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Gefühlschaos

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  • Gefühlschaos

    Guten morgen Herr Dr. Riecke und auch Gleichgesinnte. Ich versuche nicht weit aus zu holen. Ich habe seit ca 2 Jahren Angst und Panikattacken und seit mein Vater krank geworden ist, Angst vor Krankheiten. Ich war auch in psychologischer Behandlung, was mir auch sehr half. Ich Tausch mich auch mit Gleichgesinnten aus, da ich zu hause eher Unverständnis habe. Die können damit nicht umgehen. Seit ca.einem Jahr hab ich das gut im Griff und kann, wenn mal eine Pa kommt gut damit umgehen. Im Juli diesen Jahres hatte ich in einer Woche zwei Nierenkoliken mit Steinabgang. Das hat mich psychisch doch sehr mitgenommen. Seither ist ein Auf und Ab. Einige gute Tage und dann mal ein Schlechten. Seit ein paar Tagen fühl ich mich aber mies. Habe Angst krank zu sein, wieder was an den Nieren zu haben,hav da seit über ner Woche so Druck und sb und an Ziehen da unten. Ich denke ständig drüber nach. Mir ist seit Tagen öfter übel, wenn ich abgelenkt bin ist aber nichts. Druck im Bauch, das Gefühl schwerer zu atmen, Hitzewellen und so. Ist das alles psychisch oder bin ich krank. Hab angst etwas schlimmes zu haben. Wie kann ich das wieder in Griff bekommen? Mfg Sarah


  • Re: Gefühlschaos

    Hallo Ebsisarah,

    aufgrund Deiner psychischen Historie spielt Deine Psyche da garantiert mindestens als Katalysator mit rein.
    Ich denke ständig drüber nach. Mir ist seit Tagen öfter übel, wenn ich abgelenkt bin ist aber nichts.
    Gerade das, was Du schreibst, ist für eine psychische Ursache bzw. Verstärkung symptomatisch und geht sehr sehr vielen so, mir auch. Es gibt sogar mittlerweile entsprechende Studien, wonach im Prinzip fast alle Symptome und Krankheiten durch unsere Psyche zum Guten wie zum Schlechten hin beeinflußt oder sogar verursacht werden können. Das kann im Extrem so weit gehen, daß man sich sprichwörtlich wirklich Krankheiten einreden kann. Oder umgekehrt aus ärztlicher Sicht unheilbare Krebskranke plötzlich gesund werden und frei von Metastasen sind, wofür es (noch) keine wissenschaftliche Erklärung gibt.

    Soll heißen:
    Versuche in der Tat, Dich abzulenken, Dich sinnvoll zu beschäftigen, Dir Dinge vorzunehmen, zu arbeiten, Deinen Hobbies nachzugehen - kurz: Zu leben. Das bringt Dich auf andere Gedanken und hindert Dich eben daran, zu sehr auf Dich und Deine vielfältigen Körperempfindungen zu hören. Dabei geht es allerdings auch nicht darum, das alles einfach zu ignorieren! Sondern ihm schlicht gerade soviel Aufmerksamkeit zu schenken, daß Du es wahrnimmst - "ok, da ziept was" -, ihm aber keine übermäßige Bedeutung zu schenken - "ist aber nicht schlimm, geht auch wieder weg".

    Als zusätzliche Versicherung ist es sicher hilfreich, wenn Du etwaige besorgniserregende Symptome durch einen (Fach)arzt abklären läßt. Laß Dich ggfs. auch nicht abwimmeln und zum Spezialisten überweisen.
    Eine entsprechend positiv verlaufende Untersuchung bzw. ein negativer Befund gibt Deinen rationalen Argumenten Bestätigung und hilft Dir, Dein Gefühlschaos zu zähmen und zu relativieren.

    Ich spreche bei all dem aus Erfahrung und kann Dir auch sagen, daß das alles (leider) ein Weg ist und nicht mit einem Fingerschnippen über Nacht geschieht. Ich habe selbst solche Ratschläge vor mittlerweile anderthalb-zwei Jahren hier im Forum erhalten, und auch wenn ich die Worte in dem Moment, wo ich sie gelesen habe, sehr wohl verstanden habe, auch das, was damit gemeint war, hat es echt ne ganze Weile gedauert, bis das tiefere Verständnis für die Wahrheit darin sich durchgesetzt hat. Und noch heute lerne ich; es vergeht fast kein Tag, wo ich mich nicht ein wenig zur Räson rufen muß, weil sich meine Gefühle und mein Denken an irgendeiner Stelle zu verselbständigen versuchen.

    Aber ich habe mittlerweile das Vertrauen gewonnen, daß es hinzukriegen ist!

    Ich muß fairerweise aber auch dazusagen, daß ich seit Juli 2014 täglich SSRI einnehme - 40mg Fluoxetin. Mag sein, daß es das etwas einfacher macht (wobei es aber sicher auch kein Allheil-Zaubermittel ist!). Aber auch das halte ich mittlerweile nicht mehr für schlimm, denn wenn es mir hilft, ein schönes und "normales" Leben zu führen, ist es absolut in Ordnung


    Kurz:
    Du hast aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Schlimmes. Bestimmt nicht. Laß es Dir von einem Arzt bestätigen und versuche Dir, keine Sorgen zu machen. Es wird alles in Ordnung sein

    Drücke Dir die Daumen, Du kriegst das hin!

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    • Re: Gefühlschaos

      Guten Morgen Alex 77, Vielen lieben Dank für deine Antwort. Danke für deine Ehrlichen, offenen, verständnisvollen Worte. Du hast mit all dem recht was du schreibst. Deine Nachricht hat mich sehr nachdenklich gemacht. Di hast recht das ist alles ein langer Weg. Ich sag ja, es lief alles recht gut und hatte es gut im Griff, zur Zeit ist irgendwie der Wurm drin. Also ich war gestern beim Hausarzt. Er hat sich auch fein Zeit genommen für mich. Ich gab ihm alles berichtet was ich auf dem Herzen hatte. So due Übelkeit kam vom Antibiotika was ich seit Montag genommen hab und meine Psyche hat das ganze noch etwas verstärkt. Antibiotika Einnahme beendet und tropfen bekommen fürn Bauch. Bei Bedarf nehmen. So das andere sind Probleme mit meinem Kreuz und der Leiste. Hängt beides zusammen. Im Kreuz Blockaden und verspannt und Leistengegend überlastet und entzündet. Sagte er. Soll leiste kühlen und Rücken wärmen. Hab ne spritze ins Kreuz bekommen. Und soll nächste Woche nochmal kommen. Na mal gucken. Und der Rest an Symptomen macht meine Psyche. Er meint war halt alles bissel viel für mich mit den Koliken und so. Das ich jetzt wieder so sensibel bin wenn was ist. Was ist Fluoxetin genau? Klar wenns hilft ein normales Leben zu führen, ist das dich gut. Das muss auch jeder für sich selbst entscheiden. Glg Sarah

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      • Re: Gefühlschaos

        Das hört sich doch im Großen und Ganzen begründet, erträglich und gut an
        Alles im grünen Bereich, würde ich als Außenstehender mal sagen. Klar, daß man das als Betroffener immer etwas anders bewertet.

        Was ist Fluoxetin genau? Klar wenns hilft ein normales Leben zu führen, ist das dich gut. Das muss auch jeder für sich selbst entscheiden. Glg Sarah
        Ein Antidepressivum aus der Familie der sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Wird gegen Depression (Major Depression) eingesetzt, um die solchen psychischen Störungen zugrundeliegenden Transmitterstörungen im Gehirn zu regulieren. Hier eben schwerpunktmäßig das Serotonin. Wirkt aber auch ansatzweise gegen Ängste, u.a. wohl auch insb. gegen Ängste, wenn sie im Zuge von Depression auftreten.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Fluoxetin

        Von den möglichen Nebenwirkungen aber nicht ins Bockshorn jagen lassen! Jedes Medikament hat potentielle Nebenwirkungen, s. Dein Antibiotikum
        Dazumal sie bei den meisten SSRI nicht gravierend und nur temporär sind.

        Gegen speziell Angst- und Panikstörungen kann es aber geeigneter Medikamente geben.

        Solltest Du da irgendwann das Gefühl haben, derartiges zu benötigen, sprich mit Deinem Hausarzt, Deinem Psychotherapeuten, und mach einen Termin beim Psychiater aus (Achtung Wartezeiten...!).

        Das aber nur als ganz allgemeiner, grundsätzlicher Hinweis.


        Solange, wie Du ohne Medikament gut zurecht kommst, solltest Du auf jeden Fall darauf verzichten!
        Auch, wenn ich es mittlerweile akzeptiert habe, arbeite ich sehr wohl darauf hin, das Fluoxetin mittelfristig absetzen zu können.


        Wünsche Dir einen schönen Tag, lg zurück,
        Alex

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        • Re: Gefühlschaos

          Ja im großen und ganzen hat mich der Arzttermin sehr beruhigt und es ist hinzukriegen. Gott sei dank! Soll nächste Woche nochmal kommen. Mal schauen wies da ist. Wird schon werden. Heute geht es mir besserk(Psyche) und Übelkeit. Hab gestern de Leistengegend gut gekühlt. Auf Arbeit werd ich heut einfach langsam machen. Ah ok Antidepressiva kenne ich hatte ich damals bekommen als es mir echt mies ging. Nur ging es mir damit noch schlechter, nach drei Tagen hab ichs sein lassen und hab mir gesagt das geht auch ohne das Medikament. Hab nach was anderen gefragt und hab promethazin 25mg bekommen was mir gut half und für extreme Notfälle, wenns mal gar nicht auszuhalten war diazepam. Das beides hat mir gut geholfen wieder ein angenehmes Leben zu haben und mit den pa's und Ängsten klar zu kommen. Mit meiner Psychologin haben wir nach einigen Gesprächen darauf hin erarbeitet das ich die Tabletten gar nicht mehr brauche. Heute nehme ich mal baldrian und im wirklich extrem Notfall mal eine tavor. Die ich aber fast gar nicht brauche. Es reicht mir schon zu wissen das sie da sind. Das beruhigt mein Kopf schon. Also im Grunde hakt mal ne baldrian. Ich arbeite weiter täglich an mir und nehme mir deine Worte zu Herzen. Das wird schon. Glg und dir auch einen schönen Tag. Sarah

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          • Re: Gefühlschaos

            "Es reicht mir schon zu wissen das sie da sind."

            Das ist die beste Einstellung gegenüber Medikamenten, die man in Ihrer Situation haben kann - eine Art Talismann-Funktion.

            Alles Gute weiterhin und Alex Dank für seine sehr schönen, nützlichen Beiträge!

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            • Re: Gefühlschaos

              Ah ok Antidepressiva kenne ich hatte ich damals bekommen als es mir echt mies ging. Nur ging es mir damit noch schlechter, nach drei Tagen hab ichs sein lassen und hab mir gesagt das geht auch ohne das Medikament.
              So blöd es ist und so mies man sich damit in der Zeit fühlt - das ist (zum Glück) "normal".
              Als ich in meiner ersten akuten Phase Citalopram bekommen habe, habe ich mich auch 2-3 Tage gefühlt wie durch die Mangel gedreht. Stand teilweise echt neben mir, hatte das Gefühl, zuviel Kaffee getrunken zu haben, usw. Aber nach ner halben Woche etwa wurde es wieder besser, und nach ner Woche/10 Tage herum war der Spuk vorüber.
              Die Fluoxetin, die ich seit letztem Sommer nehme, sind etwas verträglicher im Angang gewesen; aber auch gut möglich, daß mein Körper durch die Citalopram schon etwas gewöhnt gewesen war.

              Wie dem auch immer sei:
              Gut und genau so, wie es sein soll, solange es ohne geht.
              Aber keine Angst haben, wenn es irgendwann doch erforderlich sein sollte: Das sind die Anpassungsreaktionen in der Startphase, die verklingen nach ein paar Tagen.


              In jedem Fall schön, daß es Dir besser bzw. gut geht

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              • Re: Gefühlschaos

                "Das sind die Anpassungsreaktionen in der Startphase, die verklingen nach ein paar Tagen."

                Damit haben völlig Recht und es fällt mir in diesem Zusammenhang eine Begebenheit ein, die ich nie vergessen werde:

                Vor vielen, vielen Jahren musste ich mal eine hochpsychotische Patientin mit Rechtstitel (sogenannte Zwangseinweisung) in eine geschlossene Abteilung einweisen. Sie wohnte in einem idyllischen Dorf, war schon mehrmals stationär, aber jeweils gegen ihren Willen mit Amtshilfe (Polizei) eingewiesen worden.
                Diesmal wollte der Ehemann die unangenehmen Modalitäten vermeiden, holte sich vom Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi) einen Tag vorher stark sedierende Mittel in Tropfenform, um sie in die Kaffeetasse seiner Frau vor dem Kaffeetrinken zu tun.

                Ich war zu diesem Kaffee eingeladen (machte Vertretung beim SpDi) und nahm gespannt an der Kaffeetafel Platz.
                Das Paar benutzte stets persönliche, hübsche Keramiktassen, nach dem Plan des Mannes konnte also keine Verwechslung passieren.

                Doch die Frau hatte das Manöver durchschaut, begann eine kleine Ansprache etwa der Art: "Wenn ihr mich schon hier weghaben wollt, mache ich diesmal kein Theater wie sonst, aber der Doktor, der ja offenbar "mit gemischt" hat, trinkt meine Tropfen und ich lasse mir von ihm die gleiche Dosis geben. Dann steige ich freiwillig in den Krankenwagen (den sie hinter den Bäumen längst entdeckt hatte)."

                Ich mochte auch nie den offiziellen Dienstweg (Amtshilfe, Gewaltanwendung), sah aber die Einweisung als hilfreich an (die Patientin war dann auch nach drei Wochen völlig o.k. wieder zu Hause) und so schuckten wir zeitgleich die Tropfen. Die Pat. stieg fast triumphierend in den Krankenwagen und ich schon etwas wacklig ins Auto und ließ mich sofort nach Hause fahren.

                Die nächsten Stunden soll ich "komisch" geredet und viel geschlafen haben - so das familiäre Umfeld - , aber richtig "klar" war ich erst am Abend.

                Dies also als Beispiel für die Sofortwirkung, die aber auch von Mittel zu Mittel verschieden ist, aber mit der eigentlichen Langzeitwirkung oft nichts zu tun hat.

                Fazit: durchhalten!

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                • Re: Gefühlschaos

                  Ich mochte auch nie den offiziellen Dienstweg (Amtshilfe, Gewaltanwendung), sah aber die Einweisung als hilfreich an (die Patientin war dann auch nach drei Wochen völlig o.k. wieder zu Hause) und so schuckten wir zeitgleich die Tropfen. Die Pat. stieg fast triumphierend in den Krankenwagen und ich schon etwas wacklig ins Auto und ließ mich sofort nach Hause fahren.
                  Den Beitrag habe ich ja völlig überlesen.
                  Klasse!

                  Ich denke so manch Brutalität könnte vermieden werden, wenn jemand bei Einweisungen dabei ist, der sich auch mal von der üblichen distanzierten Korrektheit befreien kann und die Einweisung zu einen Triumph macht;-).

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