ich schreibe wegen eines vielleicht bagatellhaft wirkenden Problems, aber es setzt mir psychisch momentan ziemlich zu, das es meine psychosoziale Entwicklung gerade stark behindert.
--- Vorab ein paar Sätze zu meinen Lebensumständen + familiären Hintergrund, die ihr gern überspringen könnt, wenn euch mein Text zu lang ist:
Ich lebe am Rande Ostwestfalens in der Vorstadt einer Arbeiterstadt und wohne mit 30 Jahren noch bei meinen Eltern, habe zum Vater einen unterkühlten Kontakt, zur Mutter wegen ihres launisch-sprunghaften Gemüts einen spannungsgeladenen, mal harmonisch, mal zum Wahnsinnigwerden. Seit Ende Oktober 2014 befinde ich mich in verhaltenstherapeutischer Behandlung, da ich u.a. wegen familiären Psychoterrors (Vater war bis vor knapp 2 Jahren Alkoholiker und machte uns zahllose Lebenstage zur Hölle) psychisch erkrankt bin, u.a. an Depressionen, starken Erwartungsängsten, Sozialer Phobie. Momentan geht es langsam mit der Therapie in ganz kleinen Schritten bergauf, da ich mich in bestimmten Situationen ein wenig mehr gegenüber Menschen öffnen kann. Mein Studium musste ich jedoch kurz vor Abschluss wg. psychischer Überforderung abbrechen, habe noch nie gearbeitet und bin grad in der Warteschleife vor meinem ersten Berufsberatungstermins meines Lebens. ---
Nun zum eigentlichen Thread-Thema:
- Im April dieses Jahres habe ich das Barfußgehen für mich entdeckt, nachdem ich einen Barfußpark in meiner Stadt aufgesucht und dieses Erlebnis als befreiend empfunden habe. Ich bin von den gesundheitlichen Vorteilen des Barfußgehens überzeugt, habe mit dem Mitgestalter des Barfußparks (der seit 25 Jahren fast ausschließlich barfuß geht und auch Führungen dazu veranstaltet) sogar ein längeres Gespräch geführt und besuchte den Barfußpark regelmäßig.
Da ich seit Ende September nicht mehr Student bin, ist die Anreise zum Park jedoch finanziell etwas problematisch und ich möchte das Barfußgehen auch auf die direkte Umgebung meines Wohnortes ausdehnen, quasi im Sinne von "Die ganze Welt ist ein Barfußpark". Außerdem ist es für mich eine hervorragende Konfrontationsübung, um mehr Selbstsicherheit zu erlangen und mich meinen Erwartungsängsten zu stellen, "was denn die anderen von mir denken könnten".
- Seit einigen Tagen versucht jedoch meine Mutter, mit der ich gezwungenermaßen noch unter einem Dach lebe, mir mein Vorhaben zu verleiden: Sie setzt mich psychisch unter Druck, verweist darauf, dass das krank und unnormal sei, da ich dann der Einzige hier von Tausenden sei, der so etwas mache.
In einer größeren Stadt, wo andere das machen, könne man das machen, aber doch nicht hier. Was sollen denn die Nachbarn von mir denken? Was solle sie denn dann den Nachbarn sagen, wenn sie sie auf meine Barfüßigkeit ansprechen? Außerdem könne man das nur im Sommer machen, aber doch nicht im Herbst. Das sehe bescheuert aus, lange Hosen und oben lange Kleidung und unten keine Schuhe. Ich würde mich lächerlich machen und solle bitte damit aufhören, da ich sie damit krank mache.
Dieses Gerede stresst mich psychisch sehr und vermiest mir die Freude daran, barfuß nach draußen zu gehen. Ich fühle mich dadurch bevormundet wie ein kleines Kind.
Alle positiven Argumente für das Barfußgehen wiegelte sie ab, obwohl ich mit meinem Barfußgehen doch im Vergleich zu vielen Menschen, die ihre Füße in ungesunde Schuhe stopfen, doch etwas für mich Gutes tue und damit obendrein niemandem schade. Es gibt ja kein Gesetz, wonach Menschen gezwungen wären, Schuhe zu tragen. Selbst das Autofahren ist barfuß legal, obwohl ich davon sowieso nicht betroffen bin, da ich keinen Führerschein besitze.
Ich möchte euch nun, um mein Menschenbild etwas ins Positive zu rücken, fragen:
- Würdet ihr es auch für unnormal und krank halten, wenn ihr einen ansonsten unauffällig gekleideten Typen draußen barfuß in der Stadt sehen würdet?
- Findet ihr, dass sich jemand lächerlich macht, wenn er barfuß draußen unterwegs ist, obwohl er selbst gar nicht darunter leidet?
- Wie kann ich den Einfluss meiner Mutter auf meine Psyche herunterschrauben, damit ich auch hinsichtlich meiner Therapie nicht wieder in ein Loch falle und meine Selbstsicherheit weiter stärken kann?
Bei den bisherigen Temperaturen über 10 Grad friere ich barfuß übrigens überhaupt nicht, im Gegenteil wärmt es mich sogar auf, da ich ja nicht starr herumstehe, sondern mich bewege. Ich fühle mich dadurch abgehärteter und sehe das Barfußgehen als eine Art gesunden Alltagssport, der nichts kostet und mich wach hält für die Reize um mich herum.
Außerdem bin ich im bayerischen Ingolstadt schon mal 4 Tage am Stück barfuß unterwegs gewesen, in Geschäften (Drogerien, Supermärkte, Buchhandlungen ... ) und habe noch kein negatives Feedback erhalten.
Auch in meiner Stadt war ich schon barfuß in der Stadt (sogar im Bus) und erhielt sogar von einigen sporttreibenden Männern positive Resonanz. In einem Forum von erfahrenen Barfußgehern tauschte ich mich auch schon aus und weiß also, warum ich das tue und was ich beachten sollte. Zudem bestärkte mich das Buch "Auf freiem Fuß" von Sabrina Fox, die auch im Alltag barfuß unterwegs ist.
Hier ein schönes und sehr lesenswertes Plädoyer von ihr für das Barfußgehen:
http://sabrinafox.com/warum-ich-barfuss-gehe/
Ich hoffe, ihr könnt auf meine Fragen kurz eingehen und mir helfen, den negativen Einfluss meiner Mutter irgendwie zu kompensieren.
Mit besten Grüßen,
Elis
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