das, was ich als meine Angst definiere, mutet ganz bestimmt erstmal etwas eigenartig an. Selbst bei intensiver Recherche habe ich bislang nichts dazu gefunden - lediglich auf dieses Forum bin ich gestoßen...
Zeit meines Lebens - ich bin inzwischen 42 Jahre - habe ich ein wahnsinnig beklemmendes Angstgefühl immer dann, wenn sich etwas in meiner Umgebung unkontrolliert bewegt. Als unkontrollierbare Bewegung bezeichne ich Dinge, wie Lampen oder sonstige Sachen, die sich von der Raumdecke herabhängend beim kleinsten Luftzug anfangen sich zu bewegen oder sich zu drehen. Dies hört sich jetzt wahrscheinlich für den Außenstehenden erstmal sehr albern an aber für mich hat es eine unglaublich große Bedeutung und eine wahnsinnige Tragweite. Sofort, wenn ich solch eine für mich unangenehme Bewegung feststelle, verkrampft sich mein gesamter Körper, Schweiß bricht aus. Da ich weiß, dass so ein Problem im Raum ist, steigt mein Unwohlsein enorm. Ich würde am liebsten weglaufen! Weg aus dem Umfeld... das "Problem" aus dem Kopf kriegen. Leider ist das nur in den seltensten Fällen möglich - und worüber ich mir auch bewusst bin, nicht der richtige Weg. Die Erinnerungen an dieses Phänomen reichen bei mir bis in die früheste Kindheit. Die Lampe, die an der Decke hing oder die hängende Deko im Fenster... Über die Jahre hat mich das begleitet, nie schwächer, nur mit stetig zunehmender Intensität. Inzwischen nimmt es deutlich ausgeprägtere Formen an. Sich im Luftzug bewegende und leicht schwingende Raumpflanzen, die sich bewegende Schaukel auf dem Kinderspielplatz gegenüber oder die Straßenlaterne, die sich im Wind bewegt. Selbst bei Wasser, das man in einen Topf laufen lässt, stellt man dann eine Drehbewegung fest, die sofort "Gefahrenpotential" für mich darstellt. Selten kann ich das ignorieren. Inzwischen entwickelt sich das Bewusstsein dahingehend, dass selbst Dinge, die ich nicht sehe zu einem Großen Problem werden. Da ist der Tank im Auto, von dem ich weiß, das in ihm während der Fahrt das Benzin schwappt und sich dreht und womöglich durch die Bewegung das Auto noch im Abgestellten Zustand leicht schwankt. Das Gleiche gilt für die Toilettenspülung. Das Nachlaufende Wasser in den Spülkasten was noch eine ganze Zeit benötigt, um sich ganz langsam wieder zu beruhigen, ist für mich manchmal – wenn ich es mir ungewollt bewusst mache – die Hölle!
Ich vermeide nicht das Autofahren aber ich fahre immer darauf bedacht, sehr ruhig zu fahren. Bei längeren Strecken sehe ich zu, dass der Tank bei Ankunft möglichst leer ist. Große Zimmerpflanzen – auch wenn ich sie noch so schön finde, stehen nur in der äußersten Ecke, zumeist an der Wand angebunden. Mein kleiner Sohn muss auf sein Mobile verzichten – es tut mir so unendlich leid aber es geht einfach nicht anders! usw. usw., usw…
Ganz bestimmt sorge ich bei dem einen oder Anderen für Spaß mit meiner Darstellung, dass ist auch der Grund für mich, warum ich noch mit niemanden auf der Welt darüber gesprochen habe. Selbst meine eigenen Eltern haben dies damals wie heute nicht ernst genommen. Ich vermeide, bei denen einzelne Räume zu betreten und ich bitte ständig darum, in meiner Anwesenheit nicht so viel „Wind“ zu machen. Unverständnis und schmunzeln ist meine reiche Ernte.
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