ich würde mich gerne mal von euch beraten lassen, was ich in meiner Situation tun soll.
Ich bin in vielen Bereichen des Lebens mit mir unzufrieden. An sich läuft es gar nicht so schlecht, ich bin knapp 28, verheiratet und promoviere mittlerweile an einer Technischen Hochschule. Sowohl beruflich als privat läuft es auf dem ersten Blick gar nicht schlecht. Nichtsdestotrotz bin ich immer wieder von Depressionen und Minderwertigkeitskomplexen geplagt. Es sind immer wieder Episoden, die teilweise schlimmer werden und länger andauern als früher.
Mit meiner privaten Situation bin ich soweit zufrieden, allerdings kann ich mit meiner Frau nicht über alle meine Probleme reden. Sie weiß zwar Bescheid und ist auch ein guter Zuhörer, aber bei all meinen Schwierigkeiten im Beruf etc. kann sie mir nicht wirklich weiterhelfen. Ich möchte sie auch nicht auf Dauer damit belasten, da wir schon einiges durchgemacht haben.
Grundsätzlich bin ich mit meiner beruflichen Situation unzufrieden und mache mich ständig selbst schlecht. Nehme häufig alles sehr persönlich, bin dann gekränkt, rede mit den Kollegen kaum und auch sonst versuche ich mich überalle nicht blicken zu lassen und bin eher zurückgezogen und introvertiert. Eigentlich genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich sein möchte.
In diesem Jahr steht auch eine große Entscheidung an, ich werde meine Promotion abschließen und ich weiß einfach nicht wie es danach weiter gehen soll. Ich habe meine Doktorarbeit in einem Fachgebiet geschrieben, wo ich eigentlich niemals hin wollte, dennoch war die Gier nach einem Titel so groß, dass ich das auf mich genommen habe. Die Bezahlung ist mit einer vollen Stelle zwar erträglich, aber meine Kommiltionen von früher verdienen mittlerweile schon deutlich mehr als ich. In meiner Arbeit habe ich auch eine hohe Verantwortung und fühle mich etwas unterbezahlt. Mein Chef möchte mich gerne weiter beschäftigen an der Uni. Es wäre eine bequeme Möglichkeit, das Umfeld und die Leute sind mir bekannt und mittlerweile habe ich mir auch einen ganz guten Ruf aufgebaut. Dennoch spiele ich immer wieder mit dem Gedanken in die Industrie zu wechseln, weil einfach das Gehalt besser ist und die Förderungsmöglichkeiten sind in Konzernen ebenfalls besser, jedenfalls was Zertifizierungen etc. anbelangt.
Ich kann schon seitdem ich denken kann nur schwer Entscheidungen treffen und bilde mir ständig ein, dass auf der anderen Seite das Gras grüner sei. Ich will immer das haben, was ich gerade nicht mache. Hinzu kommt, dass ich Probleme habe auf Menschen zu zugehen und sie teilweise erstmal für Feinde halte. Erst nach und nach lasse ich zu, dass man sich besser versteht. Manchmal geht das aber auch schief und man geht sich danach lieber wieder aus dem Weg... Dieses Phänomen begleitet mich schon seit der Schule. Am Anfang läuft es super, aber nach und nach wird es immer schlechter. Ich werde schnell als ********* o. Ä. abgestempelt. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mich auch nach und nach so verhalte. Wenn mir einer einmal blöd kam, kann ich sehr schnell sehr nachtragend werden und würde ihn am liebsten in der Hölle schmoren lassen, d.h. ich gehe ihn erstmal vollkommen aus dem Weg, versuche ihn zu ignorieren usw. Ein infantiles Verhalten, wie meine Frau immer sagt...
Einerseits will ich aus diesem Grund auch wieder einen Tapentenwechsel in der Arbeit haben und mich neu orientieren, andererseits habe ich gleichzeitig Angst vor Neuem und möchte eigentlich nicht wieder wochen- und monatelang Arsch kriechen! Ich hoffe, ihr wisst wie ich das meine!
Auch in der Arbeit denke ich mir, dass es in den anderen Projekten meiner Kollegen wunderbar voran geht und ich stagniere. Mein Chef sieht das komischerweise ganz anders. Ich habe auch letztens das erste Kapitel der Dr.-Arbeit abgegeben und war kurz davor es schon zu löschen, weil ich es so schlecht fand. Und jetzt ratet mal wie es der Chef fand: Er fand es sehr gut und hatte nur Kleinigkeiten, die man ändern könnte. Er war sehr zufrieden und ich soll so weiterschreiben.
Durch meinen Perfektionismus verkaufe ich mich stets schlechter als ich eigentlich bin. Wenn ich mal ein Lob erhalte, denke ich mir dass es eher Zufall war oder der Gegenüber meine Arbeit überhaupt nicht verstanden hat, denn hätte er es verstanden, dann hätte er gesehen, dass es nur halb so gut ist usw. Ich setze mir vielleicht auch zu hohe Ziele, aber ich andererseits scheint es so als würde ich eine ganz gute Arbeit abliefern.
Meine Probleme mögen für andere vielleicht wie eine Lapalie klingen, aber mich beschäftigt das schon ziemlich lange! Ich bilde mir ein, dass ich mir einfach sehr häufig selbst im Weg stehe und weiß nicht, ob es einen Ausweg gibt. Ich würde gerne weiter beruflich voran kommen, aber denke dass ich mit so infantilen Verhaltensweisen irgendwann an Grenzen stoßen werde. Versteht mich nicht falsch, bei Präsentationen oder Vorträgen habe ich keine Schwierigkeiten in den 15-30 min. das Kind zu schaukeln. Es gelingt mir und es macht mir Spaß, aber ich bin kein Typ der sich gerne über andere stellt oder seine Arbeit über den grünen Klee loben würde. Ich vermarkte mich manchmal einfach schlecht, aber andererseits urteile ich auch sehr schnell über andere und halte sie meist auch für schlechter als mich... Irgendwie ist das ne ganz komische Persönlichkeitsstörung würde ich sagen!
Ich weiß einfach nicht weiter! Die Doktorarbeit schreibt sich nicht von alleine, dazu kommt noch eine 40 h Woche in der Arbeit, manchmal sogar 45 h. Da hab ich abends keine Motivation mehr weiter an meiner Doktorarbeit zu arbeiten. Auch in den Weihnachtsferien hatte ich keinerlei Motivation weiter daran zu arbeiten. Ich brauchte einfach mal ein paar Tage für mich, um mich zu erholen!
Ich bin ehrlich gesagt auch skeptisch, dass man solche Verhaltensweisen etc. heilen kann. Wie seht ihr das? Würde eine Therapie tatsächlich etwas bringen und würde die von der Krankenkasse übernommen werden?
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