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Voll unter Druck durch Mutter

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  • Voll unter Druck durch Mutter

    Hallo Hr. Dr. - hallo ihr

    habe heute Forum entdeckt und mich entschieden mal zu schreiben. Bin 45 Jahre und derzeit mal wieder voll unter Druck durch meine Mutter. Ihre Erwartungshaltungen kann und will ich nicht erfüllen. Ausgehend aus den Erfahrungen meiner Kindheit, die derzeit wieder sehr present sind, sträubt sich alles in mir. Aber so einfach ist das nicht, weil ich diese Verletzungen, gepaart mit Wut einfach nicht aus meinem Kopf bringe. Mir ist schon bewußt, dass sie sich nicht ändert und ich was tun muß. Aber wie?

    Waren am Wochenende bei Eltern- Stimmung war eh angespannt - mein Bruder will sich mit Situation bei meinen Eltern - mein Vater hat Demenz - ist aber noch recht fit und zusammen mit meiner Mutter unternehmen sie viel - Meine Mutter war noch nie in ihrem Leben wirklich zufrieden. Jetzt ist sie es überhaupt nicht mehr, da mein Vater ja krank ist. Sie will den Satz, den ich tröstlich finde: "Sei froh über das, was Vater noch kann - es wird nicht mehr besser" nicht hören. Stattdessen möchte sie in den Arm genommen werden und Mitleid bekommen. Das geht gar nicht! Ich kann es nicht und Mitleid hilft ihr nicht. Ich erkenne an, was sie tut, aber mehr nicht.
    Wann war sie mit Verständnis, Gerechtigkeit etc. für mich da? Für meinen Bruder hatte und hat sie nur Einsicht und Verständnis - von mir erwartet sie alles.
    In diesen Situationen brechen für mich alle Verletzungen meiner Kindheit wieder auf. Am schlimmsten sind dann meine "körperlichen" Reaktionen, wie innere Unruhe, schneller, harter Pulsschlag, gesamtes körperliches Unwohlsein, manchmal auch Schmierblutungen und ich komme aus meinem "Kopfkino" nicht mehr raus. Meine Familie ist fürsorglich und einfühlsam, sind aber auch irgendwie überfordert.
    Früher habe ich meine Eltern heftig mit meinen Gefühlen über meine Kindheit konfrontiert - Reaktionen: "es war aber alles nicht so" und "ich hatte wohl eine so schlechte Kindheit" und "mein Bruder wäre nie bevorzugt worden". Auch dass ich geschlagen wurde, stimmt nicht.
    Heute aber habe ich Bedenken diese Thematik mit meinen Eltern zu diskutieren - weil das würde aufgrund meiner Wut richtig heftig werden - da mein Vater, aufgrund der Demenzerkrankung total heftig auf Auseinandersetzungen reagiert und er nicht damit zurecht kommt und bei meiner Mutter die Angst da ist, sie würde es umhauen, und was wird dann mit meinem Vater. Weil seine Betreuung kann ich aus persönlichen und wohnlichen Gründen nicht übernehmen.
    Wie schaffe ich es, dass ich nicht immer in diese alten Verhaltensmuster zurück falle, diese Wut nicht so heftig wird, ich diese Gedanken aus meinem Kopf bringe, es nicht so weh tut und mit der Situation so umgehen kann, dass ich und meine Familie nicht leide?
    Habe mich schon mit Bachblüten und Schüsslersalzen gestärkt - hilft aber nicht immer.
    Weis ja voran es liegt - weis nur nicht den Weg heraus.
    Bin für alle Tips dankbar.
    Viele Grüße Annalena


  • Re: Voll unter Druck durch Mutter


    Hi Annalena,

    das Problem kenne ich. Wenn man versucht das mit den Eltern zu besprechen kollidiert auch oft noch das verletzte Kind in einem mit dem erwachsenen Menschen, wenn die Eltern es dann noch als Lüge oder verzerrte Erinnerungen abtun, ist es ganz übel. Ich schätze aber mal das es in den meisten Fällen so ist und sich eigentlich die Eltern hinter ihrer Verdrängung und Unantastbarkeit verstecken, sie wollten ja immer nur das Beste und eigentlich war man an dem was schief lief auch zum großen Teil Mitschuld und was sie doch alles für einen getan haben, wie undankbar........

    Ich halte es für nicht notwendig sich bis zum erbrechen verbal mit den Eltern über dieses Thema auseinanderzusetzen, es gibt Menschen denen es als Befreiung dienen mag, es gibt aber auch Menschen die es nicht verkraften und bei der Reaktion deiner Eltern hat es ohnehin keinen Sinn, es wäre ein kontraproduktives Unterfangen.

    Du solltest dich lieber mit dir selber auseinandersetzen. Was macht dir so zu schaffen? Ist es einfach die Wut auf deine Eltern, oder auch das Gefühl der Mitschuld, Scham? Die Angst die noch in dir sitzt, oder einfach der Wunsch dass das Fehlverhalten zugegeben wird, die Ungerechtigkeit?
    Hast du schon mal an eine Therapie gedacht? Dort kannst du deine Gefühle entschlüsseln, die genaue Ursache dafür erkennen und lernen sie wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
    Ich stehe auf dem Standpunkt das du gar keine Reaktion von deinen Eltern brauchst (oder hast du Gedächtnislücken die du füllen möchtest), wenn du die Zusammenhänge deiner Gefühle und der damaligen Vorfälle kennst bzw. in einer Therapie herausfindest, dann kannst du sie auch verarbeiten, egal wie deine Eltern sich verhalten.

    Du bist nun erwachsen und solltest nur den Umgang mit deinen Eltern pflegen der dir gut tut, du kannst den Kontakt abbrechen, oder einfach auf das Nötigste beschränken. Wenn du meinst das trotz allem unbedingt mit ihnen klären zu müssen dann musst du auch die Konsequenzen in kauf nehmen, ich würde es nicht tun eben weil es dich wahrscheinlich nicht weiter bringt.

    Manchmal habe ich auch noch so Anfälle bei denen ich meine man müsste mal drüber sprechen, das Ergebnis ist immer das gleiche, Frust. Ich versuche das damalige Fehlverhalten als Ursache einer Krankheit zu sehen, eine Geisteskrankheit in der die Täter sich tatsächlich eher als Opfer sehen, als den Geschädigten. Mit Irren kann man nicht vernünftig kommunizieren, ich denke diese Krankheit ist nach all den Jahren auch immer noch da, derjenige hat nur nicht mehr die Möglichkeit sie auszuleben aber er fühlt sich immer noch im Recht. Ich schätze mal es ist bei deiner Mutter ähnlich, sie wird ihre Fehler immer verleugnen und sieht sich selber wahrscheinlich in einem recht positiven Licht, außerdem müsste sie ja etwas abscheuliches zugeben was ihr Selbstbild das sie aufgebaut hat zerstören würde.
    Mit solchen Leuten kann man nicht reden, versuch das lieber über einen Fachmann zu verarbeiten, alles andere bringt nur noch mehr Probleme, vor allem für deine Psyche.

    Kommentar


    • Re: Voll unter Druck durch Mutter


      "Weis ja voran es liegt - weis nur nicht den Weg heraus."

      Es klappt nur, wenn Sie die alttestamentarische Denkweise "Auge um Auge, Zahn um Zahn" verlassen.
      Übertragen: "Die Eltern haben mir Unrecht getan, ich muss es nun lebenslang mit Wut, Vorwurf und Ablehnung heimzahlen."

      Ein brauchbarer Ansatz wäre z.B. Vergebung.
      "Was sie mir vor 30 oder 40 Jahren angetan haben ist vorbei. Sie haben sich verändert, die Mutter ist in einer bedauernswerten Lage, die eher schlechter wird."
      Sie hätten jetzt das Recht, sich zurück zu ziehen, tun das aber nicht (das ist jetzt schon Schritt zwei!), sondern kümmern sich in Ihren Möglichkeiten mit Distanz und fröhlichem Gleichmut um die Eltern. Und bekommen dann - statt der jetzigen vegetativen Beschwerden - allmählich sogar das Gefühl, dass Sie ein großartiger Mensch sind.

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      • Re: Voll unter Druck durch Mutter


        Hi Tired,
        danke für deine Meinung. Ich glaube am meisten macht mir die Ungerechtigkeit zu schaffen und die Wut auf meine Mutter, jetzt von mir was einzufordern, was sie nie in ihrem Leben gegeben hat.

        Ich weis auch, eine Klärung wird es nicht geben und ich werde sie auch nicht anstreben, weil, wie du ja auch geschrieben hast, es nichts bringt.

        Es kam ja noch die Antwort vom Doc - hast betsimmt gelesen - Die hat mich auch auf einen anderen Gedankenweg gebracht und ich werde versuchen diesen Weg einzuschlagen, sonst mach ich mich kaputt. Dies war auch ein Ergebnis meiner Internetrecherche. Zusätzlich bin ich auf eine Buch gestoßen: "Emotionale Erpressung" - Wenn andere mit Gefühlen drohen. Hab ich mir mal bestellt und bin gespannt. Wenn es dich ineteressiert, werde ich mal berichten.

        Also nochmal Danke - war froh, dass du Problem kanntest und die Beschreibung meiner Mutter in Bezug auf ihr Selbstbild ist voll treffend.
        Viele Grüße Annalena

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        • Re: Voll unter Druck durch Mutter


          Hallo Hr. Dr.

          danke für Ihre Worte. Werde versuchen, diesen Weg zu gehen.

          Grüße Annalena

          Kommentar


          • Re: Voll unter Druck durch Mutter


            >>>Wenn es dich ineteressiert, werde ich mal berichten.<<<

            Das wäre nett.;-)

            Kannst ja auch mal erzählen wie sich das weiterentwickelt, das würde mich interessieren.

            Liebe Grüße

            Kommentar


            • Re: Voll unter Druck durch Mutter


              Hallo Hr. Dr.,

              habe mir seit gestern viele Gedanken gemacht und ich werde versuchen, wie Sie es geschrieben haben, mich in diese Richtung zu begeben. Nun sind für mich noch folgende Fragen aufgetauch, da sie ja auch von Distanz geschrieben habent:

              1. Ich möchte meiner Mutter derzeit keine körperliche Nähe geben, die sie einfordert - wie entziehe ich mich dem
              2. Ich möchte keine körperliche Pflege, sollte es erforderlich sein, an meinen Eltern ausüben - habe es zwar immer schon gesagt, aber was mache ich, wenn es doch erwartet wird
              3. Wie komme ich zurecht, dass nur von mir gefordert wird und nicht von meinem Bruder, weil man da nur Rücksicht auf ihn nimmt.
              Freue mich auf Ihre Antworten, da ich sie für meinen Weg brauche.Danke.

              Viele Grüße Annalena

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              • Re: Voll unter Druck durch Mutter


                "auch von Distanz geschrieben habent.."

                Distanz allein genügt nicht, es muss eine freundliche Distanz sein. Dazu passt auch ein Ausweichen gegenüber körperlichem Nähebedürfnis.

                Für körperlich Pflege gibt es Profis. Sie sind dazu nicht verpflichtet, wenn Sie nicht zum Haushalt gehören und entfernt wohnen.

                Die Ungleichheit in der Zuständigkeit von Töchtern und Söhnen für die Versorgung der Eltern ist ein sozio-kulturelles Problem, das trotz Gleichberechtigung und gesellschaftlichem Fortschritt leider noch sehr im Denken verankert ist.
                Das können Sie allein nicht ändern, aber Ihren Eltern nicht zum Vorwurf machen.

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                • Re: Voll unter Druck durch Mutter


                  Hallo Annalena,

                  wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese,dann könnte dieser fast von mir sein.Ich hatte zwar gute Kindheit,aber die Situation bei meinen Eltern ist genauso.
                  Mein Vater hat Demenz,meine Mutter kann sich nicht damit abfinden.
                  Dazu kommt noch ein Herzinfarkt meiner Mutter,so das sie gesundheitlich schon recht eingeschränkt ist.
                  Ich versuche alles,so gut es geht zu regeln,zu bewältigen,was den Haushalt der beiden usw. betrifft.
                  Ich habe das Glück nur einige hundert Meter von meinen Eltern entfernt zu wohnen,so das ich praktisch rund um die Uhr vor Ort bin/sein kann.
                  Auch für mich war/ist es sehr schwer mit der Demenz umzugehen und denke öfter,das ich es vielleicht jetzt auch noch nicht akzeptiert habe,denn manchmal reagiere ich gereizt,obwohl ich es gar nicht will.....hätte es aber besser wissen bzw. unterlassen sollen,weil mein Vater ja gar nichts dafür kann,er weiß/kann es eben nicht besser.
                  Was ich damit sagen will,wenn du es innerlich nicht schaffst/bereit bist/ vereinbaren kannst,deine Eltern zu pflegen,dann mache es auch nicht und lass dich nicht unter Druck setzen,nur weil man als Tochter verpflichtet ist.Du tust dir/deiner Familie keinen Gefallen damit und auch deinen Eltern nicht........
                  Ich mache es gerne,merke jedoch manchmal schon,das mich diese Situation so langsam physisch und psychisch (Kopfkino) überfordert.
                  Aber mit jedem neuen Tag tanke ich wieder neue Kraft/neuen Mut.

                  Ich wünsche dir in jeder Hinsicht alles erdenklich Gute!

                  Viele Grüße
                  Tine

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