan bei Doc Hollywood mimen, gut zu wissen -.- Ich kann mir dieses lange krank sein aber nicht leisten. Das ganze hat mich kein Stück weiter gebracht.
Selbst das Antidepressivum, dass ich jetzt schon 7 Wochen genommen habe, ist außer für noch schlimmere Schlafstörungen und teilweise Schlaflosigkeit auch für nix gut. Außer, dass es mich wachhält, wen ich es zu spät nehme, ist es für nichts gut. Der Psychiater meinte ja, dass ich mich nicht akut depressiv fühle, könne man dem Mittel zu schreiben. Von wegen -.- ich war nie durchgehend depressiv. Das kommt phasenweise. Wenn man mich in Ruhe lässt, komme ich gut klar. Erst wenn man mich mit bestimmten Dingen Stresst oder unter Druck setzt, geht's bei mir so richtig los. Selbst nach wochenlanger Einnahme des Mittels hatte ich Einbrüche, Heulkrämpfe, Verzweiflungsanfällig, habe mich überfordert gefühlt und ausgelaugt.
Inzwischen vermeide ich es mit Teilen meiner Familie Kontakt zu haben oder mit bestimmten Bekannten / Freunden, weil es unweigerlich zu stressigen Zusammenstößen kommen wird. Also bin ich mehr oder weniger isoliert. Manchmal denke ich mir, was hast du zu verlieren und ich versuche mal neue Leute kennen zu lernen - aber schnell fühle ich mich eingeengt, bedrängt, als müsse ich mich rechtfertigen. Da vergeht mir schnell die Lust.
Kurze Motivationsschübe kann ich gar nicht nutzen, weil ich mich nicht entscheiden kann WAS ich tun soll. Dinge, die ich früher mit Begeisterung getan habe, sind mir heute lästig. Oder ich kann mich einfach nicht aus dem Bett heben, wieso auch? Da bin ich schön warm und behütet, da kann mir nichts passieren und gelegentlich kommt mal ne Katze vorbei und möchte schmusen. Andererseits habe ich ein Pferd, um dass ich mich auch kümmern muss. Ich wollte immer ein Pferd haben, aber mir fehlt einfach was... wenn ich mal da bin, dann ist es ok. Aber ich bekomme mich so schlecht aufgerafft. Dann bin ich noch so oft krank, dass ich zu wenig zu gebrauchen bin. Dieses Jahr war ich schon mehrfach dick erkältet. Es kommt ne Woche, es bleibt ne Woche, es geht ne Woche, eine, max. zwei Wochen Pause und wieder von vorn.
Kurzzeitig hatte ich meine Wohnung im Griff, aber jetzt wo ich wieder so oft krank bin, schleift wieder alles. Ich kann niemanden rein lassen.
Die Verhaltenstherapeutin sagte, man mache in der Verhaltenstherapie Pläne um den Tag wieder zu strukturieren. Aber mal ehrlich, ich habe schon selbst so oft Pläne gemacht. Ich habe versucht mich dazu zu verpflichten / zwingen, indem ich dritte involviert habe, ggf. eingeladen und ich die Wohnung in Ordnung kriegen MUSSTE, aber es klappt einfach nicht mehr. Was nutzt denn ein toller Plan, wenn man ihn nicht umgesetzt bekommt?
Die Therapeutin sagte mir dann nach vier Probesitzungen, sie könne mir nicht helfen. Schon nach der ersten war sie sich nicht sicher, ob ich bei ihr überhaupt richtig sei und ich nicht eher einen tiefenpsychologischen Therapeuten aufsuchen sollte. Der hat aber schon nach der ersten Sitzung abgewunken und mir erklärt, dass er mir mit seinem Instrumentarium nicht helfen können und Angst habe es nur schlimmer zu machen.
Und der Aufenthalt in der Klinik, der war eher die Hölle. Existenzängste, Schlaflosigkeit, und allgemein das Gefühl mir selbst überlassen zu sein, während gleichzeitig keine Rückzugsmöglichkeit außer spazierengehen gegeben war und nach 22 Uhr kommt man da ja auch nicht mehr raus -.- Ich war trotz geteiltem Zimmer und Gruppenaktivitäten dort sehr isoliert und es hat mir klar gemacht, wie wenig Rückhalt o.ä. ich in der Familie und bei Freunden habe. In vier Wochen keinen einzigen Besuch. Meine Zimmernachbarin war erschüttert, als ich ihr das erzählte.. Sie hatte mehrmals in der Woche Besuch.
Inzwischen bin ich bei kompletter Resignation angelangt. Wenn weder Therapie, noch Medikamente helfen, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als stur weiter zu machen und so viel zu meiden wie irgend möglich. Geht natürlich nicht immer. Kürzlich hatte ich fast einen hysterischen Anfall auf der Arbeit, obwohl der Kollege mir helfen wollte, war ich völlig aufgelöst, weil er es falsch gemacht hat. Ein kleines Missverständnis. Aber ich habe mich fast selbst nicht wiedererkannt.
Auf lange Sicht ist das aber keine Lösung, das merke ich jetzt schon. Ich weiß nur nicht, was ich sonst noch machen soll, geschweige denn was ich machen kann.
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