Vielleicht ein paar Worte zu meiner Vorgeschichte. Ich bin 33 Jahre alt und seit 17 Jahren Bulimie krank. Da meine Depressionen sehr gravierend wurden (zunehmende Selbstmordgedanken), habe ich es endlich im Februar diesen Jahres geschafft eine Psychotherapie zu beginnen. Diese Therapie empfinde ich als sehr erschöpfend und anstrengend. Auch wenn ich für mich gute Therapieerfolge verzeichnen kann, fühle ich mich jedoch immer erschöpfter und kraftloser. Meine Arbeit bekomme ich nicht mal an nährend so gut hin wie ich früher gearbeitet habe. Höchstens nur noch Mittelmaß. Da ich den Anspruch an mich habe immer alles perfekt leisten zu müssen, setzt mich diese Feststellung zusätzlich unter Druck. Teils schaffe ich es nicht morgens aufzustehen. Wenn ich es denn endlich geschafft habe, komme ich dadurch häufiger zu spät, was mir bereits ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten eingebracht hat.
Vor 3 Wochen hatte ich es, aufgrund eines Todesfall in meiner Familie, was mich zusätzlich total aus der Bahn geworfen hatte, zum ersten Mal gewagt zu meiner Hausärztin zu gehen (sie kennt meine Diagnosen Bulimie und schwere Depression) und zu sagen, dass ich mich nicht gut fühle und zwar nicht körperlich sondern psychisch, dadurch, dass mein Onkel im Sterben liegt. Meine Hausärztin meinte ich solle mich ins Wartezimmer setzen, dann bestellte sie erst einmal ein Haus für ihre Enkelkinder und nebenbei fragte sie (ich saß nach wie vor noch im Wartezimmer), ob ich denn nur wegen einer Krankschreibung da bin. Ich konnte nur sagen, dass wäre nett, da mir klare Gedanken (z. B. dass es Freitag war) nicht wirklich möglich waren. Sie fragte dann eine Frage, mit der ich gar nichts anfangen konnte: wie lange will ich denn ? Ich war dadurch so verwirrt, dass ich nur sagte, mein Onkel liegt im Sterben. Darauf meckerte sie mich an, dass sie mich wegen sowas ja nun nicht wochenlang krankschreiben kann. Dies war auch nicht meine Absicht gewesen. Sie schrieb mich dann bis einschließlich Mittwoch krank. Mich warf diese Reaktion der Ärztin dermaßen aus der Bahn, dass ich mich selbstverletzte (ich zerkratzte mir den ganzen Arm), zwei Tage nichts aß und mir vornahm nie wieder wegen irgendetwas zum Arzt zu gehen und die ausgestellte Krankschreibung auch nicht in Anspruch zu nehmen (in meinem Kopf sagte es immer Du hast diese ja gar nicht verdient, sei nicht so schwach). Ich hatte zufällig an diesem Tag auch einen Termin bei meinem Therapeuten. Von dieser Sitzung weiß ich nicht mehr viel. Er stellte fest, dass ich ziemlich um Fassung ringe. Er versuchte mir klar zu machen, dass es einerseits sinnvoll wäre die Krankschreibung für 3 Tage zu nutzen (was auch sinnvoll war, da ich zusätzlich noch leichte Panikanfälle bekam) und dass es keinen Sinn macht, wenn ich jetzt nie wieder einen Arzt auf suche. Da der Gedanke allein nur wegen einer Überweisung zu meiner Hausärztin zu gehen, Panik auslöste, habe ich mir einen neuen Hausarzt gesucht. Bei ihm war ich dann an dem Mittwoch und habe ihn bezüglich Diagnose und Grund des Arztwechsels auch offen informiert. Er fragte, ob es mir denn besser gehe. Ich sagte, dass ich nur wegen des Arztwechsels hier bin und in keinem Fall eine Verlängerung der Krankschreibung haben möchte.
Nun ist es so, dass ich mich noch nicht traue, solche Fragen meinem Therapeuten zu stellen, da ich noch massive Probleme habe, Schwäche zu zeigen. Ich merke nur wie es jeden Tag schwieriger wird. Auch bin ich mir nicht sicher, ob es für meine Therapie sinnvoll ist, da ich damit ja mich letztlich auch wieder sozial zurückziehe.
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