Ich habe 2000 meinen heutigen Mann kennengelernt. Ich habe in der derselben Firma gearbeitet wie er. 2006 verließ ich das Unternehmen. Wir waren in der Zwischenzeit Kollegen/Freunde auf der Sie-Basis geworden. Ich verließ sodann die gemeinsame Firma, um mit meinem damaligen Chef und einigen anderen in ein anderes Unternehmen zu wechseln. Nachdem dieser Wechsel vollzogen war, lud ich meinen heutigen Mann jeden Samstag zum Mittagessen ein. Dies auch schon deshalb, um ihm verständlich zu machen, dass unsere Freundschaft durch meinen Wechsel auf keinen Fall endet. Mit der Zeit wurden wir dann ein Paar.
Knapp vier Jahre später nach meinem Wechsel in eine andere Gesellschaft, Anfang 2010, verließ mein damaliger Chef das "neue" Unternehmen wieder und für mich gab es ab sofort keine weitere Verwendung im neuen Haus. Mir wurde gekündigt und ich stand nach 10 Jahren fester Anstellung bei ein- und demselben Chef auf der Straße, obwohl mir bei meinem Wechsel versichert worden war, dass es sich um einen sicheren Wechsel bis zu meiner Rente handeln würde. Das hatte ich seinerzeit blind geglaubt. Nach und nach ließ ich dann auch das Gefühl zu, dass man mir übel mitgespielt hatte. Dennoch begann ich sofort mit dem Bewerbungsmarathon und ging auch kurz nach der Kündigung davon aus, dass ich mit Leichtigkeit wieder eine Anstellung finden würde.400 Bewerbungen und trotz meines sehr persönlichen Engagements hatte fand ich keine passende Weiterbeschäftigung.
012 haben mein früherer Kollege und ich dann geheiratet. Er sagte mir damals, dass es für ihn auch wichtig sei, dass ich nicht Sozialhilfeempfängerin würde und dass er mir eine derartige Situation ersparen wolle. Mein Mann ist ein starker Typ. Er hat seit fast 13 Jahren eine Erkrankung, die aufgrund richtiger Medikation seitdem nicht mehr auffällig geworden ist und, obwohl in den letzten Jahren zusätzlich einige neue gesundheitlichen Dinge über ihn hereinbrachen, steht er immer wieder auf. So kämpfen wir also seit Jahren gemeinsam für ein einigermaßen angenehmes Leben. Unsere Liebe hält auch ständig alles zusammen und lässt uns niemals zweifeln.
Dennoch ist es heute, jetzt so, dass ich vergessen habe, mich um mich selbst zu kümmern. Wir sind so eng zusammen und sind sehr zusammengerückt. Gestern Abend hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, weil ich im Nebenzimmer einen Bericht anschauen wollte. Mein Mann ist sehr großzügig und offen. Er liest mir alles von den Augen ab. Aber ich habe ein Problem. Ich habe ständig Angst, die ich mir als Ursprung aus der schlimmen Zeit meines Stellenverlustes 2010 erkläre. Dazu kommen die vielen Arztbesuche, Uni-Besuche mit meinem Mann. Ich habe so sehr Angst, ihn zu verlieren und befürchte, dass ich das auf ihn übertrage. Obwohl er das immer wieder verneint. Er denkt vielmehr, er müsse mich beruhigen, aufbauen und mir die Angst nehmen. Ich bin seit dem Ereignis um meine damalige unfreiwillige Kündigung bei einem Therapeuten. Leider besprechen wir fast ausschließlich die Verwaltungsseite (Rentenantrag etc.).
Ich weine seit einiger Zeit viel, wenn ich alleine bin. Im Grunde habe ich "nur" meinen Mann, um mein Herz zu erleichtern. Er muss sich alles von mir anhören. Das aber will ich nicht. Er arbeitet noch und soll sich neben seiner eigenen Gesundheitsprobleme nicht auch noch meinen Kummer anhören. Ich habe Angst, eine Teilzeitbeschäftigung anzunehmen, weil ich glaube, es könnte ihm etwas passieren. Wie gesagt, es wird mir alles zu viel. Der Haushalt, alles drumherum. Ich fühle mich eingesperrt in unserer Wohnung von 7:00 bis 18:00 Uhr. Dann kommt mein Mann nach Hause. Kurz vorher habe ich dann schnell alles vorbereitet. Ich bin gelernte Fremdsprachenkorrespondentin und fühle mich nicht wohl, ständig "nur" unsere Wohnung zu machen etc. etc. etc. Mein ganzes Leben läuft nervös und gehetzt ab. Ich kann mich nicht entspannen. Ich will kommunizieren mit Menschen, die etwas zu erzählen haben und die mir auch einmal zuhören. Ich bin vom Wesen her immer derjenige, der für andere da ist und das möchte ich auch weiterhin. Trotzdem bin ich jetzt an einem Punkt, wo meine Kraft verlangt wird und nichts mehr da zu sein scheint. Der Tank ist komplett leer !
Nein, ich fühle mich jetzt nicht besser, nachdem ich das alles geschrieben habe. Ich bin sehr verzweifelt und extrem blockiert !
Danke ....
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