Mich beschäftigen seit ein bis zwei Tagen wieder sehr massiv Fragen rund um den „richtigen“ Umgang mit meiner Depression-Angststörung und den „richtigen“, vor allem nachhaltigen Weg dort hinaus.
Ursache ist der Spagat zwischen dem Alltag mit all seinen gesellschaftlichen Ausprägungen und Verpflichtungen, dem Versuch, meine Ehe wiederherzustellen, meinem Sohn ein guter Vater zu sein und unter’m Strich zu genesen.
In diesem Zusammenhang habe ich die letzten zwei Tage auch wieder etwas mehr über buddhistische Lehren gelesen, unter anderem ein grundsätzlich sehr gutes Buch begonnen mit dem Titel „Buddhas Anleitung für eine glückliche Partnerschaft“, und irgendwie kommen da nun auch reihenweise Fragen auf.
So heißt es darin auf den ersten Seiten auch wieder, man müsse Bewußtheit darüber erlangen, wer man in Wahrheit wirklich sei, authentisch werden, in der eigenen Mitte anlangen. Sich vom Streben, Urteilen und egoistischen Denken lösen, Liebe und Mitgefühl lernen und mit den Veränderungen vor allem bei sich selbst beginnen, statt sie von anderen bzw. vom Partner zu erwarten usw.
Grundsätzlich alles nichts ganz neues für mich.
Aber wie bekommt man das in den Alltag integriert? Wie löse ich mich vom Streben und Urteilen, wenn der Rest der Welt drumherum genau so funktioniert und es damit implizit – oder sogar auch explizit - auch von mir erwartet?
Wo genau ist die Grenze zwischen Selbstfindung – wer bin ich wirklich? – einerseits, und der Liebe und dem Mitgefühl zu anderen andererseits? Also kurz: Authentizität <> Liebe und Mitgefühl. Klar schließt das eine das andere nicht aus. Aber die alltägliche Umsetzung und Bewußtheit fällt mir nicht gerade leicht.
Nicht zuletzt heißt es vom Buddhismus selbst, man solle alles hinterfragen, nichts, was man liest, hört oder sieht, einfach so akzeptieren und glauben, sondern in sich hineinhorchen und die Antwort in sich selbst finden. Was mir grundsätzlich gut gefällt, weil es irgendwie deutlich freier klingt als bspw. viele Glaubenssätze im christlichen Glauben. Umgekehrt heißt das aber dann doch wieder, daß man ja selbst urteilen soll, vielleicht weniger bewußt denkend, aber eben intuitiv in sich hineinfühlend. Es gibt dann keine von Außen kommenden Gesetzmäßigkeiten, Verhaltensregeln und Wahrheiten mehr – was ja grundsätzlich auch nicht ganz falsch ist.
Aber gleichzeitig fühle ich mich damit irgendwie auch ein wenig allein gelassen… vor allem auch, weil eben viel von der Umwelt anders tickt.
Daher habe ich mich gestern Nachmittag auch mal ein bißchen in den Diamantweg einer vor allem in Europa und Deutschland verbreiteten buddhistischen Richtung eingelesen. Unter anderem in der Nachbarstadt gäbe es ein Meditationszentrum, und ich bin am Überlegen, mir das einmal anzusehen und mitzumachen.
Wenn man allerdings im Netz mal ein bißchen in die Tiefe geht, stellt man schnell fest, daß auch da wohl ne Menge Institutionalisierung und Politik mit im Spiel ist… und allein schon das Meditieren über den 16. Karmapa in dieser buddhistischen Glaubensrichtung erscheint mir irgendwie etwas widersprüchlich zur zentralen buddhistischen Lehre, wonach man ja eigentlich über sich selbst und das Leben meditieren sollte…?
Wo also geht es lang…?
Wie geht ihr mit all diesen Empfehlungen und Ratschlägen genau um?
Würde mich da einfach gern mal austauschen, um etwas mehr Klarheit in das alles zu bekommen.
Danke euch
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